Katha » #1 Neustart

„Biep, Biep, Biep, Biep“
„Maaama, mach das nervende Geräusch aus, ich will schlafen!“, rief ich schläfrig.
Keiner antwortete und das Geräusch blieb an.
Entnervt rappelte ich mich auf und merkte jetzt, dass das Geräusch von meinem Wecker kam.
„Scheiße, ich habe ja heute den Besichtigungstermin für die Wohnung.“, erschrocken schaltete ich meinen Wecker aus und sprang dann aus dem Bett. Es war schon halb zehn und um viertel vor zehn hatte ich den Termin für die Besichtigung. Für mich, eine frisch gebackene Abiturientin eine schreckliche Uhrzeit, da ich normalerweise um die Zeit noch friedlich schlief, aber ich brauchte unbedingt eine Wohnung und diese war nicht zu teuer. Blöderweise war der einzige Termin, der noch frei war heute Morgen und so musste ich aufstehen.
Blöderweise lag die Wohnung auch noch im kleinen Dorf Apfelberg und in fünfzehn Minuten würde man da nur mit einem Auto hinkommen. Super, dass ich kein eigenes hatte und meine Eltern gerade mit unserem auf dem Weg nach München waren. Allerding konnte ich einen guten Freund von mir anrufen, was ich dann auch tat.

„Hi Bene, hast du kurz Zeit mich nach Apfelberg zu fahren??“
„Warum brauchst du denn mich, um da hinzukommen? Es gibt da so eine Erfindung, die nennt sich Bus?“
„Ja, aber ich muss in fünfzehn Minuten da sein, weil ich einen Besichtigungstermin für eine Wohnung habe. Könntest du mich nicht kurz fahren? Biiiiiiittttteeee?“
„Wenn du so fragst kann man ja gar nicht anders. Ich bin in fünf Minuten bei dir.“
„Danke, du bist der Beste. Bis gleich.“, grinsend legte ich auf.
Innerhalb von fünf Minuten hatte ich mich zu Recht gemacht, meine Klamotten angezogen und meine Sachen zusammengesucht. Ich wartete außerhalb des Hauses und Bene kam zum Glück pünktlich. Ich stieg ins Auto ein, nannte ihm die genaue Adresse und schon fuhren wir wieder los.
„Du meldest dich doch auch nur, wenn du mal was brauchst.“, sagte er vorwurfsvoll.
„Also so stimmt das ja nicht“, entgegnete ich. „ Erstens hättest du dich ja auch mal wieder melden können und zweitens waren wir erst vor einer Woche zusammen in der Stadt.“
„Ja schon, aber wir könnten ja auch mal öfter was machen oder meinst du nicht?“
„Wenn du Zeit hast, dann schon.“, stimmte ich ihm zu.

Wir redeten während der kurzen Fahrt über alles Mögliche und als er mich bei der richtigen Adresse raus ließ, fiel ich ihm zum Dank um den Hals, weil wir es noch rechtzeitig geschafft hatten. Wir verabschiedeten uns, denn ich würde mit dem Bus zurück nach Hause fahren. Vor dem Haus stand schon die Maklerin, die natürlich schon etwas früher da gewesen war. Das Wohnungsgebäude bestand aus 4 Wohnung, von denen im Moment nur eine besetzt war. Die Wohnungen waren alle gleich ausgestattet, mit zwei Zimmern, einem Bad, einem Balkon und einer Küche. Mir gefiel es super, weil es außerdem viele Fenster gab, wodurch die Wohnung gemütlich und hell war. Am Ende der Besichtigung unterschrieb ich gleich den Mietvertrag und in drei Tagen würde ich die Wohnungsschlüssel bekommen und konnte umziehen. Der Grund für den Umzug war, dass mein Vater einen Job in München bekommen hatte und nun mit meiner Mutter dorthin zog. Ich wollte allerdings bei meinen Freunden bleiben und hatte nun nach einer neuen Wohnung gesucht.

Wieder zu Hause nahm ich gleich das nächste Problem in Angriff. Einen geeigneten Reithof für mich finden, denn der Reithof, auf dem ich bisher geritten war machte leider zu. Ich ritt schon seit ich denken konnte und hatte auch schon einige Male mit Reitstunden gegeben, weshalb ich auf dem neuen Hof auch gleich noch eine Stelle als Reitlehrerin suchte. Das Ganze war gar nicht so einfach, aber nach einiger Recherche im Internet fand ich schließlich den passenden Hof. Er hieß Nightwing und ein kleines Stück abseits von Apfelberg, mit dem Fahrrad allerdings gut zu erreichen. Ich schrieb mir die Telefonnummer raus, denn ich wollte erst einmal alles telefonisch abklären, bevor ich extra zum Hof fuhr. Ich wählte und wartete ab.

„Hallo, Reithof Nightwing, Lilly Castle, was kann ich für sie tun?“
„Hallo, hier ist Katha Mayer. Ich suche nach einem neuen Reithof, weil mein alter Reithof leider geschlossen wurde. Im Internet bin ich auf ihren Hof gestoßen. Ich habe schon jahrelange Reiterfahrung und habe auch schon einige Reitstunden gegeben, weshalb ich mich auch für die Stelle als Reitlehrerin interessiere.“
„Das klingt ja alles schon ganz gut und wir freuen uns immer auf neue Leute. Ich leite den Hof zusammen mit Lucy. Wie wäre es, wenn du heute einmal vorbeikommen würdest und wir dann alles klären?“
„Das klingt super. Ich bin dann so gegen zwei am Hof, ist das in Ordnung?“
„Ja, super. Bis dann.“
„Bis später.“, ich legte auf.

Das hatte doch schon einmal ganz gut geklappt und ich freute mich schon Lilly persönlich kennenzulernen. Bald würde ich direkt in der Nähe des Hofes leben, aber heute musste ich noch mit dem Bus fahren. Ich zog mir meine Reitsachen an und musste dann auch schon los zum Bus. Ich war es gewohnt, in Reitklamotten Bus zu fahren, dass musste ich zu meinem alten Reithof auch immer und nach Apfelberg fuhren sowieso nicht viele Leute.
Kurz vor zwei stand ich am Eingang des Hofes und schaute mich mit großen Augen um. Der Hof war riesig, mit einer Rennbahn, einem Springplatz, einer Reithalle und einem Außenplatz. Auch die Ställe sahen groß aus und die Koppeln sowieso. Lilly wartete schon auf mich und begrüßte mich freundlich.

„Hallo, du musst Katha sein, freut mich dich zu treffen. Ich würde sagen wir gehen erst einmal in das Büro und klären alles.“
Ich nickte und wir gingen in das Büro. Es sah sehr ordentlich aus und der große Schreibtisch war sehr aufgeräumt. Wir setzten uns und Lilly fing an zu reden.
„Wie lange reitest du denn schon genau? Und was für Reitstunden hast du schon gegeben?“
„Ich habe mit sechs Jahren angefangen Reitstunden zu nehmen und mit 16 habe ich dann auf meinem vorherigen Hof angefangen einig Anfängerstunden in Dressur oder Springen zu geben.“
„Das klingt doch super. Am Telefon hast du ja gesagt, dass du auch gerne weiterhin reiten würdest. Bei uns ist das so, dass du dir erst einmal ein Probepferd aussuchst, um das du dich kümmerst und dann sehen wir, ob du bei uns auf den Hof passt. Ist das in Ordnung für dich?“
„Ja, klingt gut.“
„Gut, dann suchen wir doch gleich einmal ein passendes Pferd für dich aus. Ich habe hier einen Ordner mit Bildern und Beschreibungen von allen Pferden und du schaust einfach einmal, welches Pferd zu dir passen könnte.“

Ich nickte und blätterte in dem Ordner. Die Pferde waren alle wunderschön und gefielen mir super. Eine Stute stach mir jedoch besonders ins Auge. Dancing Queen, eine Oldenburger Stute. In ihrer Beschreibung stand, dass sie sehr bewegungsfreudig war und viel Abwechslung brauchte. Ich zeigte Lilly meine Auswahl und sie lächelte.
„Wollen wir sie gleich einmal anschauen gehen, damit wir sehen können, ob die Chemie zwischen euch beiden stimmt?“, fragte sie mich und ich stimmte begeistert zu.
Wir gingen auf die Koppel und schon von Weitem sah ich die braune Stute mit dem weißen Stern. Sie bemerkte uns und kam zu meiner Überraschung auf uns zu, wahrscheinlich wollte sie sich nur ein paar Leckerlis abholen. Sie blieb vor mir stehen und ich hielt ihr die Hand hin. Sie schnupperte daran und suchte dann in meinen Taschen nach Leckereien. Lachend schob ich ihren Kopf weg und streichelte ihr seidiges Fell. Ich merkte, dass wir gut miteinander auskommen würden und auch Lilly nickte mir lächenld zu.

„Super, ihr beiden scheint zueinander zu passen. Wenn du Zeit hast kannst du sie ja morgen einmal reiten und ich schaue zu, wie es mit euch beiden klappt.“
„Klingt gut. Heute habe ich leider keine Zeit mehr etwas mit ihr zu machen, weil ich meinen Eltern versprochen habe zu Hause zu sein, wenn sie wieder nach Hause kommen. Aber ich komme morgen gerne vorbei.“
„Gut, ich hätte so ab drei Uhr Zeit und kann dir dann ihre Ausrüstung und so weiter zeigen.“
„Okay.“
Ich streichelte Dancing Queen noch einmal zum Abschied und ging dann mit Lilly zurück zum Hof. Wir verabschiedeten uns und ich fuhr mit dem Bus wieder nach Hause.
Nur zehn Minuten später kamen auch meine Eltern wieder, die mir erzählten, wie toll ihr neues Haus in München sei und wie gut es ihnen dort gefiele. Ich erzählte ihnen auch von meinem Tag und sie freuten sich, dass alles mit der Wohnung und dem neuen Reithof geklappt hatte.