Thema von Indira im Forum Berichte von alten Mit...
Indien war bunt, laut und voller Leben, Deutschland wirkte dagegen fast schon farblos. Der viel zu warme Winter änderte daran auch nicht sehr viel. Ich mummelte mich in meine lila Softshelljacke ein, nachdem ich mein Berittpferd versorgt und zurück in seine Box gebracht hatte. Wenn ich nicht gerade auf dem Pferd saß fror ich meist fürchterlich und ich überlegte mir tatsächlich eine dieser Daunenjacken zu kaufen, die alle Aussehen ließ, wie eine fette Mumie. Auch wenn ich die indische Lebensweise und das Wetter vermisste, machte meine Arbeit mir unglaublichen Spaß. Das Gestüt Nightwing war genau die Art von Reiterhof, die ich gerne hatte. Alle Pferdebesitzer waren offen und freundlich, alle Reitweisen waren vertreten und niemand trug seine Nase höher, als es ihm zustand. Hier fühlte ich mich wohl, was tatsächlich nicht allzu oft vorkam. Eigentlich hätte ich jetzt Feierabend und in meine WG zurückgemusst, aber ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass Yasmin noch nicht mit ihren ayurvedischen Gesängen fertig war und das wollte ich dann wirklich nicht erleben. Zwar mochte ich die vier Chaoten, mit denen ich mir eine WG teilte, aber mit ihnen verglichen war ich glatt eine graue Maus.
Um Zeit zu überbrücken beschloss ich mich in den Stallungen umzusehen. Viel von den Pferden hatte ich noch nicht gesehen. Ich kannte nur meine Berittpferde und einige Privatpferde der Einsteller. Neugierig war ich vor allem auf die Pferde, die zum Verkauf standen. Den Traum vom eigenen Pferd hatte ich schon gehabt, als ich den Kindergarten besuchte, doch es hatte immer am nötigen Kleingeld gemangelt. Nun hatte ich aber einen Job, der es mir finanziell und auch zeitlich ermöglichte ein Pferd zu besitzen. Mit klopfendem Herzen betrat ich die Stallgasse, in der sich einige Verkaufspferde befanden und sah mich neugierig um. Einige der anmutigen Tiere sahen mich ebenso forschend an, wie ich sie. Mich interessierte keine Abstammung, kein großer Name, keine Farbe oder Rasse. Es war allein der Eindruck, den die Tiere machten. Auch wenn sie alle mehr oder weniger ruhig dastanden, konnte ich ihr Wesen erahnen. Wie sie umherblickten, sich bewegten und mit den Ohren hin und her zuckten, sagte mehr als tausend Worte.
Während ich durch die Stallgasse schritt war es, als würde mein Blick magisch nach rechts gelenkt, wo ich direkt in die hellen Augen eines Cremellos Blickte. Es war, als würde sein Blick mich fesseln, ich musste einfach weiter auf dieses Pferd zugehen. Zwar waren seine Augen von der Farbe eines kalten Bergsees, strahlten aber so viel Freundlichkeit aus, dass ich mich nicht losreißen konnte. Der Cremello brummelte ruhig, als ich ihm meine Hand zum Schnuppern hinhielt und ich konnte nicht anders, als zu Lächeln. Kein oberflächliches Lächeln, das man sich bei einem langweiligen Geburtstagsgeschenk abrang, sondern ein Lächeln, das meine Augen strahlen ließ. Als ich über den Hals des Hengstes strich fühlte ich das seidige Fell unter meinen Fingern und die warme Haut des Tieres. Eine Aura der Ruhe, die sich langsam auf mich übertrug, umgab den Cremello. Ich war mir sicher, dass ich mit ihm an meiner Seite den in Indien eingeschlagenen Lebensweg weiter verfolgen konnte.
Instinktiv schaute ich auf das Namensschild an der Box und las leise „Lichtblitz“. Ein schöner Name für ein Pferd, das nicht nur äußerlich hell war, wie der Tag. Zwar verließ ich die Stallgasse, doch nur um mit einer der Hofbesitzerinnen zu reden. Ein Pferd wie Lichtblitz konnte man nicht einfach so an sich vorbeiziehen lassen und wenn ich es getan hätte, würde ich es mir sicher immer wieder vorwerfen. Klar, ideal war ein Pferdekauf noch nicht, einige Wochen würde ich sicher noch mit Verwaltungsdingen in meiner neuen Heimat zu tun haben, doch ich war ein Chaot und hörte einfach viel lieber auf mein Herz, als auf meinen Verstand. Sagte man nicht auch, dass Liebe da anfängt, wo der Verstand aufhört? Sicher war ich mir nicht, aber es klang ziemlich plausibel, nach all dem, was ich auf meinen Reisen erlebt hatte.
Bald schon traf ich Lilly, die gerade ihren Wallach Cloud bewegte, in der Reithalle an. „Na, Feierabend?“ fragte sie mich lächelnd und ich nickte eilig. „Eigentlich habe ich eine Frage, aber du bist ja gerade beschäftigt“, lenkte ich ein. Neugierig hielt die Hofbesitzerin ihren Wallach an der Bande vor mir an. „Jetzt möchte ich aber doch wissen, worum es geht“, lachte sie und ich erzählte ihr von meiner Begegnung mit Lichtblitz. Meine Worte unterstrich ich mit vielen Gesten und Lilly schien zu verstehen, was die Begegnung mit dem Cremello für mich bedeutete. Nachdem sie mir bis zum Ende zugehört hatte, sagte sie: „Mach ihn dir doch zum Reiten fertig, ich bin ja noch etwas hier und du kennst dich doch auf dem Hof aus.“ Ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit: „Das ist ja super, danke!“ Besser hätte es gar nicht laufen können.
Schnell eilte ich zurück zu Lichtblitz, der mich mit seiner Präsenz verzaubert hatte. Behutsam halfterte ich den Hengst auf und führte ihn auf die Stallgasse, wo ich ihn putzen wollte. „Einen Moment noch“, musste ich ihn aber vertrösten, um aus der Sattelkammer den Putzkasten, Sattel, Trense und Bandagen zu holen. Aufmerksam sah Lichtblitz mir schon mit seinen blauen Augen entgegen, als ich wiederkam. Nun begann ich den Cremello zu putzen, der trotz seines hellen Felles kaum einen Fleck aufwies. Brav stand das Rocky Mountain Horse da und ließ sich das Fell säubern und die Hufe auskratzen. Nachdem ich auch den Schweif verlesen und die Mähne gekämmt hatte, legte ich ihm vorsichtig den Sattel samt Schabracke auf den Rücken und zog den Gurt leicht an. Erst dann bandagierte ich die Beine des Hengstes, damit etwas Zeit verging, um dann den Sattelgurt etwas fester anzuziehen. Lichtblitz schien das alles aber nicht zu stören, denn er verzog beim nachgurten keine Miene. Umso besser. Jetzt fehlte nur noch die Trense, dann konnte es losgehen.
Lilly hatte gerade die Aufwärmphase mit Cloud beendet, als ich mit dem Satz „Tür frei, bitte!“ um Einlass in die Reithalle bat. „Ist frei!“, kam es von Lilly zurück, die nun auf dem hinteren Zirkel ritt. Lichtblitz und ich traten ein und ich führte den Hengst auf die Mittellinie, wo ich mir die Steigbügel einstellte und zudem noch einmal den Sattelgurt überprüfte. „Achte besonders darauf, ob er hinten links lahmt“, riet mit Lilly, als ich im Sattel saß. „Ist er verletzt?“ fragte ich besorgt. „Nein, er hatte vor einiger Zeit einen Autounfall und seitdem lahmt er manchmal. Aber meist läuft er klar.“ Einige Leute hatten Probleme mit Pferden, die unter den Folgen von Verletzungen litten, doch mir machte es nichts aus. „Ach so, Hauptsache er hat keine Probleme damit.“ Die junge Frau schüttelte den Kopf. „Nur beim Springen kann er eben nur noch bis A gehen. Früher ist er S gestartet.“ Die Leistung des Hengstes erstaunte mich, vor allem für diese Rasse. „Wow, da hat er ja schon einiges geleistet, aber auch A Springen würde mir völlig reichen.“ Aufmerksam achtete ich auf den Gang des Cremellos, an dem ich aber nichts Ungewöhnliches feststellen konnte.
Da Lichtblitz ja nicht mehr ganz gesund war, wärmte ich ihn sehr gründlich auf. Dazu ritt ich erst im Schritt große gebogene Linien und wechselte oft die Hand, das gleiche tat ich dann auch im Trab. Schon jetzt merkte ich, wie fein der Wallach auf alle meine Hilfen reagierte. Nur eine kleine Parade machte ihn schon aufmerksam, die andere Pferde vielleicht kaum bemerkt hätten. Seine Gänge waren sehr flott, aber dennoch nicht sonderlich unbequem zu sitzen. Auf Lichtblitz fühlte ich mich wohl im Sattel und ich wollte gar nicht ans Absteigen denken. Auch Übergänge waren kein Problem für ihn, denn er vollführte sie vom Trab zum Schritt, aber auch vom Galopp zum Schritt, ohne aus dem Takt zu kommen, oder unsicher zu werden. Immer wieder lobte ich den schönen Hengst mit den blauen Augen und noch immer waren seine Gänge klar. „Na, gefällt er dir?“ fragte Lilly und grinste, als ob sie die Antwort schon ahnte. „Ja, er ist wundervoll“, schwärmte ich und galoppierte ihn aus dem Schritt heraus an. Sofort sprang Lichtblitz in seinen kraftvollen Galopp. Per halber Parade nahm ich den Cremello im Galopp zurück und versammelte ihn, dann schickte ich ihn wieder weiter vor und ließ ihn an den langen Seiten an Tempo zulegen. Ihn zu reiten machte einfach großen Spaß. Als Lilly und Cloud die Halle verließen, beendete auch ich die Arbeit mit Lichtblitz und ließ ihn am langen Zügel Trab und Schritt laufen.
Nach dem Trockenreiten versorgte ich den Hengst in der Stallgasse, indem ich ihm Sattel und Trense abnahm, ihm eine Abschwitzdecke auflegte und ihm die Hufe auskratzte. Zur Belohnung für seine tolle Mitarbeit bekam er dann noch eine Möhre, die er lautstark knusperte. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich nun auf jeden Fall zu Hause vor schrägen Gesängen sicher sein wurde. Doch zuerst musste ich noch einmal mit Lilly sprechen. Als hätte sie meine Gedanken gehört, betrat sie prompt die Stallgasse, als ich diese verlassen wollte. „Immer noch so verliebt?“ sprach sie mich grinsend an und ich nickte. „Und wie!“ Am liebsten hätte ich mir sofort einen Kaufvertrag geben lassen, doch ihr Vorschlag eine Nacht darüber zu schlafen klang vernünftig. Manchmal musste man auch der Vernunft gehorchen, was mir zugegebenermaßen schwer fiel.
Nach dem Zusammentreffen mit Lichtblitz kam mir die deutsche Umgebung schon nicht mehr ganz so grau und trostlos vor. Sogar die Busfahrt war für mich nicht mehr ganz so ätzend, wie noch am Morgen. Schwungvoll stieß ich die Tür zur WG auf und rief laut: „Hallo meine liebsten Mitbewohner.“ Niemand antwortete mir, außer Chayenne, eine alternde Hippie Dame, die nur ihren Zeigefinger auf die Lippen legte und „Ssssssh“ machte. Fragend sah ich sie an. „Shao meditiert“, klärte sie mich über den Sachverhalt auf und ich verdrehte die Augen. Shao, war im Gegensatz zu dem Namen, den er angenommen hatte ein deutscher, der sich als buddhistischer Mönch versuchte und manchmal für ein paar Tage einfach auf seinem Zimmer verschwand. Da hätte ich doch noch ein wenig am Stall bleiben können, denn jetzt musste ich ruhig sein und konnte meiner Freude keine Luft machen, wenn ich keinen Streit vom Zaun brechen wollte, denn wirklich friedlich war der Möchtegern Mönch nicht, wenn es um seine Ruhe ging.
in der Realität ist mein Name Mina, ich komme aus NRW und bin mit 21 wohl eine Forenomi :'P Eigentlich bin ich gelernte Erzieherin, habe aber schnell gemerkt, dass der Beruf mich nicht allzu sehr fordert und auch die Bezahlung war noch schlechter als erwartet. Warum habe ich dafür eigentlich Abitur gemacht und dazu ein echt gutes? Also habe ich mich an der Uni eingeschrieben für 'Wirtschaft und Politik Ostasiens', Sprachen waren schon immer mein Ding und Asien ist einfach sehr interessant! Zum Sommersemester fange ich an [01. April], bis dahin mache ich einen koreanisch Kurs. Morgen beginnt schon der Landeskunde Kurs und ich freue mich wie ein Schnitzel <3 Außerden bin ich verlobt mit einem Mann, der Tiere genauso toll findet wie ich und sogar auch reitet. Zusammen kümmern wir uns um meinen Wallach Eddie, aber ab dem Wochenende haben wir noch ein zweites Pferdchen und müssen uns nicht mehr eins teilen^^ Außerdem besitzen wir 4 Kaninchen, 2 Meerscheinchen, 2 Kampffische, eine Vogelspinne, 2 Stachelmäuse, 1 Hund und 10 Farbmäuse. Ihr seht also, daneben bleibt nicht mehr viel Zeit haha. Wenn dann alle Tiere versorgt sind schreibe ich gerne, bastel Homepages, zeichne, arbeite mit Photoshop oder lese...Ich glaube das wärs über die reale Person, die hinter Indira steht :'P
Indira ist eine exzentrische Persönlichkeit, die sich nicht in ein konventionelles Persönlichkeitsraster einordnen lässt und dies auch auf keinen Fall will. Ihre Eigenständigkeit und Individualität ist ihr das Wichtigste und sie verteidigt beides vehement. Schon immer wollte sie einen anderen Weg wählen, als die meisten in ihrer Altersgruppe und tat dies mit 16 endgültig, als sie sich als Rucksacktouristin nach Indien, dem Heimatland ihres Vaters, begab. Aber auch schon vorher war Indira immer etwas anders und wurde ab der Realschule immer sehr misstrauisch beäugt und eher ausgeschlossen. Das machte ihr aber nichts aus, denn mit den meisten wollte sie so oder so nichts zu tun haben. Während andere in die Disko gingen, verbrachte Indira Zeit an einem privaten Offenstall, an dem sie das Reiten lernte. Später nahm die Besitzerin der Pferde sie sogar mit zu Turnieren und vor allem auf Wanderritte. In der Natur und unter freiem Himmel fühlt Indira sich auch heute noch am wohlsten, vor allem mit einem Pferd an ihrer Seite. Zudem interessierte sich die junge Frau immer mehr für den Hinduismus und die spirituelle Kultur Indiens. Gegen den Willen ihrer Mutter, die Indira allein erzog, nachdem ihr Vater zurück nach Indien gegangen war und bald nichts mehr von sich hören ließ, reiste Indira nach Indien. Dort reiste sie durchs ganze Land, auf den Spuren ihres Vaters, aber auch auf der Suche nach sich selbst. Sie lernte bei verschiedenen Gurus, nahm Gelegenheitsjobs an, hatte gute und auch schlechte Zeiten. Für jede Besonderheit ihrer Reise ließ sie sich entweder ihr Tattoo am Rücken, oder am linken Arm erweitern, um sich später immer wieder daran zurückerinnern zu können. In Indien arbeitete sie vor allem mit Pferden und als sie nach sieben Jahren zurück nach Deutschland kam, nahm sie einen Job als Bereiterin auf dem Gestüt Nightwing an.