Ein wenig abgehetzt sah ich auf die Uhr während ich mein Auto parkte. Heute würde ich meine nächste Reitstunde geben und ich war schon seit fünf Minuten mit Mona verabredet. Als ich in den Stall kam sah ich, dass meine heutige Reitschülerin schon den Friesenwallach Casper geholt hatte und dabei war ihn zu putzen. „Hi Mona, tut mir Leid, dass ich zu spät bin… Wie ich sehe hast du Casper ja schon gefunden.“ „Hallo Katha, kein Problem. Ich bin gleich mit dem Putzen fertig, soll ich dann schon satteln?“ „Kannst du ruhig schon machen. Ich geh in der Zwischenzeit schon mal in die Halle und bau ein bisschen was auf. Wenn du fertig gesattelt hast dann komm einfach nach. Achja, und denkst du bitte an die Gamaschen und die Sprungglocken?“ „Klar mach ich, bis gleich.“ In der Reithalle baute ich zuerst auf dem zweiten Hufschlag einen Steilsprung auf, für den Anfang ziemlich niedrig, denn Casper musste ja erst warm werden. In die Mitte des Zirkels bei A legte ich zwei Stangen im Trababstand, in die Mitte des anderen Zirkels stellte ich ein Cavalletti. Für den Anfang reichte das erst einmal, denn ich wollte mit Mona und Casper einige Übungen machen, die ihnen im Parcours helfen würden. Einige Sachen würde ich während der Reitstunde auch noch umbauen. Ich war gerade fertig mit dem Aufbauen, als meine Reitschülerin auch schon mit dem Friesenwallach in die Halle kam. Die ersten fünfzehn Minuten ließ ich sie alleine Warmreiten, erst danach fing ich an einige kleine Anweisungen zu geben. „Wenn du jetzt Bahnfiguren mit ihm reitest, achte darauf, dass ihr wirklich die Linien einhaltet die du willst. Das ist auch beim Springen im Parcours wichtig. Wie hat es bisher mit der Linienführung im Parcours geklappt?“, fragte ich Mona „Naja, mal hat es gut geklappt und mal nicht so gut, manchmal kamen wir komplett anders an den Sprung als ich eigentlich wollte.“ „Okay, das können wir dann üben. Jetzt kannst du Casper aber erst einmal auf beiden Händen galoppieren und dann zum warm werden ein paar Mal über das Cavalletti und den Steilsprung springen.“ Während Mona jetzt mit dem Friesen über die Sprünge ritt, erkannte ich gleich, dass sie einen guten Sitz hatte und auch recht gut mit Casper klar kam. Jedoch konnte man erkennen, dass die beiden manchmal Probleme hatten den richtigen Absprungpunkt zu finden. Um an diesem Problem zu arbeiten funktionierte ich kurzerhand die Trabstangen um und legte eine davon etwa drei Meter vor den Steilsprung, sodass Casper erst über die Stange und dann über den Sprung „springen“ musste. Das half dem Wallach dabei den richtigen Absprungpunkt zu finden und tatsächlich funktionierte es jetzt besser. „Um das auszubauen kann man auch noch eine Stange im gleichen Abstand hinter den Sprung legen und die beiden Stangen dann auch noch zu Sprüngen umbauen, so lernt er Kombinationen zu springen und es hilft ihm den richtigen Absprungpunkt zu finden. Für heute würde ich das aber erst einmal so lassen und lieber mit euch an der Linienführung arbeiten.“, hierfür holte ich drei große Pylonen, die ich in einigem Abstand einmal rechts, geradeaus und links von dem Cavalletti im Zirkel stellte. „Bei dieser Übung geht es darum, dass ihr nach dem Sprung zu dem Hütchen reitet wo du hinwillst. Willst du nach rechts musst du über dem Sprung das Gewicht nach rechts verlagern und wenn du nach links willst eben nach links. Theoretisch könnte man das auch ohne die Hütchen machen, aber die helfen dabei zu sehen, ob ihr wirklich da ankommt wo du hinwillst. Später können die Hütchen dann durch Sprünge ersetzt werden.“ Mona nickte, galoppierte Casper wieder an und probierte die Übung. Beim ersten Versuch wollte sie eigentlich rechts am rechten Hütchen vorbei, Casper drückte aber in die andere Richtung und so ritten sie zwischen dem mittleren und dem rechten Hütchen hindurch. „Gar nicht so einfach wie es aussieht“, bemerkte Mona mit einem Lachen im Gesicht. „Er hat gerade komplett gegen deine linken Hilfen gedrückt, puff ihn mit dem linken Bein an wenn er das noch einmal probiert.“ Beim nächsten Versuch probierte Casper wieder nach links zu drücken, doch Mona tat was ich ihr gesagt hatte, puffte ihn kurz mit dem linken Schenkel an und schon konnte Casper auch nach rechts laufen. „Sehr gut“, lobte ich die beiden. „Gönn ihm eine kurze Schrittpause und probier es dann noch einmal.“ Nach der kurzen Schrittpause ritt Mona nun mit Casper das linke Hütchen an und diesmal lief Casper auch wirklich dorthin, wo sie hinwollte. Wieder lobte ich die beiden und als ich auf die Uhr sah, bemerkte ich, dass unsere Stunde schon wieder um war. Meine Reitschülerin ließ den Friesenwallach noch einige Minuten Schritt gehen, während ich die Stangen und Sprungständer wieder wegräumte. Dann stieg Mona ab, klopfte Casper noch einmal den Hals und wir brachten den hübschen Wallach wieder in seine Box. Nach dem Absatteln wurde er noch mit ein paar Karotten verwöhnt, bevor Mona wieder weitermusste und sich verabschiedete.
Der Aprilbericht mit einiger Verspätung :D Schicksal: 1. Freiwillige vor! 2. Fang den Osterhasen! -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Schläfrig rieb ich mir die Augen, streckte mich ausgiebig und wartete, bis ich meine Umgebung klar erkennen konnte. Zuerst stellte ich fest, dass der Raum in dem ich in einem – wie ich zugeben musste ziemlich bequemen – Bett lag eindeutig zu hell war um mein Schlafzimmer zu sein. In diesem Augenblick kam Kevin in das Zimmer und langsam kamen auch meine Erinnerungen wieder zurück – und mit ihnen ziemlich starke Kopfschmerzen, wie schon so oft in letzter Zeit. „Na auch schon wach, du kleine Schlafmütze?“, fragte der Barkeeper und lächelte mich an. „Wie du siehst…“, antwortete ich immer noch verschlafen und blinzelte ihn an. „In der Küche steht Frühstück, du musst nur aufstehen.“, sagte er lachend und redete schnell weiter als ich ihn unterbrechen wollte. „Und jetzt komm mir nicht damit, du hättest keinen Hunger. Wer trinken kann, kann auch aufstehen und essen also auf jetzt.“, mit diesen Worten kam er zum Bett und zog mich hoch. Vor mich hin grummelnd folgte ich ihm in die Küche und aß notgedrungen ein Stück Toastbrot. Der Kaffee hingegen schmeckte mir schon besser und ich hoffte, dass er vielleicht auch ein wenig gegen die Kopfschmerzen helfen würde. „Was macht der Kopf?“, fragte Kevin jetzt auch, der scheinbar doch mitbekommen hatte, dass der Abend gestern nicht ohne Folgen geblieben war. „Alles super, warum fragst du?“, versuchte ich es trotzdem zu überspielen, doch Kevin sah mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. An meiner Lügentaktik musste ich definitiv noch arbeiten! „Zumindest fast.“, ergänzte ich jetzt. „Ein bisschen Kopfschmerzen aber das geht schon.“ „Bei dem was ich gestern Abend mitbekommen habe dürft ein bisschen ziemlich untertrieben sein, willst du Aspirin?“ „Nein, passt schon. Kaffee ist auch gut.“ Kurz saßen wir schweigend da, dann fing Kevin wieder an zu reden. „Hast du schon was für heute Abend geplant?“ „Wahrscheinlich das gleiche wie für die letzten paar Abende, warum?“ „Weil es so nicht weitergehen kann. Verdammt Katha. Du weißt, dass ich dich liebe, aber so funktioniert das echt nicht. Du kannst nicht jeden Abend in der Bar rumhängen und dich betrinken. Und ich kann nicht dabei zusehen, wie du dein Leben wegwirfst. Das was passiert ist, ist schrecklich aber deswegen kannst du dich trotzdem nicht hängen lassen. Du weißt, dass sie das nicht gewollt hätten.“, er sah mich ernst an und als er sah wie sich einige Tränen in meinen Augen sammelten wurde der Blick ein wenig mitleidiger. Kurz brauchte ich, um meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen, um die Gedanken wieder nach ganz hinten zu verdrängen und um zu merken, wie sich die Wut in mir ausbreitete. Ich wollte Kevin nicht verletzen und trotzdem brachen die Worte aus mir heraus ohne, dass ich es verhindern konnte. „Meine Güte, es ist mein Leben! Um genau zu sein geht dich das nichts, aber auch gar nichts an. Du hast dein eigenes Leben, um das du dich kümmern kannst und wenn du mir nicht dabei zuschauen willst wie ich mein Leben lebe, dann schau wo anders hin.“ Okay, das hatte ich jetzt wirklich nicht gewollt. In seinem Gesicht konnte ich genau sehen, wie sehr in die Worte getroffen hatten und obwohl ich es mir so sehr wünschte konnte ich sie nicht zurücknehmen. „Danke für das Frühstück, aber ich gehe besser.“, sagte ich und das schlechte Gewissen schien mich förmlich von innen aufzufressen als ich meine Handtasche nahm und aus der Wohnung ging. Keine Ahnung warum, aber Kevin brachte mich in letzter Zeit öfters mal auf die Palme und dann konnte ich manches nicht mehr für mich behalten. Schon immer hatte ich schneller gesprochen als nachgedacht, aber seit dem Unfall meiner Eltern war es noch schlimmer geworden und ich verletzte so unabsichtlich die Menschen in meinem Umfeld, die mir ja eigentlich nur helfen wollten. Obwohl ich innerlich wusste, dass sie alle nur das Beste für mich wollten regte es mich trotzdem auf und ich knallte ihnen die unmöglichsten Dinge um die Ohren. Ja, man konnte sagen ich war absolut unleidlich und zu nichts zu gebrauchen. Kein Wunder, dass sich alle Freunde außer Kevin und Hanna ein wenig zurückgezogen hatten. Um genau zu sein kam es mir ein wenig so vor, als ob meine Freunde sich untereinander absprachen und immer mal wieder nach dem Motto: Freiwillige vor! versuchten sich mit mir abzugeben. Ich war im Moment sogar unberechenbarer als Dorado und das sollte etwas heißen. Bei dem Gedanken an mein Pferd wurde mir wieder warm ums Herz und eine Welle schlechtes Gewissen übermannte mich. Ich wollte wirklich nicht so zickig und anstrengend sein, aber irgendwie hatte ich das Gefühl die Kontrolle über alles verloren zu haben. Der einzige Ort, an dem alles in Ordnung war, war der Stall und so hatte ich in den letzten Tagen viel Zeit mit Queen und Dorado verbracht und somit an unserer Beziehung gearbeitet. Auch jetzt, wo wieder einmal sämtliche Gedanken in meinem Kopf verrücktspielten beruhigte mich schon alleine der Gedanke an die beiden. Ich schloss meine Wohnungstür auf, schmiss meine Tasche in eine Ecke und zog mich dann um. Der vertraute Pferdegeruch umgab mich und erst jetzt nahm ich den Sonnenschein draußen wahr. Das Wetter schien mich mal wieder zu einem Ausritt einzuladen, blieb nur noch die Frage auf welchem meiner beiden Pferde.
Nachdem ich mich fertig umgezogen und meine Haare zu einem Zopf geflochten hatte schwang ich mich auf mein Fahrrad und fuhr zum Hof. Auf dem Weg dorthin hörte ich Kinderlachen und Geschrei. Eine laute Stimme rief: „Los Kinder, fangt den Osterhasen.“ Verwirrt dachte ich nach. War etwa schon Ostern? Sonst hatte ich das jedes Jahr mit meinen Eltern zusammen gefeiert und wir hatten viel Spaß gehabt. Also eigentlich kein Wunder, dass ich es dieses Jahr gar nicht mitbekommen hatte. In meinem Kopf geisterte einfach zu viel anderes Zeug herum. Bei dem kurzen Aufblitzen einiger Erinnerungen an meine Eltern traten mir schon wieder Tränen in die Augen und ich wischte sie wütend weg. Wann würde dieses ständige Geheule denn endlich aufhören?! Am Hof angekommen schloss ich das Fahrrad ab, wischte mir noch einmal die letzte Träne aus dem Gesicht, straffte die Schultern und setzte dann ein Lächeln auf während ich über den Hof lief. Hier kannten mich immer noch alle als das nette, offene und immer gut gelaunte Mädchen (was ich normalerweise auch war) und das sollte sich auch nicht ändern. Es war ungewohnt ruhig, was mir ganz gelegen kam, denn so musste ich mich nicht die ganze Zeit verstellen. An der Hengstkoppel breitete sich dann jedoch von alleine ein Lächeln auf meinem Gesicht aus, als ich Dorado dort zufrieden grasen sah. Er hob zwar den Kopf als er mich sah, machte allerdings keine Anstalten auf mich zu zukommen. Seufzend ging ich auf ihn zu, halfterte ihn auf und gab ihm ein Stück Karotte. Brav folgte er mir zum Putzplatz und blieb ruhig stehen, während ich den Putzkasten holte. Mit großen kreisenden Bewegungen fing ich an zu putzen und sah, wie Staub aus dem fuchsfarbenen Fell aufstieg. Ich putzte fast eine halbe Stunde lang und danach glänzte Dorado richtig im Sonnenlicht. Entspannt ließ er die Unterlippe hängen und hatte die Augen fast geschlossen. Ich war mir sicher, würde ich ihn jetzt ein bisschen schubsen würde er umfallen. Glücklich lächelnd sah ich ihn an und wieder einmal hatte ich das stolze Gefühl im Bauch, dass ich es tatsächlich geschafft hatte mich ihm anzunähern, sodass er sich jetzt sogar von mir reiten ließ.
Kurz ließ ich ihn noch schlafen, während ich Gamaschen, Sattel und Trense holte, dann musste ich ihn leider aufwecken. „Na komm schon Dicker, lange genug gepennt. Du darfst jetzt ein bisschen ins Gelände.“, sprach ich lachend mit ihm und tatsächlich öffnete er die Augen und sah mich aufmerksam an. Behutsam legte ich die Gamaschen an und sattelte den Araberhengst, dann schob ich ihm vorsichtig das Gesicht ins Maul und verschloss die Riemen. Kurz streichelte ich seinen Kopf, zog ihm die Zügel über den Hals und ging dann in Richtung Wald los. Nach ein paar Minuten hielt ich Dorado an, gurtete noch einmal nach, ließ die Steigbügel nach unten und stieg dann auf. Prustend streckte mein Fuchshengst den Hals lang und ging in einem flotten Schritt den Waldweg entlang. Mittlerweile waren die Blätter der Laubbäume gewachsen und nur noch vereinzelt traten Sonnenstrahlen hindurch. Die Luft war angenehm warm und roch nach Sonne, Gras und noch einigen anderen Sachen – für mich der eindeutige Geruch von Frühling. Zum Glück hatte ich vorhin meine Bedenken nur ein Langarmshirt und keine Jacke anzuziehen über den Haufen geworfen, sonst wäre es mir jetzt eindeutig zu warm. Zufrieden sah ich auf Dorado hinunter. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er schon so viele Leute abgeschmissen hatte, denn er konnte wirklich ein Engel sein. Dennoch wusste ich natürlich auch, dass das nicht immer so war. Oft genug hatte ich ihn schon in der Halle herum hüpfen sehen, doch bis jetzt hatte er sich immer benommen wenn ich auf ihm saß.
Der Araberhengst riss mich aus meinen Gedanken, indem er schneller wurde. Ich sah auf und merkte, dass wir an einem breiten mit Moos bewachsenen Waldweg waren. Der Weg war perfekt für einen ersten Trab und so schnalzte ich mit der Zunge und gab ihm einen leichten Schenkeldruck. Sofort reagierte El Dorado und ging vom Schritt in einen flotten Trab über. Gleichmäßig lief er vorwärts und schnaubte zufrieden. „Ja Großer, super machst du das.“, redete ich mit ihm. Ich hatte mich immer noch nicht ganz an seinen schwungvollen Trab gewöhnt, aber es war immerhin schon besser als das erste Mal, als ich auf ihm getrabt war. Damals hatte ich mich auf seinem Rücken ziemlich verloren gefühlt, weil ich mit dem Trab überhaupt nicht zurechtgekommen war. Auch sonst war das erste Mal in der Halle reiten mit ihm nicht wirklich gut gewesen, ich kam mit seinen Gängen nicht klar und auch sonst klappte alles nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Doch mittlerweile hatten wir uns einigermaßen zusammengerauft und es lief schon besser. Wir kamen am Ende des Weges an und ich parierte Dorado wieder zum Schritt durch. Heute wollte ich einmal einen neuen Weg ausprobieren, also ritt ich nicht nach rechts, wo ich mich auskannte sondern nach links. Nach einigen Minuten kamen wir an eine wenig befahrene Straße und ich sah, dass auf der gegenüberliegenden Seite ein Feldweg weiterführte. Kurz sah ich mich um, ob ein Auto kam. Dann ritt ich mit Dorado über die Straße und den Feldweg entlang. Neugierig sah sich mein Hengst um und er spitzte aufmerksam die Ohren. Jetzt nahm ich die Zügel ein wenig kürzer, damit ich ihn im Notfall schneller wieder unter Kontrolle bringen könnte. Ein paar Meter weiter war ein weiteres Stück Wald und ich lenkte Dorado in diese Richtung. Kaum war ich in den Wald geritten zeigte sich, dass es richtig gewesen war die Zügel kürzer zu nehmen. Auf einmal bewegte sich etwas im Gebüsch und für Dorado bedeutete das oberste Alarmstufe. Völlig kopflos rannte der Fuchshengst los und ich hatte größte Mühe ihn wieder unter Kontrolle zu bringen. Erst kurz vor Ende des Waldes hatte ich ihn tatsächlich wieder zum Schritt durchpariert und dennoch war er immer noch sehr angespannt. „Ruuuhiiiiig, ist gut mein Großer.“, versuchte ich ihn zu beruhigen und wäre im nächsten Moment fast runtergefallen, weil er eine Vollbremsung machte. Verwirrt sah ich nach vorne und erkannte in einiger Entfernung einige Gebäude und einen Reitplatz. War hier in der Nähe etwa noch ein Reithof? Reithof Nightwing war es auf jeden Fall nicht, das hätte ich gleich erkannt. „Na, wollen wir uns das mal genauer anschauen?“, fragte ich Dorado, schnalzte mit der Zunge und trieb ihn weiter. Ganz geheuer schien ihm das Ganze immer noch nicht zu sein aber er ging im Schritt weiter.
Als wir uns dem Hof näherten erkannte ich einige Stallungen, eine Reithalle und einen Reitplatz. Auf der Koppel standen einige Pferde, die ich als Quater Horses identifizierte. Ein junger Mann etwa in meinem Alter führte gerade einen Schecken auf den Platz. Als er mich sah machte er den Führstrick ab und ließ das Pferd laufen, dann kam er auf mich zu. „Hallo, Besucher mit Pferd haben wir auf unserer Ranch auch eher selten.“, sagte er und schaute mich aus unglaublich blauen Augen freundlich an. „Hallo, tut mir Leid, dass ich hier so reinplatze aber ich habe die Ranch aus der Entfernung gesehen und war neugierig.“ „Kein Problem, wenn du willst führe ich dich gerne einmal herum. Übrigens sehr hübsches Pferd, dass du das hast. Bestimmt auch nicht ganz einfach oder?“, aufmerksam musterte er Dorado. „Klar, gerne. Dankeschön, ja das stimmt er kann ziemlich unmöglich sein. Nur vom Sehen wusste das aber auch noch keiner.“ „Wenn man von klein auf immer nur mit Pferden zu tun hat, hat man irgendwann ein Auge dafür.“, sagte er lächelnd. „Ich heiße übrigens Darren, wenn du willst kannst du deinen Hübschen in eine Box stellen, während ich dir die Ranch zeige.“ „Katha.“, stellte ich mich vor und ließ mich von Dorados Rücken rutschen. Dann folgte ich Darren, der in eines der Stallgebäude ging und dann auf die erste Box vorne rechts zeigte. Brav folgte mir mein Araberhengst hinein und ließ sich absatteln. Zum Schluss nahm ich ihm noch die Gamaschen ab und überprüfte, ob mit seinen Beinen alles in Ordnung war, immerhin war er vorhin im wilden Galopp abgedüst. Es war aber zum Glück alles in Ordnung und so klopfte ich ihm noch einmal den Hals, bevor er sich in der Box mit Paddock umsehen durfte. Darren gab mir ein paar Karotten, die ich in den Futtertrog legte und dann gingen wir wieder raus auf den Hof. „Also, das hier ist wie man unschwer erkennen kann eines unserer Stallgebäude, wir haben noch zwei andere die sind allerdings ein wenig kleiner. Die meisten Pferde stehen allerdings in Offenstallhaltung, deswegen haben wir auch nicht so viele Boxen.“, er sah mir dauerhaft in die Augen, was mich um ehrlich zu sein ziemlich nervös machte. Was musste der Kerl aber auch so blaue Augen haben? Die braunen Haare bildeten dazu einen netten Kontrast und auch der Rest von ihm sah nicht gerade schlecht aus. Wir gingen weiter zu der Reithalle. „Hier ist unsere Reithalle. Sie hat eine gute Größe, sodass hier auch mehrere Leute gleichzeitig reiten können und der Boden ist mit extra Sand, damit er auch für Reining geeignet ist. Du hast dir ja vermutlich schon gedacht, dass wir hier Western reiten oder?“ „Ja, einerseits weil die Pferde auf der Koppel nach Quater Horses oder ähnlichen aussahen und andererseits weil du den Hof dann auch Ranch genannt hast, ab da war ich mir dann sicher.“ „Hast du schon Erfahrungen mit der Westernreitweise?“, fragte er mich während wir zum Reitplatz weiterliefen. „Nein, bis jetzt noch nicht aber ich bin jetzt auch nicht der komplett besessene Englischreiter, bei dem es immer nur darum geht dass das Pferd ‚am Zügel geht‘, wobei es bei den Meisten doch nur darum geht den Kopf des Pferdes runterzuziehen.“ „Das stimmt, leider wissen das aber die Wenigsten. Wobei ja auch beim Westernreiten nicht immer nur mit langem Zügel gearbeitet wird. Dennoch werden viele Pferde entspannter wenn sie auf Western umgestellt werden, wir haben damit gute Erfahrungen gemacht. Wie heißt dein Pferd eigentlich?“, fragte Darren während wir zum Reitplatz gingen. „El Dorado.“ „Ist das DER El Dorado vom Zuchstall Nightwing?“, fragte er neugierig. „Ja, warum?“, verwirrt sah ich ihn an. „Naja, soweit ich weiß hat er bis jetzt schon einige Leute runtergebockt und du gehst einfach so mit ihm ausreiten, als ob er das liebste Pferd überhaupt wäre.“ „Eigentlich ist er ja auch ganz lieb. Und bevor ich mich das erste Mal auf ihn gesetzt habe, habe ich viel mit ihm vom Boden aus gearbeitet und so Vertrauen aufgebaut. Wer ist eigentlich das hier?“, fragte ich, als wir am Reitplatz ankamen und deutete auf den Braunschecken. „Der hübsche Kerl hier heißt Cowboy. Leider ist er nicht so brav wie er aussieht. Sein Besitzer hat ihn hierhergebracht, weil er einfach nicht mit ihm zurecht gekommen ist. Merkwürdig ist daran allerdings, dass die Frau von der er Cowboy gekauft hat immer geschwärmt hat was für ein tolles Pferd er doch ist. Joe, der Besitzer der Ranch hat auch schon versucht mit ihm zu arbeiten, aber das hat nicht wirklich gut funktioniert. Und da wir hier viele Berittpferde haben, kann er sich nicht so lange mit einem einzigen Pferd abgeben. So kam ich zu der Ehre mich um den Hübschen hier zu kümmern, aber bis jetzt bin ich auch noch nicht an ihn herangekommen.“ Neugierig musterte ich den Schecken und sah dann wieder Darren an. Ich setzte gerade dazu an etwas zu sagen, als wir von einer tiefen Stimme unterbrochen wurden. „Also eigentlich bist du ja zum Arbeiten hier und nicht zum Flirten, Darren.“, überrascht drehte ich mich um und sah in das freundliche Gesicht eines etwa 35-jährigen Mannes. Genau wie Darren hatte er sehr blaue Augen und dunkle Haare. „Hallo, ich bin Joe, Darrens Onkel.“, stellte er sich vor und hielt mir die Hand hin. „Katha. Ich war mit meinem Pferd ausreiten und habe aus der Entfernung die Ranch entdeckt, neugierig wie ich bin wollte ich sie mir genauer ansehen und habe Darren getroffen.“ „Nett dich kennenzulernen Katha. Wie ich sehe hast du unser Problempferd hier schon kennengelernt.“, er deutete auf Cowboy. „Ja, ich habe ihr schon Cowboys Geschichte erzählt“, meldete sich Darren wieder zu Wort. „Übrigens das Pferd mit dem sie hier ist ist El Dorado vom Zuchtstall Nightwing.“ Überrascht sah mich Joe an. „Du hast das Rodeopferd gezähmt?“ „Naja, also Rodeopferd ist übertrieben. Ich habe nur viel mit ihm vom Boden aus gearbeitet und so Vertrauen zu ihm aufgebaut. Ganz einfach, das kann jeder nachmachen.“, ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss.“ „Und hast du auch eine Idee, was mit Cowboy los ist?“, Joe sah mich freundlich an. „Ähm, Darren hat erzählt, dass er von einer Frau an den Vorbesitzer verkauft wurde, die scheinbar super mit ihm zurecht gekommen ist. Bei dem Mann klappte dann gar nichts mehr und euch lässt er ja auch nicht an sich heran. Vielleicht hat er einfach Angst vor Männern…“ „Klingt logisch.“, stimmte Darren mir zu und auch Joe nickte zustimmend. „Wenn du willst kannst du gerne einmal zu ihm reingehen und deine Überlegung überprüfen.“, Darrens Onkel zeigte auf das Tor des Reitplatzes. Kurz zögerte ich, dann öffnete ich das Tor und ging auf den Platz. Langsam ging ich einige Schritte auf Cowboy zu, dann blieb ich in der Mitte stehen und schnalzte mit der Zunge. Neugierig drehte der Schecke den Kopf und sah mich an. Ich senkte meinen Blick und kam noch ein wenig näher auf ihn zu. Wieder blieb ich stehen und kramte diesmal in meiner Tasche. Jetzt hatte ich Cowboys Aufmerksamkeit komplett gewonnen und auch er kam zögerlich einige Schritte auf mich zu. Ich streckte die Hand aus und hielt ihm ein Karottenstück hin. Vorsichtig nahm er es und kaute dann zufrieden. Jetzt ging ich weiter auf ihn zu, bis ich neben ihm stand und streichelte dann seinen Hals. Zufrieden sah mich der Braunschecke an und prustete mir dann ins Gesicht. Lachend streichelte ich seinen Kopf und ging dann einige Meter in Richtung Tor. Kurz zögerte er, dann folgte er mir und blieb neben mir am Zaun stehen. Darren grinste mich an und auch Joe schien beeindruckt zu sein. Cowboy beäugte die beiden Männer misstrauisch, blieb allerdings brav neben mir stehen und ließ sich kraulen. „Scheinbar hattest du tatsächlich Recht“, gab Joe zu und lächelte mich an. „Die nächste Besitzerin sollte wohl besser eine Frau sein. Übrigens, du suchst nicht zufällig noch einen Job oder?“ „Eigentlich arbeite ich auf Nightwing als Reitlehrerin.“ „Also hast du keine Zeit hier ein wenig auf der Ranch mit zu helfen?“ „Wenn ich so genau darüber nachdenke, doch. Mir macht die Arbeit mit Pferden Spaß, warum also nicht?“ „Super, wegen der Bezahlung werden wir uns sicher auch einig…“, fing Joe an, doch ich unterbrach ihn. „Als Bezahlung hätte ich gerne ein paar Westernreitstunden auf meinen Pferden.“, sagte ich und lächelte Darren und seinen Onkel an. „Wenn du dafür Zeit hast, Darren?“, fragend sah sein Onkel ihn an. „Ich wäre ja wohl blöd dazu Nein zu sagen.“, erwiderte dieser lachend. Damit stand es fest, die Ranch hatte eine neue Mitarbeiterin und ich konnte noch mehr Zeit bei den Pferden verbringen. Wir gingen noch kurz ins Büro, wo ich meine Handynummer und meine Adresse hinterlegte, damit sie mich erreichen konnten und verabschiedete mich dann von Joe. Darren begleitete mich wieder zu Dorado und half mir ihn kurz überzuputzen, bevor ich ihn wieder sattelte. „Wenn du keine Zeit oder Lust hast, dann musst du mir keine Reitstunden geben.“, sagte ich zu ihm, weil ich das Gefühl hatte ihn vorhin ein wenig überrumpelt zu haben. „Machst du Witze? Jeder Kerl freut sich Zeit mit einem hübschen Mädchen zu verbringen. Übrigens finde ich es super, dich jetzt öfter zu sehen.“ „Okay, ich will nur nicht, dass du dich dazu genötigt fühlst.“ „Keine Angst. Übrigens, darf ich dir noch eine Frage stellen?“, er sah mir direkt in die Augen und ich konnte nur nicken, weil ich auf einmal kein Wort mehr herausbrachte. „Hast du eigentlich einen Freund?“ „Also um genau zu sein…Ist das ein wenig schwierig zu beantworten. Ich weiß es nicht. Irgendwie ja, irgendwie nein.“, entschuldigend sah ich ihn an. „Übrigens muss ich jetzt auch wieder los, ich muss noch mein zweites Pferd bewegen, bis demnächst.“, mit diesen Worten führte ich Dorado aus der Box, gurtete noch einmal nach, schwang mich dann in den Sattel und ritt vom Hof.
Auf dem ganzen Rückweg sah ich Darrens blaue Augen vor mir und wie sie mich anstrahlten. Es sollte für Typen verboten sein solche Augen zu haben, die brachten doch wirklich jedes Mädchen durcheinander. Dorado holte mich in die Gegenwart zurück, indem er laut schnaubte und ich merkte, dass die Straßenüberquerung kurz bevor stand. Wieder kam kein Auto und mein Hengst lief brav darüber. Einige Meter weiter bogen wir wieder in den Wald ein und ich lenkte ihn auf einen breiten, mit Gras bewachsenen Weg der zum Galoppieren einlud. Dorado drehte die Ohren nach hinten und ich merkte, dass er nur auf mein Signal zum angaloppieren wartete. Kurz ließ ich ihn noch im Schritt weiterlaufen, dann gab ich die Zügel ein wenig nach und schnalzte mit der Zunge. Mehr musste ich nicht machen, damit der Hengst in seinen raumgreifenden Trab und schließlich Galopp überging. Der Wind wehte in mein Gesicht und unwillkürlich erschien ein breites Grinsen in meinem Gesicht. Auch Dorado schien seinen Spaß zu haben, denn er schlug übermutig mit dem Kopf und setzte schließlich zu einem kleinen Buckler an. Energisch nahm ich die Zügel auf und mit einem Schnauben hörte er sofort wieder damit auf und galoppierte brav weiter. Glücklich klopfte ich seinen Hals und parierte ihn am Ende des Weges wieder zum Schritt durch. Jetzt ließ ich ihn die Zügel aus der Hand kauen und er streckte zufrieden schnaubend den Hals lang. „Prima hast du das gemacht, mein Hübscher.“, lobte ich ihn. Nach ungefähr fünfzehn weiteren Minuten im Schritt erreichten wir den Hof, wo ich ihn anhielt noch einmal lobte und mich dann von Dorados Rücken rutschen ließ. Ich brachte ihn zum Putzplatz, sattelte ihn ab und brachte ihn dann wieder auf die Koppel. Hier machte ich sein Halfter ab, gab ihm ein Karottenstück und streichelte ihn noch ein wenig am Kopf. „Ja, ganz fein hast du das heute gemacht, Großer.“, murmelte ich lächelnd und Dorado stupste mich zufrieden mit seiner Nase an. Kurz blieb ich noch bei ihm stehen, dann ließ ich ihn zu den anderen Hengsten laufen und ging weiter zur Stutenkoppel, wo ich nach Dancing Queen Ausschau hielt. Die Oldenburgerstute stand nur ein paar Meter vom Zaun entfernt und als sie mich sah kam sie langsam auf mich zu gelaufen. „Hallo, meine Hübsche. Na, alles klar?“, redete ich mit ihr während ich ihr das Halfter überzog. Wie immer folgte meine Stute mir brav zum Putzplatz, wo ich mir auch für sie viel Zeit nahm. Nach zwanzig Minuten schimmerte ihr Fell sauber in der Sonne und ich überlegte was ich überhaupt mit ihr machen wollte. Schließlich entschied ich mich auf der Mittellinie auf dem Platz drei Cavalletti hinzustellen, sodass man Schlangenlinien darüber reiten konnte. Ich holte die Gamaschen und die Trense und weil ich nicht soo viel mit Queeny machen wollte ließ ich heute einmal den Sattel weg. Schnell hatte ich ihr die Gamaschen und die Trense angelegt und führte sie zum Platz. Mit Hilfe eines Cavallettiblocks schwang ich mich auf Queeny, die ja zum Glück nicht so riesig war. Die ersten fünfzehn Minuten wärmte ich sie wie immer im Schritt am langen Zügel auf, wobei ich sie auch hier schon ein erstes Mal über die niedrigen Cavalletti gehen ließ. Brav hob sie die Hufe und ich klopfte ihren Hals. Nach einigen Handwechseln und Runden auf den Zirkeln straffte ich die Schultern, nahm die Zügel ein wenig auf und trieb meine Stute dann mit Stimme und Schenkel in den Trab. Sofort reagierte Dancing Queen und ich freute mich mal wieder über ihren bequemen Trab, der sich super einfach aussitzen ließ. Auch im Trab ließ ich die Stute ein paar Mal über die Cavalletti gehen und ritt mehrere Handwechsel, sowie Bögen mit ihr. Ich ließ sie im Trab ein wenig zulegen und merkte, wie sie nun besser mit der Hinterhand untertrat. Nach einer kurzen Schrittpause trabte ich sie wieder an und galoppierte dann aus der Ecke heraus an. Wieder reagierte die Stute sehr fein und auch ihre gleichmäßigen Galoppsprünge ließen sich ohne Sattel gut sitzen. Nach einer Runde wendete ich sie ab und fing an eine Schlangenlinie mit drei Bögen zu reiten. Sie machte einen großen Galoppsprung über das erste Cavalletti und wechselte dabei den Galopp, weil ich das Gewicht verlagert hatte. So kamen wir im Handgalopp an das nächste Cavalletti und auch über dieses wechselte sie wieder. Zufrieden klopfte ich Queenys Hals, ließ ihr die Zügel lang und parierte sie dann mit einem lauten „Scheeeritt“ zum Schritt durch. Nach zehn weiteren Minuten im Schritt am langen Zügel hielt ich meine Stute an und stieg ab. „Ja, du bist eine feine Maus.“, lächelnd streichelte ich ihren Kopf und Dancing Queen schnaubte zufrieden. Ich öffnete das Tor des Reitplatzes und ging mit ihr zurück zum Putzplatz, wo ich ihr die Trense und die Gamaschen abnahm. Danach brachte ich sie zurück auf die Koppel, blieb auch noch kurz bei ihr zum knuddeln und merkte wieder einmal, wie sehr mich meine beiden Pferde doch beruhigen und glücklich machen konnten. Nur bei Dorado und Queeny spürte ich mich wieder im Reinen mit mir selbst und musste nicht an meine Eltern denken. So dankbar wie meinen Pferden war ich noch nie irgendeinem Lebewesen gewesen und ich war froh, dass ich mittlerweile mit beiden gut zurecht kam. Zurück am Hof kehrte ich den Putzplatz und fuhr dann mit dem Fahrrad zurück zu meiner Wohnung.
Hier angekommen duschte ich mich und machte mich dann fertig um wie fast jeden Abend in die Disko zu gehen. Gerade wollte ich die Wohnung verlassen, als ich eine SMS bekam. Hi Katha, hast du heute Abend schon was vor? Ich würde meine neue Kollegin gerne näher kennenlernen ;) LG Darren
„Na da kann es ja jemand kaum erwarten mich wiederzusehen.“, dachte ich lächelnd und tippte schnell meine Antwort.
Hi Darren, Ich bin heute Abend in der Disko, vielleicht sieht man sich ja dort? ;) LG Katha
Ohne auf eine Antwort zu warten ging ich zur Disko, wo mich wie immer mein erster Weg direkt zur Bar führte. Kevin seufzte als er mich sah, brachte mir dann aber doch meinen Drink und unterhielt sich ein wenig mit mir bevor wir unterbrochen wurden. Darren setzte sich auf den freien Barhocker neben mir und bestellte sich auch etwas zu trinken. Ich konnte Kevins eifersüchtigen Blick sehen, als wir anfingen uns zu unterhalten, aber um ehrlich zu sein hatte ich jetzt keine Lust auf eine Szene. „Auf eine gute Nacht“, sagte Darren und hielt sein Glas hoch. Lächelnd stieß ich an.
Diesmal sogar fast pünktlich - mein Märzbericht :D
Schicksal: 1. I may not be perfect, but at least I´m not fake. 2. Keine Panik schieben! – In dieser Situation ist Panik angebracht! Aufgabe: Reitet Daisy Campari (Dressurpferd) eine Stunde Dressur, mit richtigen Lektionen -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Seit der Nachricht vom Auszug meiner Cousine war fast eine Woche vergangen und gestern war es so weit gewesen. Es war ungewohnt wieder (fast) alleine in der Wohnung zu leben, doch Emma schien die Zweisamkeit zu genießen. Heute Nacht hatte sie in meinem Bett geschlafen, beziehungsweise hatte mich mit ihrem lauten Schnurren wach gehalten. Am Morgen hatte sie mich dann mit einem freundlichen Nasenstupser aufgeweckt und nach Futter gebettelt. Ich hatte die Katze mittlerweile schon ziemlich in mein Herz geschlossen und war froh, wenigstens sie noch bei mir in der Wohnung zu haben. Auch ein Leben ohne meine beiden Pferde konnte ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen. Täglich war ich bei ihnen gewesen und mittlerweile hatte es auch die ersten kleinen Rückschläge mit Dorado gegeben. Zwar hatte ich schon damit gerechnet, doch trotzdem war es kein schönes Gefühl zu wissen, dass er mir nicht komplett vertraute. Trotzdem hatte ich noch nicht aufgegeben, sondern weiterhin Bodenarbeit mit ihm gemacht und auch der Araberhengst hatte oft gute Tage, an denen er aufmerksam mitarbeitete und mich zu akzeptieren schien. Mit Queenie war es unkompliziert wie immer gewesen und ich freute mich, dass die junge Stute sowohl in der Dressur als auch im Springen gut mitarbeitete. Doch auch die Bodenarbeitsübungen, die ich im Moment vermehrt mit ihr gemacht hatte schienen ihr zu gefallen und sie kam mir immer noch freudig entgegen, wenn ich die Koppel betrat.
Ich war gerade mit dem Frühstück fertig, als mein Handy klingelte. „Hallo?“ „Hallo Katha, wie geht es dir, Schatz?“, hörte ich die fröhliche Stimme meiner Mutter. „Hei Mama, mir geht es super. Wie geht es euch so in der neuen Heimat?“, mir wurde warm ums Herz als ich die vertraute Stimme meiner Mutter und das leise Murmeln meines Vaters im Hintergrund hörte. Wir hatten schon seit einiger Zeit nicht mehr telefoniert und es tat wirklich gut, wieder mit ihnen zu sprechen. Wir unterhielten uns zuerst über meine Pferde und die neue Heimat meiner Eltern, bevor wir auf Hanna zu sprechen kamen. „Ich habe gehört Hanna hat dich besucht und wohnt jetzt in Apfelberg.“, schnitt meine Mutter das Thema an. „Ja, ich war total verblüfft und geplättet als sie auf einmal vor meiner Tür stand, aber es tat gut Alles zu klären und wir verstehen uns wieder super.“ „Das freut mich. Allerdings war dein Verhalten damals wirklich nicht ganz die feine englische Art, Schätzchen.“ „Ich weiß und es tut mir total Leid, wie das Alles damals abgelaufen ist. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte würde ich es machen, aber das geht leider nicht und ich bin eben auch nicht perfekt.“, mir traten ein paar Tränen in die Augen, denn obwohl ich wusste das meine Eltern immer hinter mir standen waren sie, als die ganze Geschichte passiert ist doch ziemlich enttäuscht von mir gewesen. „Nein Katha, natürlich bist du nicht perfekt aber dafür bist du wenigstens echt. Einen perfekten Menschen gibt es nicht. Das Wichtigste ist, dass du weißt das wir immer hinter dir stehen und dich lieben.“ „Danke Mama. Ich hab euch auch lieb.“ „Achja, übrigens kommen wir dich demnächst vermutlich besuchen.“ „Wirklich?“, bei dem Gedanken an einen Besuch meiner Eltern breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. „Ja, wir fahren heute in die Nähe von Apfelberg, weil dein Vater dort ein Geschäftsmeeting hat und morgen würden wir dann bei dir vorbeischauen, wenn dir das recht ist.“ „Klingt super.“ „Okay, dann sehen wir uns morgen. Wir haben dich lieb.“, sagten meine Eltern im Chor zusammen. „Ich euch auch. Danke für Alles, bis Morgen.“ Meine Mama legte auf und ich räumte gut gelaunt die Küche auf, denn immerhin musste meine Wohnung ordentlich sein, wenn bald meine Eltern kommen würden.
Nachdem ich einmal durch die ganze Wohnung geputzt hatte entschloss ich mich direkt zum Hof zu fahren und den Rest des Tages bei meinen Pferden zu verbringen. Schnell zog ich mir Pullover, Reithose und Reitstiefel an und fuhr dann mit dem Fahrrad zum Reitstall. In den letzten Tagen hatte es getaut und heute war es schon fast frühlingshaft warm. Ich genoss es endlich wieder im Pullover draußen sein zu können und brauchte nicht lange, bis ich am Hof ankam. Zufrieden schlenderte ich über den Hof, begrüßte Flora, Laura und Julia die gerade ihre Pferde absattelten und unterhielt mich ein wenig mit ihnen. Kurze Zeit später kam auch Lilly über den Hof gelaufen, sah uns und klinkte sich auch in das Gespräch mit ein. „So, ich werde dann mal zu meinen beiden Stinkern gehen.“, sagte ich nach einigen Minuten und wollte gerade gehen, als Lilly mich ansprach. „Warte mal Katha, hast du heute noch Zeit ein anderes Pferd zu bewegen?“, fragte sie mich. „Klar, kein Problem.“ „Super, Daisy Campari wurde schon ein Stück nicht mehr ordentlich Dressur geritten, also wäre es schön wenn du sie ein wenig auf dem Platz oder in der Halle reiten könntest.“ „Okay, dann mache ich das jetzt gleich. Wir sehen uns, tschüss.“ „Tschüss.“, verabschiedete sich auch Lilly und ging in ihr Büro, während ich mich mit dem Halfter der Ponystute auf dem Weg zu den Koppeln machte. Die hübsche Rappschimmelstute konnte man eigentlich nicht übersehen, wenn man über die Koppel ging und nachdem ich ihr ein Stückchen Karotte gegeben hatte kam sie brav mit mir mit zum Putzplatz. Das ausgiebige Putzen schien Daisy gut zu gefallen, denn schon nach kurzer Zeit schnaubte sie zufrieden und schloss genüsslich die Augen. Nach dem Putzen holte ich Sattel und Zaumzeug und sattelte die (im Gegensatz zu meinen Beiden) kleine Stute und führte sie auf den Reitplatz. Da das Wetter im Moment so schön war wollte ich das gleich ausnutzen und nach dem Winter endlich mal nicht mehr in der Halle reiten. Vor dem Aufsteigen gurtete ich noch einmal nach und stellte mir die Bügel ein, dann schwang ich mich auf Daisys Rücken und ließ sie im Schritt antreten. Der raumgreifende Schritt der Rappschimmelstute überraschte mich, denn bei ihrer Größer hatte ich nicht damit gerechnet. Die ersten Minuten ließ ich sie am langen Zügel in einem gemäßigten Tempo laufen, bevor ich die Zügel ein wenig annahm und mit Handwechseln, Schlangenlinien und Zirkeln anfing um sie nach und nach zu lockern. Schon als ich sie antrabte kam sie gut an den Zügel, dennoch ritt ich weiterhin Bahnfiguren mit ihr und ritt einige Schritt-Trab-Übergänge, damit sie aufmerksam blieb. An der langen Seite übte ich Viereck vergrößern und verkleinern mit ihr und wie ich mir bereits gedacht hatte, reagierte sie sehr feinfühlig auf die Schenkelhilfen, weshalb ich es an der nächsten langen Seite mit etwas längeren Zügeln probierte. Wieder ging die Stute brav seitwärts und ich lobte sie zufrieden. Ich ließ ihr die Zügel lang, damit sie sich wieder strecken konnte und parierte sie zum Schritt durch. Nach einigen Minuten trabte ich sie wieder an und hielt sie dann aus dem Trab beim X-Punkt an. Dann nahm ich die Zügel etwas auf und gab leichten Schenkeldruck. Gleichmäßig ging Daisy rückwärts und wieder klopfte ich ihr den Hals. Ich lenkte sie zurück auf den Hufschlag, ritt noch einige Achter und Schlangenlinien mit ihr und galoppierte sie dann an. Die Stute hatte einen gleichmäßigen Galopp, der sich gut sitzen ließ. Sie war nicht zu schnell und auch nicht zu langsam und galoppierte brav ihre Runden ohne, dass ich viel treiben musste. Auch auf der anderen Hand galoppierte ich sie und ließ sie dann noch einmal aus dem Schritt angaloppieren, was auch ohne Probleme funktionierte. Danach ließ ich im Trab die Zügel aus der Hand kauen und ließ sie dann zum Abschluss noch zehn Minuten im Schritt gehen, bis sie wieder normal atmete. In der Mitte hielt ich Daisy an, klopfte ihr noch einmal den Hals und stieg dann ab. Ich nahm ihr Sattel und Trense ab und ging dann los, um das Sattelzeug wegzubringen und das Halfter zu holen während die Stute so Zeit hatte sich zu wälzen. Als ich mit dem Halfter wieder zurück kam stand Daisy gerade wieder auf, schüttelte sich einmal kurz, schnaubte und kam dann auf mich zu um sich aufhalftern zu lassen. „Na, du kleines paniertes Schnitzel?“, redete ich lachend mit ihr und wieder schnaubte sie. Brav folgte sie mir über den Hof zum Putzplatz, wo ich noch einmal die Hufe auskratzte und sie dann auf die Koppel bringen wollte. Doch ich kam nicht weit, weil ich von einer komplett aufgelösten Hanna unterbrochen wurde. „Oh mein Gott, Katha, es tut mir so leid. Wie geht es dir?“ „Huh? Was ist los? Hanna, beruhige dich, alles ist gut. Keine Panik.“, verwirrt sah ich sie an und versuchte sie zu beruhigen als ich ihr tränenverschmiertes Gesicht sah. „Hast du etwa keinen Anruf bekommen?“, fragte sie mich und sah mich mitleidig an. „Wovon sprichst du?“, fragte ich verwirrt und holte mein Handy aus der Hosentasche. Tatsächlich hatte ich drei verpasste Anrufe, denn vor dem Reiten hatte ich mein Handy auf lautlos gestellt. „Ich muss Daisy wieder auf die Koppel bringen und du kannst mir ja in der Zwischenzeit erklären was passiert ist.“, schlug ich vor. „Ich…ich kann nicht, es tut mir leid….“, fing Hanna an als ich sie unterbrechen musste, weil mein Handy einen Anruf anzeigte. „Du musst rangehen, ich bringe Daisy für dich auf die Koppel. Ich hab dich lieb, Cousine.“, sagte sie bevor sie den Sicherheitsknoten löste und mit der Stute in Richtung Koppel davon lief. Verwirrt und mit einem schlechten Gefühl im Bauch sah ich ihr hinterher und ging dann an mein Handy. „Hallo?“, fragte ich und wartete mit mulmigem Gefühl im Bauch darauf, wer mich jetzt anrief. „Guten Tag, spreche ich mit Frau Mayer?“, fragte mich eine tiefe Stimme. „Ja, warum?“, das schlechte Gefühl im Bauch verbesserte sich nicht und ich fühlte mich, als müsste ich mich gleich übergeben. „Ich bin Polizist und muss Ihnen leider mitteilen, dass es vor zwei Stunden einen Unfall auf der Autobahn gab. Bei ihren Eltern war ihre Nummer als Kontakt angegeben. Es tut mir sehr leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass die Beiden verstorben sind. Als wir am Unfallort ankamen kam jede Rettung zu spät.“ Ich weiß nicht, wie ich das Gespräch durchgestanden habe und was ich geantwortet habe. Ich fühlte mich wie betäubt und nahm alles um mich herum nur noch verschwommen wahr. Die Stimme des Polizisten war gedämpft, als ob ich Watte in den Ohren hätte. Das konnte nicht wahr sein, nicht meine Eltern, nicht heute und überhaupt niemals. Ich hatte doch heute noch mit ihnen telefoniert, sie waren noch am Leben, morgen wollten sie mich doch besuchen kommen. In meinem Kopf herrschte komplettes Chaos. Und ich hatte noch zu Hanna gesagt es gab keinen Grund für Panik. Wie ich sehr mich doch getäuscht hatte. Als meine Cousine zurückkam war das Gespräch schon beendet und ich stand mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt und starrte in den Himmel. „Katha, ich…“, fing sie an zu reden, wusste dann aber offensichtlich nicht weiter und nahm mich einfach in den Arm. Es tat gut zu wissen, nicht ganz alleine zu sein, dennoch war es merkwürdig. Ich konnte mich immer noch nicht damit abfinden, dass meine Eltern nicht mehr lebten, für mich war das Alles total unwirklich und so entschloss ich mich Queenie zu holen und einen Ausritt zu machen. „Hanna danke, dass du für mich da bist aber ich muss noch Dancing Queen und Dorado bewegen, ich komme morgen mal bei dir vorbei, ist das okay?“, fragte ich sie und bemerkte, dass es sich kühler anhörte als eigentlich gewollt. Auch Hanna sah mich stirnrunzelnd an und schien dann aber widerwillig zu akzeptieren, dass sie im Moment nichts für mich tun konnte. Also nickte sie, drückte mich noch einmal fest und flüsterte mir ein: „Nicht vergessen, ich bin immer für dich da, Süße und Kevin und deine anderen Freunde sicherlich auch.“ ins Ohr und ging. Sie schaute sich noch einmal besorgt nach mir um, aber ich ging schon zur Stutenkoppel, weshalb sie weiter lief und sich die Tränen aus dem Gesicht wischte.
Ich betrat die Stutenkoppel mit dem Halfter von Queenie in der einen und einem Stück Karotte in der anderen Hand. Auf meinen Pfiff hin hob die braune Stute den Kopf und kam auf mich zu. Als ich in ihre dunklen, freundlichen Augen sah vergaß ich Alles um mich herum und konzentrierte mich nur auf meine Stute. Wenn ich mich mit ihr beschäftigte fiel es mir immer schwer an andere Sachen zu denken und mich schlecht zu fühlen. Egal wie schlecht es mir ging, mit ihr an meiner Seite konnte mir nichts passieren. Ich band sie am Putzplatz an, holte den Putzkasten und fing an sie gründlich zu putzen. Dann holte ich Gamaschen, Trense, Sattel und meinen Reithelm. Vorsichtig legte ich ihr die Gamaschen an und den Sattel auf den Rücken. Als nächstes setzte ich meinen Reithelm auf und trenste meine Stute. Ich führte sie vom Hof, gurtete dann auf dem Feldweg noch einmal nach und stieg auf. Die Zügel von Queenie ließ ich lang und saß einfach nur entspannt auf dem Pferd und ließ meine Gedanken kreisen. Ich dachte über Alles nach, außer über meine Eltern. Dieses Thema verbannte ich nach ganz hinten in mein Gehirn.
Die Sonne schien mir ins Gesicht und auch Queenie schien sich zu freuen endlich mal wieder ins Gelände zu kommen. Die junge Stute sah sich mit gespitzten Ohren und glänzenden Augen Alles ganz genau an und wurde mit jedem Schritt ein wenig entspannter. Nach einigen Minuten kam ich an eine Weggabelung, wo ich mich für den rechten Weg welcher in den Wald führte entschied. Die Bäume wurden jetzt dichter und auch der Boden war jetzt bedeckt von altem Laub. Es war weder zu trocken, noch zu nass und so hatte der Waldweg die perfekten Voraussetzungen für einen ersten Trab. Leicht nahm ich die Zügel an, schnalzte mit der Zunge und gab einen leichten Schenkeldruck. Motiviert trabte Queenie an und ging in einem angenehmen Tempo voran. Rechts vom Weg wuchs an einigen Bäumen Efeu und der Wald erinnerte mich an den typischen Märchenwald, den man aus dem Fernseher kannte. Am Ende des Weges parierte ich zum Schritt durch, klopfte Queenies Hals und ließ ihr die Zügel wieder ganz lang. Zufrieden schnaubte meine Stute und an der nächsten Weggabelung ließ ich sie entscheiden, wohin wir ritten. Wie bereits vermutete entschied sie sich für ein kurzes Stück Schotterweg, über welchen wir schließlich an eine der schönsten Galoppstrecken im Stall kamen. Der Weg erschien einem super lang und rechts und links wuchsen hohe Bäume, welche gerade die ersten Knospen bekamen und deshalb noch Licht durchließen wodurch ein schönes Muster auf dem Weg entstand. Auch hier war der Boden noch nicht zu hart getrocknet, aber auch nicht komplett aufgeweicht also überlegte ich nicht lange sondern gab Queenie wieder das Zeichen zum Antraben. Nach einigen Metern setzte ich mich in den Sattel und gab die Galopphilfe. Zuerst blieb die Stute in einem gleichmäßigen Tempo, dann beschleunigte sie und als sie bemerkte, dass ich sie nicht abbremste wurde sie immer schneller, bis wir im Renngalopp den Weg entlang galoppierten. Ich ging in den leichten Sitz und genoss den Wind, der mir entgegenwehte. Es fühlte sich an als würden wir fliegen und viel zu schnell erreichten wir das Ende der Galoppstrecke. Brav ließ sich Dancing Queen wieder zum Schritt durchparieren. Wir ritten noch ein wenig im restlichen Wald herum und trabten noch einige Male, bevor ich sie wieder in Richtung Stall lenkte und die restlichen zehn Minuten bis wir dort wieder ankamen im Schritt ritt. Zurück am Putzplatz klopfte ich ihr noch einmal den Hals, stieg dann ab und sattelte sie ab. Schnell war die Ausrüstung wieder weggeräumt und auch Dancing Queen brachte ich zurück auf die Koppel. Die Stute stupste mich zum Abschied noch einmal kurz an, nachdem sie noch ein Stück Karotte bekommen hatte und lief dann zurück zu den anderen Stuten. Wie immer hatte sie es geschafft meinen Tag ein Stück besser zu machen und der Ausritt hatte mich wirklich gut abgelenkt. Ich entschloss mich gleich noch Dorado zu holen und ging so zu der Hengstkoppel. Der Hengst schien gleich zu merken, dass heute etwas anders war, denn er ließ sich ohne Probleme einfangen und kam brav mit mir zum Putzplatz. Auch beim Putzen zickte er heute nicht rum, was er die letzten paar Male getan hatte. Zwar schien er sich mittlerweile damit abgefunden zu haben, dass ich mich mit ihm beschäftigte dennoch hatte ich bis jetzt noch nie das Gefühl gehabt, dass er mir hundertprozentig vertraute und sich freute, wenn ich mich mit ihm beschäftigte. Deshalb beschoss ich heute mal nicht mit ihm in der Halle oder auf dem Platz zu arbeiten, sondern eine Runde mit ihm spazieren zu gehen. Ich löste den Pferdeknoten und entschloss mich dann mit Dorado die gleiche Runde, wie mit Queenie zu gehen. Dier ersten paar Meter war der Hengst noch sehr angespannt und tänzelte mehr neben mir her, als normal Schritt zu gehen. Ich sprach ruhig auf ihn ein, klopfte ihm den Hals und fing dann an ihn am Mähnenansatz mit kreisenden Bewegungen zu massieren. Tatsächlich zeigte mein Verhalten Wirkung und Dorado wurde langsam ruhiger, bis er schließlich schnaubte und jetzt in einem normalen Schritt neben mir herlief. Etwa auf der Hälfte der Strecke flog auf einmal ein Vogel aus dem Wald auf und zu meiner Überraschung blieb El Dorado entspannt, er machte nicht einmal einen kleinen Seitenhüpfer. Zum Abschluss des Spaziergangs entschied ich mich doch noch einen kleinen Umweg mit ihm zu gehen und ihn auf einer großen Wiese ein wenig grasen zu lassen. Weil die Sonne so schön war, setzte ich mich ins Gras und ließ meinen Gedanken erneut an diesem Tag freien Lauf, während sich Dorado zufrieden auf das Gras stürzte als ob er schon seit drei Wochen nichts Grünes mehr gesehen hätte. Hatte ich vorhin noch gründlich vermieden an meine Eltern und den Unfall zu denken, missglückte es mir diesmal komplett. Schon nach ein paar Minuten konnte ich an nichts anderes denken. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass sie wirklich nicht mehr am Leben waren. Es würde wahrscheinlich dauern, bis es für mich real werden würde. Dennoch kamen jetzt alle Erinnerungen an gute und schlechte Zeiten hoch und in meinen Augen stiegen die ersten Tränen auf. Erst bemühte ich mich noch sie zurückzuhalten, dann brachen jedoch alle Dämme und ich fing hemmungslos an zu heulen. Ich weiß nicht wie lange ich dort saß, nach einiger Zeit jedoch spürte ich einen sanften Stups an meiner Schulter und warmen Atem in meinem Nacken. Dorado stand hinter mir und sah mich aus seinen großen, braunen Augen an. Dann trat er noch einen Schritt näher, stupste sanft in mein Gesicht und als ich mich umdrehte legte er seinen Kopf an meine Brust, sodass ich die Arme um ihn legen konnte. In mir spielten alle Gefühle verrückt. Einerseits war ich immer noch am Weinen, auf der anderen Seite wollte ich platzen vor Stolz, weil mir der Hengst endlich zu vertrauen schien. Als ich schließlich beschloss, dass ich lange genug herumgesessen war stand ich auf wackeligen Beinen auf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich schluckte einmal und wollte dann wieder weiter laufen, doch Dorado blieb wie ein störrischer Esel stehen. „Komm schon, Dicker. Du hast jetzt lange genug gefressen und auf der Koppel kannst du weitergrasen.“, redete ich auf ihn ein, doch es schien ihm egal zu sein. Nicht einmal nach einem Klaps mit dem Führstrick wollte er weiter gehen, sondern blieb penetrant am gleichen Fleck stehen. „Dorado es reicht!“, wurde mein Tonfall jetzt schärfer und ich ging wieder ein paar Schritte auf ihn zu, um ihm erneut einen Klaps zu geben. Als ich ihn genervt anschaute schnaubte er kurz und drehte dann langsam seinen Kopf zu seinem Rücken, als wollte er mir etwas sagen. Mein Herz schlug ein wenig schneller. Wollte er wirklich das, was ich vermutete? Ich kam noch ein Stück näher und streichelte ihm sanft über den Rücken. Dann übte ich leichten Druck darauf aus. Als er sich nicht dagegen wehrte, sondern weiterhin brav stehen blieb nahm ich einen Schritt Anlauf und schwang mich dann auf seinen Rücken. Entgegen aller Vermutungen blieb Dorado immer noch stehen und wandte mir seinen Kopf zu. Ich streichelte ihn und gab ihm dann einen leichten Schenkeldruck, damit er im Schritt loslief. Da ich ohne Sattel auf ihm saß konnte ich jeden Muskel seines Rückens spüren, als er sich bewegte und es war schön endlich auf dem Araberhengst zu sitzen. Er hatte einen raumgreifenden Schritt und ich fühlte mich vom ersten Moment an wohl auf seinem Rücken, auch ohne Sattel und Trense. Ja, ich weiß es war ziemlich gefährlich nur mit Halfter und Strick auf einem Pferd zu sitzen und das auch noch ohne Helm, aber langsam fing ich an ihm richtig zu vertrauen. Entgegen meiner Gefühle wegen meiner Eltern breitete sich jetzt ein Lächeln auf meinem Gesicht aus und so kam ich freudestrahlend auf dem Hof an. Als ich mit Dorado auf den Hof geritten kam sahen mich Lucy, Lilly und Cloe überrascht und gleichzeitig auch ein wenig entsetzt an. „Was schaut ihr denn so?“, fragte ich lachend während ich mich langsam von Dorados Rücken gleiten ließ. „Sag mal habe ich was verpasst oder seit wann reitest du Dorado?“, fragte Lilly, die als Erste die Sprache wiederfand. „Nein du hast nichts verpasst. Ich bin heute das erste Mal auf ihm geritten.“ „Ha, und du sagst ich bin lebensmüde.“, meldete sich jetzt Lucy zu Wort und stupste ihre Zwillingsschwester mit dem Ellbogen in die Seite. „Ja, ich weiß das ist nicht gerade ungefährlich aber zu meiner Verteidigung, das Ganze war so nicht geplant gewesen.“ Wir alberten noch ein wenig rum und die Anderen freuten sich für mich, dass Dorado und ich endlich zueinandergefunden hatten, dann brachte ich den Hengst zurück auf die Weide. Dort machte ich ihm das Halfter ab und gab ihm noch ein Stück Karotte. Als er danach noch keine Anstalten machte zu den anderen Hengsten zu gehen, streichelte ich ihn noch ein wenig und als er zum Schluss noch einmal einen Schritt auf mich zukam damit ich ihn zum Abschied noch einmal umarmen konnte war ich mir sicher einen neuen Freund gefunden zu haben. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus und ich konnte mich nicht erinnern, mich jemals so geborgen gefühlt zu haben.
Ich ging zurück zum Putzplatz, räumte dort noch ein wenig auf und verabschiedete mich dann von den Anderen, bevor ich mit dem Fahrrad wieder nach Hause fuhr. Nachdem ich mich geduscht hatte und etwas zu Abend gegessen hatte kam ich vor dem Fernseher wieder zur Ruhe und wurde somit von der Wirklichkeit wieder eingeholt. Meine Wohnung war jetzt sauber und doch würden meine Eltern sie niemals zu Gesicht bekommen. Sie waren doch noch so jung gewesen, wie konnten sie jetzt schon tot sein? Eine Frage nach der anderen ging mir durch den Kopf und ich heulte wieder Rotz und Wasser. Ich hatte mich gerade wieder ein wenig beruhigt, als es an der Tür klingelte. Verwundert wer um diese Uhrzeit noch zu mir kommen würde öffnete ich – und sah Kevin dort stehen. Dieser fragte nicht lange nach, sondern nahm mich einfach in den Arm und versuchte mich so gut wie nur möglich zu trösten. Wahrscheinlich hatte Hanna ihm schon erzählt, was passiert war und ihm gesagt er solle einmal nach mir schauen. Mir war es egal, ich genoss es einfach nur nicht alleine zu sein und jemanden zu haben, der für mich da war und mich im Arm hielt. Kevin blieb bei mir, bis ich mich entschloss ins Bett zu gehen und in seine Arme gekuschelt schlief ich schließlich sogar ein.
Hier nachträglich mein Februarbericht, er ist nicht ganz so gut geworden aber ich versuche das beim nächsten Mal wieder besser zu machen. (:
Schicksal:1.Zweimal halb tot gelacht ... 2. Rosa Schlüpfer Aufgabe: A Princess (Pony) longieren zur Auflockerung. Egal ob Round-Pen oder Halle. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
An diesem Morgen wachte ich nicht von selbst auf, sondern von einem lauten Knall. Verwirrt hob ich den Kopf und bemerkte, dass Kevin immer noch seinen Arm um mich gelegt hatte. Der Krach kam allerdings von der anderen Seite des Wohnzimmers, wo sich Hanna und Mara das Sofa teilten. Oder besser gesagt geteilt hatten, mittlerweile lag Hanna nämlich auf dem Boden und Mara kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus. Zugegeben – es sah schon sehr witzig aus, wie meine Cousine verwirrt auf dem Boden saß und sich verschlafen die Augen rieb und so musste ich auch Lachen. Jetzt hielt auch Hanna nichts mehr und kurze Zeit darauf war sie nicht mehr die Einzige, die am Boden lag. Inzwischen waren auch Kevin und Bene wach geworden und sahen uns verwirrt an. „Was ist denn hier los?“, fragte Bene und auch Kevin sah uns fragend an. „Hanna...ist zu blöd…zum schlafen.“, sagte Mara und musste immer wieder Pausen machen um zu lachen. „Stimmt doch gar nicht…Mara hat mich vom Bett geschubst.“, wehrte sich jetzt meine Cousine gespielt empört und ich konnte nicht mehr vor Lachen. „Dein Blick war einfach nur göttlich!“, war das Einzige was ich herausbrachte, bevor wir drei wieder einen totalen Lachanfall bekamen. „Ich glaub es ist sinnvoller, wenn wir schon einmal das Frühstück vorbereiten.“, schlug Kevin vor und Bene stimmte ihm zu. Die Jungs gingen in die Küche und ließen unseren kichernden Hühnerhaufen im Wohnzimmer alleine. „Huh, das war fast so lustig, wie deine Aktion mit den…“, fing ich an, wurde aber sofort wieder von Hanna unterbrochen. „Wehe du erzählst das, Cousinchen“, drohte sie mir spielerisch und warf ein Kissen nach mir. „Hey, wer A sagt muss auch B sagen.“, empörte sich jetzt Mara. „Ich will die Geschichte hören.“ Hanna sah sie kurz böse an und warf dann auch ein Kissen nach ihr. Keine zwei Minuten später befanden wir uns in einer Kissenschlacht, die immer wieder von kleinen Lachanfällen unterbrochen wurde. „Und ich dachte die würden sich auch mal wieder beruhigen.“, kommentierte Kevin das Ganze, als er wieder zurück ins Wohnzimmer kam und bekam dafür auch ein Kissen ab. „Stopp, Frieden! Ich wollte nur sagen, dass das Frühstück jetzt fertig ist.“, verteidigte er sich sofort und wir folgten ihm in die Küche. Tatsächlich hatten die beiden Jungs ganze Arbeit geleistet und ein kleines Frühstücksbuffet gezaubert. „Habt ihr super gemacht!“, lobte ich sie und beide bekamen einen Kuss auf die Wange. „Jaja, genug geschleimt, jetzt wird erst einmal gegessen.“, sagte Mara und nahm sich einen Teller. Wir anderen taten es ihr gleich und schnell war die Hälfte der vorbereiteten Sachen auch schon aufgegessen. „Was steht heute noch so an?“, fragte Bene nach einer Weile in der keiner geredet hatte, weil alle mit Essen beschäftigt waren. „Was ist heute denn eigentlich für ein Tag?“, fragte ich, weil ich mich gerade erinnert hatte, dass ich bald wieder eine Reitstunde geben würde, und brachte damit die Anderen zum Lachen.“ „Heute ist Montag.“, klärte mich Kevin auf. „Ich muss später in die Uni und vorher sollte ich noch einmal heim, um mich zu Duschen und fertig zu machen.“, sagte Mara und auch Bene hatte ähnliche Pläne. „Ich treffe mich heute mit der Maklerin wegen einer eigenen Wohnung und danach wollte ich auch mal wegen der Uni schauen, vielleicht kann ich ja einfach hier in die Nähe an die Uni wechseln.“, meldete sich jetzt Hanna zu Wort und überraschte mich damit. „Du willst schon ausziehen?“, fragte ich sie komplett überrumpelt. Es war von Anfang an klar gewesen, dass das bei mir Wohnen nur eine Übergangslösung war und sie sich nach etwas eigenem umsah, aber so schnell hätte ich doch nicht damit gerechnet und bei dem Gedanken bald wieder fast alleine hier zu wohnen wurde ich doch ein klein wenig traurig. „Ich bleibe ja in der Nähe, aber wenn die Wohnung einigermaßen in Ordnung ist werde ich sie wahrscheinlich nehmen, weil ich dort auch in den nächsten Tagen schon einziehen kann und der Preis wirklich super ist. So, und jetzt muss ich mich langsam mal duschen und dann anziehen, damit ich nicht zu spät zu dem Termin komme.“, sagte sie mit einem Blick auf die Uhr und lächelte mir entschuldigend zu. „Wir werden dann auch langsam mal gehen, oder Mara?“, fragte Bene und räumte die leer gegessenen Teller auf. „Ich muss auch los, die Bar für heute auffüllen und mithelfen alles von gestern aufzuräumen.“, entschuldigte sich auch Kevin und ich brachte die drei noch zur Tür und verabschiedete mich, bevor ich mich auf die Suche nach Emma machte. Es war seltsam, dass die Katze sich noch nicht hatte blicken lassen, normalerweise war sie immer die erste die mit in der Küche stand wenn sie irgendwelche Geräusche hörte, aber heute war es ihr scheinbar ein wenig zu laut gewesen. Wie ich vermutet hatte fand ich sie in meinem Zimmer, wo sie auf meinem Bett saß und mich erwartungsvoll ansah. Mit einem beleidigten Maunzen sprang sie vom Bett und lief schnurstracks in die Küche, wo sie sich vor dem Futernapf platzierte. „Jaja, ich weiß schon, dass du Hunger hast.“, kommentierte ich ihr erneutes Maunzen lachend und gab ihr das gewünschte Dosenfutter. Zufrieden stürzte sie sich auf das Futter und ich räumte den Rest des Frühstücksbuffets in unserer Küche auf. Gerade als ich fertig war kam Hanna in die Küche. „Also, ich geh dann gleich los.“ „Okay, viel Glück bei der Besichtigung. Ich bin wahrscheinlich noch beim Pferd wenn du wiederkommst, aber du hast ja noch den Ersatzschlüssel für die Wohnung.“ „Geht klar, dann sehen wir uns wahrscheinlich heute Abend wieder. Bis dann.“ „Bis dann.“ Mit diesen Worten drehte sich meine Cousine um, ging aus der Wohnung und ich war zum ersten Mal seit sie hier angekommen war wieder mal alleine in meiner Wohnung. Tatsächlich nutzte ich die erste halbe Stunde erst einmal um alles wieder aufzuräumen und ein wenig zu putzen, dann hatte ich genug, zog Reithose, dicken Pulli und dicke Jacke an und machte mich wegen dem Schnee, der immer noch lag mit dem Bus auf den Weg zum Hof.
Da es Mittag war, war noch nicht viel Betrieb auf dem Hof und ich überlegte mir heute ein wenig Bodenarbeit mit meinen Pferden zu machen. El Dorado würde es gut tun, damit er lernte mir zu vertrauen, mich aber trotzdem auch als Chef zu akzeptieren und für Queenie war es eine schöne Abwechslung zu der ganzen Reiterei. In letzter Zeit war die Arbeit vom Boden aus etwas zu kurz gekommen und das wollte ich jetzt wieder ändern. Deswegen führte mich mein erster Weg heute auch in die Halle, wo ich vier Stangen in je einem Abstand von einem Meter hinlegte und noch ein Stangenquadrat aufbaute. Zum Schluss holte ich noch einen großen Gymnastikball und legte ihn etwa in die Mitte der Halle. Jetzt machte ich mich auf den Weg zu den Koppeln um zuerst Dorado zu holen. Der Fuchshengst dachte jedoch heute gar nicht daran schon wieder etwas zu tun und ließ mich erst einmal hinter sich herlaufen. Dieses Spiel kannte ich schon von früheren Schulpferden die ich geritten war und so lief ich ihm immer wieder hinterher, versperrte ihm den Weg und wartete ab, wenn er stehen blieb. Nach einiger Zeit wurde ihm das Spiel wohl zu blöd und er bequemte sich doch dazu vor mir stehen zu bleiben, sodass ich ihn jetzt ohne Probleme aufhalftern konnte. Anstatt mit ihm zu schimpfen lobte ich ihn nun und gab ihm ein Stück Karotte. Brav folgte er mir über den Hof zum Putzplatz, wo ich ihn anband und dann den Putzkasten holte um ihn zu putzen. Dank des Schnees war er nicht sonderlich schmutzig, dennoch ließ ich mir Zeit und als er nach einigen Minuten der Massage mit dem Striegel zufrieden schnaubt und den Kopf ein wenig absinken ließ wusste ich, dass er sich jetzt langsam entspannte. Auch beim Hufeauskratzen blieb er brav stehen und ich klopfte ihm lobend den Hals. Ich löste den Pferdeknoten und ging mit Dorado in die Halle. Mein Araberhengst merkte sofort, dass etwas anders war und sah sich erst einmal um. Scheinbar war ihm der Gymastikball in der Mitte nicht ganz geheuer, denn er machte einen großen Bogen um ihn herum, als ich eine Runde mit ihm um den kleinen Pferdespielplatz lief. Zu Beginn führte ich ihn zu den Schrittstangen und ging zuerst über sie drüber. Dorado senkte ein wenig den Kopf und schnüffelte an den Stangen. Als er bemerkte, dass scheinbar keine Gefahr von ihnen ausging schnaubte er kurz und folgte mir dann brav. Bis auf ein kleines Anstoßen mit einem der Hinterhufe ging er fehlerfrei darüber und er bekam zur Belohnung ein Stück Karotte. Als nächstes führte ich ihm zu dem Stangenquadrat und ließ ihn darin anhalten. Verwirrt sah er mich an, als ob er sagen wollte : „Das ist alle? Mehr soll ich nicht machen?“ Lachend klopfte ich seinen Hals und gab ihm das Zeichen für eine Vorhandwendung, indem ich mich seitlich ein wenig weiter hinterstellte und die Hand hob. Tatsächlich reagierte er schon auf dieses kleine Signal und machte brav die Vorhandwendung. Wieder bekam er zur Belohnung Karotte und so langsam schien er zu verstehen, dass ich heute wirklich nichts Schlimmes mit ihm vorhatte. Ich ging noch einige Schlangenlinien und Volten mit ihm, wobei ich immer darauf achtete, dass er sich schön bog und ging dann in die Mitte zu dem ‚bösen‘ Gymnastikball. El Dorado schien die Idee nicht so witzig zu finden und blieb mit Sicherheitsabstand stehen. „Na komm Kleiner, der Ball tut dir schon nichts.“, redete ich auf ihn ein und nach ein paar Minuten traute er sich ein paar Schritte weiter vor. „Priiiima“, lobte ich ihn gleich und der Hengst schnaubte zufrieden. Als er sah, dass ich direkt neben dem Ball stand kam er noch ein wenig näher und stand schließlich direkt davor. Vorsichtig schnüffelte er erst an ihm und stupste ihn dann neugierig an. Zu seinem Erschrecken bewegte sich der Gymnastikball weg, weshalb er gleich wieder ein Stück zurücksprang. Doch nach zwei weiteren Minuten traute er sich wieder hin und schien jetzt wirklich zu merken, dass der Ball ihm nichts Böses wollte. Zufrieden klopfte ich seinen Hals und gab ihm gleich ein paar Stücke Karotte. Auch Dorado wurde jetzt merklich entspannter, schnaubte und stupste dann mich neugierig an. Lachend streichelte ich seinen Kopf und führte ihn zu dem Ball, bis er mit einem der Vorderhufe leicht dagegen stieß. Diesmal erschreckte er sich nicht, als sich dieser bewegte, sondern schien langsam zu verstehen was ich von ihm wollte. Zwei Mal führte ich ihn noch direkt an den Ball hin, bevor er komplett verstanden hatte was zu tun war und er den Gymnastikball jetzt von alleine vor sich her ‚kickte‘. Ich machte ihm den Führstrick ab und ließ ihn durch die Halle laufen, doch nach einigen Minuten schien auch das zu langweilig zu sein und er kam wieder zu mir. Jetzt wollte ich sehen, wie weit mir Dorado doch schon vertraute und mich als Führungsperson ansah und lief langsam auf dem Hufschlag los. Erst sah mir der Hengst überrascht hinterher, dann schüttelte er kurz den Kopf und kam in einem eiligen Schritt hinter mir her, auch als ich losjoggte trabte er hinter mir und blieb direkt neben mir stehen, als ich anhielt. „Guter Junge.“, lobte ich ihn und kraulte ihn mit kleinen kreisenden Bewegungen von Zeige- und Mittelfinger am Kopf. Damit beendete ich auch schon unser heutiges ‚Training‘, hakte den Führstrick wieder in das Halfter ein, kratzte noch einmal seine Hufe aus und brachte ihn dann zurück auf die Koppel. Dort nahm ich ihm das Halfter ab, gab ihm noch ein Karottenstückchen und ließ ihn dann zu den anderen Hengsten laufen. Ich sah ihm noch ein wenig beim rumtoben zu und merkte, wie ich mich freute wenn ich ihm zusah. Dennoch nagten auch leise Zweifel an mir. Bis jetzt klappte ja noch alles ganz gut, aber ich hatte heute erst zum zweiten Mal etwas mit ihm gemacht. Was, wenn ich irgendwann an meine Grenzen kommen würde und ich ihn nie reiten könnte? Nein, darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Schnell schob ich die negativen Gedanken davon und ging zur Stutenkoppel. In einiger Entfernung sah ich Dancing Queen stehen und als ich pfiff hob sie den Kopf und kam auf mich zugelaufen. „Hallo Mädchen. Na, alles klar?“, fing ich wie immer gleich an mit ihr zu reden, halfterte sie auf und gab ihr ein Stückchen Karotte. Auch mit Queenie ging ich zum Putzplatz und fing an sie zu striegeln. Wie Dorado war sie nicht sehr dreckig und so standen wir schnell in der Halle. Die junge Stute sah sich interessiert um, verlor jedoch schon nach kurzer Zeit wieder das Interesse und stupste mich an. „Ja Mäuschen, wir fangen gleich an.“, lachte ich und ging mit ihr zu den Schrittstangen. Kurz zögerte sie vor den Stangen, schnupperte an einer und ging dann fehlerlos darüber. „Super.“, lobte ich sie und ging gleich weiter zu dem Stangenquadrat. Hier machte ich die gleiche Übung wie mit Dorado und auch Queenie hatte keinerlei Probleme damit. Im Gegensatz zu Dorado fand sie auch den Gymnastikball nicht sonderlich spannend und stupste ihn gleich neugierig an. Zum Abschluss machte ich auch mit meiner Stute noch viele enge Wendungen bis ich merkte, dass sie sich besser bog und übte dann noch kurz Seitwärtsgänge mit ihr. Dancing Queen arbeitete die ganze Zeit über konzentriert mit und ich war richtig stolz auf meine Stute, als ich sie schließlich noch einmal lobte und ihr den Rest der Karotten gab. Da die Stute in den letzten Tagen jeden Tag geritten worden war machte ich für heute Schluss und brachte sie zurück auf die Koppel, wo ich ihr noch ein wenig den Kopf kraulte und dann wieder zu den anderen laufen ließ. Ich war hatte die Halle wieder aufgeräumt und war gerade dabei den Putzplatz zu kehren und den Putzkasten aufzuräumen, als mich Sabrina, eine der angestellten Pferdepflegerinnen ansprach. „Hallo Katha, hast du noch Zeit oder musst du schon gehen?“ „Hallo Sabrina, ich habe noch Zeit, warum?“ „Lucy und Lilly sind heute unterwegs um sich Pferde anzuschauen und ich sollte eigentlich noch A Princess longieren, aber ich muss dann noch zum Zahnarzt. Kannst du das für mich übernehmen?“ „Klar mache ich, kein Problem.“ „Dankeschön, wir sehen uns.“ „Ja, bis dann.“ Wieder ging ich zur Koppel, um diesmal die Ponystute zu holen und putzte dann auch sie am Putzplatz. Nachdem ich ihr den Kappzaum angelegt hatte ging ich mit ihr in die Reithalle. Schnell überlegte ich was ich mit ihr machen konnte und entschied mich dann zwei Cavalletti aufzubauen, weshalb ich die Longe noch einmal abmachte und Princess frei in der Halle laufen ließ. Die Cavalletti stellte ich nicht direkt auf den Longierzirkel sondern etwas weiter hinter, damit die Stute nicht jede Runde darüber laufen würde. Jetzt machte ich die Longe wieder an dem Kappzaum fest und lief die ersten Runden mit dem Pony in der ganzen Bahn. Ich ging viele Bögen mit ihr, damit sie sich schön auflockerte und ließ sie dann auf dem Zirkel antraben. Nach einigen Runden schnaubte sie zufrieden ab und ich ließ sie wieder Schritt gehen. Nach einigen Handwechseln ließ ich sie ein paar Mal über die Cavalletti gehen und schließlich auf beiden Händen noch ein wenig galoppieren. Zum Abschluss ging ich noch fünfzehn Minuten Schritt mit ihr, wobei ich noch kurz einige Seitwärtsgänge mit ihr übte und lobte sie dann. Ich brachte sie zurück auf die Koppel und räumte den Putzplatz jetzt wirklich auf. Dann ging ich wieder zum Bus und fuhr zurück in meine Wohnung. Hanna war noch nicht daheim also beanspruchte ich die Dusche erst einmal für mich und kuschelte danach ein wenig mit Emma, die die Streicheleinheiten eindeutig genoss. Kurze Zeit später kam auch meine Cousine nach Hause und erzählte mir von der erfolgreichen Wohnungsbesichtigung. Vermutlich würde sie schon Ende der Woche ausziehen. Obwohl ich dann meine Wohnung mal wieder für mich alleine haben würde war ich doch ein wenig traurig, aber das legte sich schnell wieder als auch noch Mara an der Tür klingelte. „Hallo ihr Lieben, ich habe gedacht ich schaue noch einmal kurz vorbei.“ „Na klar, du weißt ja das du hier immer Willkommen bist.“, sagte ich und lächelte sie an. „Also, ihr müsst mir immer noch die Geschichte erzählen, die ihr heute Morgen angefangen habt.“, kam sie auf das Thema zu sprechen, weshalb sie vermutlich wirklich hier war. „Hanna?“, ich sah meine Cousine fragend an. „Na gut, ihr habt ja heute schon einmal über mich gelacht.“, willigte nun auch diese ein. „Okay, und zwar war das so. Als wir so ungefähr fünf oder sechs waren, waren wir mal bei Hanna zu Hause und bei ihr im Zimmer. Dann haben wir Verkleiden gespielt und klein Hanna kam auf einmal auf die Idee sich Unterhosen auf den Kopf zu ziehen. Am Schluss lief sie im Prinzessinnenkleid mitsamt rosa Schlüpfer auf dem Kopf durch die Gegend und ich kann dir sagen, der Blick von unseren Eltern war einfach nur göttlich.“, erzählte ich lachend die Geschichte und auch Mara konnte dabei nicht ganz Ernst bleiben.
Meine beste Freundin blieb noch eine Weile und wir erzählten uns noch einige witzige, teilweise auch etwas peinliche Geschichten, bevor sie sich wieder verabschiedete und Hanna und ich schlafen gingen
Gähnend lief ich durch den Wallachstall und blieb vor der Box von Heartland stehen. Heute würde ich meine nächste Reitstunde geben und meine Reitschülerin, die 8-jährige Neele würde bestimmt auch jede Minute in den Stall kommen. Tatsächlich, kaum hatte ich den großen Rappwallach in der Box angebunden kam auch schon ein kleines Mädchen mit braunen Haaren an die Boxentür gelaufen. „Hallo, du musst Neele sein. Ich bin Katha und heute deine Reitlehrerin.“ „Hallo, reite ich heute Heartland?“, fragte sie und ein kleines Strahlen in ihren Augen zeigte mir, dass sie den Wallach gerne mochte. „Ja, genau. Komm, du kannst mir gleich beim Putzen helfen.“ Während des Putzens erfuhr ich, dass sie schon öfter geritten war und schon in allen drei Gangarten sicher saß. Schnell war Heartland sauber und ich holte Sattel und Trense. Beim Satteln konnte mir Neele nicht helfen, weil sie dafür noch ein wenig zu klein war, doch dann führte sie den Rappen stolz in die Halle. Ich gurtete nach, stellte die Bügel für sie ein und half ihr dann aufs Pferd. „Gut, lass ihm am Anfang erst einmal die Zügel lang und in seinem eigenem Tempo laufen. Aufwecken kannst du ihn später noch, falls er zu langsam wird. Jetzt will ich erst einmal sehen, wie du im Allgemeinen so auf dem Pferd sitzt.“ Neele nickte und ließ die Zügel etwas länger, sodass eine leichte Verbindung zwischen ihrer Hand und dem Pferdemaul herrschte. „Genau, die Zügelführung ist für den Anfang perfekt so.“ Ich ließ die beiden erst einmal zwei Runden im Schritt ganze Bahn gehen und schnell bemerkte ich, dass Neele für ihr Alter schon sehr gut auf dem Pferd saß. „Dann kannst du an der nächsten langen Seiten eine Schlangenlinie mit drei Bögen machen, achte darauf, dass er zwischen den Bögen schön geradeaus geht. Dein Sitz sieht übrigens sehr gut aus.“, lobte ich meine Reitschülerin und sah, wie sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Die Schlangenlinie bekamen die beiden ohne Probleme hin und nach einigen weiteren Minuten und einem Handwechsel ließ ich sie antraben. Neele hatte am Anfang noch ein paar kleine Probleme mit den großen Schritten von Heartland, gewöhnte sich jedoch schnell daran. „Das sieht sehr gut aus, dann reite ihn mal eine Runde auf den Zirkel und wechsle dann mit ihm aus dem Zirkel. Vergiss nicht, dabei in der Mitte umzusitzen und eine Pferdelänge geradeaus zu reiten.“ Neele nickte und führte meine Anweisungen gut aus. Ich lobte sie und nach einigen weiteren Schlangenlinien und Zirkeln im Schritt und Trab ließ ich sie Heartland angaloppieren. „Sehr schön, treib ihn ruhig weiter, sonst fällt er gleich wieder in den Trab…Super machst du das, dann reite doch noch eine Runde mit ihm einen Zirkel und mache dann einen einfachen Galoppwechsel, weißt du wie das geht?“ Neele nickte, parierte Heartland vor dem X-Punkt zum Trab durch, machte einen aus dem Zirkel Wechsel und galoppierte ihn dann auf der anderen Hand wieder an. Zum Abschluss ließ ich die beiden noch einige Minuten im Schritt reiten und noch einmal die Hand wechseln. Dann half ich meiner Reitschülerin Heartland wieder in die Box zu bringen und abzusatteln und lobte sie noch einmal. „Das sah heute sehr gut aus, für dein Alter reitest du schon richtig super.“ „Dankeschön.“, Neele grinste mich an. „Die Reitstunde hat auch super Spaß gemacht, darf ich Heartland noch einen Apfel geben?“ „Klar, da freut er sich bestimmt.“ Neele gab ihm den Apfel und streichelte ihn noch einmal kurz, bevor auch schon ihre Mutter kam und sie sich verabschieden musste.
Ausnahmsweise ritt gerade niemand in der Halle und so hatten wir freie Bahn. „Willst du sie für mich aufwärmen?“ „Total gerne. Mal schauen, wie sich dein hübsches Stütchen unter dem Sattel anstellt.“, sagte Hanna und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ich gurtete noch einmal nach und stellte die Aufstiegshilfe wieder weg, nachdem sie im Sattel saß. Wir hatten ungefähr gleichlange Beine und so mussten wir nicht einmal die Bügel umstellen. Während Hanna anfing mein Pferd aufzuwärmen holte ich Sprungständer und Stangen und baute zwei kleine Sprünge in einem Abstand von drei Metern auf. Später würde ich die Sprünge noch ein wenig erhöhen, aber zum Aufwärmen reichten sie so. Nach einiger Zeit fing Hanna mit einigen Übungen wie Schenkelweichen und Schulterherein an und wie immer arbeitete Queenie gut mit. Stolz beobachtete ich die beiden und freute mich, was für Fortschritte meine Stute in ihrer Ausbildung schon gemacht hatte. Mittlerweile war auch Julia in die Halle gekommen und fing an ihre Rappstute Rubin aufzuwärmen. „Für ihr Alter macht sie sich echt super! Willst du jetzt reiten?“, Hanna hielt strahlend in der Mitte an. „Wenn du magst kannst du gerne noch weiterreiten. Ich reite sie ja jeden Tag und es ist schön mal zu sehen, wie sie sich so macht.“ Hanna nickte und ritt dann wieder nach außen auf den Hufschlag, wo sie antrabte. Nach ein paar Runden hatten sich Queenie und meine Cousine aneinander gewöhnt und langsam sah das Ganze harmonisch aus. Hanna ritt jetzt viele Bögen mit der Warmblutstute, damit sie schön locker wurde und nach einigen weiteren Minuten hatte sie ihr Ziel erreicht. Queenie trat gut unter und kaute zufrieden auf dem Gebiss, während sie an den Zügel kam. „Puh, für ihre Größe hat sie ganz schön schwungvolle Gänge.“, bemerkte Hanna als sie jetzt wieder in der Mitte anhielt und abstieg.“ „Das stimmt.“, gab ich ihr lachend Recht. „Du kannst gerne noch weiterreiten wenn du willst.“ „Ich glaube das reicht erst einmal, sonst kann ich morgen überhaupt nicht mehr laufen…“ Sie saß ab, gab mir den Helm und half mir dann aufzusteigen. Hanna hatte Dancing Queen wirklich gut geritten und ich merkte von Anfang an wie schön locker sie lief. Bevor ich mit ihr über die Sprünge ritt ließ ich sie erst einmal einige Runden auf beiden Händen galoppieren. Dann wendete ich nach der Mittellinie ab und ritt mit ihr auf die Sprünge zu. Queenie wurde ein wenig schneller als sie die Sprünge sah, sprang ab und überwand den In-Out-Sprung ohne Probleme. „Priiima.“, lobte ich sie und streichelte ihren Hals. Wir ritten noch ein paar Mal über die Sprünge, dann erhöhten wir sie ein wenig und auch diese Höhe schaffte meine Warmblutstute ohne Probleme. Im Gegenteil, sie machte riesen Sprünge über die kleinen Cavalletti und das Springen machte ihr richtig Spaß. „Soll ich dir den einen Sprung mal ein wenig höher bauen?“, fragte jetzt Hanna vom Rand. „Klar, gerne. Ich wollte sowieso langsam anfangen die Höhe zu steigern.“ „So gut wie sie sich macht ist das bestimmt kein Problem.“ Hanna baute den einen Sprung ab, holte noch eine Stange und baute den anderen Sprung zu einem Steilsprung von etwa 80cm um. Ich trabte Queenie wieder an, wendete mit ihr ab und galoppierte sie dann kurz vor dem Steilsprung an. Wieder sprang sie ohne Probleme darüber und nach dem Sprung machte sie erst einmal einen Freudenbuckler. Lachend lobte ich sie und ritt noch ein paar Mal, auch auf der anderen Hand, über den Sprung. Dann parierte ich sie wieder zum Schritt durch und ließ die Zügel lang. Schnaubend streckte Queenie ihren Hals. Wir ritten noch einige Minuten im Schritt, dann hielt ich sie in der Mitte an und stieg ab. Ich nahm den Reithelm ab und drückte ihr einen Kuss auf die Nase, die sie mir neugierig entgegengestreckt hatte. „Super hast du das gemacht, Mäuschen.“, ich klopfte ihr noch einmal den Hals, machte die Steigbügel nach oben und zog ihr die Zügel über den Hals. „Wenn dich der Sprung nicht stört bring ich sie erst weg und baue dann den Sprung ab.“, rief ich Julia zu. „Kein Problem, lass ihn ruhig noch stehen, er ist ja nicht mitten auf dem Hufschlag.“ Hanna machte mir das Tor auf und wir gingen zusammen mit Queenie über den Hof zurück zum Stutenstall. „Und was sagst du? Stellt sie sich unter dem Sattel so gut an, wie du gedacht hast?“ „Ich war total überrascht, wie gut sie sich macht. Vor Allem für ihr Alter. Da hast du dir wirklich ein super Pferd gekauft. So eine Stute würde mir auch gefallen.“, fing Hanna an zu schwärmen. „Also mein Angebot, dass du sie jederzeit reiten kannst steht noch. Natürlich geht das nur, wenn du hier in Apfelberg bleibst.“ „Gerne. Solange du nichts dagegen hast, mich noch länger in der Wohnung zu haben.“ „Kein Problem.“ Lächelnd sattelte ich meine Stute ab und legte ihr dann die Abschwitzdecke auf, weil sie doch ein wenig geschwitzt hatte und ich nicht wollte, dass sie sich erkältete. „Okay, ich würde sagen wir lassen sie jetzt erst einmal noch ein wenig in der Box zum Abschwitzen und holen in der Zwischenzeit El Dorado, dann kannst du den auch gleich kennenlernen.“ „Klingt gut.“ Ich brachte Queenie in die Box, nahm ihr das Halfter ab und gab ihr noch etwas Futter, damit sie etwas zu tun hatte. Dann kontrollierte ich noch kurz ob ihre Tränke funktionierte und genug Heu da war, bevor Hanna und ich zur Hengstkoppel gingen. Dorado stand ein ganzes Stück entfernt neben einigen anderen Hengsten und schaute uns aufmerksam entgegen als wir uns ihm näherten. „Wow, das ist ja auch ein hübscher Kerl.“, war alles was Hanna rausbrachte. „Ja, das war auch mein erster Eindruck und als Lilly dann noch erzählt hat, dass er ein paar Macken hat war es komplett um mich geschehen. Du weißt ja, dass ich schon immer ein Herz für nicht ganz einfache Pferde hatte.“ „Das stimmt allerdings.“, pflichtete mir meine Cousine bei. Vorsichtig ging ich auf den Hengst zu und hielt ihm erst das Halfter und meine Hand hin, damit er sich alles genau ansehen konnte. Misstrauisch schnupperte er daran und entspannte sich etwas, als er erkannte, dass ich nichts Böses von ihm wollte. Langsam kam ich noch einen Schritt näher und legte ihm das Halfter an. Neugierig sah er mich an, als ob er sagen wollte: „Und was wird das jetzt?“ Doch als ich loslief trottete er brav hinter mir her.
Im Hengststall band ich ihn vor der Box an und holte dann Queenies Putzkasten, weil ich für ihn noch keinen eigenen hatte. Die Ausrüstung würde ich erst in den nächsten Tagen kaufen. Beim Putzen benahm sich Dorado vorbildlich und entspannte sich sichtlich, während er von uns ordentlich sauber gemacht wurde. Sein Benehmen motivierte mich, denn immerhin musste ich hier noch nicht mit ihm schimpfen und ihn erziehen. „Und was hast du heute mit ihm vor?“, fragte mich Hanna als wir mit dem Putzen fertig waren. „Ich hab mir überlegt ihn heute erst einmal Freilaufen zu lassen, um zu sehen wie er sich so benimmt und damit wir uns aneinander gewöhnen können. Hoffentlich ist die Halle frei, sonst muss ich doch mit ihm auf den Roundpen.“, mit diesen Worten löste ich den Pferdeknoten und ging mit Dorado hinter mir in Richtung Halle. Tatsächlich hatte ich Glück und niemand ritt gerade. „Wenn du magst kannst du auch ins Reiterstübchen gehen und dich ein wenig aufwärmen. Von dort aus kann man auch ein wenig in die Halle schauen.“, schlug ich ihr vor, weil ich sah dass sie ein wenig zitterte. „Oh ja, das klingt gut, langsam wird es doch ein wenig kalt. Ich komme dann wieder wenn du hier fertig bist.“ Sie schloss die Tür hinter sich und ich war mit meinem neuen Pferd alleine in der Halle. Kurz überlegte ich, ob ich ihm das Halfter dran lassen sollte, entschied mich dann aber doch es mit abzumachen. Zuerst stand er noch ein wenig verwirrt neben mir, doch als ich ein wenig den Arm hob sprang er bockend von mir weg und rannte erst einmal los. Super - so war das eigentlich nicht gedacht gewesen. Mit ruhiger tiefer Stimme versuchte ich ihn ein wenig zu beruhigen und nach zwei Runden wurde er dann tatsächlich etwas langsamer und parierte schließlich zum Schritt durch. Puh, das konnte ja heiter werden. Als nächstes ließ ich ihn erst einmal die Hand wechseln und weiterhin Schritt gehen. Nach ein paar Runden schnalzte ich leicht mit der Zunge und gab ihm somit das Zeichen zum Antraben. Dorado ließ sich das natürlich nicht zwei Mal sagen und fiel sofort in einen raumgreifenden Trab. Typisch Araber stellte er natürlich auch schön den Schweif auf und sah sich mit weit geblähten Nüstern in der ganzen Halle um. Hübsch aussehen konnte er auf jeden Fall, hoffentlich würde das mit dem Reiten auch irgendwann klappen. Wieder ließ ich ihn die Hand wechseln, indem ich mich ihm in den Weg stellte und in die andere Richtung zeigte. Nach einigen Runden auf dieser Hand gab ich kurz Küsschen und schon schoss er los. Nachdem ich seine anfängliche Reaktion gesehen hatte, hatte ich schon mit einigen Bocksprüngen gerechnet, aber Dorado schoss los wie eine Kanonenkugel. Er rannte kreuz und quer durch die Halle und bockte. „Ruuuuuhig, aaalles ist guuut.“, sprach ich immer wieder beruhigend auf ihn ein, bis meine Worte tatsächlich Wirkung zeigten. Er fiel in einen langsamen Galopp und blieb dann an einer kurzen Seite mit aufgestellten Schweif und weit geblähten Nüstern stehen. „Na, du kleiner Wildfang?“, redete ich mit ihm und er schaute mich neugierig an, nach dem Motto : „Was, du bist immer noch hier?“ Kurz schien er zu überlegen, dann kam er jedoch in einem gemütlichen Schritt auf mich zu und pustete mir warme Luft ins Gesicht. „Ja, du bist ein guter Kerl, nicht wahr?“, lachend streichelte ich seinen Kopf, drehte mich dann um und fing an durch die Halle zu laufen. El Dorado blieb kurz zögerlich in der Mitte stehen, folgte mir dann jedoch und schnaubte zufrieden. Durch sein Rennen hatte er ziemlich stark geschwitzt und so lief ich noch einige Runden mit ihm hinter mir, bevor ich das Halfter vom Rand holte und ihn wieder aufhalfterte. Genau in diesem Moment kam auch wieder Hanna in die Halle, die die netten Einlagen von Dorado auch mitbekommen hatte. „Hat ja ganz schön Feuer im Hintern, dein Neuer.“, stellte sie schmunzelnd fest. „Oh ja, mehr als genug. Aber ich denke das werden wir schon unter Kontrolle bringen. Es wird wahrscheinlich dauern, aber irgendwann wird das schon.“, zuversichtlich streichelte ich den Stern auf seinem Kopf und drückte ihm einen Kuss auf die Nüstern. Als wir über den Hof liefen kam uns Lucy entgegen, die gerade mit Hálleggur auf den Weg in die Halle war. „Hi Katha, ich habe schon von Lilly gehört, dass du eine neue Liebe hast.“ „Hi Lucy, ja da hat sie wohl Recht. Der Kleine hat ordentlich Feuer unterm Hintern, das kann also noch lustig werden. Aber ich hatte ja schon immer eine Vorliebe für Pferde die nicht ganz einfach sind. Übrigens, das hier ist meine Cousine Hanna.“ „Na dann wünsche ich dir viel Spaß und Geduld mit ihm. Vor allem letzteres wirst du gebrauchen können. Und schön dich kennenzulernen Hanna.“, sagte sie lachend. „Danke. Sag mal Lucy, ich hab noch keine Sachen für ihn aber er hat stark geschwitzt, habt ihr vielleicht noch irgendwo eine Abschwitzdecke, die ich ihm auflegen kann?“ „Klar, in der Sattelkammer müssten neben den Spinden noch irgendwo welche sein.“ „Super, Danke.“ „Kein Problem. Weißt du eigentlich wie viel Uhr es ist?“ „Gleich drei.“ „Oh Mist, dann kommt gleich der Hufschmied aber Lilly muss Bürokram erledigen und ich habe heute nicht viel Zeit, deswegen wollte ich eigentlich auch gleich reiten. Könnt ihr vielleicht Iltschi von der Koppel holen und ihn ein wenig beruhigen, während er die Hufe gemacht bekommt?“ „Klar Lucy, kein Problem. Viel Spaß beim Reiten.“ „Super, Danke. Man sieht sich.“, mit diesen Worten drehte sie sich um und ging weiter zur Halle.
Hanna und ich banden Dorado im Hengststall an, deckten ihn noch kurz ein und gingen dann schon wieder auf die Koppel um Iltschi zu holen. Der Fuchshengst kam brav mit uns mit und wir hatten sogar noch Zeit ihm die Hufe sauber zu machen, bevor der Hufschmied kam. Der Hengst blieb auch ganz brav stehen, während Hanna und ich ihn streichelten und mit ihm redeten und so war der Hufschmied schnell fertig. „Danke Mädchen, sonst ist er immer etwas schreckhaft wenn ihm die Hufe gemacht werden.“ „Kein Problem, eigentlich ist er ja ganz brav.“, Hanna streichelte Iltschi noch einmal und gab ihm ein Leckerli zur Belohnung. Schnell war er wieder auf die Koppel gebracht und wir gingen zurück zu Dancing Queen, um nachzusehen ob sie schon abgeschwitzt hatte. Tatsächlich war sie schon fast wieder trocken und so brachten wir sie wieder auf die Koppel, wo sie sich wieder zu den anderen Stuten gesellte. Auch Dorado war in der Zwischenzeit getrocknet und durfte zurück zu seinen Freunden auf der Koppel. „Puh, alles erledigt.“, seufzte ich, als wir wieder auf dem Hof standen. „Fast alles, du musst noch zu Lilly und den Kaufvertrag für Dorado unterschreiben.“, erinnerte mich Hanna. Wir machten also noch einen kurzen Abstecher zu Lilly in das Büro, wo ich unterschrieb und ihr sagte, dass ich das Geld in den nächsten Tagen überweisen würde. „So, wir gehen dann mal wieder. Schönen Tag noch.“, verabschiedete ich mich von Lilly. „Euch auch. Tschüss.“, antwortete diese und war schon wieder mitten in ihrem Papierzeug versunken.
Zurück in der Wohnung duschte ich erst einmal und während nach mir Katha duschte bekam ich einen Anruf. „Ja?“, ging ich ran ohne nachgesehen zu haben wer es überhaupt war. „Na, wie geht’s dir so, Süße? Von dir hört man ja auch nichts mehr.“ „Oh hei, Mara. Mir geht’s super. Tut mir leid, aber ich habe überraschend Besuch von meiner Cousine bekommen und da war es gerade ein wenig stressiger bei mir.“ „Kein Problem. Hast du heute Abend schon was vor?“ „Bist jetzt noch nicht, aber ich bin mir sicher, dass sich das gleich ändern wird.“ „Richtig. Bene und ich haben überlegt ob wir einen DVD-Abend machen?“ „Klingt gut, bei wem?“ „Naja, du hast die größte Wohnung…“ „Ach deshalb wollt ihr mich dabei haben, aber von mir aus gerne.“ „Super, sollen wir Pizza mitbringen oder hast du noch welche da?“ „Bringt mal lieber welche mit, Hanna und ich haben heute Mittag glaube ich die letzten aufgegessen. Sag mal, bringt Bene Chris eigentlich auch mit?“ „Nicht das ich wüsste, warum? Hast du Interesse?“ „Nein, nicht wirklich aber ich wollte wissen ob ich Kevin einladen kann oder ob es dann Mord und Totschlag bei mir in der Wohnung gäbe.“ „Kein Ding, lad ruhig deinen Lover ein. Wir sind so um neun bei dir, bis dann.“ „Er ist nicht mein…“, weiter kam ich nicht, bevor Mara auch schon aufgelegt hatte. Kopfschüttelnd sah ich auf mein Handy und fragte dann Kevin per SMS ob er heute Abend schon etwas vorhatte. Sofort bekam ich eine Antwort von ihm und keine fünf Minuten später stand fest, dass er auch kommen würde. Als Hanna aus der Dusche kam erzählte ich ihr von unserem Plan und auch sie war sofort begeistert.
Wir zogen uns an und räumten noch ein wenig die Wohnung auf, bevor es auch schon an der Tür klingelte. Fröhlich kamen Mara und Bene in unsere Wohnung, beladen mit Chips, DVDs und Tiefkühlpizza, welche wir gleich in den Ofen taten. Die Chips und DVDs kamen erst einmal auf den Tisch im Wohnzimmer und wir hatten uns gerade in der Küche an den Tisch gesetzt, als es auch schon zum zweiten Mal an der Tür klingelte. Diesmal war ich die einzige die aufstand und mein Herz klopfte ganz schön, als ich die Tür öffnete. „Hei.“, Kevin grinste mich an und schon bekam ich weiche Knie. „Hei, wie geht’s?“, fragte ich ein wenig heiser und räusperte mich. „Kommt darauf an, wie deine Entscheidung ist.“, kam er gleich auf das unangenehme Thema zu sprechen. „Okay, also die Wahrheit ist – Ich weiß nicht was ich will. Ich weiß, dass ich dich sehr gerne mag und total gerne in deiner Nähe bin, aber ich hab keine Lust auf eine Beziehung.“ „Gut, das macht das Ganze etwas komplizierter. Aber immerhin findest du mich nicht total bescheuert.“ „Nein, das auf keinen Fall.“ „Dann würde ich sagen bleibt erst einmal alles so wie es ist und wir sehen, was sich daraus entwickelt.“ „Hört sich super an.“ Wieder grinste mich Kevin an und wir gingen zu den anderen in die Küche.
Es wurde ein sehr witziger Abend, mit guten Filmen und jeder Menge zu Essen. Neben der Pizza und den Chips kam Bene dann gegen Mitternacht noch auf die Idee, er habe jetzt Lust auf Kekse und so wurde beschlossen selbst welche zu backen. Das Ganze endete in einer riesen Teigschlacht in unserer Küche, aber die Kekse, die dabei doch noch entstanden schmeckten sehr gut. Während eines Films berührten sich Kevins und meine Hand unabsichtlich und er ließ sie nicht wieder los. Alles in Allem war es der perfekte Ausklang für einen perfekten Tag und ich war überglücklich, aber auch ziemlich müde als wir uns endlich dazu entschlossen zu schlafen. Zu diesem Zeitpunkt war es schon drei Uhr früh und so entschlossen wir uns, dass die Anderen eigentlich auch gleich bei uns in der Wohnung übernachten konnten. An Kevin gekuschelt schlief ich glücklich und zufrieden ein.
Hier endlich mein Dezemberberi, ziemlich verspätet aber immerhin ist er da. :D Schicksale sind beide mit eingebaut, mehr oder weniger offensichtlich und Aufgabe ist leider nur knapp eingebaut aber drinnen. Schicksal: 1. Miau! 2. This night… I would like to cook cookies! Aufgabe: Für Iltschie (Vielseitigkeitspferde) kommt der Hufschmied. Holt bitte den Hengst von der Weide und beruhigt ihn während seine Hufe gemacht werden. Auch wieder zurück bringen -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Auf Zehenspitzen schlich ich mich aus meinem Zimmer und sah an der Tür noch einmal mit einem zufriedenen Lächeln meine noch schlafende Cousine Hanna an. Gestern erst war sie überraschend vor meiner Tür gestanden und ich konnte es immer noch nicht fassen, dass sie mir wirklich komplett vergeben hatte. Leise schloss ich die Tür hinter mir, drehte mich um – und stolperte fast über meine andere neue Mitbewohnerin. Emma kommentierte das Ganze mit einem leicht beleidigten Maunzen, rannte mir dann aber trotzdem in die Küche hinterher. „Na meine Hübsche, hast du Hunger?“, fragte ich sie, obwohl das eigentlich offensichtlich war so wie sie vom Futter zu mir hin- und hersah. Schnell war sie gefüttert und ich konnte mir mein Frühstück machen. Gerade als der Kaffee fertig war kam Hanna gut gelaunt in die Küche gelaufen und grinste mich an. „Guten Morgen.“ „Guten Morgen, warum bist du denn so gut drauf?“, fragte ich sie verwundert. „Weil ich bei meiner Lieblingscousine bin, mich endlich wieder mit ihr vertragen habe uuuund du mir heute erzählen wolltest was jetzt mit deinem Kerl ist.“ „Wollte ich das?“, fragte ich und verfluchte mich innerlich für meine Ausrede von gestern. „Ja, du kamst überglücklich vom Pferd wieder und hast gemeint du weißt jetzt was du machst.“ „Naja, also so ganz hat das gestern nicht gestimmt. Fakt ist, dass ich nicht weiß was ich will…“ Hanna streichelte kurz Emma über den Kopf und schenkte sich dann Kaffee in eine Tasse. „Und das willst du ihm so sagen?“ „Ist jedenfalls die Wahrheit. Alles andere wäre eine Lüge.“ „Die Frage ist nur, ob er damit zufrieden ist… Ich würde mich auch ärgern, wenn ich endlich ein hübsches und nettes Mädchen kennenlerne und dann nicht weiß woran ich bin.“ „Erstens Danke für das Kompliment, aber ich muss sagen meine Cousine ist immer noch hübscher und zweitens was würdest du denn machen?“ „Ganz ehrlich? – Ich weiß es auch nicht. Aber ich würde nicht zu lange warten Katha, weil ich glaube das du ihn wirklich magst und da bist du bestimmt nicht die Einzige. Soweit ich das beurteilen kann sieht der nämlich nicht gerade schlecht aus.“ Nachdenklich rührte ich in meiner Tasse rum. Wie immer wirbelten tausend Gedanken in meinem Kopf herum. Wenn ich jetzt noch weiter darüber nachgrübeln würde hätte ich spätestens in einer Stunde Kopfschmerzen. „So, Themawechsel!“, sagte Hanna, die mitbekommen hatte das mich die Geschichte mit Kevin doch ein bisschen überforderte. „Darf ich heute mit zu deiner Queenie? So wie du gestern von ihr geschwärmt hast muss das ja ein Wunderpferd sein.“, sie zwinkerte mir zu. „Klar kannst du mit. Dann kann ich dich auch gleich ein paar anderen vorstellen. Auf dem Hof ist eigentlich fast immer jemand. Wenn du willst kannst du auch eine Reithose und alles andere von mir ausleihen, dann kannst du Queenie auch mal reiten.“ „Super. Ich würde sagen wir frühstücken noch zu Ende und gehen dann gleich los?“, fragte Hanna. „Klingt gut.“ Ich sprang auf und tat ein Toastbrot in den Toaster, damit wir auch etwas Essen konnten und wäre dabei zum zweiten Mal an diesem Tag fast über Emma gestolpert, die mitten in der Küche saß und sich putzte. „Miauu.“, kam es empört von ihr und ich nahm sie schnell auf meinen Arm und streichelte sie. „Oh nein, du arme kleine Katze.“, redete ich ironisch auf sie ein und Emma fing an glücklich zu schnurren. „Ja Katha, du musst schon besser aufpassen wenn sie dich schon in ihrer Wohnung wohnen lässt.“, sagte jetzt auch Hanna lachend. „Auf jeden Fall. Aber ich freue mich ja, dass sie sich hier so wohl fühlt und schon alles für sich beansprucht.“ „Das stimmt auch wieder. Typisch Katze eben. Kaum einen Tag hier und schon gehört alles ihr.“ „Ja eure Lissy war auch so.“ Wir sahen uns an und mussten lachen. Es tat so gut endlich wieder jemanden aus der Familie zu haben mit dem man alte Geschichten austauschen konnte und mit Hanna hatte ich mich eigentlich immer gut verstanden. So langsam gewöhnte ich mich richtig an mein neues Leben ohne Eltern.
Eine Stunde später waren wir endlich auf den Weg zum Hof. Wir waren beide mit Mützen, Schals, dicken Jacken und Reithosen warm eingepackt und trotzdem fröstelte ich ein wenig, als uns eine Windböe entgegen kam. Zum Glück war es von der Bushaltestelle nicht weit bis zum Hof. Der Weg führte uns an den Koppeln vorbei und wir konnten sehen, wie sich die Pferde über den ersten Schnee in diesem Jahr freuten. Auf einer der Weiden sah ich beim Näherkommen auch Queenie, die mit einigen anderen Pferden rumrannte und bockte. Zielstrebig ging ich auf den Zaun zu und pfiff nach ihr. Sofort hob sie den Kopf und als sie mich erkannte kam sie langsam mit einem freundlichen Brummeln auf mich zugelaufen. „Was für einen hübsche Stute.“, war Hannas erste Reaktion und ein glückliches Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Natürlich fand ich meine Stute auch super, aber es tat gut das auch einmal von anderen zu Hören. „Hallo Mädchen“, begrüßte ich Queenie freudig, als sie vor mir anhielt. Neugierig sah sie mich an und ich hob langsam meine Hand, um sie am Kopf zu streicheln. In dem Moment, in dem meine Hand ihr weiches Fell berührte vergaß ich alles um mich herum. Ich vergaß, dass Hanna neben mir stand und dass ich später noch mit Kevin reden musste. In diesem Moment war ich einfach nur bei meiner Stute, bei meinem ersten eigenen Pferd, dass ich mir schon mein ganzes Leben lang gewünscht hatte. Bei meinem Pferd, dass ich in den Monaten, seit ich sie kannte schon total in mein Herz geschlossen hatte und ohne das ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen konnte. Hanna holte mich wieder in die Realität zurück, indem sie sich kurz räusperte und dann fragte, ob sie sich Queenie kurz vorstellen durfte. Ich zuckte ein wenig zusammen, ging dann jedoch zur Seite und beobachtete, wie meine Cousine ihr die Hand hinhielt und Dancing Queen neugierig daran schnupperte. „Meinst du sie kommt gleich mit, wenn wir über die Koppel zum Hof laufen?“, fragte Hanna. „Uff, gute Frage, habe ich bis jetzt noch nie ausprobiert aber wir können es ja mal versuchen, ist ja sowieso der kürzere Weg und wenn sie will dann kann sie ja gleich mitkommen.“ Sie nickte und so stapften wir durch den Schnee, mit Queenie direkt hinter uns. Mittlerweile hatte es wieder angefangen ein wenig zu schneien und leichte Flocken wirbelten durch die Luft. „Wie lange ist es eigentlich her, dass du das letzte Mal auf dem Pferd gesessen bist?“, neugierig sah ich meine Cousine an. „Vor einem Monat hatte ich mal wieder eine Reitstunde, aber der Umgang mit den Schulpferden hat mir nicht so gefallen. Vielleicht hab ich ja jetzt wieder die Chance öfter zu reiten.“ „Klar, wenn du willst kannst du Queenie gerne öfter reiten. Der schadet ein wenig Bewegung überhaupt nicht. Außerdem spiele ich schon länger mit den Gedanken noch ein zweites Pferd zu kaufen…“ „Wirklich? Davon hast du ja noch gar nichts erzählt.“, Hanna sah mich verwundert an. „Ja, ich war mir auch nicht sicher ob ich genug Geld und Zeit dafür habe. Aber eigentlich würde es mir schon gefallen. Lilly und Lucy haben ja auch einen Zuchtstall und denken im Moment darüber nach den ein wenig zu verkleinern. Vielleicht ist ja da ein Pferd für mich dabei, ich glaub ich muss heute mal mit den beiden reden.“ „Also wenn du dir wirklich ein zweites Pferd kaufst kannst du darauf zählen, dass ich dir im Notfall falls du mal weniger Zeit hast helfen werde. Dafür ist die Familie ja da!“ Glücklich grinste ich vor mich hin und drehte mich kurz um, um zu sehen was Dancing Queen machte. Die zierliche braune Stute lief direkt hinter mir und schnaubte mich fröhlich an. „Ja Mäuschen, gleich darfst du wieder arbeiten.“, sagte ich lachend und streichelte ihr kurz über die weiche Nase. Nach ein paar weiteren Metern waren wir schon am Tor angekommen. „So, und jetzt?“, fragend sah ich Hanna an. „Ich würde sagen wieder ausprobieren. Auf dem Hof fahren ja nicht viele Autos rum, außerdem hat sie bestimmt nichts dagegen in ihre Box zu gehen, wo es immer Futter gibt.“ Zustimmend nickte ich und Hanna hielt meiner Stute und mir das Tor auf. Meine Sorge war wirklich unbegründet gewesen, Queenie folgte mir ohne Probleme in den Stall, wo ich ihr das Halfter rauf machen konnte und sie anband. Zufrieden klopfte ich ihren Hals und ging dann mit Hanna in die Sattelkammer, wo ich ihr die Ausrüstung von meiner Stute zeigte. „Wenn du willst kannst du schon Lilly oder Lucy suchen gehen und ich mach in der Zwischenzeit Queenie fertig“, bot mir Hanna an. „Danke, du bist ein Schatz. Bis gleich, Süße“, verabschiedete ich mich schnell noch von Dancing Queen und ging dann über den Hof in Richtung Büro.
Ich hatte Glück und Lilly saß gerade am Schreibtisch und erledigte irgendeinen Papierkram. „Hi, Katha. Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Hi,… Ich weiß, dass hört sich jetzt vielleicht ein wenig komisch an, weil ich Queenie ja noch nicht so lange habe aber ich denke über Familienzuwachs nach. Und weil ihr ja auch überlegt eure Zucht zu verkleinern habe ich mir gedacht ich frage einmal nach, welche Pferde ihr verkaufen würdet und vielleicht ist es ja bei einem gleich Liebe auf den ersten Blick.“, nervös fing ich an, an meinen Fingernägeln rumzufummeln. „Klar, gerne. Das ist überhaupt kein Problem. Ich mache noch kurz das hier fertig und dann bin ich ganz für dich da und zeig dir die Pferde. Übrigens brauchst du kein schlechtes Gewissen haben, ich weiß selber wie das ist. Hat man erst einmal ein Pferd hätte man am liebsten noch mehr und da du dich ja gut um Dancing Queen kümmerst ist das gar kein Problem… So, fertig.“, Lilly hatte noch kurz eine Unterschrift unten auf das Blatt gekritzelt und stand dann auf. „Hast du dir schon überlegt in welche Richtung du gerne gehen würdest? Eher Kalt-,Warm- oder Vollblut? Und soll das Pferd eher anfängergeeignet sein oder darf es auch etwas anspruchsvolles sein?“ „Ich hatte schon seit ich klein war eine Vorliebe für Vollblüter und da ich schon immer gerne mit jungen oder nicht ganz einfachen Pferden gearbeitet habe hätte ich gerne wieder eine kleine Herausforderung.“ „Sehr schön, ich glaub ich weiß schon wer dir gefallen könnte. Komm mit.“, Lilly grinste und ging voraus in Richtung Koppeln. „Übrigens ist heute meine Cousine Hanna mit dabei, die ist früher auch regelmäßig mit mir zusammen geritten.“ „Die kannst du mir ja dann gleich vorstellen. Bleibt sie hier im Dorf oder geht sie schon bald wieder?“ „Ich glaube sie bleibt erst einmal eine Weile hier.“ „Sehr gut, dann kann sie sich ja auch wenn du weniger Zeit haben solltest mal um Queenie kümmern und wenn sie reiten kann, dann kannst du uns auch jeder Zeit Bescheid sagen und sie kann ein Pferd ausleihen. Viele der Verkaufspferde werden eh zu wenig bewegt. So, hier wären wir.“, Lilly hielt vor der Hengstkoppel an und öffnete das Tor. Auf der verschneiten Koppel stach mir direkt ein fuchsfarbener Hengst ins Auge und genau auf diesen lief die Hofbesitzerin jetzt zu. Als wir näherkamen erkannte ich an seinem Kopf, dass er wohl ein Araber sein musste. Neugierig hob er den Kopf, als er uns sah, kam jedoch nicht auf uns zu. „Das ist El Dorado, ein super hübscher Araber, jedoch nicht immer ganz einfach. Um genau zu sein ist jeder, der sich auf ihn gesetzt hat schon mindestens einmal geflogen und auch sonst ist er nicht gerade ein Lämmchen.“ Dorado beobachtete uns aus dem Augenwinkel und schien ein wenig überrascht, als ich einen Schritt auf ihn zu machte und ihm die Hand hinhielt. Er überlegte einen Moment, kam dann näher und schnupperte sanft an meiner Hand. Mein Herz schlug ein wenig höher. In diesem Moment hatte ich mich schon entschieden, dieses und kein anderes Pferd würde es werden. Bestimmt würde mir da einige Arbeit mehr als bei Queenie bevorstehen, bis er ein zuverlässiger Partner sein würde, aber das Risiko wollte ich auf mich nehmen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sah ich ihn an. Jetzt kam Dorado sogar einen Schritt näher auf mich zu und ließ sich leicht von mir am Hals kraulen. „Na da scheinen sich ja zwei gefunden zu haben.“, bemerkte Lilly mit einem Grinsen im Gesicht. „Normalerweise würde ich dir ja anbieten ihn auszuprobieren, aber ich weiß nicht ob das so gut für deine Gesundheit wäre.“ „Kein Problem, erstens habe ich mich sowieso schon entschieden und zweitens werde ich mit ihm erst einmal mit vertrauensbildenden Übungen anfangen. „Das freut mich. Ich kann dir dann auch gleich den Papierkram fertig machen, dann musst du nur noch unterschreiben und schon hast du ein zweites Pferd.“ „Super, ich geh dann erst mal wieder nach Queenie und Hanna schauen, den kleinen Wildfang werde ich später holen.“ „Na klar. Bis später.“ „Ja, bis dann.“ Mit einem Lächeln auf dem Gesicht drehte ich mich im weggehen noch einmal nach Dorado um, der mir hinterher sah und ging dann zurück in den Stutenstall.
Hier war inzwischen auch Julia mit ihrer Stute Rubin, die mich freundlich begrüßte. „Hallo Katha.“ „Hi Julia, was machst du heute mit Rubin?“ „Ich wollte mit ihr ein wenig in der Halle reiten, was machst du?“ „Das Gleiche.“, antwortete ich lachend. „Wer putzt eigentlich gerade Queenie?“, fragte Julia mich neugierig. „Das ist meine Cousine Hanna.“, stellte ich die beiden vor und sie lächelten sich freundlich an. „Und war ein Pferd dabei?“, Hanna sah mich fragend an. „Und ob.“, antwortete ich und schon wieder breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. Jetzt hatten wir auch wieder Julias Aufmerksamkeit. „Willst du dir wohl noch ein Pferd kaufen?“ „Ja, um genau zu sein muss ich nur noch unterschreiben und bezahlen und schon gehört er mir.“ Natürlich musste ich den Beiden die ganze Geschichte von Dorado und mir erzählen, bevor ich Queenie satteln konnte. „Na meine Süße, wir bekommen bald Familienzuwachs. Dann musst du mich teilen.“ Als ob sie mich verstanden hätte stupste sie mich an und schnaubte unwillig. Lachend streichelte ich über ihre weiche Nase. „Keine Angst, du bleibst die Beste aber sag bloß nichts zu Dorado.“, flüsterte ich in ihr Ohr und sah sie liebevoll an. „Sag mal Julia, stört es dich wenn ich mir in der Halle ein paar Sprünge aufbaue?“ „Solange sie nicht mitten auf dem Hufschlag stehen ist alles super.“ Schnell hatte ich aus der Sattelkammer die schwarzen Gamaschen, Streichkappen und Hufglocken geholte und sie meiner Stute angelegt. Ein paar Minuten später war Queenie dann auch schon gesattelt und getrenst und ich machte mich mit ihr und Hanna auf den Weg in die Halle.
Hei Leute, sorry, dass ich in letzter Zeit hier so wenig aktiv war aber irgendwie kam dauernd etwas dazwischen. Erst eine Schulaufgabe nach der anderen und dann gab es auch noch so ziemlich viel zu tun bei mir. Mit den Berichten hänge ich auch ziemlich hinterher, ich hoffe das ich bald meinen Dezemberberi fertig bekomme...
Also schon einmal im Vorraus sorry, falls ich in nächster Zeit auch weiterhin so unaktiv bleiben muss, aber ich hoffe das der Stress jetzt langsam weniger wird und ich mal wieder ein wenig Zeit zum schreiben und hier vorbeischauen habe ;)
Gut gelaunt überquerte ich den Hof und sah schon von Weitem ein Mädchen, das ungefähr in meinem Alter war, vor dem Stutenstall warten. Wie ich es mir bereits gedacht hatte stellte sie sich als Saskia, meine heutige Reitschülerin vor. Sie war schon öfter geritten und hatte auch schon Erfahrungen mit Isländern gemacht, weshalb sie heute in der Reitstunde auch die Isländerstute Hemra reiten würde. Hemra war eines der neuen Schulpferde und da ich sie noch nicht kannte war ich auch schon gespannt zu sehen, wie das heute laufen würde. Während wir auf die Stutenkoppel gingen um sie zu holen erzählte mir Saskia das sie schon einige Jahre Reiterfahrung hatte und auch immer mitgeholfen hatte die Pferde fertigzumachen, was ich sehr gut fand. Trotzdem würde ich später mit ihr erst einmal austesten wie viel sie wirklich konnte. Es gab doch immer wieder Reiter und Reiterinnen, die erzählten sie könnten reiten und wenn sie dann auf dem Pferd saßen funktionierte auf einmal gar nichts mehr. Bei Saskia war ich allerdings zuversichtlich, vor allem nachdem sie schnell und ohne Probleme die hübsche Hemra aufgehalftert hatte und sie von der Koppel führte. Schon beim Putzen merkte ich, dass das Mädchen auf jeden Fall öfter mit Pferden zu tun gehabt hatte und so waren wir sehr schnell fertig. Auch das Satteln und Trensen klappten ohne Probleme und nachdem Saskia den Reithelm aufgesetzt hatte gingen wir in die Reithalle. Die ersten zehn Minuten im Schritt ließ ich Saskia erst einmal machen, um wenigstens einen kleinen Überblick über ihr Können zu bekommen bevor ich anfing Anweisungen zu geben. Der Sitz war recht ordentlich, lediglich die Hände musste sie noch etwas aufstellen und das Bein etwas länger strecken, was sie aber sofort machte nachdem ich es ihr gesagt hatte. Zufrieden lobte ich sie und gab ihr dann die Anweisung bei B anzutraben. Saskia gab die Schenkelhilfe und schnalzte mit der Zunge, woraufhin Hemra sofort antrabte. „Gut so, achte beim nächsten Mal darauf noch eine kleine entlastende Hilfe mit dem Sitz zu geben, das Ziel ist ja möglichst viel mit dem Sitz und weniger mit den Schenkeln zu reiten.“, fügte ich hinzu und lächelte sie an. Saskia nickte und ich ließ sie einige Übergänge reiten, was sehr gut funktionierte. „Gut, dann reitest du jetzt einen Handwechsel mit ihr und danach auf den Zirkel.“ „Schön, achte darauf immer schön mit dem äußeren Zügel abzuwenden. Gut ausgebildete Pferde kann man einhändig reiten und nicht nur, indem man am inneren Zügel die Hilfen gibt. Sonst sieht das sehr gut aus. Fällt dir denn etwas auf, wenn du sie auf dem Zirkel reitest?“ „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber es fühlt sich an als würde sie mehr innen laufen als außen. Ich weiß nicht genau wie ich es ausdrücken soll.“, antwortete sie zögerlich und sah mich fragend an. „Genau, sie hängt auf der inneren Schulter, reite mal wieder mit ihr auf der ganzen Bahn und stell sie an den langen Seiten nach innen durch.“ An der nächsten langen Seite nahm Saskia die Zügel auf, ließ korrekt den äußeren Zügel als Begrenzung ‚stehen‘ und gab am inneren eine halbe Parade. „Gut, und vor den kurzen Seiten immer wieder nachgeben und den Kopf-Hals des Pferdes gerade machen. Sehr schön.“ Hemra schnaubte zufrieden ab und nach zwei Runden lief sie schon nicht mehr so über die innere Schulter. „Super. Parier sie mal wieder zum Schritt durch und lass ihr die Zügel ein, zwei Runden lang. Du hast ja gesagt du bist schon öfter Isländer geritten, bist du auch schon getöltet?“, fragte ich sie. Saskia lobt Hemra und nickte. „Ja, schon ein paar Mal.“ Nach zwei Runden ließ ich sie erneut einen Handwechsel machen und dann die Zügel aufnehmen. „Gut, dann probier mal Hemra anzutölten.“ Ich wollte sehen, wie gut sie die Hilfen beherrschte und ließ sie deshalb erst einmal selber probieren. Saskia setzte sich aufrecht hin, fing an vermehrt zu treiben und holte Hemra an den Zügel. Schnell hatte Hemra verstanden was sie von ihr wollte und töltete brav an. „Super gemacht.“ Saskia grinste über das ganze Gesicht, parierte nach zwei Runden durch und töltete Hemra dann auf der anderen Hand noch einmal. Mittlerweile war auch schon fast eine ganze Stunde um und sie ließ Hemra im Schritt noch zehn Minuten am langen Zügel laufen, bevor wir die Stute im Stall wieder absattelten und dann zurück auf die Koppel brachten. „Hat dir die Stunde Spaß gemacht?“, fragte ich Saskia während wir noch Hemras Ausrüstung aufräumten. „Ja, das war spitze. Ich komme bestimmt mal wieder.“, zufrieden lächelte sie mich an und auch ich freute mich, dass ihr meine Stunde gefallen hatte. Wir hatten gerade alles aufgeräumt, als ein BMW auf den Hof gefahren kam. „Das ist meine Mutter, ich muss jetzt weiter. Bis bald.“, verabschiedete sich Saskia und ging auf das Auto zu. „Tschüss.“, rief ich ihr hinterher bevor ich mich auf den Weg zu meiner Stute Queenie machte.
Als ich abends zum zweiten Mal an diesem Tag in den Stall komme ist es ziemlich ruhig. Kein Wunder, die meisten waren heute schon früher hier und haben ihre Pferde bewegt. Ich sollte heute meine nächste Reitstunde geben. Die Reitschülerin hieß Christina und war ein Jahr älter als ich. Früher war sie wohl regelmäßig geritten aber seit drei Jahren hatte sie Pause gemacht und erst vor kurzem mal wieder eine Reitstunde gehabt. Heute wollte sie zu einer Voltigierstunde kommen und ich war schon gespannt, wie sie sich anstellen würde. Kurz nach mir fuhr ein kleines schwarzes Auto auf den Hof, aus dem eine junge braunhaarige Frau ausstieg. Nachdem sie sich kurz umgesehen hatte kam sie direkt auf mich zu und lächelte mich freundlich an. „Hallo, du musst Katha sein, oder?“, fragte sie mich. „Ja, hallo Christina. Wollen wir gleich in den Stall gehen und dein Pferd für heute putzen?“. Sie nickte zustimmend und gemeinsam gingen wir in den Stutenstall, wo Kalinka stand. „Das ist Kalinka. Sie ist total brav und perfekt für Anfänger und Wiedereinsteiger.“, stellte ich die Stute vor. „Na dann passt das ja.“, meinte Christina und lächelte. „Soll ich sie zum Putzen anbinden oder geht das auch so?“, fragte sie. „Das müsste auch so gehen. Wenn du das alleine hinbekommst und nichts dagegen hast kann ich schon einmal in die Halle gehen und ein bisschen was aufbauen. Dann hast du auch Zeit dich schon einmal ein wenig mit ihr vertraut zu machen.“, schlug ich vor. „Klar, kein Problem.“ „Super, das Putzzeug steht hier vor der Box, bis gleich.“ In der Halle nahm ich mir schnell zwei Stangen und legte sie im Abstand von Trabschritten hin. Ich war gespannt, ob Christina später merken würde wie sich Kalinkas Trab beim darüber laufen verändern würde. In erster Linie wollte ich heute einige Sitzübungen machen und ein paar Voltigierübungen, damit sie sich gut auf dem Pferd ausbalancieren konnte. Als ich wieder in den Stall kam schienen sich Christina und die Stute schon angefreundet zu haben und schnell hatten wir ihr zusammen die Schabracke, den Longiergurt und den Kappzaum mit Longe angelegt. Ich nahm noch für den Notfall die Longierpeitsche mit und ging dann mit den beiden in die Halle. Die ersten fünfzehn Minuten lief Christina neben Kalinka in Schritt und Trab nebenher, damit beide warm wurden, danach machte sie noch einige Dehnübungen und durfte dann aufs Pferd. Ich half ihr schnell hoch und ließ sie die ersten paar Runden einfach mal machen, damit ich sah wie sie von alleine auf dem Pferd saß. Die Hand- und Beinhaltung war gut, sie saß nur mit dem Oberkörper etwas zu weit vorgebäugt, was sie aber schnell korrigierte als ich es ihr sagte. „Sehr schön. Da du ja schon länger nicht mehr auf dem Pferd gesessen warst habe ich mir überlegt das wir heute erst einmal versuchen eine gute Balance in allen drei Gangarten hinzubekommen und dann noch kleine Voltigierübungen. Ist das okay?“, stellte ich ihr meinen Plan vor. „Klingt super, bei der letzten Reitstunde auf einem anderen Hof habe ich nämlich gemerkt, dass es genau damit noch ein wenig hapert.“ Nach zwei weiteren Runden trieb Christina Kalinka auf meine Anweisung hin zum Trab an und auch jetzt korrigierte ich wieder kurz ihren Sitz. „Schön nach vorne schauen, die Beine lang strecken und nicht verkrampfen - Ja, besser so. Schultern zurück und gerade sitzen. Super, genau so.“ Nach drei weiteren Runden ging ich ein paar Meter weiter nach hinten, sodass die Trabstangen jetzt auf der Zirkellinie lagen. „Okay, dann lassen wir jetzt Kalinka mal über die Trabstangen traben und du sagst mir dann, wie sich ihr Trab dabei verändert hat.“, sagte ich. Genau wie ich erwartet hatte hob Kalinka ihre Hufe besser, was auch Christina sofort bemerkte. „Ist dir sonst noch etwas aufgefallen?“, fragte ich nach. „Ja, sie ist bis jetzt ein wenig auf der Vorhand gelaufen und ich schätze mal, dass sie durch die Trabstangen jetzt mit der Hinterhand besser untertritt.“, sagte Christina und sah mich unsicher an. „Genau richtig. Super.“ Ich ließ sie Kalinka wieder zum Schritt durchparieren und gab ihr jetzt die Anweisung zur Fahne, einer der einfachsten Übungen des Voltigierens. „Zuerst kniest du dich auf ihren Rücken, dann hebst du das innere Bein und streckst es nach hinten aus. Ja, genau so. Jetzt musst du nur noch den äußeren Arm nach vorne ausstrecken und schon machst du die Fahne.“ Christina probierte es aus und strahlte mich dann glücklich an. „Super. Willst du es auch im Trab probieren?“ Sie stimmte zu und ich ließ Katinka antraben. Zu Beginn sah das ganze etwas wackelig aus, nach und nach schien sie sich aber daran zu gewöhnen und zum Schluss sah das Ganze richtig gut aus. „Sehr gut gemacht. Ich würde sagen das reicht für heute, wahrscheinlich wirst du davon morgen schon Muskelkater haben.“ „Ja, ich glaube auch, dass das besser ist.“, sagte Christina und grinste mich an. Ich ließ sie noch zehn Minuten im Schritt auf Kalinka sitzen und hielt die Stute dann in der Mitte an. „Danke für die tolle Stunde, die Übungen sind super um sich wieder an den Rhythmus vom Pferd zu gewöhnen.“ „Na das freut mich, wenn es dir gefallen hat.“, sagte ich lächelnd. Wir brachten Kalinka zurück in die Box, sattelten sie ab und Christina putzte sie noch einmal kurz und gab ihr zwei Karotten. „Okay, ich fahr dann mal wieder, vielleicht sehen wir uns ja mal wieder auf dem Hof. Tschüss.“, verabschiedete sich Christina nachdem wir uns noch ein wenig unterhalten hatten. Ich ging noch schnell in die Halle und räumte die Stangen weg und fuhr dann auch wieder nach Hause.
Schicksal: 1. Ich weiß nicht... 2. Mein Pferd auf Abwegen Aufgabe: El Samun (Western) longieren ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Seit dem unangenehmen Treffen mit Kevin und Chris war etwa eine Woche vergangen. Ich hatte mein Treffen mit Kevin im Café nachgeholt und wir hatten jede Menge Spaß gehabt. Chris hatte ich auch wiedergesehen und ich hoffte, dass jetzt endlich alles zwischen uns geklärt war. Gestern war bei mir dann eine neue Mitbewohnerin eingezogen, über die ich mich sehr gefreut hatte. Früher hatten meine Familie und ich immer Tiere gehabt und da ich mich mittlerweile in meiner Wohnung eingelebt hatte, hatte ich mir überlegt wieder ein Tier zuzulegen. Vor ein paar Tagen war ich dann im Tierheim gewesen und hatte mir einige Katzen angesehen. Ich mochte auch Hunde sehr gerne, wollte aber erst einmal ausprobieren, wie es wieder mit einem Tier war und Hunde waren ja bekanntlich noch ein wenig mehr Arbeit. Im Tierheim hatte ich mich dann auch schnell entschieden. Schon auf den ersten Blick hatte die hübsche Langhaarkatze Emma mein Herz erobert und schnell war klar gewesen, dass die Zuneigung auf beiden Seiten vorhanden war. Dementsprechend wurde dann auch zeitnah alles andere geregelt und gestern war Emma bei mir eingezogen. Im Moment war sie noch sehr vorsichtig und sah sich alles erst einmal genau an, bevor sie näher kam. Aber ich war mir sicher, dass sich das mit der Zeit geben würde und tatsächlich war es heute Morgen schon besser gewesen und sie hatte sich zufrieden von mir streicheln lassen, nachdem sie ihr Futter bekommen hatte. Auch wenn es nur ein kleines Zeichen von ihr war hatte sich sofort ein warmes Gefühl in meinem Körper ausgebreitet und ein Grinsen hatte sich auf meinem Gesicht ausgebreitet.
Gerade hatte ich mich mit einer Tasse heiße Schokolade auf meinem Bett niedergelassen und wollte meinen Laptop anschalten, als es auf einmal an meiner Wohnungstür klingelte. Verwirrt sah ich auf die Uhr. Es war kurz vor zwölf Uhr. Zu so einer Zeit kam doch normalerweise nicht einmal Mara vorbei, dafür war ihr das Mittagessen eigentlich viel zu heilig. Doch anscheinend machte sie heute einmal eine Ausnahme. Seufzend stellte ich die Tasse weg und machte mich auf den Weg zur Tür. „Mara, seit wann lässt du denn dein Mittagessen…“, hatte ich angefangen meine Frage zu stellen, als ich erkannte, dass vor der Tür nicht meine blonde Freundin stand. Stattdessen sah mich ein Mädchen in meinem Alter mit braunen, fast schwarzen Haaren und dunklen braunen Augen unsicher an. Geschockt und unfähig mich zu bewegen starrte ich sie an. Ich fühlte mich, als hätte man einen Eimer eiskaltes Wasser über mich gekippt. Warum ausgerechnet jetzt? Ich hatte mein Leben gerade wieder geordnet und jetzt tauchte diese Person hier auf? Die Person, von der ich gehofft hatte ich würde sie nie wieder sehen. Nicht etwa weil ich sie nicht leiden konnte, sondern weil ich mich dafür schämte was ich getan hatte. „Oh mein Gott, Hanna was machst du denn hier?“, fragte ich mit zittriger Stimme und merkte wie sich einige Tränen in meinen Augen sammelten…
Keine zehn Minuten später saßen wir auf meinem Bett und redeten über Alles, außer über unsere gemeinsame Vergangenheit. Es hatte sich herausgestellt, dass Hanna die letzten fünf Monate in der Schweiz, bei entfernten Verwandten verbracht hatte und jetzt wieder zurückgekommen war. Durch meine Eltern hatte sie erfahren, dass ich mittlerweile eine eigene Wohnung hatte und schließlich hatte sie sich dazu durchgerungen, bei mir vorbei zu schauen. „Und du hast jetzt dein eigenes Pferd?“, fragte mich meine Cousine. „Ja, Dancing Queen. Sie steht auf einem Hof hier in der Nähe und ich kann dir sagen, ich habe noch nie so eine hübsche Stute gesehen…“, fing ich an von ihr zu schwärmen. „Langsam Katha, lass mich erst einmal ankommen, dann kannst du mich immer noch mit den ganzen Informationen überhäufen und vielleicht kann ich ja auch einmal mitkommen und sie mir selber ansehen.“ „Wenn du willst können wir das gerne machen.“, sagte ich und lächelte sie unsicher an. „Mensch Katha, jetzt schau nicht so. Ich weiß, dass du ein schlechtes Gewissen hast wegen der ganzen Sache. Das hast du mir hundert Mal gesagt und geschrieben und ja, ich war richtig sauer und verletzt. Aber das ist jetzt fünf Monate her und ich bin bereit neu anzufangen.“ Hanna konnte sich gar nicht vorstellen, wie viel diese Worte mir bedeuteten. Die ganzen letzten fünf Monate hatte ich gehofft, dass sie das jemals sagen würde und jetzt war es wirklich passiert. Eine riesige Last war von mir genommen und auf einmal fühlte ich mich viel leichter und glücklicher. Schnell wischte ich mir einige Tränen aus den Augenwinkeln und versuchte krampfhaft nicht los zu weinen. „Du bist die beste Cousine der ganzen Welt. Wenn sich jemand so verhalten hätte wie ich damals, ich weiß nicht ob ich je wieder ein Wort mit demjenigen reden würde. Aber ich habe mich verändert. Früher war ich ziemlich egoistisch und eine verdammt schlechte Freundin, auch wenn ich das nicht wahrhaben wollte aber die ganze Geschichte hat mir endlich einmal die Augen geöffnet.“ „Und ich glaube dir wirklich, dass du dich verändert hast. Zumindest innerlich. Äußerlich bist du nur noch ein wenig hübscher geworden.“, sagte Hanna und wir mussten beide lachen. „Sag mal, kann ich kurz deine Dusche benutzen? Ich fühle mich immer so eklig, wenn ich gereist bin.“, fragte sie. „Na klar, kein Problem.“
Ich brachte sie ins Badezimmer und während meine Cousine duschte hatte ich Zeit über alles nachzudenken. Vor fünf Monaten war für meine Cousine alles den Bach runter gegangen. Zuerst war ihre langjährige Reitbeteiligung gestorben und sie dafür verantwortlich gemacht worden. Obwohl sich Hanna immer am besten um das Pferd gekümmert hatte, das von den turnierverrückten Besitzern nicht gerade gut behandelt wurde, schoben diese alle Schuld auf Hanna. Gloria war durch einen Reitunfall gestorben, bei dem sie von Hanna geritten wurde. Ich war nicht dabei gewesen, dafür aber Mara, die mir alles genau erzählt hatte. Sie und meine Cousine hatten sich zu einem Ausritt verabredet, bei dem auch eine von Glorias Besitzerinnen namens Nadja auf ihrem anderen Pferd mitkommen wollte. Die drei ritten eine entspannte Runde im Gelände, bis es der Besitzerin von Gloria zu langweilig wurde und sie unbedingt über ein Stoppelfeld galoppieren wollte. Mara und Hanna stimmten schließlich zu, unwissend das sich auf dem Stoppelfeld einige Löcher befanden und Gloria in den letzten Wochen ziemlich stark beansprucht worden war. Nadja war schon am Tag zuvor über das Feld geritten, hatte es aber nicht für nötig gehalten den anderen beiden das zu sagen und so passierte es, dass Gloria mit einem Vorderbein in eines der Löcher kam, sich nicht mehr fangen konnte, weil ihre Reflexe durch die dauerhafte Beanspruchung langsamer waren und hinfiel. Dabei landete sie halb auf meiner Cousine, die allerdings mit ein paar Prellungen davon kam. Nach einigen Versuchen stand dann auch Gloria wieder, allerdings nur noch auf drei Beinen. So schnell es ging kam der Tierarzt und diagnostizierte einen Beinbruch. Somit war auch die letzte Hoffnung auf eine Heilung verschwunden und die Stute musste eingeschläfert werden. Die Schuld an dem Unfall schob Nadja Hanna zu, weil sie angeblich nicht gut genug aufgepasst und Gloria zu stark angetrieben hatte. Das Gleiche erzählte Nadja auch allen Freunden meiner Cousine, die blöd genug waren und ihr wirklich glaubten.
Wir weinten viel zusammen in diesen Tagen, denn auch ich hatte Gloria sehr gemocht. Noch schlimmer war es allerdings für Hanna. Auf einen Schlag hatte Hanna zwei wichtige Dinge in ihrem Leben verloren. Ihre geliebte Reitbeteiligung und die meisten ihrer Freunde. Alles was ihr noch blieb waren ihre Familie und ihr Freund. Doch auch ihre Eltern waren sich nicht ganz sicher, was sie denken sollten und so verbrachte sie mehr und mehr Zeit bei mir und meinen Eltern und somit auch ihr Freund. Ich vertraute ihm von Anfang an nicht wirklich, was auch nicht besser wurde als er anfing mit mir zu flirten, sobald Hanna nicht da war. An einem Abend war ich mit meiner Cousine und Mara weggewesen, damit wir etwas abgelenkt wurden. Wir hatten alle etwas zu viel getrunken und nach ein paar Stunden hatte ich auch schon wieder genug und wollte nur noch nach Hause. Meine beste Freundin und Hanna blieben noch und so fuhr ich mit dem Taxi alleine nach Hause, wo Hannas Freund auf uns wartete. Als er sah, dass ich alleine war fing er sofort wieder an mit mir zu flirten und weil ich betrunken war machte ich mit. Das ganze endete darin, dass wir knutschend auf dem Bett lagen, als Hanna zurück kam. Die Reaktion war ein Wutausbruch, gefolgt von Tränen und einer Flucht aus der Wohnung. Ich bekam das alles nur am Rande mit, fühlte mich aber richtig beschissen und heulte mit. Hannas Freund tat dann auch endlich mal das Richtige und rannte ihr hinterher. Nach einer Stunde hatte ich mich immerhin wieder so weit beruhigt, dass ich schlafen konnte und so erfuhr ich am nächsten Tag, dass meine Cousine noch in der Nacht abgereist war. Ich fühlte mich wie betäubt und nahm alles nur noch wie durch Watte wahr. Es war meine Schuld, dass Hanna weggegangen war. Sie hatte davor schon fast alles genommen und ich nahm ihr auch noch das Letzte, was sie glücklich machte. Natürlich versuchte ich immer wieder sie zu erreichen, doch ich hatte nie eine Nachricht von ihr bekommen.
Umso glücklicher war ich, dass sie mir verzeihen konnte und jetzt endlich wieder da war.
Eine halbe Stunde, nachdem Hanna ins Badezimmer verschwunden war saßen wir zusammen in der Küche und aßen zufrieden die Pizza, die ich bestellt hatte. Hanna erzählte von ihrer Zeit in der Schweiz und schon bald war es, als ob sie nie weg gewesen wäre. Das erste Mal seit Monaten fühlte ich mich wieder komplett ausgeglichen, ruhig und befreit. Auch meine Cousine schien das Schlimmste überwunden zu haben und langsam kehrte wieder der alte, fröhliche Ausdruck in ihr Gesicht zurück. Kaum hatten wir aufgegessen klingelte es schon zum zweiten Mal an diesem Tag an meiner Haustür. Diesmal war es Kevin, der nicht einmal abwartete das ich ihn hereinbat, sondern einfach in meine Wohnung ging. „Hi Kevin, klar kannst du rein kommen.“, sagte ich ironisch. „Sorry, ich bin auch gleich wieder weg. Aber ich muss dringend mit dir reden.“ Fragend sah ich ihn an und er redete weiter. „Bei dem Treffen, bei dem wir von diesem Chris gestört wurden ist mir klar geworden, das ich nicht möchte, dass du dich mit anderen Typen triffst. Und in der letzten Woche, seit unserem Treffen konnte ich mich total schwer auf meine Arbeit konzentrieren und habe die ganze Zeit nur geschaut, ob du auch in der Disko bist. Sonst habe ich mit den anderen Mädels da geflirtet, aber das fühlt sich mittlerweile falsch an. Ich wollte nur, dass du das weißt und dass du darüber nachdenkst, was ich für dich bin. Schreib mir einfach eine SMS oder komm in die Disko, wenn du’s weißt. Wir sehen uns.“, mit diesen Worten umarmte er mich, drückt mir einen Kuss auf die Wange und war dann auch schon wieder aus meiner Wohnung verschwunden.
Verwirrt stand ich vor der Tür und sah ihm hinterher. Bei seinen Worten hatte sich in mir eine Wärme und auf meinem Gesicht ein Lächeln ausgebreitet. Langsam beruhigte sich auch mein Herzschlag wieder und ich drehte mich um. Hinter mir stand Hanna, die mich angrinste. „Was war das denn?“, fragte sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Längere Geschichte.“, sagte ich und erzählte es ihr dann. „Und was ist dein Problem? Der Kerl sieht doch gut aus, scheint einen guten Charakter zu haben und auch auf dich zu stehen.“ „Mein Problem ist, dass ich keinen Freund will und außerdem weiß ich nicht, ob ich auf ihn stehe oder nicht.“ „Natürlich weißt du das.“ Sie grinste mich an. „Also zumindest in dir drinnen weißt du es. Jetzt muss nur noch dein Kopf verstehen, was los ist.“ „Seit wann hast du denn dieses psycho-Gelaber drauf?“, fragte ich sie lachend. „Sei still.“, auch Hanna musste lachen. „Geh am besten auf den Reithof. Da konnte ich auch immer super über alles nachdenken. Ich leg mich erst einmal hin und komm lieber wann anders mit, wenn dir das passt.“ „Klar, kein Problem. Ich hoffe, dass dich Emma nicht aufweckt, aber die scheint selber noch zu schlafen. Ansonsten kannst du sie ruhig füttern oder mit ihr spielen.“
Nach einem Blick aus dem Fenster holte ich seufzend meine Wintersachen aus dem Kleiderschrank und zog mich warm an. Langsam kam die kalte Jahreszeit und heute zeigte sich der beginnende Winter mit Schneeregen mal wieder von seiner besten Seite. Nachdem ich noch meinen Schlüssel eingepackt hatte machte ich mich mit dem Bus auf den Weg zum Gestüt. Während der Fahrt hatte ich ein wenig Zeit nachzudenken. Was wollte ich wirklich? War ich bereit für einen neuen Freund und mochte ich Kevin nur als Kumpel oder als festen Freund? Die Wahrheit war, ich wusste es selber nicht!
Auf den ersten Blick sah der Hof recht verlassen aus, aber schnell merkte ich, dass es überhaupt nicht so war. In der Stallgasse standen schon Cloe und Laura, die gerade ihre Pferde sattelten. „Hallo, und was habt ihr bei diesem Mistwetter so vor?“, fragte ich die beiden. „Hi Katha, bei dem Wetter geht ja eigentlich nur Halle.“, sagte Cloe „Ja, ich hatte noch überlegt ob ich ausreiten gehe, aber das kann ich wohl vergessen. Was willst du denn mit Dancing Queen machen?“, stimmte Laura ihr zu. „Ich wollte heute in der Halle ein bisschen Dressur reiten, aber ich warte wohl besser noch ein wenig bis ich sie hole.“ Ich wartete noch bis sie fertig gesattelt und getrenst hatten und ging dann mit ihnen in Richtung Halle, doch anstatt mit rein zu gehen warf ich einen Blick ins Reiterstübchen, von dem aus man auch in die Halle sehen konnte. Tatsächlich saßen dort Flora, Jacky und Lucy. Ich begrüßte sie und setzte mich dann mit hin. Sie tranken gerade Tee und wie es nicht anders zu erwarten war redeten sie über Pferde. „Achja Katha, wo ich dich gerade sehe, hast du vielleicht Zeit El Samun ein wenig zu longieren? Der Gute braucht mal wieder ein wenig Bewegung.“, fragte mich Lucy. „Klar, kein Problem. Seid ihr noch ein Stück hier?“ „Also ich muss auch noch etwas mit meinen Pferden machen und komme dann noch einmal.“, sagte Jacky und sah auf die Uhr. „Huch, schon so spät? Also ich gehe dann mal meine Süßen beschäftigten. Auch Flora und Lucy sagten, dass sie später auch noch beziehungsweise wieder im Reiterstübchen sein würden und so machte ich mich auch gleich auf dem Weg zu El Samun. Der hübsche Andalusierwallach stand in seiner Box und sah mir freundlich entgegen. „Na, freust du dich schon darauf dich ein wenig bewegen zu können?“, fragte ich ihn und ging in seine Box, um ihn aufzuhalftern. Brav ließ er sich aufhalftern und auch beim Putzen stand er schön still und ich war schnell fertig. Ich lobte ihn und ging dann in die Sattelkammer, wo ich den Kappzaum, die Longe und die Longierpeitsche holte. Ich tauschte Halfter und Stick gegen den Kappzaum und die Longe und ging dann mit Samun zum Roundpen. Ich wollte die anderen nicht beim Reiten in der Halle stören und die halbe Stunde würde ich auch draußen aushalten. Zuerst machte ich die Longe noch einmal vom Kappzaum ab und lief den Wallach im Roundpen laufen, während ich zwei kleine Cavalletti aufbaute. Als nächstes hakte ich die Longe wieder in den Kappzaum ein, klopfte Samun noch einmal den Hals und ließ ihn dann um mich herum im Schritt antreten. Er war sehr entspannt und streckte sich schön vorwärts-abwärts. Erst ging er einige Runden Schritt auf der einen Hand ohne Cavalletti, dann mit den Cavalletti und dann das Ganze wieder auf der anderen Hand. Als nächstes ließ ich ihn antraben und wieder erst ein paar Runden ohne die kleinen Hindernisse laufen. Dann ließ ich die Longe wieder etwas länger und trieb ihn etwas nach außen. Brav reagierte er auf mich und ging wieder etwas weiter nach außen, wo die Cavalletti standen. Über das erste lief er noch etwas holprig, beim zweiten war es besser und danach lief er in einem schönen Trab darüber. Wieder ließ ich ihn die Hand wechseln und wiederholte die Übung wieder mit ihm. Im Trab hatte er den Kopf bis jetzt etwas höher getragen, jetzt ließ er den Kopf und Hals langsam mehr fallen, schnaubte zufrieden ab und drehte sein inneres Ohr mit ihm. „Suuuper machst du das.“, rief ich ihm zu und wie zur Bestätigung schnaubte er wieder. Jetzt ließ ich ihn angaloppieren und auch im Galopp auf beiden Händen wieder über die kleinen Hindernisse laufen. Über das erste sprang er viel zu hoch und buckelte danach übermütig. Danach schien ihm wieder eingefallen zu sein, dass es sich nur um niedrige Cavalletti handelte und dass er nicht richtig darüber springen musste. Brav machte er höhere Galoppsprünge darüber und nach ein paar Runden auf beiden Händen parierte ich ihn zum Schritt durch und ließ ihn in der Gangart noch einige Runden laufen. Dann holte ich ihn zu mir in die Mitte, klopfte seinen Hals und lief noch einige Runden so mit ihm. Ich hielt ihn noch einmal in der Mitte an, ließ ihn einige Meter rückwärts laufen und zum Abschluss noch ein wenig seitwärts gehen, indem ich ihn mit der Peitsche leicht seitlich touchierte. Sofort reagierte er und ich lobte ihn zufrieden.
Ich brachte ihn zurück in seine Box, nahm ihm den Kappzaum ab, gab ihm noch ein Leckerli und kratzte dann noch seine Hufe aus. Schnell hatte ich die Ausrüstung wieder aufgeräumt und war gerade auf den Weg in den Stutenstall zu Dancing Queen, als mir meine Stute schon entgegen kam. In der letzten Zeit hatte sie eine gute Figur bekommen, nicht zu dünn, nicht zu dick und langsam zeichneten sich sogar einige Muskeln unter ihrem Fell ab. Wie immer wenn ich sie sah breitete sich sofort ein Lächeln auf meinem Gesicht aus und ich fühlte mich leichter und ruhiger. Trotz der Kälte wurde mir bei dem Anblick von meiner Stute warm und ich spürte ein Gefühl der Glücklichkeit so stark wie schon lange nicht mehr.
Verwundert stellte ich mich Queenie in den Weg, die mir mit Halfter und auf dem Boden schleifenden Führstrick im Trab entgegen kam. „Brrt, alles gut Mädchen.“, versuchte ich sie zu beruhigen und schnappte mir schnell den Führstrick als sie verwundert vor mir stehen blieb. Ich klopfte ihren Hals und sah in ihre großen braunen Augen, in denen man das Weiße sehen konnte. „Was hat dich denn so erschreckt?“, fragte ich sie und bekam prompt eine Antwort, die aber natürlich nicht von meiner Stute kam. „Tut mir Leid Katha, ich wollte sie gerade in ihre Box bringen als sie sich vor irgendetwas erschrocken hat und weggerannt ist.“, sagte Sabrina, eine der Pferdepflegerinnen auf dem Gestüt, schuldbewusst. „Schon gut, es ist ja nichts passiert.“, sagte ich und lächelte sie an. „Okay, ich mache mich dann mal wieder an die Arbeit.“, mit diesen Worten drehte sie sich um und ging davon. „So meine Hübsche, dann schauen wir mal was dich so erschreckt hat.“, sprach ich mit Queenie und ging mit ihr in Richtung Stutenstall. Schon auf dem Weg dorthin folgte sie mir nur sehr vorsichtig und in den Stall folgte sie mir nur, weil ich einige Leckerlies dabei hatte. Auf dem Weg zu ihrer Box sah ich mich nach Dingen um, die sie erschreckt haben könnten, fand aber nichts. Erst als ich direkt vor der Box stand sah ich, dass zwei Boxen weiter hinten eine Tüte mit ein paar Leckerlies darin lag. Genau in diesem Moment wehte eine Windböe in den Stall und die Tüte raschelte. Dancing Queen wollte sofort wieder rückwärts aus dem Stall, doch ich reagierte schnell genug, hielt den Führstrick fest und redete beruhigend auf sie ein. Tatsächlich hatte sie sich schnell wieder beruhigt und ich konnte sie in der Box anbinden. Die Tüte mit den Leckerlies legte ich in die Futterkammer und nahm mir vor Lilly oder Lucy später davon zu erzählen, falls sie jemand suchte.
Da ich jetzt die Gefahr weggeschafft hatte holte ich den Putzkasten und fing an das braune Fell meiner Stute zu bürsten. Während des Putzens konnte ich schon immer am besten Nachdenken und so quatschte ich heute einfach Dancing Queen zu, der das allerdings ganz recht zu sein schien. „Was soll ich machen meine Hübsch? Das Kevin gut aussieht und wir uns verstehen steht außer Frage. Und immerhin sagt er auch, was er denkt und ja es stimmt, irgendwas ist da zwischen uns,… Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob ich schon wieder einen Freund will und ob jetzt gerade die richtige Zeit dafür ist. Wenn du nur reden könntest, dann hätte ich schon einmal eine Meinung mehr zu dem Thema.“, seufzte ich und klopfte ihren Hals. Schläfrig öffnete Queenie ihre Augen sah mich neugierig an. „So, genug geredet. Jetzt wird gearbeitet!“, sagte ich und ging mit diesen Worten in die Sattelkammer, wo ich Sattel, Trense und meinen Reithelm sowie die Reithandschuhe holte. Schnell hatte ich meine braune Stute gesattelt und wir machten uns auf den Weg in die Reithalle.
Cloe und Laura waren gerade dabei ihre Pferde wieder trocken zu reiten und Flora schien genau wie ich gerade erst mit Golden Nugat gekommen zu sein. Ich gurtete noch einmal nach, ließ die Bügel runter und stieg dann auf. Kurz ordnete ich noch meine Zügel und ließ Queen dann im Schritt antreten. Jedes Mal wieder freute ich mich über die schwungvollen und doch sehr bequemen Gänge meiner noch jungen Stute und fühlte mich sofort wohl auf ihrem Rücken. Die ersten paar Minuten ließ ich sie wie immer am langen Zügel einige Runden auf der ganzen Bahn und dem Zirkel laufen. Dann machte ich einen Handwechsel mit ihr und ritt die ersten Schlangenlinien. Nach zehn Minuten nahm ich dann langsam die Zügel auf und probierte ein wenig Kruppeherein mit ihr. Ich nahm den äußeren Schenkel etwas zurück, übte etwas Druck aus und nahm ihn sofort wieder weg, als Dancing Queen darauf reagierte. Sofort lobte ich sie und probierte es gleich noch einmal mit ihr. Dann ließ ich sie wieder geradeaus laufen und machte einen Wechsel durch die ganze Bahn. Auch hier probierte ich an einer langen Seite noch einmal das Kruppeherein und trabte sie danach an. Obwohl Queenie nicht die größte war hatte sie doch einen sehr schwungvollen aber dennoch leicht zu sitzenden Trab. Auch das Leichttraben war kein Problem und ich ritt viele Bögen und Schlangenlinien mit ihr, um sie nach und nach zu lockern. Nach einigen Minuten schnaubte Queen zufrieden aus, trat vermehrt mit der Hinterhand unter und schwang merklich besser durch den Rücken. Jetzt ließ sie auch langsam ihren Hals etwas fallen und kam an den Zügel. Das Ganze war in den letzten Wochen merklich besser geworden und Dancing Queen schien das Training wirklich Spaß zu machen. Wieder ritt ich einen Handwechsel mit ihr, parierte sie dann zum Schritt durch und übte als nächstes Schulterherein mit ihr. Ich tat so, als würde ich in die Mitte reiten wollen, sobald Queen aber einen Schritt in die Richtung machte nahm ich die Zügel auf und trieb ein wenig mit dem inneren Schenkel. Zuerst verstand sie nicht was sie machen sollte, doch dann machte sie einen richtigen Schritt und ich nahm sofort wieder den Druck weg und lobte sie. Noch einige Male die gleiche Übung und sie hatte verstanden was ich von ihr wollte. Jetzt trabte ich sie wieder an, ritt noch einige Achter mit ihr und galoppierte sie dann auf dem Zirkel an und zwei Runden herum, dann machte ich einen einfachen Wechsel aus dem Zirkel und galoppierte sie auf der anderen Hand. Glücklich klopfte ich ihren Hals und sie schnaubte zufrieden. Zum Abschluss ritt ich noch einige Trab-Galopp-Übergänge und ließ sie dann noch fünfzehn Minuten im Schritt am langen Zügel ausschnaufen. Dancing Queen stellte sich bei der Dressurarbeit immer besser an und auch das Springen schien ihr Spaß zu machen. Und ich war sowieso glücklich und zufrieden, wenn ich bei meinem Pferd war. Auf ihrem Rücken fühlte ich mich sicher und nach so einem guten Training fühlte ich mich, als könnte ich die ganze Welt umarmen.
Stattdessen umarmte ich meine Stute, als ich sie in der Mitte anhielt und stieg dann ab. Sie drehte ihren Kopf zu mir und ich kraulte ihre Stirn. Ich brachte sie zurück in die Box, wo ich sie absattelte und ihr ihre Abschwitzdecke auflegte, weil sie etwas geschwitzt hatte. Nachdem ich die Ausrüstung wieder aufgeräumt hatte blieb ich noch ein wenig bei ihr stehen und streichelte sie. Vertrauensvoll schmiegte sie ihren Kopf gegen meine Brust und lachend kraulte ich wieder ihren Kopf. Die Stelle schien ihr gut zu gefallen, denn sie schloss die Augen und als ich aufhörte sah sie mich empört an. „Keine Angst, meine Süße. Morgen komme ich wieder und dann kann ich dich noch länger kraulen.“, ich gab ihr noch ein Leckerli, streichelte ein letztes Mal ihren Kopf und ging dann überglücklich zum Reiterstübchen. Jacky, Cloe, Laura, Flora und Lucy saßen hier zusammen, tranken Tee und unterhielten sich. „Das mit dir und Dancing Queen sieht immer besser aus.“, bemerkte Lucy und die anderen pflichteten ihr bei. „Dankeschön. Ja, die Kleine macht sich wirklich super und ich habe sie schon total in mein Herz geschlossen.“ Ich unterhielt mich noch ein wenig mit den anderen, verabschiedete mich dann allerdings wieder ziemlich bald, weil ja Hanna bei mir in der Wohnung wartete.
Mittlerweile war es schon dunkel und meine Cousine freute sich, dass ich wieder da war und ihr von meinem Pferdetag erzählte. Ich fütterte noch kurz Emma, bevor ich mich duschte und mich dann mit zwei Tassen heißer Schokolade zu Hanna auf mein Bett setzte. Wir unterhielten uns noch eine Weile und nachdem sie aufgefressen hatte gesellte sich auch Emma zu uns, die sehr zufrieden war weil sie von uns beiden gestreichelt wurde. „Und hast du eine Entscheidung getroffen?“, fragte mich Hanna neugierig. „Ja, das habe ich.“, sagte ich und überraschte mich damit fast ein wenig selber. Aber ja, es stimmte. Auf dem Hof hatte ich genug Zeit gehabt über alles nachzudenken und war zu meinem Entschluss gekommen. „Und die wäre…?“ „Erfährst du morgen.“, sagte ich und grinste sie an. Hanna versuchte natürlich etwas aus mir herauszubringen aber ich blieb dabei. Schließlich gab sie auf und wir redeten noch eine Weile über andere Sachen, bevor wir schlafen gingen.
Heute würde ich meine nächste Reitstunde geben. Wie immer war ich schon zehn Minuten früher am Hof und begrüßte noch kurz meine eigene Stute, dann kam auch schon meine heutige Reitschülerin an. Sie hieß Daphne und war 21 Jahre alt. Es würde sicherlich etwas merkwürdig werden, weil sie älter war als ich aber ich würde es schon hinbekommen. Wie auch das letzte Mal sollte ich Passepartout zur Stunde nehmen und nachdem ich Daphne begrüßt hatte gingen wir zur Koppel, um ihn zu holen. Während Daphne den Hengst putzte ging ich in die Halle und baute zwei Trabstangen auf. Als ich wieder aus dem Gebäude kam war meine Schülerin fertig mit dem Putzen und ich sah ihr beim Satteln zu. Nachdem sie ihren Reithelm aufgesetzt hatte drehte sie sich zu mir um und lächelte mich an. „Können wir?“, fragte sie mich. „Ja, wir gehen in die Halle, da habe ich schon zwei Trabstangen aufgebaut.“ Sie folgte mir mit Passepartout in die Halle und stieg dann in der Mitte auf. „Am besten reitest du ihn selbstständig warm, dann kann ich schon einmal ein bisschen sehen, wie du reitest und darauf aufbauen.“ Daphne nickte und ritt am langen Zügel im Schritt los. Nach ein paar Minuten fing sie an mit dem Hengst Schlangenlinien, Zirkel und Handwechsel zu reiten, wodurch Passepartout nach zehn Minuten immer lockerer wurde und sich dann auch langsam versammeln ließ. „Sehr schön, dann trab ihn mal an, leichttraben und ab der nächsten langen Seite Schlangenlinien über die ganze Bahn über die Trabstangen.“ Meine Schülerin machte das was ich ihr sagte und bei der Aufgabe konnte ich sie gut beobachten und ihre Fehler korrigieren. „Den Absatz nicht zu weit nach unten, ja so ist es besser. Und bei den Bögen das Pferd gut mit dem äußeren Schenkel begrenzen. Sonst ist das super so.“ Daphne setzte meine Anweisungen um und ich nickte zufrieden. Nach ein paar Minuten ließ ich sie die Hand wechseln und zum Schritt durchparieren. „Gut, dann wendest du ihn bitte bei A ab und hältst dann zwischen den Stangen an. Wenn er steht gehst du einige Tritte mit ihm rückwärts und trabst ihn dann aus dem Stehen wieder an.“ Das Abwenden und Anhalten klappte gut, beim Rückwärtsgehen stellte sich Passepartout etwas stur, was aber nichts mit Daphne zu tun hatte. Beim Antraben benahm sich der Hengst wieder und Daphne klopfte ihm den Hals. Ich änderte den Abstand der Trabstangen zu Galoppstangen und gab dann meiner Schülerin die Anweisung im Galopp über die Stangen zu reiten. Passepartout arbeitete gut mit und ich hatte wenig an Daphnes Sitz zu korrigieren. Nach dem Galopp auf beiden Händen ließ ich Daphne noch ein paar Volten im Trab reiten und zum Schluss noch zehn Minuten im Schritt trocken reiten. „Super. Ihr beide passt echt gut zusammen.“, sagte ich zufrieden nach der Stunde und auch Daphne sah glücklich aus. Sie putzte Passepartout noch einmal über und wir brachten ihn dann wieder auf die Koppel.
Schicksäle: 1. Ich finde Gewitter gruselig, also halt mich ganz feste. 2. Montag -.- Aufgabe: 2. Elu´s Lightning Shadow muss unbedingt mal wieder Dressur geritten werden. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Ding-Dong Verschlafen drehte ich mich um – und landete unsanft auf dem Boden. Verdammt, jetzt hatte ich schon sei ein großes Bett und trotzdem lag ich direkt am Rand. Besser gesagt ich hatte dort gelegen, mittlerweile hatte ich ja Bekanntschaft mit meinem Fußboden gemacht. Ding-Dong. Wieder klingelte es an meiner Tür. „Jaja, ich komme ja gleich.“, rief ich und rappelte mich endlich auf. Ich tapste zur Tür und öffnete sie. „Endlich Katha, ich dachte schon du schläfst noch.“ „Das habe ich auch, bis mich dein Klingeln aufgeweckt hat!“, sagte ich schlecht gelaunt. „Jetzt wo du’s sagst, du siehst wirklich noch etwas verschlafen aus.“, ohne dass ich sie hereingebeten habe spazierte Mara in meine Wohnung und direkt ins Wohnzimmer. Dort machte sie es sich auf dem Sofa bequem. Zum ersten Mal sah ich auf die Uhr. Halb Neun. „Warum zur Hölle weckst du mich um HALB NEUN auf?!“, fragte ich jetzt Mara. „Ich war schon länger wach, wir haben uns schon ein Stückchen nicht mehr gesehen und außerdem ist heute Montag also dachte ich du wärst schon wach.“ Mara grinste mich an. „Super. Das nächste Mal weißt du Bescheid.“, jetzt konnte auch ich über die ganze Situation lachen. „Also, was gibt es so wichtiges?“ Jetzt grinste Mara noch mehr. „Wann steigt denn jetzt endlich dein großes Date? Und überhaupt, mit welchem Typen?“ „Was für ein Date und was für Typen?“ „Stell dich nicht blöd. Du weißt genau was ich meine. Erst flirtest du mit Chris und dann mit Kevin. Welcher von beiden wird’s denn jetzt?“ „Vielleicht keiner von Beiden? Du weißt doch das ich keinen Bock auf eine Beziehung habe und außerdem habe ich weder mit dem einen noch mit dem anderen ein Date! So, können wir jetzt das Thema wechseln?“ „Nein können wir nicht, viel zu interessant.“, Mara machte es sich auf dem Sofa bequem. „Wen von beiden findest du denn besser?“ „Ach Mara, ich kenne die doch beide nicht, die mich auch nicht und außerdem habe ich mich mit keinem von beiden verabredet also gibt es da nichts zu erzählen.“ Die Wahrheit war, ich wusste es selber nicht. Bei Chris hatte ich mich sofort wohlgefühlt, aber Kevin hatte mich irgendwie total umgehauen. Trotzdem, ich wollte ja eigentlich gar keinen Freund. In meinem Kopf herrschte totales Chaos, aber das musste Mara ja nicht unbedingt wissen. „Ist ja langweilig.“, sagte Mara seufzend. „Siehst du“, sagte ich lachend. „Wie sieht es eigentlich bei dir in Sachen Liebe aus?“, fragte ich sie neugierig. „Ähm… Wir waren doch gerade bei dir … und außerdem gibt es bei mir ja gar nichts zu erzählen und…“ „Ja, schon klar. Wenn du so rumstammelst dann muss da doch irgendwas sein?“ „Unwichtig.“ Okay, scheinbar wollte sie wirklich nicht darüber reden und bevor sie noch schlechte Laune bekam wechselte ich schnell das Thema. „Hast du schon gefrühstückt?“ „Nein, noch nicht wirklich.“ „Gut, dann komm mit in die Küche und wir essen gemeinsam.“ Wir gingen in die Küche und während wir frühstückten unterhielten wir uns eine ganze Weile über andere Sachen als Typen, bis Mara schon wieder mit dem Thema anfing. „Aber du musst doch wissen welchen von beiden du besser findest!“, sagte sie und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Seufzend sagte ich ihr was in meinem Kopf vorging und sie hörte mir zu ohne ein Wort zu sagen. „Na dann ist doch alles ganz einfach.“, sagte sie dann. „Bitte?!“, fragte ich verblüfft. „Ja schon. Chris ist bei dir eher der Kumpeltyp, so wie Bene aber Kevin ist der Kerl, der dein Herz im Sturm erobert hat.“, sagte sie melodramatisch. „Du liest eindeutig zu viele Kitsch-Romane.“ Jetzt mussten wir beide lachen. Dann wurde meine beste Freundin wieder ernst. „Aber warum fragst du ihn dann nicht einfach nach einem Date?“ „Hast du mir vorhin nicht zugehört? Ich habe doch gesagt ich will keinen Freund.“ „Ich versteh dich ja nach der Sache mit Lukas…“ „Hör mir bloß mit dem auf!“ „Jaja, aber Kevin hört sich doch total anders an und ein Date heißt ja nicht das ihr gleich heiraten müsst.“ „Ach wirklich? Das ist aber schade.“, sagte ich lachend und auch Mara musste schmunzeln. Mara unternahm noch einige weitere Versuche mich zu überreden, als auf einmal mein Handy vibrierte. Wenn ich nicht schnell genug reagiert hätte, hätte sich meine Freundin sicherlich das Handy geschnappt, aber so war sie leider zu langsam. Außerdem kannte sie mein Kennwort sowieso nicht. Ich entsperrte mein Handy und erstarrte einen Moment. 1 Neue Nachricht von Kevin stand da klar und deutlich lesbar auf dem Display. Jetzt wurde es Mara doch zu blöd und sie schnappte mir das Handy aus der Hand. „Uuuuuuuuh“, sie fing an zu quietschen, als sie sah von wem die SMS war und während sie die Nachricht las breitete sich nach und nach ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Dann hielt sie mir das Handy vor die Nase und beobachtete mich während ich las. Auf dem Display stand:
Hallo, Katha. Sorry, dass ich mich solange nicht gemeldet habe aber bei mir war im Moment einfach zu viel los. Ich wollte dich fragen ob du heute schon etwas vorhast und falls nicht, ob du mit mir ins Kaffe gehen willst? LG Kevin.
Ein ganz normaler SMS-Text und trotzdem klopfte mein Herz um einiges schneller und lauter. Irgendwie bekam ich meine Hände unter Kontrolle und konnte Kevin antworten.
Hi, kein Problem, ich war auch ziemlich beschäftigt. Heute habe ich noch nicht viel geplant. Wann hattest du dir denn vorgestellt?“ LG Katha.
Ziemlich schnell bekam ich die Antwort.
Super. Sagen wir so um zwei am Cafe? Bis dann.
Ich sagte noch zu und legte dann mein Handy weg. Mara sah mich ungeduldig an. „Und, was ist denn jetzt?“ „Naja,… ich treffe mich heute mit ihm.“ „Ein Date, Kathalein. Das ist eindeutig ein Date! Und um wie viel Uhr?“ „Um zwei.“ „Super, soll ich dir dann helfen dich fertig zu machen?“ „Mara, das ist kein Date. Ich treffe mich nur mit einem Freund und wir trinken was. Keine besondere Sache.“, versuchte ich sie und ein Stück weit auch mich selbst zu beruhigen. Meine beste Freundin kannte mich aber viel zu gut, um mir zu glauben und sah mich nur streng an. „So, und jetzt schauen wir uns einen Film an!“, sagte ich und ging demonstrativ in das Nebenzimmer, wo mein Fernseher stand.
Ein paar Stunden später standen wir in der Küche und spülten unsere Teller ab. In einer Stunde war mein Treffen mit Kevin und langsam wurde ich doch nervös. „Gut, darf ich dir jetzt endlich helfen dich fertig zu machen?“, fragte mich Mara ungeduldig und nach einigem hin und her sagte ich ja. Freudig zog meine beste Freundin mich in mein Zimmer und fing an in meinem Kleiderschrank herum zu wühlen. Danach machte sie meine Haare und schminkte mich ein bisschen. Als ich wieder in den Spiegel sah, war ich sehr zufrieden mit dem Resultat und fiel Mara glücklich um den Hals. „Kein Problem, Süße und jetzt los, sonst kommst du noch zu spät.“ Mit ihrem Auto fuhr sie mich zu dem Cafe und ließ mich dort raus, nachdem sie mir viel Spaß gewünscht hatte. Die Augen verdrehend stieg ich aus dem Auto und winkte ihr noch einmal zu. Ich ging in den Laden und sah mich um. An einem Tisch in der Ecke saß Kevin und winkte mir zu. Lächelnd ging ich rüber und setzte mich gegenüber von ihm. „Hi, schön das du da bist.“, sagte Kevin und lächelte mich an. „Hi, klar. Ich hatte heute sowieso noch nichts vor.“ Wir unterhielten uns über alle möglichen Dinge, lachten viel und tranken nebenbei Kaffe und heiße Schokolade. Gerade unterhielten wir uns über seinen Job, als ich auf einmal eine Stimme hörte, die mir bekannt vorkam. Ich drehte mich um und sah Chris, der im Cafe stand. Scheinbar hatte er nur darauf gewartet, denn jetzt kam er direkt auf mich zu. Na hoffentlich ging das gut. „Hi Katha, was machst du denn hier?“, fragte er mich und umarmte mich. Total überrumpelt blieb ich einfach nur auf meinem Stuhl sitzen, unfähig mich zu bewegen. Ich hörte nur wie Kevin scharf die Luft einsog. „Falls du es nicht siehst, Katha ist mit jemandem verabredet und dieser jemand sitzt hier auch am Tisch.“, sagte Kevin gereizt. Chris schien ihn wirklich nicht bemerkt zu haben und die beiden musterten sich nicht gerade freundlich. Trotzdem setzte sich Chris einfach auf den dritten Stuhl, der mit am Tisch stand und fing an zu reden. Total entgeistert starrte ich ihn an, was ihn aber überhaupt nicht zu stören schien. Langsam löste ich mich aus meiner Starre und warf Kevin ein entschuldigendes Lächeln zu.
Kevin wurde es jetzt aber zu blöd. Er ignorierte Chris einfach und redete weiter über seinen Job, wie er es getan hatte bevor dieser uns unterbrochen hatte. „Und was arbeitest du so Katha?“, fragte er mich. „Naja, also einen richtigen Job habe ich nicht wirklich aber auf dem Reithof, wo mein Pferd steht gebe ich mit Reitstunden und verdiene so ein wenig Geld.“ „Wenn du mal Zeit hast kannst du mir ja eine Reitstunde geben. Ich war zwar schon ein paar Mal auf dem Pferd gesessen aber das ist schon ewig her.“ „Klar, wenn du das möchtest.“, ich war überrascht, dass sich ein Typ wie Kevin überhaupt für Pferde interessierte. „Vielleicht hat sie aber auch keine Zeit für dich.“, mischte sich jetzt auf einmal Chris ein. „Erst einmal habe ich noch ein Treffen bei ihr gut.“, sagte er und grinste mich an. „Also ich denke das Katha sehr gut selber entscheiden kann mit wem sie sich trifft.“, jetzt war Kevin langsam genervt und die beiden fingen an zu streiten.
Das war mir jetzt aber wirklich zu blöd und so etwas an einem Montag. Die Woche fing ja schon einmal super an. Ich winkte den Kellner her, gab ihm meinen Gutschein, den ich zu Beginn meiner Mitgliedschaft von Lilly und Lucy geschenkt bekommen hatte und stand auf. „Mädels, viel Spaß beim rumstreiten, ich habe was Besseres zu tun.“, sagte ich, drehte mich um und ging auf die Straße. Kevin und Chris sahen mir verwirrt hinterher, dann sprang Kevin auf und rannte mir hinterher. „Warte Katha, es tut mir Leid aber dieser Chris regt mich einfach auf. Wir hatten heute ein Treffen ausgemacht und dann stört er einfach. Wenn du noch willst können wir uns ja wann anders nochmal treffen, ohne das er stört.“, Kevin sah mich mit einem Blick an, von dem ich dachte das ihn nur Hundewelpen drauf hatten. „Hör auf mich so anzusehen, da kann man ja gar nicht nein sagen. Aber okay, wir können schon nochmal was machen.“ Sofort hellte sich Kevins Gesicht auf. „So, ich muss dann aber mal zu meinem Pferd, du kannst dich ja noch ein wenig mit Chris rumstreiten. Und wenn du Zeit hast dann meldest du dich einfach wieder?“ „Auf jeden Fall.“ Ich wollte gerade weiter laufen, als er mich noch einmal kurz zurückhielt. „Du hast was vergessen.“, sagte er und grinste mich an. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. Er zog mich zu sich und wollte mich küssen, aber ich drehte schnell meinen Kopf, sodass der Kuss anstatt auf meinen Lippen auf meiner Wange landete. „Also bis dann.“, sagte ich und ging davon. Verblüfft sah mir Kevin hinterher, ließ mich aber davon gehen. Vor mich hin lächelnd ging ich nach Hause. Irgendetwas hatte dieser Typ an sich, dass mich glücklich machte.
In meiner Wohnung angekommen zog ich mich um und machte mich dann mit meinem pinken Fahrrad auf den Weg zum Hof. Langsam wurde es Herbst und weil heute die Sonne so schön schien nahm ich mir vor noch einmal mit Queenie ausreiten zu gehen. Schnell war ich am Hof angekommen und holte sofort meine Stute von der Koppel. Nach einer ausgiebigen Putzsession holte ich erst einmal die schwarzen Gamaschen und Streichkappen und legte sie meiner Stute an. Dann tauschte ich die hellgrüne Schabracke gegen die Hellblaue aus und sattelte die Stute. Dann holte ich noch meinen Reithelm und die Trense und schon konnte es losgehen. Ich stieg auf und lenkte die Stute in Richtung Wald. Als Queenie merkte, dass es heute rausging wurde sie gleich ein Stückchen schneller und schnaubte zufrieden. In letzter Zeit hatte ich viel mit der Stute auf dem Platz gearbeitet und es wurde wirklich Zeit, dass wir endlich mal wieder rauskamen. Die ersten fünfzehn Minuten ließ ich ihr die Zügel lang und wir ritten im gemütlichen Schritt auf den Wald zu. Der Feldweg war nicht zu hart und links und rechts von uns standen vereinzelt einige Bäume. Nach diesen fünfzehn Minuten bogen wir auf einen Grasweg ab, der ein Stück am Wald entlang führte. Queenie kannte die Strecke und wurde etwas schneller. Lachend nahm ich die Zügel etwas kürzer und ließ sie dann antraben. Der Wind wehte uns entgegen und Queenie lief glücklich im schwungvollen Trab den Weg entlang. Die Sonne wärmte uns und wir waren beide etwas enttäuscht, als wir am Ende des Weges wieder durchparieren mussten. Jetzt ging es nach rechts in den Wald hinein. Auf dem ersten Weg waren einige Wurzeln und so ritten wir im gemütlichen Schritt weiter. Dann kamen wir aber auf den langen Galoppweg und nachdem ich kurz mit meiner Stute getrabt war ließ ich sie laufen. Erst lief Queenie noch in einem langsamen Galopp, nach und nach beschleunigte sie dann aber und wir flogen geradezu über den Weg. Glücklich klopfte ich meiner Stute den Hals und sie schnaubte zufrieden. Wir ritten noch einige Zeit weiter im Wald herum, trabten und galoppierten noch ein wenig und kamen dann nach eineinhalb Stunden wieder glücklich und zufrieden am Hof an. Ich klopfte meiner Stute noch einmal den Hals, sattelte sie dann ab und putzte sie noch einmal über. „Hallo Katha.“ Erschrocken drehte ich mich um. Ich war so vertieft in meine Arbeit gewesen, dass ich Lilly gar nicht bemerkt hatte. „Oh, hi Lilly.“ „Hast du noch Zeit Elu’s Lightning Shadow ein wenig auf dem Platz zu reiten? Er müsste mal wieder dressurmäßig etwas gearbeitet werden.“ „Klar, kein Problem.“ „Super, danke.“ Ich brachte Dancing Queen wieder auf die Koppel und holte Light. Der Hengst ließ sich brav am Putzplatz anbinden und auch beim Putzen verhielt er sich anständig. Schnell hatte ich auch ihn gesattelt und getrenst. Mittlerweile waren einige graue Wolken aufgezogen und so entschied ich mich mit Light in der Reithalle zu reiten. Brav folge mir der Hengst in die Halle. Dort ritt bereits Jacky mit ihrem Hengst Quick Decision. In der Mitte hielt ich Light an, gurtete nach, stellte die Bügel ein und schwang mich dann auf seinen Rücken. „Katha, ich will ja nichts sagen aber ich glaube du hast das falsche Pferd erwischt.“, sagte Jacky lachend. „Ach, wirklich. Das ist aber blöd.“, wir unterhielten uns noch ein wenig, während ich Light warm ritt und Jacky Quick Decision abritt. Die ersten zehn Minuten ritt ich ihn im Schritt am langen Zügel warm und ritt mit ihm viele Bögen und Handwechsel. Dann trabte ich ihn an und war überrascht, wie bequem sein Trab war. Ich meine Queenies Trab war schon bequem, aber meine Stute war noch jung und etwas unausbalanciert, was man daran merkte das sie manchmal noch etwas hin und her schwankte. Ich ritt weiterhin Schlangenlinien mit Light und er wurde langsam schön locker und ließ auch den Hals etwas fallen. An der langen Seite parierte ich ihn zum Schritt durch und übte ein wenig Schulterherein mit ihm. Die Übung bereitete ihm auf beiden Seiten keine Schwierigkeiten und nachdem ich eine halbe Stunde geritten war gab ihm in der Ecke die Galopphilfe. Brav galoppierte er an und ließ sich auch gut versammeln. Ich ritt mit ihm auf den Zirkel und ließ ihn nach zwei Runden einen fliegenden Wechsel machen. Auf meine Schenkelhilfe reagierte er perfekt und ich lobte ihn zufrieden. Ich ritt mit ihm noch einige Lektionen wie Traversale, Kehrtwendungen und Tritte verlängern auf beiden Händen. Dann ließ ich ihn noch fünfzehn Minuten im Schritt gehen und stieg ab. Als ich wieder auf dem Boden stand hatte sich auf meinem Gesicht ein Lächeln ausgebreitet, weil Light auf jede kleinste Hilfe reagiert hatte. Ich ging mit ihm aus der Halle und war überrascht, wie sich der Himmel in der Stunde, in der ich ihn geritten war, verdunkelt hatte. Das Wetter sah ziemlich nach Gewitter aus und Lilly und Lucy waren gerade dabei die Pferde reinzuholen. Ich sattelte Light ab, putzte ihn noch einmal über und brachte ihn dann in seine Box. Bevor ich wieder nach Hause fuhr räumte ich noch das Sattelzeug auf und fegte kurz den Putzplatz. Nachdem ich den Putzplatz wieder sauber gemacht hatte half ich Lucy und Lilly schnell noch die restlichen Pferde reinzuholen und verabschiedete mich dann von ihnen.
Gerade als ich wieder in meiner Wohnung angekommen war fing es an zu regnen und die ersten Blitze zuckten über den Himmel. Ich zog mich um, nahm mir eine Decke, kuschelte mich ein und musste an früher denken. Vor einigen Jahren hatten meine Eltern und ich einmal einen Hund gehabt, der riesige Angst vor Gewittern hatte und jedes Mal wenn es gewitterte kam er angerannt und kuschelte sich an mich, bis das Gewitter vorbei war. Einmal war ich mit ihm in meinen Armen eingeschlafen und seitdem hatte er immer in meinem Bett geschlafen.
Ich entschloss mich noch schnell Mara anzurufen und ihr von meinem Tag zu erzählen. Aus einem kurzen Telefonat wurde dann allerdings eine Stunde und ich schlief direkt danach ein.
Schicksal: 1. Ich liebe dich, liebst du mich auch? 2. Some People know about... Aufgabe: Mit Rosenprinz (Pferdemarkt -> Freizeitpferde) über die Stoppelfelder düsen. Wir sind die Felder schon nach Hasenlöchern abgegangen. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Mein Schädel brummte. Langsam öffnete ich die Augen. Ich fühlte mich, als wäre ich von einem Lastwagen überfahren worden. Warum fühlte ich mich so? Und warum zur Hölle tat mein Kopf so weh? Warum konnte ich mich nicht erinnern, warum das so war? Verwirrt und verschlafen rieb ich mir die Augen, stand langsam auf und ging ins Badezimmer. Oha. Warum war ich denn geschminkt? Beziehungsweise ich war wohl mal geschminkt mittlerweile war es allerdings in meinem ganzen Gesicht verschmiert. Ich schminkte mich erst einmal ab. Okay, ich musste dringend eine Aspirin nehmen. Mit den Kopfschmerzen würde ich es sonst heute nicht zu Queenie schaffen. Langsam ging ich in die Küche, nahm mir ein Glas voll Wasser und eine Aspirin. Hoffentlich würde die Wirkung schnell einsetzen. Und wirklich, nach zwanzig Minuten ließen die Kopfschmerzen langsam nach und ich zog mich an.
Zwar wohnte ich jetzt relativ nah am Hof, aber immer laufen war mir auf Dauer doch zu doof und deshalb wollte ich mir heute ein Fahrrad kaufen. Außerdem hatte ich noch wenige Reitsachen und wollte deshalb heute mehr kaufen. Ich nahm mir meinen Schlüssel und gerade in dem Moment, in dem ich aus der Tür gehen wollte klingelte mein Handy. Okay, hatte ich gerade gesagt, meine Kopfschmerzen waren besser? Laute Geräusche sollte ich wohl trotzdem besser vermeiden. Ich nahm mein Handy. „Hallo?“ „Na, tut dein Kopf sehr weh Kathalein?“, hörte ich die lachende Stimme von Mara. „Oh, könntest du bitte etwas leiser reden? Und überhaupt, woher weißt du davon?“ „Some people know about … everything, darling. Okay, nein Spaß bei Seite. Wir waren gestern zusammen weg und naja, so wie du gebechert hast wundern mich deine Kopfschmerzen überhaupt nicht.“ „Wir waren gestern weg??“ Okay, das erklärte alles. Die Kopfschmerzen, warum ich mich an nichts erinnerte und warum ich nicht gleich an Hand meiner Symptome darauf gekommen war, dass ich einen Kater hatte. „Ja, Schätzchen. War sogar ziemlich lustig. Wobei, … es ist vermutlich besser, wenn du dich nicht an alles erinnerst.“ „Nein, oder? Was hab ich gemacht?“, ich ahnte schreckliches. „Du warst ein bisschen betrunken.“ „Verdammt.“, das letzte Mal, als ich richtig betrunken gewesen war hatte ich mich irgendeinem wildfremden Typen an den Hals geschmissen. „Ach, halb so schlimm. Der Barkeeper fand es eigentlich auch ganz lustig. Und die meisten Typen haben eh nichts dagegen, wenn du sie anbaggerst.“ „Der Barkeeper?!“ „Jap.“ „Oha. Jetzt weiß ich auch, warum ich heute früh aussah wie ein Panda.“, ich sah in den Spiegel. Weil ich mich nicht abgeschminkt hatte, waren meine Augen etwas rot gewesen und ich hatte sie mit Puder abgedeckt. Mittlerweile sah ich wieder normal aus. Auf einmal stutzte ich. „Sag mal Mara, hatte ich gestern meine Kette um?“, bevor meine Oma gestorben war hatte sie mir eine Kette vererbt, die ich eigentlich immer dran hatte, außer beim Schlafen. Da ich mich aber gestern nicht einmal abgeschminkt hatte, hatte ich die vermutlich auch nicht abgenommen. Trotzdem hing sie nicht um meinen Hals. „Ja, natürlich. Die nimmst du doch nie ab.“ „Super, dann ist die weg.“ „Bist du dir sicher?“ Ich durchsuchte mein Schmuckkästchen. „Ja, hundert prozentig.“ „Die ist dann wohl noch in der Disko.“ Ich schlug mir die Hände vors Gesicht. „Dir bleibt wohl nichts anderes übrig, als heute nachzufragen, ob die gefunden wurde.“ „Ja, schätze schon. So, ich muss jetzt trotzdem los. Wir können ja später nochmal quatschen.“ „Auf jeden Fall. Trink viel Wasser, dann müsste es dir bald besser gehen.“, sie machte ein Kussgeräusch und legte dann auf.
Leise zog ich die Wohnungstür hinter mir zu und ging einkaufen. Eine gute Stunde später war ich wieder glücklich und zufrieden daheim. Beim Fahrradhändler hatte ich mein Traumfahrrad gefunden. Ein pinkes Damenrad mit Korb. Perfekt für mich. Und im Reitladen hatte ich nicht nur für mich, sondern auch für Queenie geshoppt. Außerdem hatte ich Maras Rat befolgt und mir eine ein-Liter Wasserflasche mitgenommen, die ich komplett ausgetrunken hatte. Ich war immer noch etwas verpeilt, aber die Kopfschmerzen waren fast nicht mehr zu spüren.
Mittlerweile fühlte ich mich auch wieder fit genug, um zu Queenie zu gehen und sie ein wenig zu reiten. Also zog ich mich um und fuhr dann mit meinem neuen Fahrrad zum Hof. „Ist das dein Fahrrad?“, fragte mich Jacky, als ich am Hof ankam. „Jap. Gerade eben gekauft.“ „Die Farbe ist ja mal echt knallig.“ „Ja, ich liebe das Fahrrad jetzt schon.“, sagte ich lachend. Jacky war gerade dabei ihren Hengst Quick Decision zu putzen. Ich holte Queenie, putzte sie ordentlich und holte dann die Gamaschen und Hufglocken. Heute wollte ich mal mit ihr Springen und da brauchte sie natürlich Schutz an den Beinen. Nachdem ich ihr die Sachen an die Beine gemacht hatte holte ich den Sattel und die Trense. Schnell war Queenie fertig gesattelt und nachdem ich meinen Reithelm aufgesetzt hatte und mit ihr zum Springplatz gegangen war konnte ich auch schon aufsteigen. Wer auch immer vor mir hier gesprungen war, war auch auf E-Niveau gesprungen und so musste ich nicht erst die Hindernisse umbauen. Ich ritt sie fünfzehn Minuten lang im Schritt um die Hindernisse herum warm, dann trabte ich sie an und versammelte sie. Brav machte meine Stute den Hals rund und nach einigen Runden im Trab schnaubte sie zufrieden. Ich lobte sie und machte dann einige Übergänge mit ihr. Schließlich ritt ich im Trab auf das erste Hindernis, einen kleinen Steilsprung zu. Queenie wurde etwas schneller, als sie sah, dass es auf den Sprung zu ging. „Ruhig, meine Hübsche.“, ich gab ihr eine halbe Parade. Meine Stute sprang etwas zu früh ab, aber wir kamen trotzdem gut über den Sprung. Ich klopfte ihren Hals. Ich galoppierte sie an und ritt auf ein kleines Kreuz zu. Diesmal kamen wir gut an den Sprung hin und ich kam richtig in der Bewegung mit. Danach setzte ich mich wieder in den Sattel und ritt auf den nächsten Steilsprung zu. Dancing Queen sprang viel zu früh ab und ich kam hinter die Bewegung. Gut gelaunt, wie meine Stute war buckelte sie direkt nach dem Sprung und ich rutschte gefährlich zur Seite. Schnell krallte ich mich in ihrer Mähne fest und setzte mich wieder zurecht. „Na Mäuschen, da müssen wir aber noch ordentlich üben, hm?“, sagte ich lachend und wie zur Bestätigung schnaubte Dancing Queen. Ich galoppierte sie wieder an und ritt mit ihr auf einen kleinen Oxer zu. Vor dem Sprung wurde Queen immer schneller und ich hielt sie zurück. Kurz vor dem Sprung gab ich ihr die Zügel nach und ging in den Springsitz. Ohne Probleme flogen wir über den Oxer und ich ritt einen kleinen Parcours mit ihr. Der Sand des Platzes spritzte, wenn wir die Wendungen ritten und Dancing Queen lief sich ein. Am Ende waren wir den kleinen Parcours fehlerfrei geritten und ich ließ ihr die Zügel wieder lang. Schnaubend streckte sie ihren Hals. Sie hatte ziemlich geschwitzt und so ging ich noch fünfzehn Minuten Schritt mit ihr, bis sie wieder etwas getrocknet war und wieder normal atmete. Das Springen schien Dancing Queen richtig Spaß gemacht haben und auch auf meinem Gesicht hatte sich ein Lächeln ausgebreitet.
Ich sattelte sie wieder ab und kratzte ihr die Hufe noch einmal aus. Genau in dem Moment, in dem ich sie wieder auf die Koppel bringen wollte kam Lilly aus dem Stall. „Hei, Katha. Hast du jetzt was vor?“ „Nein, noch nicht. Warum?“ „Rosenprinz müsste dringend mal wieder bewegt werden und im Moment sind direkt in der Nähe super Stoppelfelder. Wäre klasse, wenn er sich da mal wieder richtig auslaufen könnte. Allerdings musst du ein wenig aufpassen, er bockt gerne.“ „Klar, ich kann ihn gerne bewegen.“ Ich schnappte mir Rosenprinz Halfter, nahm Queenies Führstrick und ging mit meiner Stute zur Koppel. Dort machte ich ihr Halfter ab und kramte dann sofort nach einem Leckerli. Neugierig sah sie mich an und nahm das Leckerli vorsichtig in ihr Maul. Zufrieden kaute sie darauf herum und ich blieb noch ein wenig bei ihr stehen, um mit ihr zu schmusen. Dann ging ich zu Rosenprinz. Der Haflinger graste zufrieden vor sich hin und schien gar nicht begeistert, als ich ihm das Halfter überzog. „Na Kleiner, das passt dir jetzt gar nicht in den Kram oder? Keine Angst, im Gelände darfst du ordentlich Gas geben.“ Widerstrebend trottete er mir hinterher. Schnell hatte ich auch ihn geputzt und holte dann seine Gamaschen und das Sattelzeug. Ich verschnallte alles, setzte meinen Reithelm auf und stieg dann mit Aufstiegshilfe auf. Zuerst lief er noch ziemlich langsam, als er allerdings merkte, dass es in Richtung Wald ging und nicht auf den Platz wurde er schneller und schnaubte nach einigen Minuten zufrieden.
Nach einiger Zeit kamen wir auf einen breiten Waldweg und ich trabte ihn an. Rosenprinz quietschte kurz und buckelte los. Da Lilly mich aber vorgewarnt hatte, saß ich die Buckler aus und nahm dann die Zügel kürzer, damit er den Kopf wieder nach oben nahm. Er lief schön vorwärts und schnaubte zufrieden. Schon bald waren wir am ersten Stoppelfeld angekommen. Rosenprinz wurde sofort schneller, als er das Feld sah und tänzelte vor sich hin. „Pscht, ruhig kleiner.“, sprach ich ihm beruhigend zu. Ich nahm die Zügel noch etwas kürzer und ritt dann im Schritt auf das Stoppelfeld. Zuerst trabte ich ihn an und gab ihm dann nach einigen Metern die Galopphilfe. Am Anfang lief er noch in einem ruhigen Grundtemp, dann wurde er langsam schneller und ich ging in den leichten Sitz. Wir flogen nur so über das Stoppelfeld und waren viel zu schnell am Ende angekommen. Prinz schnaubte einige Male nacheinander und schüttelte den Kopf. Nur einige Meter weiter war das nächste Stoppelfeld und wieder ging ich erst kurz mit dem Wallach im Trab und galoppierte ihn dann an. Diesmal fing er wieder an zu buckeln. Es blieb nicht bei einem oder zwei Hüpfern, sondern er hüpfte wie ein Flummi über das halbe Stoppelfeld. Dann hatte ich ihn endlich wieder unter Kontrolle, ritt nochmal zum Anfang des Stoppelfeldes und ritt dann im Jagdgalopp über das ganze Feld und wieder zurück.
Das wiederholte ich noch zwei Mal und am Ende benahm sich Prinz vorbildlich. Ich ritt noch eine halbe Stunde im Schritt mit ihm durch den Wald, damit er wieder trocknete und dann zurück zum Hof. Schnell war er wieder abgesattelt, übergeputzt und auf der Koppel. Als ich wieder zurück auf den Hof kam war gerade Lucy dabei ihre Stute Complicated zu putzen. „Hei, Lilly hat mir erzählt, du warst mit Rosenprinz ausreiten. Hat er sich benommen?“ „Ja, war ich. Kommt darauf an, was du unter benehmen verstehst. Auf dem einem Stoppelfeld ist er rumgehüpft wie ein Flummi.“ „Typisch für ihn. Hauptsache du bist nicht runtergefallen.“ „Nein, mir geht’s gut. Ich geh dann mal wieder. Tschüss und viel Spaß beim Reiten.“ „Na dann ist ja gut. Tschüss und Dankeschön.“
Mit meinem Fahrrad fuhr ich wieder zu meiner Wohnung, wo ich erst einmal wieder ein Glas voll Wasser trank. Langsam merkte ich meinen Kopf wieder, aber bis jetzt ging es noch. Jetzt fiel mir auf, dass ich Mara gar nicht gefragt hatte, wo wir gestern Abend gewesen waren. Also machte ich den Laptop an und suchte. Schnell war ich fündig geworden, denn in dem Dorf gab es nur eine Disco. Bis die allerdings aufmachte hatte ich noch Zeit und so legte ich mich noch ein wenig in mein Bett, um etwas ausgeruhter zu sein. Ich wäre fast eingeschlafen, als auf einmal mein Handy vibrierte. Mara hatte mir geschrieben.
Na, schon deine Kette zurückbekommen? Und was macht dein Kopf? LG Mara :-*
Schnell schrieb ich ihr zurück.
Quatsch. Die haben noch nicht einmal offen. Willst du mitkommen? Als moralische Unterstützung?^^ Mein Kopf ist schon besser. LG Katha :-*
Keine fünf Minuten später kam die Antwort.
Sorry, ich würde ja mitkommen aber meine Eltern sind der Meinung wir haben uns in letzter Zeit zu wenig gesehen und wollen heute mit mir Essen gehen. Du schaffst das schon. Ich glaube an dich.^^ Mara :-*
Ich sah auf die Uhr. Langsam sollte ich mich fertig machen und dann meine Kette suchen gehen. Ich ging ins Bad, kämmte meine Haare und überlegte noch kurz, ob ich mich schminken sollte. Quatsch, ich würde nur kurz reingehen, meine Kette holen und dann wieder gehen. Außerdem sah ich auch ohne Schminke nicht schlecht aus.
Mit dem Fahrrad fuhr ich zur Disco. Es war noch nichts los. Kein Wunder, erst in einer halben Stunde würden sie aufmachen. Glücklicherweise war die Tür offen und ich konnte direkt reingehen. Die Mitarbeiter waren damit beschäftigt neue Flaschen rein zutragen und alles vorzubereiten. Ich sah mich um, als ich auf einmal angesprochen wurde. „Sorry, aber wir machen erst in einer halben Stunde auf.“ Ich drehte mich um und es hätte mir fast die Beine weggezogen. Hinter mir stand ein großer, durchtrainierter und verdammt gutaussehender Typ. „Ja, ich weiß. Tut mir Leid das ich hier einfach so reinplatze, aber ich war gestern hier und habe glaube ich meine Kette verloren. Ich wollte nachfragen ob ihr die vielleicht gefunden habt.“ „Kann gut sein. Die Fundsachen legen wir normalerweise hinter die Bar, wenn du willst kann ich mal kurz nachsehen ob da einen Kette ist.“ Ich nickte und wir gingen zur Bar, wo der Kerl anfing rumzukramen. „Tatsächlich. Hier ist eine Kette. Ist das deine?“ Ich konnte mein Glück nicht fassen. Er hielt wirklich meine Kette in der Hand. „Super, vielen, vielen Dank. Ich schätze ich geh dann mal wieder…“ „Moment, warte mal kurz. Irgendwie kommst du mir bekannt vor.“ „Ja, wie ich vorhin erwähnt habe war ich gestern Abend hier mit einer Freundin.“ „Schon, aber hier sind immer so viele Leute, da erinnert man sich nicht an alle… Jetzt weiß ich’s wieder. Du hast mir gestern gesagt, dass du mich scharf findest und ob ich eine Freundin habe.“ Upps. Das war wohl der Barkeeper von dem Mara geredet hatte. So langsam wurde es wirklich peinlich. „Ähm,… Ja, kann sein. Weißt du, ich habe gestern ein bisschen viel getrunken und naja … um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung, was ich gestern so alles gemacht habe.“ „Schade. Ich dachte schon, du meinst das Ernst, als du gesagt hast, dass du in mich verliebt bist.“ „Ich hab was?“ „Ja. Dein genauer Wortlaut war etwa: Weißt du. Ich liebe dich, liebst du mich auch?“ Ich war mir sicher, ich lief knallrot an. „Okay. Naja, ich werde dann jetzt trotzdem mal gehen. Tschüss.“ „Nein, jetzt warte doch noch kurz.“, der Barkeeper hielt mich am Arm fest. „Bekomme ich keinen Finderlohn? Immerhin hast du Dank mir deine Kette wieder.“ „Achso. Und was hast du dir vorgestellt?“ „Jetzt läuft unser Gespräch in die richtige Richtung.“, er grinste mich an. Hatten eigentlich alle Typen dieses unwiderstehliche Grinsen drauf?! „Wir könnten ja mal einen Kaffee trinken gehen.“, schlug er schließlich vor. „Naja, ich bin jetzt nicht so der Kaffe Fan.“ „Dann eben Heiße Schokolade oder was auch immer du willst.“ „Also eigentlich habe ich im Moment ja nicht viel Zeit…“ „Ach komm, du hast doch bestimmt mal eine Stunde Zeit für mich.“ „Okay, aber nur, weil ich wegen dir die Kette wieder habe.“ „Die scheint dir ja ziemlich wichtig zu sein. Warum kannst du mir ja bei unserem Date erzählen.“ „Das ist kein Date!“, widersprach ich. „Von mir aus. Wie heißt du überhaupt?“, fragte er mich und sah mir direkt in die Augen. „Katha. Deinen Namen weiß ich übrigens auch nicht.“ „Kevin. Schön endlich deinen Namen zu wissen. Jetzt brauche ich nur noch deine Handynummer.“ Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Naja, wie sollen wir uns denn sonst verabreden.“ Ich holte mein Handy aus der Hosentasche und wir tauschten die Nummern aus. Dann verabschiedete ich mich. „Tschüss Katha. War schön dich kennenzulernen. Ich schreib dir die Tage.“, sagte Kevin zum Abschied und grinste mir zu. Mit wackelnden Beinen ging ich aus der Disko und fuhr komischerweise glücklich wieder zurück zu meiner Wohnung. Sofort rief ich Mara an und erzählte ihr von Kevin.
„Der scheint ja wirklich auf dich zu stehen.“, meinte sie lachend. „Ach quatsch. Der flirtet bestimmt nur gerne.“, winkte ich ab. Wir lachten und redeten noch ein wenig. Dann verabschiedete ich mich, weil ich müde war und ging ins Bett.
Heute würde ich meine zweite Reitstunde geben. Gestern hatte mir Lucy Bescheid gesagt, dass Sophia gerne eine E-Springstunde nehmen würde und da hatte ich gleich für heute einen Termin mit ihr ausgemacht. Ich war gerade dabei, mein Fahrrad abzuschließen, als ein Mädchen auf mich zu kam. „Hallo, du musst Sophia sein. Du kannst schon einmal Passepartout holen, kennst du ihn oder soll ich mitkommen?“ „Hallo. Nein, ich kann ihn alleine holen, bin ihn ja auch schon öfter geritten.“ Zehn Minuten später kam sie mit Passepartout und band ihn am Putzplatz an. Ich ging zu ihr und gemeinsam putzten wir den Hengst. „Bist du schon einmal gesprungen?“, fragte ich, als sie gerade dabei war die Hufe auszukratzen. „Ja, ich hatte schon drei Springstunden.“ Ich nickte. „Gut, dann kannst du ihn schon einmal satteln, während ich die Sprünge aufbaue. Mach ihm auch die Gamaschen und Hufglocken ran, damit er sich nicht verletzt, die müssten gleich unter seinem Sattel liegen.“ Sophia nickte und ich ging in die Halle, um zwei kleine Sprünge aufzubauen. Beide standen an der langen Seite ungefähr in der Mitte, auf dem zweiten Hufschlag, damit man noch darum herum reiten konnte. Das eine war ein Kreuz, der andere ein kleiner Steilsprung, beide zum aufwärmen noch etwas unter E-Niveau. Kaum war ich mit dem Aufbauen fertig kam Sophia auch schon mit Passepartout in den Stall. Ich hielt ihr beim Aufsteigen gegen und ließ sie zum Aufwärmen zehn Minuten Schritt reiten. Ihr Sitz war sehr gut und so musste ich nicht viel korrigieren. Nach den zehn Minuten ließ ich sie antraben und einige Schlangenlinien reiten. Dann ließ ich sie die Hand wechseln und über das Kreuz reiten. Passepartout machte einen kleinen Hüpfer und ich bemerkte, dass sich Sophia beim Springsitz etwas zu weit nach vorne lehnte. „Das sah schon ganz gut aus. Versuche beim nächsten Mal mit dem Oberkörper nicht ganz so weit nach vorne zu gehen.“ Beim nächsten Sprung sah das schon besser aus und nach einigen weiteren Sprüngen erhöhte ich die Hindernisse auf E-Niveau. „Gut, dann galoppier Passepartout doch mal an und reite über den kleinen Steilsprung.“ Sophia nickte, galoppierte Passepartout an und ritt auf den Sprung zu. Passepartout wurde schneller als er den Sprung sah, doch Sophia hielt ihn gekonnt zurück und die Beiden kamen perfekt über den Sprung. „Super. Das nächste Mal können wir einen ganzen Parcours probieren. Reit noch auf beiden Händen einmal beide Sprünge und dann hören wir auf.“ Beim nächsten Sprung wurde der Hengst etwas zu schnell und sie kamen zu nah an den Sprung. Somit kam Sophia etwas hinter die Bewegung, aber schon beim nächsten Sprung klappte wieder alles. Zum Abschluss ritt Sophia noch zehn Minuten Schritt und klopfte Passepartout dann zufrieden den Hals. Wir sattelten den Hengst gemeinsam ab und brachten ihn wieder auf die Koppel. Als wir wieder zurück an den Putzplatz kamen war ihre Mutter schon da und sie verabschiedete sich von mir.
Schicksal : 1.Soll das etwa alles sein? 2. Nichts ist zu spät. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Seit meinem ersten Besuch auf dem Reithof und der Besichtigung meiner Wohnung waren einige Tage vergangen und heute würde ich endlich umziehen. Wie es das Schicksal so wollte, würden auch meine Eltern heute in ihr neues Haus in München einziehen und konnten mir somit nicht helfen, meine Sachen in meine Wohnung zu tragen. Ich blieb noch etwas in meinem Bett liegen und dachte über die vergangenen Tage nach.
Jeden Tag war ich bei Dancing Queen gewesen, hatte sie geputzt und war sie geritten. Am Anfang am Platz, während Lilly zusah. Queenie und ich kamen sehr gut miteinander aus und obwohl sie noch so jung und noch nicht gut ausgebildet war, lief sie auf dem Platz ordentlich und vor allem ihre sehr bequemen Gänge hatten mich überzeugt. Außerdem hatte ich die anderen Mitglieder des Hofes kennengelernt, die alle sehr nett waren und war dann vor zwei Tagen auch das erste Mal mit Queenie ausreiten. Der Ausritt war traumhaft gewesen, weil das Wetter mitgespielt hatte und meine Stute sich vorbildlich benommen hatte.
In der Zeit, in der ich nicht auf dem Hof gewesen war hatte ich mich auch einmal mit Benedikt getroffen, weil wir das ja so vereinbart hatten und wir hatten eine Menge Spaß gehabt. Er sah schon gut aus, aber er war irgendwie nicht so mein Typ, aber als Kumpel schätzte ich ihn sehr. Auch als ich ihn gefragt hatte, ob er mir bei dem Umzug hilft hatte er gleich ja gesagt und auch noch Freunde gefragt, ob sie mithelfen würden. Zusammen mit meinen Freundinnen waren wir dann auch genug Leute, um den Umzug ohne meine Eltern hinzubekommen und es würde bestimmt lustig werden.
Ich hoffte, heute Abend noch Zeit zu finden, um zu Queenie zu gehen und sie noch etwas zu beschäftigen. Bei dem Gedanken an meine Stute überrollte mich eine Welle der Zärtlichkeit und ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Obwohl ich Dancing Queen noch nicht lang kannte hatte ich die junge Stute schon sehr in mein Herz geschlossen und konnte mir ein Leben ohne sie fast gar nicht mehr vorstellen.
Obwohl ich gerne noch liegen geblieben wäre musste ich jetzt leider aufstehen und mich für den Tag fertig machen, weil ich noch einige Sachen einpacken musste. Ich weiß, das hätte ich schon früher machen sollen, aber naja, sagen wir es so, nachdem ich gut die Hälfte meiner Sachen eingepackt hatte, hatte ich einfach keine Lust mehr und so musste das heute erledigt werden. Damit ich etwas mehr Spaß an der Sache bekam schaltete ich meinen MP3-Player an und hörte Musik, während ich meine Sachen zusammensuchte. Kaum hatte ich mir die Ohrenstöpsel in die Ohren, schallte mir auch schon „Nichts ist zu spät“ von Luxuslärm entgegen und ich musste lachen, weil das Lied so zu meiner Situation passte.
Schon eine Stunde später war ich fertig und sah mich zufrieden in meinem Zimmer um. Alle Sachen, die nicht zusammengebaut und riesig waren, waren in Umzugskartons verstaut. Es standen jetzt noch mein Schreibtisch, mein Bett und mein Schrank im Zimmer. Das Bett und der Schrank würden zusammen mit den Kartons im Umzugswagen zu meiner Wohnung transportiert werden und den Schreibtisch würde ich verkaufen, weil ich den wahrscheinlich eh nicht mehr brauchen würde.
Ich ging nach unten, wo ich mir etwas zu essen machte und auf den Umzugswagen wartete. Kaum hatte ich die Hälfte meines Toastbrots gegessen klingelte es auch schon an der Tür. Schnell sprang ich auf und öffnete. „Hallo, bin ich hier richtig bei Mayer?“ „Ja, super das sie schon hier sind. Ich zeige ihnen gleich, wo die Sachen sind.“
Die Möbelpacker folgten mir die Treppe nach oben und fingen dann an, die ganzen Sachen nach unten in den Umzugswagen zu bringen. Es war ausgemacht, dass sie meine Sachen in den Umzugswagen brachten und dann vor dem Haus, in dem meine Wohnung war abstellten. Schnell waren alle Kartons verladen und nun machten sich die Männer an das auseinanderbauen von Schrank und Bett. Die würde ich dann mit Hilfe meiner Freunde wieder zusammenbauen müssen. Zum Glück hatte ich die Anleitung zum zusammenbauen noch nicht weggeschmissen. Kurz bevor alles im Umzugswagen war kam auch schon meine beste Freundin Mara zur Tür herein. „Hei, Katha. Na alles klar?“ „Hei, ja, alles super. Wir haben heute eine Menge zu tun, ich hoffe du hast gut gefrühstückt?“, fragte ich lachend. „Natürlich. Ich bin topfit. Können wir los?“ „Ja, die Möbelpacker müssten auch gleich fertig sein und dann können wir auch schon fahren.“ Genau in diesem Moment kamen die Männer mit dem letzten Teil meines Schranks die Treppe runter. „So, das war’s. Die Adresse ist gleich geblieben oder?“, ich nickte. „Gut, dann sehen wir uns gleich wieder.“
Ich schloss die Haustür hinter uns ab. Den Schlüssel würde ich morgen der Maklerin vorbeibringen und sie würde dann unser Haus verkaufen. Fast wurde ich ein wenig traurig, als ich daran dachte, dass ich nie wieder hier wohnen würde, aber ich freute mich auch schon auf meine neue Wohnung.
Mara hatte ihr Auto direkt vor dem Haus geparkt und wir fuhren ans andere Ende der Stadt, wo ich von jetzt aus wohnen würde. Wir kamen kurz nach dem Umzugswagen an und auch meine anderen Mithelfer für den heutigen Tag waren schon vor Ort. Schnell begrüßte ich meine andere beste Freundin Sofie und Benedikt. Dann stellte Bene seinen Kumpel vor, der auch mithelfen würde. „Katha, das ist Chris. Chris, das ist Katha, der du heute freundlicherweise zugesagt hast ihr beim Einrichten ihrer neuen Wohnung zu helfen.“ „Hei, Chris. Danke schon mal, dass du heute mithilfst.“ „Hei. Kein Problem. Wenn man gefragt wird, ob man einem hübschen Mädchen hilft, dann sagt man doch nicht Nein. Vor allem wenn man durch das Helfen dann einen Gefallen bei dem Mädchen hat.“, er grinste mich an. Verdammt, musste der Typ so gut aussehen? Ich war ja schon immer ein Freund von braunen Haaren gewesen und in Kombination mit seinen knallblauen Augen sah das einfach nur super aus. Dass er auch noch durchtrainiert war half mir auch nicht weiter. Zum Glück fing ich mich schnell wieder und brachte meine wackeligen Beine wieder unter Kontrolle. „Soso, damit du den Gefallen bekommst musst du aber erst einmal Kartons schleppen und dann mit uns neue Möbel einkaufen gehen. Also fangen wir an, oder?“, fragte ich in die Runde.
Die anderen nickten und jeder nahm sich einen Karton. Okay, die Dinger waren schwer, aber immerhin war mein Zimmer gleich im ersten Stock und es waren nicht allzu viele Stufen. Zum Glück hatte ich schon auf alle Kartons drauf geschrieben, in welchen Raum sie sollten und so musste ich den anderen nur noch erklären, wo welcher Raum war. Innerhalb von einer halben Stunde waren alle Kartons und Einzelteile von Schrank und Bett in meine Wohnung gebracht und Bene und Chris fingen mit dem Aufbauen der beiden Möbelstücke an. Mara, Sofie und ich gingen währenddessen durch die Räume meiner Wohnung und schrieben auf, was ich noch für Möbelstücke brauchen würde.
Wir waren gerade erst in die Küche gekommen, als meine Freundinnen mich auch schon mit hochgezogenen Augenbrauen ansahen. „Was ist denn?“, fragte ich verwirrt. „Frag nicht so scheinheilig, was läuft da zwischen dir und diesem unverschämt gutaussehenden Typen?“, fragte Mara. „Sorry, aber ich habe ihn gerade zum ersten Mal gesehen und habe mich nur kurz mit ihm unterhalten.“, sagte ich lachend. „Soso. Unterhalten nennt man das also heutzutage. Ihr habt euch definitiv gegenseitig abgecheckt und miteinander geflirtet!“, meinte jetzt Sofie. „Quatsch. Ich hab ihn nicht abgecheckt und geflirtet habe ich wirklich nicht mit ihm.“ „Aber genau angeschaut hast du ihn auf jeden Fall. Gut, das mit dem Flirten ging eher von ihm aus. Und ich muss sagen, dein Geschmack bei Jungs ist ziemlich gut.“, mischte sich jetzt wieder Mara ein. „Also, wir brauchen hier in der Küche noch Töpfe und so weiter und einen Tisch mit ein paar Stühlen.“, wechselte ich schnell das Thema und schrieb es auf die Liste.
Meine Freundinnen sahen sich mit einem vielsagenden Blick an, gingen mir dann aber ins Wohnzimmer hinterher. „Hier fehlen definitiv ein Sofa und zwei Sitzsäcke oder Sessel, ein Fernseher und ein Bücherregal.“, stellte Sofie fest. Ich notierte es auf die Liste. „Fällt euch sonst noch etwas ein, was ich im Moment dringend brauche?“, fragte ich die beiden. „Vielleicht in deinem Zimmer und im Wohnzimmer noch zwei Flauscheteppiche, aber dann dürfte das erst einmal passen.“, sagte Mara. Wir gingen wieder zurück zu den Jungs, die noch dabei waren den Schrank zusammen zubauen. „Na Jungs, wollt ihr mitkommen zum Möbel kaufen?“, fragte Mara. „Und wer baut dann den Schrank und das Bett zusammen?“, fragte Chris. „Naja, wir könnten ja mit Bene hier bleiben und du fährst mit Katha Möbel kaufen.“, schlug Sofie vor. Entsetzt starrte ich sie an. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. „Klingt verlockend.“, sagte Chris und grinste mich schon wieder so an. „Bene was sagst du dazu?“ „Von mir aus.“ „Also dann. Gehen wir Katha?“, Chris stand auf und sah mich fragend an. „Schätze schon..“, sagte ich zögerlich. „Kannst du noch kurz warten?“, fragte ich ihn und zog Mara und Sofie aus dem Zimmer in die Küche. „Wollt ihr mich eigentlich verarschen?“, fuhr ich die Beiden an. „Wir wollen dir doch nur zu deinem Glück verhelfen.“ Sofie musste lachen. Meine Freundinnen wussten ganz genau, dass ich keine Lust auf einen Freund hatte und jetzt versuchten sie mich auch noch zu verkuppeln.
„Katha, gehen wir?“, fragte Chris noch einmal und ich musste wohl oder übel wieder zurück in den Flur und mit ihm einkaufen gehen. Ich warf meinen Freundinnen noch einen letzten bösen Blick zu, der sie allerdings nur zum Lachen brachte und zog dann die Tür hinter Chris und mir zu.
Kaum standen wir alleine auf dem Flur und gingen die Treppe nach unten fing Chris auch schon an zu reden. „Versteh mich nicht falsch, aber was habe ich getan, dass du so gar keine Lust hast etwas mit mir zu machen und mich am liebsten meiden würdest?“, fragte Chris mich gekränkt. Verdammt. Er hatte also mitbekommen, dass ich nicht gerade glücklich damit war, mit ihm die Möbel zu kaufen. „Nein, das hat doch gar nichts mit dir zu tun. Es ist nur so, dass ich keine Beziehung will und meine Freundinnen mich aber unbedingt verkuppeln wollen, weil du der erste Typ bist, den ich mal wieder richtig angeschaut habe und bei dem ich aufs anflirten geantwortet habe. Und außerdem sind sie der Meinung, dass du mich gut finden würdest und ich dich auch und ja.“ Hups, zu viel geredet. Das hätte er jetzt wirklich nicht wissen müssen. Ich hoffte, er hatte den letzten Teil meines Satzes nicht mehr mitbekommen. Chris grinste mich von der Seit an. Okay, er hatte es mitbekommen. Manchmal sollte ich wirklich nachdenken, bevor ich den Mund aufmachte.
„Also damit, dass ich dich hübsch finde haben sie auf jeden Fall schon einmal Recht. Was dein Denken über mich betrifft habe ich keine Ahnung, aber ich hoffe, dass sie auch da richtig liegen.“ Wir waren an Chris Auto angekommen und stiegen ein. Auf der Fahrt versuchte er herauszubekommen was ich von ihm dachte und als ich dann zugab, dass ich fand, dass er gut aussah war er zufrieden. „Wenn wir uns beide gut aussehend finden, dann kann man darauf doch aufbauen.“, sagte er und lächelte mich an. Wenn er wollte, dass ich mit ihm noch durch den ganzen Möbelladen lief, dann sollte er auf der Stelle damit aufhören, sonst dürfte er mich noch tragen, weil ich nicht mehr laufen könnte. „Pff. Ich kenne dich doch gar nicht. Was machst du überhaupt in deiner Freizeit?“ „Wenn ich nicht gerade mit meiner Ausbildung beschäftigt bin, spiele ich noch Fußball und unternehme oft was mit meinen Kumpels. Bene hat erzählt, du hast ein eigenes Pferd?“ „Ja, seit ein paar Tagen.“ Wir unterhielten uns die restliche Fahrt und auch während wir durch den Möbelladen liefen und die ganzen Sachen einkauften hatten wir ein Gesprächsthema. Danach fuhren wir noch in einen Elektronikladen und kauften einen Flachbildfernseher für mich. Als wir wieder vor meiner neuen Wohnung hielten war eine Stunde vorbei. „Und war es so schlimm mit mir einkaufen zu gehen?“, fragte Chris mich. „Naja. Sagen wir so, es war okay.“, sagte ich und brachte mich lachend vor Chris in Sicherheit, der hinter mir herjagte.
„Ihr scheint ja ganz schön Spaß miteinander zu haben.“, bemerkte Sofie als wir in meine Wohnung rannten. Zu dritt hatten sie es geschafft meinen Schrank und mein Bett aufzubauen. „Super, dass ihr das schon fertig habt. Die anderen Möbel kommen in zwei bis drei Tagen und dann lade ich euch zu mir ein.“, sagte ich glücklich. „Vielen, vielen Dank für eure Hilfe, aber das Auspacken mache ich besser selber und außerdem will ich jetzt eh erst einmal zu Queenie. Es sei denn, ihr wollt unbedingt noch hier bleiben.“
Die Anderen schüttelten den Kopf und so umarmte ich sie alle dankbar zum Abschied. „Kann ich noch deine Handynummer haben?“, fragte mich Chris. „Immerhin schuldest du mir noch einen Gefallen.“, sagte er mit einem Zwinkern. „Klar, kein Problem.“ Wir tauschten schnell die Handynummern und dann gingen meine Freunde auch schon. Schnell ging ich in mein Zimmer, fischte meine Reitsachen aus einem Karton, zog mich um und lief dann zum Stall. Ich begrüßte Lucy und Mona, nahm Queenies Halfter und holte meine Stute dann von der Koppel. Ich band sie am Putzplatz an, putzte sie ausgiebig und ging dann mit ihr in den Roundpen, um sie ein wenig laufen zu lassen.
Erst ließ ich sie fünfzehn Minuten Schritt gehen, dann trabte ich sie an. Übermutig schmiss sie die Hufe in die Luft und lief wunderschön. Lachend sah ich ihr dabei zu, ließ sie dann die Hand wechseln und nach einigen weiteren Minuten angaloppieren. Im Galopp buckelte sie erst einmal, galoppierte dann aber sehr kontrolliert und hörte brav auf meine Stimmkommandos. Nach einiger Zeit ließ ich sie zu mir in die Mitte kommen und knuddelte sie erst einmal. Sie hatte in der letzten Zeit Vertrauen zu mir aufgebaut und lief mir jetzt ohne Strick und Halfter im Roundpen hinterher. Ich liefe einige Bögen mit ihr und nach weiteren zehn Minuten halfterte ich sie wieder auf und brachte sie wieder auf die Koppel. Irritiert sah Queenie mich an, nach dem Motto : Soll das etwa alles sein? Lachend machte ich ihr auf der Koppel das Halfter ab, gab ihr ein Leckerli und knuddelte sie noch kurz. „Ja Queenie, das ist schon alles. In den nächsten Tagen arbeiten wir wieder ordentlich, meine Süße, aber heute bin ich einfach ziemlich fertig.“ Zärtlich streichelte ich ihren Kopf. Dann ließ ich sie zu den anderen Pferden laufen und sah ihr noch ein wenig beim Grasen zu.
Ich verabschiedete mich wieder von den anderen und ging dann wieder in meine Wohnung, um noch ein paar der Kartons auszupacken.
Früh am Morgen klingelte mein Handy. Schlaftrunken tastete ich danach und drückte auf Annehmen, als ich es endlich in den Händen hatte. „Hallo?“, fragte ich, verwirrt, wer mich so früh anrief. „Hallo Katha, hier ist Lucy. Tut mir Leid, wenn ich dich aufgeweckt habe aber ich wollte dich fragen, ob du heute Zeit hast, deine erste Reitstunde zu geben?“ Sofort war ich hellwach. Schon auf meinem früheren Hof hatte ich mit Reitstunden gegeben und es hatte mir einen riesen Spaß gemacht. „Natürlich, kein Problem. Wann denn?“ „Wenn du so in einer Stunde auf dem Hof sein könntest wäre das super. Dann kann ich dir noch die Einzelheiten erklären, bevor die Reitschülerin kommt.“ „Okay, kein Problem. Bis später.“ „Super, bis dann.“
Exakt eine Stunde später war ich am Hof angekommen und suchte nach Lucy. Schnell hatte ich sie gefunden und lief auf sie zu. „Hallo, Katha.“ „Hallo Lucy.“ „Deine Reitschülerin heißt Lea, ist sieben Jahre und kommt heute zum Voltigieren. Sie war schon ein paar Mal hier. Die letzten Male haben wir Passepartout genommen und die beiden sind gut miteinander klar gekommen. Lea müsste in ungefähr zehn Minuten hier sein.“ „Okay, dann gehe ich schon mal Passepartout holen.“
Ich holte das Halfter des Hengstes und ging dann auf die Koppel, um ihn zu holen. Brav ging er mit mir mit und ließ sich am Hof anbinden. Genau in diesem Moment fuhr ein Auto vor und ließ ein kleines Mädchen heraus, welches sofort auf Passepartout und mich zugelaufen kam. „Hallo, du musst Lea sein. Ich bin Katha und gebe dir heute deine Reitstunde.“ „Hallo Katha und hallo Passepartout.”, das kleine Mädchen lächelte mich und das Pferd an. „Ich habe ihn gerade erst von der Koppel geholt, das heißt wir müssen ihn noch putzen.“ „Kein Problem.“
Wir holten den Putzkoffer und schnell war der Hengst geputzt. Dann holte ich eine Satteldecke, einen Longiergurt, eine Longe und eine Longierpeitsche und wir sattelten Passepartout. Lea nahm ihren Reithelm mit und wir gingen in die Reithalle, weil der Außenplatz schon besetzt war. „Bevor wir mit dem Voltigieren anfangen musst du dich ja genau wie das Pferd erst einmal aufwärmen. Fangen wir damit an, dass du Passepartout einige Runden hier und er Halle im Schritt führst, dann machst du einen Handwechsel mit ihm und trabst noch zwei Runden mit ihm und anschließend kannst du dich noch ein wenig dehnen.“ Lea nickte aufmerksam und ging dann mit Passepartout los. Schnell hatten sich die beiden ein bisschen aufgewärmt und nachdem ich noch einige Dehnübungen mit Lea gemacht hatte half ich ihr auf’s Pferd, nachdem sie ihren Reithelm aufgesetzt hatte.
Man merkte, dass sie nicht zum ersten Mal auf dem Pferd saß, weil sie ganz entstpannt war und locker mit Passepartouts Bewegungen mitging. „Gut, dann fangen wir gleich mit der ersten Übung, der Fahne an. Weißt du wie das geht?“, fragte ich Lea. „Ja, das habe ich schon öfter gemacht.“ Das Mädchen kniete sich hin, und ging dann in die Fahne über. „Hast du das auch schon im Trab gemacht?“
Lea nickte und so ließ ich Passepartout antraben. Nach zwei Runden ließ ich Lea die Position zum Liegestütz wechseln. Ich ließ sie noch einige Runden traben, dann holte ich Passepartout zu mir in die Mitte, um die Hand zu wechseln. Während er stand, ließ ich Lea die Mühle machen, was sie auch ohne Probleme schaffte. Auf der anderen Hand machte ich noch den Schneidersitz mit ihr und das Stehen mit festhalten. Auch im Galopp funktionierte alles. Nur, als Passepartout wieder trab ging erschrak er sich einmal kurz und wich zur Seite aus. Lea saß jedoch so sicher auf ihm, dass sie nicht hinunterfiel. Nachdem Passepartout noch einige Runden im Schritt gegangen war und Lea noch den Prinzensitz ausprobiert hatte hielt ich den Hengst in der Mitte an und ließ das Mädchen absteigen. Ich lobte das Pferd und die Reiterin weil sie es so gut gemacht hatten und Lea strahlte mich an.
„Hat dir die Stunde gefallen?“, fragte ich sie, während wir Passepartout wieder absattelten und dann auf die Weide brachten. „Ja, das war super.“ Als wir die Ausrüstung aufräumten fuhr das Auto von Leas Mutter wieder auf den Hof und das Mädchen umarmte mich zum Abschied. Lächelnd winkte ich ihr hinterher.