Hallo Lilly! Schön langsam habe ich das Gefühl du hast ein Problem mit mir? Ich überlege wirklich mich abzumelden. Du bewertest hier die Berichte total frei nach Schnauze wie du gerade Lust hast oder? Ich hab jetzt schon einige male darum gebeten, dass auch meine Berichte bewertet werden, die teils noch von Mai sind! Aber es kommt von dir leider nichts zurück! Wenn dir meine Story zu langweilig ist, dann sags mir einfach, dann meld ich mich ab und gut ists. Sorry, wenn ich dich jetzt bissl anmaule, aber langsam komm ich mir ein bisschen verarscht vor! Besonders, da du eigentlich weißt, dass ich mir noch ein Pferd kaufen will und daher mit meinen Berichten gerne voran kommen würde! Wirklich sehr schade, dass ich hier trotz mehrmaliger Aufforderung ständig übersehen werde!
Hey ihr Lieben! Ich bin vom 13.-23.9. im Urlaub in Marokko. Wollt euch nur jetzt schonmal bescheid geben, dass ich da nicht online sein werde und evtl auch 1-2 Tage davor und danach ;) Wünsch euch allen hier ne schöne Zeit :)
Um mich herum wuselte es nur so von Bremsen und anderen Stechmücken, als ich heute mit meinem neuen Mountainbike über einen etwas größeren Umweg in den Stall fuhr. Zwar konnte ich es kaum noch erwarten, heute endlich Sahne mit dem Satte bekannt zu machen, doch wollte ich auch mein neues Fahrrad ausgiebig testen, das ich von meinem 1. Lohn gekauft hatte. Auf Nightwing gefiel es mir mittlerweile echt gut. Nur leider hatte sich bei meinen Mitbewohnerinnen einiges getan. Freya, Emilie und Marie waren aus unterschiedlichen Gründen ausgezogen, wodurch ich nun das ganze Haus für mich alleine habe. Das ist wirklich schade, da ich mich oft ganz schön einsam fühle. Trotzdem war ich schon gespannt, ob bald jemand neues kommen würde. Während ich so meinen Gedanken nachhing und mich ein bisschen selbst bemitleidete, merkte ich gar nicht, dass ich vom Weg abgekommen war. Erst als ich über eine große Wurzel fuhr und es mir den Lenker verriss konzentrierte ich mich wieder voll aufs Fahrrad. Aber leider zu spät. Mein Rad strauchelte und zack, schon lag ich im Matsch. „na toll“, dachte ich „ das hat mir ja gerade noch gefehlt!“. Ich rappelte mich wieder auf und kontrollierte, ob an meinem Fahrrad etwas kaputt gegangen war. Nein, zum Glück nicht. Also schwang ich mich erleichtert wieder in den Sattel und radelte weiter. Schließlich schaffte ich es, ohne weitere Zwischenfälle am Stall anzukommen. Dort begrüßte mich auch schon Lysander. „Ohje, was ist denn mit dir passiert? Hast du dir wehgetan?“, fragte sie ängstlich. Da musste ich lachen und antwortete: Nein nein, keine Sorge! Ich war nur einen Moment nicht konzentriert und habe eine Wurzel übersehn. Außer meinen Klamotten gibt es keine Leidtragenden.“ „Dann bin ich ja beruhigt! Aber was machst du denn jetzt? So kannst du ja nicht aufs Pferd!“, gab Lysander zu bedenken. „Hey ihr Zwei! Das sieht dir ja ähnlich, Nora!“, nun gesellte sich auch Lilly zu uns, die unser Gespräch gehört hatte und machte mir gleich ein verlockendes Angebot. „Wenn du willst, kann ich dir von mir eine Reithose und ein T-Shirt leihen! Deine Stiefel kannst du ja so kurz abspritzen!“ „Das würdest du tun? Das wäre wirklich spitze!“, nahm ich das Angebot dankbar an. Lilly deutete mir, ihr zu folgen und wir marschierten ins Haus. Ich war bisher noch nie im Privathaus der Castle-Schwestern gewesen, doch es gefiel mir auf Anhieb. Lucy und ihr Freund Tamani saßen gerade in der Küche und tranken Kaffee. Da mir mein Aufzug etwas peinlich war, wollte ich mich eigentlich leise an den beiden vorbei schleichen, als Lilly im vorbeigehen ein lautes „Hallo!“ durch das Haus rief. „Hey Nora! Wie siehst du denn aus? Bist du vom Pferd gefallen?“, begrüßte mich Lucy schmunzelnd. „Hi Lucy, hallo Tamani. Nein, nur vom Drahtesel. Bis zu Sahne hab ich es heute noch gar nicht geschafft. Wobei da das Fall-Risiko auch recht groß ist heute. Ich will sie nämlich an Sattel und Zaumzeug gewöhnen und mich evtl. kurz draufsetzen. Das hat sie ja letztens schon so gut mitgemacht.“, begrüßte ich die beiden. „Ach stimmt! Lilly hat mir von deinem Ausritt schon erzählt. Voll gut! Da lässt sie dich bestimmt heute auch wieder drauf! Ansonsten, wenn du Hilfe brauchst, musst du halt Bescheid geben.“, sprach mir Lucy Mut zu. „Vielen Dank, aber ich will euch Zwei ja nicht stören! Außerdem kommt jetzt dann eh noch meine Freundin Lisa, um mir zuzusehen. Dann kann die auch ein bisschen mithelfen!“ Während ich den letzten Satz aussprach viel mir siedend heiß ein, dass Lisa Sahne ja noch gar nicht gesehen hatte und wahrscheinlich gerade auf dem Hof herum irrte. Zum Glück kam da auch schon Lilly mit den frischen Klamotten und zeigte mir wo das Bad ist.
„Hey Lisa! Sorry, musstest du lange warten?“, begrüßte ich meine Freundin, als ich diese schon etwas verloren auf dem Hof rumstehen sah. Sie verneinte und wollte dann auch gleich los, um Sahne zu sehen. Als erstes wollte ich ihr jedoch noch schnell Charming Flower zeigen, bevor wir das vergessen. „Oha. Na, hübsch ist sie auf jeden Fall! Aber ein Kutschpferd? Ich weiß ja nicht..“, bemerkte Lisa skeptisch, als ich ihr die hübsche Araberstute zeigte. Ich ging jedoch nicht auf ihre Skepsis ein, sondern zog sie weiter zu Sahne. Wie erwartet verliebte sich auch Lisa sofort in die zierliche Hannoveranerstute. „Wow! Die ist ja zum tot-schmusen! So ein süßes Pferd!“ „Na, hoffentlich nicht!“, grinste ich und steckte Sahne eine Möhre zu. Als wir draußen am Putzplatz angekommen waren, verabschiedete sich Lisa mal eben auf die Toilette und ich konnte meine ganze Aufmerksamkeit Sahne schenken. Die Stute war wie immer sehr aufmerksam und beobachtete genau, was um sie herum geschah. „Na meine Süße! Heute ist der große Tag! Ich bin ja mal gespannt, was du zum Sattel so sagst!“, flüsterte ich ihr zu. Da Lisa immer noch nicht zurück war, als ich fertig war, beschloss ich schon mal in die Halle zu gehen. Hier war gerade nicht viel los, also longierte ich Sahne erstmal, um ein bisschen Luft rauszulassen. Nach ein paar Runden auf jeder Hand schnappte ich mir die Trense, die ich zusammen mit dem Sattel schon bereitgelegt hatte. Gleichzeitig mit einem Leckerlie schob ich ihr das Gebiss ins Maul und zog ihr den Rest über die Ohren. Sofort lobte ich mein Pferd und nahm die Trense dann gleich wieder ab. Am Kauen und Schlecken erkannte ich, dass Sahne gerade verarbeitete, was da eben geschehen war. Ich ließ ihr einen Moment und als sie sich wieder entspannte, schob ich ihr noch einmal die Trense und ein Leckerlie ins Maul. Diesmal ließ ich sie einen Moment länger drauf. Sahne kaute eine Weile verständnislos auf der Trense herum. Als sie sich beruhigte und das Gebissstück in ihrem Maul akzeptierte lobte ich sie ausgiebig. Dieses Prozedere wiederholten wir noch ein paar Mal, bis sie schließlich die Trense vollauf akzeptierte und verstand, dass das nichts Schlechtes war. Dann gab ihr das Kommando zum losgehen. Da wir ja schon so gut Bodenarbeit miteinander geübt hatten folgte sie mir sofort, ohne, dass ich mit der Trense Impulse geben musste. Als ich sie ein paar Kurven lenkte, benutzte ich bewusst die Zügel. Die tat ich nach der Gymnastiktechnik von Oliver Hilberger, um Sahne an den Druck im Maul zu gewöhnen. Nur führte ich die Übung natürlich noch nicht genau aus, sondern versuchte möglichst viel den Zügel lange zu lassen. Das mit der Anlehnung würden wir ein andermal noch erarbeiten. Nachdem sie das so brav mit sich geschehen ließ, entschied ich ihren Sattel zu holen. Während wir stolz wie Oskar zur Bande gingen, entdeckte ich dort bereits Lisa auf mich warten. „Sorry, dass ich so lange weg war! Aber ich hab mich gleich noch ein bisschen im Stall umgeschaut. Es gibt wirklich einige schöne Pferde hier. Aber jetzt stehe ich zu deiner vollen Verfügung.“, sagte Lisa. Da nicht wollte, dass Sahne mit der Trense schlechte Erfahrungen macht, zog ich ihr nun das Halfter über und hakte den 3 m langen Führstrick ein. Diesen drückte ich Lisa in die Hand und wies sie an, ihn relativ lang zu lassen. „Du hältst ihn eigentlich nur, damit sie nicht komplett davonläuft. Aber ich denke sowieso nicht, dass sie die Flucht ergreift.“, erklärte ich. Gespannt zeigte ich Sahne den Sattel und lies sie daran riechen. Dann berührte ich sie vorsichtig am ganzen Körper damit. An den beiden wich sie einen Schritt zur Seite, doch mit viel gutem Zureden und etwas geduld, ließ sie sich schließlich überall berühren. Lisa und ich lobten Sahne gemeinsam, als ich ihn dann über ihren Rücken hob und leicht darauf ablegte. Das ganze Gewicht musste sie noch nicht tragen, aber auch der leichte Druck machte ihr nichts aus. Ich nahm den Sattel wieder herunter und begutachtete mein Pferd, wie es kauend verarbeitete. „So Lisa, nun geh doch mal wenn du magst eine Runde mit ihr außenrum. Ich möchte ihr ein bisschen Stress nehmen indem wir sie zwischendurch etwas altbekanntes machen lassen. Wenn du willst kannst du ein paar Halt-Übergänge einbauen.“, schlug ich Lisa vor. Sie drehte auf jeder Hand eine Runde und kam dann wieder zu uns. Es war schön zu sehen, dass Sahne auch zu Lisa schnell vertrauen fasste, wobei ich durchaus bemerkte, dass sie immer mit einem Ohr bei mir war und aufpasste, dass ich sie nicht alleine ließ. „Jetzt lege ich ihr den Sattel mal ganz drauf“, kündigte ich mein nächstes Vorhaben an und legte auch schon los. Sahne schaute mich verständnislos an, als ich sie überschwänglich lobte, weil dies komplette Gewicht des Sattels trug. Vorsichtig schloss ich den Gurt, da begann sie unruhig zu werden und danach zu treten. „Ist schon gut, meine Süße! Alles ist gut!“, redete ich mit tiefer, ruhiger Stimme auf sie ein. Ich machte den Gurt gerade so eng, dass sie den Sattel nicht verlieren konnte und nahm Lisa dann den Strick aus der Hand. Als wir losgingen merkte ich sofort, dass sie sich ein kleines bisschen entspannte und lobte die Stute. Zwischendurch schlug sie zwar noch ein-, zweimal nach dem unbekannten Etwas an ihrem Bauch, doch dann akzeptierte sie auch das recht schnell. „Und jetzt rauf mit dir?“, fragte Lisa, als Sahne und ich nach ein paar Führübungen wieder bei ihr ankamen. Ich überlegte eine Weile... sollte ich es wirklich noch probieren? Oder war ich für heute weit genug gegangen? ... Wir schwiegen uns einen Moment an, während Lisas Augen gespannt auf mir ruhten. Naja, ganz kurz draufsetzen wird schon nicht schaden. Also nickte ich Lisa zu und holte einen Hocker als Aufstiegshilfe. Ich zeigte Lisa, wie sie Sahne positionieren musste und stieg dann auf den Hocker. Zunächst legte ich meine Hände auf den Sattel und drückte etwas Gewicht drauf. Sahne schaute sich darauf zu mir um und ich blickte in ihre wachen Augen. „Alles gut, Maus!“, beruhigte ich sie und schwang vorsichtig mein Bein über ihren Rücken. Sahne trat einen Schritt nach vorne, um sich auszubalancieren, hielt dann aber gleich wieder still. Ich war so aufgeregt, dass ich die Luft anhielt. Auch das schien meine Stute zu spüren. Doch anstatt sich von meiner Aufregung anstecken zu lassen drehte sie ihren Kopf in meine Richtung und ihre Augen schienen zu sagen „hab dich nicht so. Ist doch nicht das erste Mal, dass du auf mir sitzt!“ Da fiel die Anspannung wie ein Stein von mir und ich musste grinsen. In diesem Moment schossen mir wieder einmal die Worte meines Vaters durch den Kopf: "Merk dir immer mein Kind, das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde! Und das ist nicht nur ein Sprichwort, das meine ich auch so!" Ich lobte Sahne überschwänglich und gab ihr von oben ein Leckerlie. Dann nickte ich Lisa zu und gab Sahne das entsprechende Stimmkommando zum losgehen. Meine Schenkel legte ich hierzu ganz leicht an ihrem Bauch an, als Sahne auch schon losmarschierte. Da sie das von unserem 1. Ritt schon kannte, hatte sie hierbei kein Problem mit meinem Gewicht. Lisa führte uns eine Runde auf jeder Hand und kam dann in der Hallenmitte wieder zum stehen. „Super hast du das gemacht! Ich bin so stolz auf dich!“, lobte ich mein Pferd und ließ mich dann vorsichtig wieder aus dem Sattel gleiten. „Jetzt strahlts du aber übers ganze Gesicht!“, lachte Lisa und umarmte mich. Wir nahmen Sahne Sattel und Trense wieder ab, als sich Lisa auch schon verabschieden musste: „Ich hab noch einen Termin und muss dringend los!“ „Alles klar. Vielen Dank für deine Hilfe!“, verabschiedete ich mich von meiner Freundin.
Ich ging mit Sahne nach draußen auf den Hof und entschied noch einen kleine Runde zur Entspannung um die Koppeln zu drehen. Bei den aggressiven Bremsen machte das jedoch nicht viel Spaß, weshalb wir sehr schnell wieder umdrehten. Ich war so stolz auf meine Kleine, dass mich Lucy, die gerade mit Tamani aus dem Haus kam, direkt darauf ansprach. „Deinem Gesichtsausdruck nach, wart ihr heute sehr erfolgreich?“, stellte sie mit einem fragenden Unterton fest. Ich nickte und antwortete: „Das kannst du aber laut sagen! Sahne war total cool und gelassen! Mit der wird das Einreiten bestimmt kein Problem!“ Dann marschierten wir weiter und ich spritzte Sahne noch kurz ab. Sie genoss die kühle Dusche und legte sich im Stall erstmal ins Stroh um sich abzutrocknen. So konnte ich in Ruhe ihr Futter herrichten, das sie dann auch sofort eilig verschlang. Ich beobachtete meine Stute noch eine Weile, bevor ich wieder den Heimweg antrat.
Es viel mir zwar schwer, doch ich schaffte es, mich diesmal besser auf mein Fahrrad zu konzentrieren und Lillys Klamotten einigermaßen sauber (ausgenommen ein paar Schlabberer von Sahne und dem üblichen Stall-Dreck) nach Hause zu bringen.
„... Nein, ich muss jetzt wirklich los, Mum!“ Es war gar nicht so leicht meine Mutter am Telefon abzuwimmeln. Ständig säuselte sie mir die Ohren voll, ich solle mich doch mal wieder blicken lassen, sie wolle doch so gerne Fotos von Sahne sehen, ganz zu schweigen, dass ich mich ruhig öfter melden könne. Doch heute hatte ich mich endlich mal wieder dazu überwinden können sie anzurufen und saß nun schon eine geschlagene Stunde am Telefon. „Ja ja, ich weiß ja. Für deine alte Mutter hast du nie Zeit. Aber seit Papa gestorben ist, hab ich halt niemanden mehr.“, hörte ich die vorwurfsvolle Stimme meiner Mutter. Nach diesem Satz war ich kurz davor an die Decke zu gehen! Das Verhältnis zwischen meinen Eltern war nie besonders gut gewesen. Papa war die meiste Zeit mit mir im Stall und hat Reitstunden gegeben oder Pferde beritten, während Mama lieber mit meiner Tante oder Freunden unterwegs war und Ausflüge unternommen hatte. Die beiden hatten mehr so nebeneinander her gelebt, als miteinander. Der Tod meines Vaters durch einen Reitunfall hatte zunächst auch das Verhältnis zwischen mir und meiner Mutter stark belastet, sie wollte damals das ich das Reiten aufgebe und war nicht ansatzweise begeistert, als ich entschied in die Fußstapfen meines Vaters zu treten und ebenfalls eine Ausbildung zum Pferdewirt zu machen. Erst als ich kurz davor war den Kontakt zu ihr komplett abzubrechen, lenkte sie ein. Seitdem reden wir jedoch trotzdem wenig über Papa, und dass sie ihn jetzt als Ausrede benutzte, ließ mich fast explodieren. Da ich nichts mehr sagte, merkte sie wohl, dass sie mal wieder zu weitgegangen war: „Na gut, ich hab mich trotzdem gefreut von dir zu hören! Meld dich doch bald mal wieder!“ „Ja ist gut, Mum. Und du grüß` Tante Elke lieb von mir.“, auch ich stimmte wieder einen versöhnlicheren Ton an, schließlich hatte ich nun wieder meine Pflicht für die nächsten Wochen erfüllt. Als ich, nun endlich in Reitklamotten Richtung Haustür marschierte, hielt mich Freya auf. „Hey Nora! Hast du heute Abend Lust auf `nen Mädelsabend? Ich hab ein paar Freundinnen eingeladen und du kennst hier ja noch nicht so viele Leute. Also wenn du magst schau einfach vorbei, so um 7, halb 8 wollen wir Pizza bestellen und dann einfach gemütlich quatschen und so!“ „Oh ja, das hört sich super an!“, ich freute mich über Freyas Einladung. Zwar kannte ich im Stall jetzt schon einige Leute, doch außerhalb eigentlich niemanden. Jetzt aber los. Ich schwang mich auf Freyas Fahrrad, das ich nun ganz offiziell leihen durfte, weil sie es eh fast nie benutzte und strampelte los.
Als ich auf Nightwing ankam, wollte ich zunächst kurz bei Flower vorbei schauen. Die wunderhübsche Araberstute ließ mir gar keine Ruhe mehr. Als ich an ihrer Box stand und ihr eine mitgebrachte Karotte gab, hörte ich es aus der Futterkammer laut krachen. Ich schaute mich um, konnte jedoch niemanden sehen. Also begab ich mich langsam rüber zu dem Raum. Als ich näher kam hörte ich es rascheln und schnauben. Ohje! Da muss wohl jemand ausgebüchst sein. Ich schnappte mir einen rumliegenden Führstrick und schob vorsichtig die Tür auf. Und dann konnte ich meinen Augen erst gar nicht trauen. Der Pferdehintern, der mir da entgegen gestreckt wurde war kein geringerer als der, von meiner eigenen Stute. „Sahne! Was machst du denn da?!“, brüllte ich empört. Diese erschrak fürchterlich und machte einen Satz auf die Seite, wodurch sie einen weiteren Futtereimer umstieß. „Woho! Ganz ruhig, ist schon gut.“, beruhigte ich sie. „Aber wie du hier reinkommst würde ich trotzdem gerne wissen!“ Langsam näherte ich mich ihr und legte ihr den Führstrick um den Hals. Mit der anderen Hand umfaste ich leicht ihre Nase, um sie besser unter Kontrolle zu haben. „Nein! Jetzt ist aber Schluss!“, schimpfte ich, als sie erneut versuchte den Kopf nach unten zum Futter zu ziehen. Da hörte ich jemanden hinter mir lachen. „Haha, hat dich Lucy beim Kauf nicht gewarnt? Sahne ist eine unserer Ausbruchspezialisten! Bei ihr kommt das immer mal wieder vor.“ Lilly stand mit verschränkten Armen grinsend in der Tür. „Na toll!“, stellte ich fest. „Da hast du mir ja jetzt ganz schön viel Arbeit eingebrockt, Madame!“, fügte ich an Sahne gerichtet hinzu. Lilly trat einen Schritt zur Seite um uns Platz zu machen, woraufhin ich mein Pferd vorsichtig aus der Futterkammer bugsierte. „Tut mir leid! Ich komm dann gleich wieder zum Aufräumen.“, entschuldigte ich mich bei der Chefin, die nur grinsend abwinkte. Auf den Weg zur Box schimpfte ich noch ein bisschen vor mich hin, was Sahne jedoch nicht im entferntesten als Rüge zur Kenntnis nahm. Was für ein bescheidener Tag! Der kann ja nur noch besser werden...
Und das wurde der Tag auch. Erst stand zwar Aufräumen auf dem Plan, doch das konnte ich ganz schnell hinter mich bringen. Dann holte ich Sahne wieder aus de Box. Etwas skeptisch schaute sie mir entgegen. „Na, ist schon wieder gut meine Süße! Kannst du ja nichts dafür, wenn ich die Box nicht richtig verriegel und dir den Weg zur Futterkammer quasi aufdränge.“, munterte ich sie wieder auf. Sahne schnaubte zufrieden und nahm mit vorsichtigen Lippen das Leckerlie aus meiner Hand, das ich ihr hinstreckte. Auf dem Putzplatz traf ich Julia, die gerade ihre Rubin fertig machte. „Hey Nora! Na wie geht’s dir denn? Hast du dich schon ein bisschen bei uns eingelebt?“ „Hallo Julia! Mir geht’s gut und dir? Ja, es gefällt mir super hier auf Nightwing. Die Arbeit macht wirklich Spaß und mit Sahne hab ich sowieso einen totalen Glückstreffer gemacht! Und wie geht’s dir mit Ruby?“ „Das freut mich. Uns geht’s super! Wir wollen eine Runde ins Gelände. Hast du Lust uns zu begleiten?“ „Ähm also eigentlich ja gerne, aber Sahne ist doch noch gar nicht eingeritten. Sie wird nächsten Monat erst 3 und dann will ich schön langsam damit anfangen.“, stammelte ich, denn ich war verwirrt, dass Julia das anscheinend nicht wusste, obwohl sie doch selbst einmal ein Auge auf Sahne geworfen hatte. Da fing Julia schallend zu lachen an: „Natürlich weiß ich, dass Sahne noch roh ist! Ich meinte doch, einen Spaziergang. Ich bin heute eh noch von gestern Abend total kaputt und freue mich auf eine gemütlich Runde. Also, wenn’s dir nichts ausmacht, dass ich auf’m Pferd sitze, dann kannst du uns gerne zu dem Spaziergang begleiten!“ Jetzt musste auch ich lachen. Ach Mensch, so ein Missverständnis! Manchmal stehe ich auch wirklich auf dem Schlauch. So konnte ich in den Spaziergang einwilligen und wir putzten beide die Pferde fertig. Sahne genoss es wie immer von mir gekrault zu werden. Als Julia dann begann zu satteln holte ich mir ein Knotenhalfter aus Sahnes Spind. Damit kann ich im Notfall besser auf sie einwirken, falls sie tatsächlich vor etwas scheuen sollte. Diese Vorsichtsmaßnahme traf ich, da ich gehört hatte, dass Ruby noch nicht besonders lange ins Gelände ging und ich auch von Sahne noch nicht wusste, wie sie sich verhalten würde. „Wo wollen wir hingehn?“, riss Julia mich aus den Gedanken. „Ich hab keine Ahnung! Ich kenn mich hier doch noch gar nicht aus! Aber Lucy hat mir was von einem See erzählt. Ist der arg weit weg oder sollen wir den ansteuern?“ „Der ist direkt am Rand von Apfelberg, aber eigentlich eine gute Idee bei dem Wetter. Ich denke mal, dass wir, wenn wir ja nur Schritt gehen schon eine knappe Stunde hin und zurück brauchen werden.“, erklärte Julia. Ich willigte ein, unter der Voraussetzung, dass die Pferde ruhig blieben, und schon konnte es losgehen. Anfangs mussten wir etwas aufpassen, dass sich die Pferde nicht zu nahe kamen, da sie einander noch etwas skeptisch gegenüber standen. Nach ein paar Minuten entspannten sie sich jedoch auch und Julia und ich konnten gemütlich ratschen. Plötzlich merkte ich, wie sich Sahne verspannte und die Ohren spitzte. Ich schaute mich um und merkte, dass auch Ruby aufmerksam wurde. Da hörte auch ich es rascheln und trappeln. Und schon kam Lysander mit Dreamer um die Kurve getänzelt. „Ha, dachte ichs mir doch, dass hier zwei Stuten unterwegs sind. Dreamy ist schon seit ein paar Metern so aufgekratzt“, lachte Lysander, während sie ihr Pferd beruhigte, was etwas anstrengend aussah. Ein sanfter Ruck am Halfter und schon war auch Sahne wieder ruhig, die nun auch etwas zu tänzeln begonnen hatte. Julia und Ruby standen neben mir, also etwas entfernt von dem gefährlichen Hengst. Wir unterhielten uns noch kurz mit Lysander, die auch gerade vom See kam und verabschiedeten uns dann auch recht schnell wieder, da das Zusammentreffen für die Hengst-Reiterin eher anstrengend blieb. Es war, als hätten Sahne und Ruby durch diese Begegnung etwas geklärt oder sich gegenseitig die Vertrauenswürdigkeit bewiesen, denn nun gingen sie total entspannt nebeneinander her und ließen gemütlich die Ohren hängen. So ging es weiter durch den Wald und ein paar Meter am Dorf entlang. Ich war recht stolz auf meine Stute, denn sie blieb die ganze Zeit ruhig, auch wenn Ruby mal skeptisch einen Traktor oder sonstige Baumaschinen beäugte. Als wir schließlich am See ankamen sprang Julia aus dem Sattel und zeigte ihrer Stute erstmal das Wasser. Ich zog meine Schuhe aus, krempelte mir die Hose hoch und ging auch mit Sahne nahe heran, die jedoch zunächst etwas scheute. Als ich sie vorsichtig ein bisschen anspritzte machte sie einen aufgeregten Schritt zurück. „Alles gut, meine Süße! Das Wasser tut dir nichts! Schau doch!“, beruhigte ich Sahne und lockte sie nun langsam Richtung See. Die ersten Schritte ins Wasser folgte sie mir etwas unsicher, doch als Sahne merkte, dass ihr nichts geschah folgte sie mir artig und begann sogar ein bisschen zu plantschen. Nach wenigen Minuten entschied sie jedoch, dass es genug war, da sie wieder nach draußen wollte. Ich folgte meinem Pferd und ließ sie am Ufer etwas grasen. Ich selbst setzte mich in die Wiese und streckte meine Beine zum Bräunen in die Sonne. Ich war kurz davor einzunicken, als ich Julias Stimme hörte: „Na du Faulpelz! Willst du noch länger rumliegen oder sollen wir’s schön langsam wieder packen?“ Ich nickte und zog meine Schuhe wieder an. Sahne schien schon zu merken, dass wir uns auf den Heimweg machen wollten, denn sie wollte sofort losstürmen. „Heyhey Madame! Schön langsam!“, bremste ich die stürmische Stute. Sahne reagierte sofort, also spazierten wir genauso gemütlich nach Hause, wie wir hergekommen waren. Langsam nervte mich das viele Laufen und ich hätte mich für mein Leben gerne einfach raufgeschwungen. Julia schien meine Gedanken zu erraten, denn sie fragte, ob wir es mal ausprobieren sollten. Ich überlegte eine Weile. Naja in einem Monat wollte ich ja schließlich eh anfangen Sahne einzureiten. Aber andererseits war es eben noch einen Monat hin. „Na komm schon, die paar Meter wird sie schon aushalten. Wir haben ja nicht mehr weit nach Hause“, munterte Julia mich auf. „Also gut, überredet“, willigte ich ein. Ich hatte zum Glück den langen Führstrick dabei und konnte daraus eine Art Zügel knoten. Dann stellte ich Sahne neben einen Baumstamm und befahl ihr stehenzubleiben. Hier zeigte die Bodenarbeit Früchte, denn Sahne blieb ganz artig stehen. Julia positionierte Ruby vor Sahne, damit diese nicht abhauen konnte. Nun legte ich mich vorsichtig über Sahnes Rücken und lobte sie ununterbrochen. Als sie mein gesamtes Gewicht spürte gab ich ihr sofort ein Leckerlie. Ich ließ mich wieder herunter gleiten und stieg dann ganz vorsichtig richtig auf. Dabei musste Sahne einen Schritt nach vorne machen um mein Gewicht auszugleichen. Dann saß ich auch schon oben und gab Sahne sofort noch ein Leckerlie. Die Stute schnaubte zufrieden ab. Mein Gewicht schien ihr gar nicht viel auszumachen. „Am besten du gehst mit Ruby einfach los und ich lasse Sahne nachlaufen. Ist das okay für dich?“, schlug ich vor. „Nein, das ist eine gute Idee! Wow, ich hätte nicht gedacht, dass sie das jetzt überhaupt so super mitmacht!“ Julia war beeindruckt und berührte Ruby sanft mit den Schenkeln, damit diese los ging. Als Sahne den ersten Schritt nach vorne machte erschrak sie ein bisschen, dass sie das fremde Gewicht nicht loswurde. Ich redete ihr jedoch gut zu und strechelte ihr sanft über den Hals. „Alles gut, Sahne! Das bin nur ich da oben! Bist eine ganz feine!“ Mit der Zeit merkte ich, wie sich Sahne immer mehr entspannte. Und so ritten wir nebeneinander her. „Also, ihr beide seit echt ein tolles Team! Ich freue mich richtig, dass ihr euch gefunden habt!“, freute sich Julia für mich. Es fühlte sich gut an das zu hören, besonders, da ich ja immer ein bisschen ein schlechtes Gewissen gehabt hatte, ich hätte ihr Sahne weggenommen. Aber ich denke, das brauche ich nicht zu haben. Sahne spazierte gemütlich neben Ruby her, die ihr durch ihre Gelassenheit wohl auch die ausreichende Sicherheit gab, um entspannt nach Hause zu marschieren.
Als wir am Hof ankamen standen Marie und Lucy gerade zusammen. Ihr Gespräch verstummte sofort, als sie uns sahen. „Wow! Ich hab gar nicht mitbekommen, dass du Sahne schon eingeritten hast“, staunte Marie. „Ich allerdings auch nicht“, pflichtete Lucy bei. Da grinsten Julia und ich uns nur an und ließen uns vorsichtig von den Pferden gleiten. „Tja, bis vor etwa einer halben Stunde wusste ich das auch noch nicht!“, lachte ich und wir erzählten den beiden von unserem Ausritt. „Darauf müssen wir aber anstoßen! Ich hole schnell eine Flasche Sekt und Lilly, dann treffen wir uns im Stübchen, okay?“, schlug Lucy vor. Ein kurzer Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich noch genug Zeit hatte, bevor ich mich abends mit Freya und ihren Freundinnen treffen wollte. Also nahm ich das Angebot freudig an und versorgte noch schnell meine Stute. Na dieser Tag hat sich ja wirklich mal gebessert!
Erschöpft von einem anstrengenden Tag ließ ich mir gerade ein Bad ein, als das Telefon klingelte. Ein kurzer Blick aufs Display verriet mir, dass es Lisa war. Oh mann, bei der hatte ich mich schon gestern melden wollen, war aber nach dem Pferdekauf zu müde gewesen. Also ging ich dran.
„Hey Nora! Na wie liefs gestern beim Pferdekauf?“, begrüßte sie mich. Zum Glück hörte sie sich nicht wütend an. „Hallo Lisa! Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet hab! Ich hab’s gestern total vergessen. Als ich aus dem Stall nach Hause kam, haben mich meine Mitbewohnerinnen schon mit einem leckeren Abendessen erwartet und dann haben wir noch ewig geplaudert. Da hat sich alles ein bisschen länger hingezogen. Und heute war ich wieder den ganzen Tag am Stall.“, entschuldigte ich mich. „Ach, das macht doch nichts. Ist ja klar, dass alles etwas stressig ist bei so einem Umzug. Aber heute warst du schon wieder im Stall? Du fängst doch erst morgen an zu arbeiten. Das hört sich ja fast nach guten Neuigkeiten an?“, hörte ich Lisas neugierige Stimme nachforschen. „Ja du hast recht. Ich hab gestern tatsächlich ein Pferd gekauft.“ „Waaas? Das ist ja super! Was denn für eins? Erzähl mal! Das hätte ich ja nicht gedacht, dass du noch mal ein Tierchen findest, das sich mit deiner Lolli messen kann!“ Lisa war sprachlos und ganz aufgeregt. Also begann ich zu erzählen: „Als ich gestern an den Stall kam, haben mich die Hofbesitzerinnen gleich ganz freundlich empfangen, obwohl ich ein bisschen zu spät war, aber die zwei wirken echt ganz nett. Dann bin ich mit einer von beiden, Lucy, in den Stall rüber, wo sie mir ein paar Pferde gezeigt hat. Ich sag dir, es war echt Liebe auf den ersten Blick! Also sie hießt Save the last dance, wird aber Sahne genannt und ist eine 1 jährige Hannoveraner Palomino Stute.“ „Was so jung? Wolltest du denn nicht wieder ein Pferd, mit dem du auch auf Turniere gehen kannst?“, unterbrach mich Lisa. „Doch schon, aber lass mich doch erstmal ausreden. Vielleicht hab ich nämlich sogar schon ein zweites Pferd gefunden.“ Ich hörte regelrecht, wie Lisa den Atem anhielt und schier zu platzen schien, also erzählte ich ihr ausführlich von dem kurzen Training mit Sahne und dem Ritt auf Charming Flower. „Wow! Das ist ja gigantisch! Ich freu mich so für dich! Und heute warst du auch den ganzen Tag im Stall?“ „Ja, ich wollte mal schauen, was die Süße alles so drauf hat. Als ich an den Stall kam, war heute um einiges mehr los als gestern. Einige ritten oder pflegten ihre Pferde. Ich stand gerade etwas dümmlich rum, als ein Mädchen auf mich zukam und sich als Julia vorstellte. Sie erzählte, dass sie Reitlehrerin auf Nightwing sei und auch selbst einige Pferde hier besaß. Als sie hörte, dass ich Sahne gekauft hatte, war sie erst etwas erschrocken, da sie selbst auch ein Auge auf die hübsche Stute geworfen hatte. Aber als wir uns kurz unterhielten, stellte sie wohl fest, dass ich ganz okay bin und freute sich für mich. Zumindest wirkte es so auf mich. Besonders hat sie auch die Geschichte mit Loli berührt. Wir standen gerade noch ein bisschen zusammen, da kam auch schon Lilly zu uns und entschuldigte sich, dass sie gestern keine Zeit gehabt hatte, aber auch sie freute sich für Sahne und mich. Zack, schon standen noch eine gewisse Katha und Lysander dabei. Auch beides Einstellerinnen die auch selbst auf dem Hof arbeiten. Ich muss echt sagen, meine neuen Kolleginnen scheinen recht nett zu sein. Ich glaube, wir haben fast eine Stunde dagestanden und geratscht. Schließlich schaffte ich es dann aber doch, mich loszueisen und ging rüber zu meiner Stute. Als ich Sahne in der Box nicht fand erschrak ich zunächst. Dann viel mir aber ein, dass sie bestimmt auf der Koppel sein müsste. Ich fragte schnell Lilly auf welcher Koppel ich mein Pferd denn finden würde und machte mich dann auf den Weg. Als ich sie so auf der Koppel sah, wie sie mit den anderen jungen Stuten herumtollte verliebte ich mich gleich erneut in sie. Du kannst dir das gar nicht vorstellen, sie hat so eine tolle Ausstrahlung und so viel Power und Lebensenergie! Echt unglaublich! Naja, als ich ihr dann rief hat sie sogar sofort den Kopf gehoben, dann aber gleich weiter getobt. Ist ja klar, sie hat mich ja heute erst das zweite Mal gesehen. Aber mit einer Karotte bewaffnet konnte ich sie dann trotzdem ganz schnell einfangen. Ich brachte die Maus dann erstmal kurz in die Box. Heute war es ja ganz schön warm draußen und ich wollte keinen Sonnenstich riskieren. Also ab in die Box zum abkühlen. Das gefiel der Madame dann nicht so gut, als sie merkte, dass ich mich auch noch entfernte und sie alleine bleiben musste, wieherte sie mir ein paar mal nach. Aber da musste sie jetzt durch und hat sich zum Glück auch recht schnell wieder beruhigt. Draußen auf dem Hof sah ich nun Lucy und lief auf sie zu. Ich wollte in der Halle ein paar Stangen und Pylonen aufbauen, um etwas Bodenarbeit mit Sahne zu machen und erkundigte mich erstmal bei der Chefin, ob das okay war. Sie erlaubte es mir, da sie meinte, dass bei dem Wetter sowieso alle draußen reiten würden. Ich lief also rüber und baute einiges auf. Ein paar Stangen zum drüberführen, ein Stangen L, ein kleines Cavaletti und ein Plane, die ich mit 2 Bodenstangen fixierte. Das sollte erstmal genügen. Dann holte ich meine Stute raus auf den Putzplatz und begann sie fertigzumachen. Die kleine war mir sehr dankbar, dass sie nicht mehr alleine in der Box stehen musste und beobachtete interessiert die anderen Pferde, die vorbei geritten und geführt wurden. Beim Hufegeben stellte sie sich noch ein bisschen an und hatte leichte Probleme das Gleichgewicht zu halten. Als ich sie dann aber parallel zur Anbindestange stellte, die ihr zumindest visuell Anlehnung bot konnte sie sich auch gleich besser ausbalancieren und gab artig die Hufe. Ansonsten durfte ich sie überall berühren und ich konnte auch gleich rausfinden, wo sie besonders gern gekrault wurde. Dann gingen wir rüber in die Halle, wo ich sie erstmal ein paar Runden außenrum führte und gelegentlich die Stangen beschnuppern ließ. Als wir an der Plane vorbei kamen riss sie sofort die Augen auf und prustete durch die Nüstern. Das schien sie wohl noch nicht zu kennen. Ich ließ sie einen Moment schauen und zupfte dann leicht am Strick. So lange wir dem gefährlichen raschelnden Ding nicht zu nahe kamen folgte sie mir wieder. So drehten wir ein paar Runden und ich begann mit ein paar Schritt-Halt Übergängen, sowie dem verschnellern und verlangsamen des Tempos. Sahne kapierte sehr schnell was ich wollte und reagierte schon bald auf nur leise Stimmkommandos und meine Körpersprache. Dann stellte ich sie mal an die Bande und übte ein bisschen das Rückwärtsrichten. Das schien sie schon zu kennen, wobei sie noch etwas Probleme hatte gerade nach hinten zu treten. Also gleich mal rüber zum Stangen L. Ich führte sie erst vorsichtig vorwärts durch, natürlich hab ich sie auch immer wieder belohnt, aber du kennst mich ja. An Leckerlies hat es bei mir noch keinem Pferd gemangelt.“ „Ja, das stimmt! Ich kann mich noch zu gut daran erinnern, wie früher immer alle Pferde sofort an den Zaun gekommen sind, wenn sie dich gesehen haben, weil sie wussten, dass du bestimmt was dabei hast! Aber erzähl gleich mal weiter!“, lachte meine Freundin ins Telefon und ich begann weiterzuerzählen.
Mittlerweile hatte ich mich schon ausgezogen und lag entspannt in meinem Vollbad. „Beim Führen durch das L hat sie sich dann auch ganz geschickt angestellt. Einmal ist sie etwas gegen die Stange getreten, hat sich dann aber sofort korrigiert und es ist kein zweites Mal passiert. Schließlich hab ich sie dann gerade reingeführt, angehalten und dann das Kommando zum Rückwärtsrichten gegeben. Sahne verstand sofort, was ich von ihr wollte und trat einen Schritt zurück, beim zweiten stieß sie jedoch an die Stange und schaute mich verwirrt an. Den Blick hättest du echt sehen sollen! Da hat sie erstmal gar nicht kapiert was jetzt los war! Ich tätschelte ihr beruhigend den Hals und versuchte es dann noch mal. Diesmal setzte sie jeden Fuß ganz behutsam und vorsichtig nach hinten und vermied so, dass sie eine Stange berührte. So konnte ich sie ein paar Schritte ganz gerade nach hinten richten. Ich lobte Sahne ausgiebig und steckte ihr gleich wieder ein Leckerlie zu. Nach ein paar Runden außenrum und über die einfachen Bodenstangen probierten wir das L noch mal. Natürlich nur gerade rückwärts raus. Diesmal war Sahne darauf vorbereitet und trat sofort vorsichtig gerade nach hinten zurück. Die Stute lernt echt richtig schnell! Eigentlich wollte ich dann schon aufhören, als ich jedoch hörte, wie jemand in die Halle kam. Als ich mich umdrehte sah ich Cloe mit einem atemberaubenden Friesen reinkommen. Sie sagte, sie habe mir gerade zugesehen und Eve könnte auch gut ein bisschen Bodenarbeit gebrauchen. Ob es okay wäre, wenn sie etwas mitmachen würde. Ich nickte und fragte auch gleich, wie es denn mit Planen bei ihm ausschaut. Du weißt ja, mit einem jungen Pferd, ist es immer gut, wenn man ein gelassenes Verlasspferd dabei hat. Cloe meinte, dass er das mittlerweile schon ganz gut macht, sie wollte nur erst so ein bisschen mit ihm arbeiten. Also machte ich auch mit Sahne noch ein paar Führübungen und marschierte immer wieder an der Plane vorbei. Langsam gewöhnte sich die Stute etwas an das gefährliche Monster und spazierte entspannt daran vorbei. Ich begann dann, mal über die Plane zu laufen, Sahne durfte natürlich daneben vorbei, doch als sie das Rascheln hörte sprang sie panisch zur Seite. Ich folgte ihr sofort und beruhigte sie wieder. Da spazierte Cloe ganz gemütlich mit Eve an mir vorbei und über die Plane. Sahne beäugte das Ganze etwas skeptisch. Nun probierte ich es noch mal und ging langsam hinter Cloe her. Sahne sollte wieder nur an der Plane vorbei gehen, während ich Cloe und Eve über die Plane folgte. Zwar schnaubte meine Stute noch aufgeregt, doch sprang sie nun nicht mehr zur Seite. Dabei wollte ich es für heute aber nun wirklich belassen! Ich lobte sie ausgiebigst und gab dann Cloe bescheid, dass ich gehen wollte. Sie war auch schon fertig mit der Arbeit und fragte, ob sie mir beim Aufräumen helfen sollte, aber ich lehnte dankend ab, da ich Sahne noch etwas freilaufen lassen wollte. Da viel mir auf, dass ich das Cavaletti gar nicht benutzt hatte, aber ich finde, das wäre etwas viel geworden für die junge Stute. Oder was meinst du?“
„Nein, da hast du absolut recht. Ist ja eh schon super wie viel sie dir vertraut und was sie so alles mitgemacht hat! Da muss man sie wirklich nicht überfordern!“, pflichtete Lisa mir bei.
„Danke, also machte ich Sahne den Führstrick ab, da ich ihr noch Gelegenheit geben wollte, sich zu wälzen, während ich die Stangen wieder aufräumte. Nach ein paar Runden durch die Halle kam sie dem Angebot auch nach und warf sich zufrieden auf den Boden. Gerade als ich fertig war und sie wieder einfangen wollten hörte ich, dass wieder jemand in die Halle kam. Ich drehte mich um und sah Lillys Kopf über das Tor luren. Sie wollte wohl gerade ihren schicken Hengst Cloud reiten, der etwas verunsichert schaute, als Sahne vom Wälzen aufsprang und noch mal kurz zu buckeln begann. Ich konnte sie aber gleich beruhigen und einfangen und auch Lilly hatte Cloud gleich wieder beruhigt. Die beiden kamen herein und wir verließen die Halle, wobei ich Lilly noch viel Spaß wünschte. Sie war Gott sei Dank nicht verärgert darüber, dass sie kurz hatte warten müssen. Ich glaube, mit meinen beiden Chefinen habe ich es ganz gut getroffen. Draußen richtete ich Sahne noch eine Portion Kraftfutter und ein paar Karotten her, die sie dann in ihrer Box verputzte. Als sie fertig war brachte ich sie dann wieder raus auf die Koppel zu ihren Spielgefährtinnen. Morgen werde ich ganz schön was zum Putzen haben! Aber was macht man nicht alles!? Bevor ich mich dann auf den Heimweg machte, drückte es mich jedoch, noch kurz nach Charming Flower zu sehen. Als ich die hübsche Fuchsstute in der Box stehen sah und sie mich sofort begrüßte, war ich schon wieder kurz davor, ins Büro zu laufen und sie zu kaufen...“
„Oh Mann Nora, ich weiß gar nicht so recht ob ich den Hof für dich als gut empfinden soll. Anscheinend haben die echt viele tolle Pferde! Ich freu mich ja für dich, aber du musst echt aufpassen, dass du dich nicht übernimmst!“, wandte Lisa vorsichtig ein. „Ja klar, du hast ja recht! Deshalb hab ich sie ja auch noch nicht gekauft.“ Das ,noch’ sprach ich betont leise aus. „Das ist auch besser so! Schau erstmal, dass du dich gut einlebst und wie du überhaupt klar kommst! Schließlich hast du auch echt nen anstrengenden Job! Wer weiß, ob du da so begeistert bist wenn du, nach einem ganzen Tag Reiten noch Lust hast, Sahne einzureiten und dann auch noch so eine Zicke zu pflegen.“
Lisa war mit ihrer schonungslosen Art manchmal echt anstrengend. Aber wo sie recht hat, hat sie recht. Ich werde wirklich erstmal schauen, wie ich mit meinem Job und meiner Jungstute klarkomme. Ob da wirklich genug Zeit für noch ein Pferd bleibt. Aber eigentlich bin ich mir da relativ sicher. Meine Freundin erzählte mir noch von ihrem Tag, bis ich merkte, dass meine Haut schon total verschrumpelt war. Also verabschiedeten wir uns noch und ich schaffte es endlich mich abzuduschen und das Bad wieder zu verlassen, das ich jetzt Stunden blockiert hatte.
1. Teil: Aneinander gewöhnen und den Strick über den Kopf streifen
So heute war es endlich soweit, mein 1. Arbeitstag sollte beginnen. Als ich auf Nightwing ankam wartete Lilly schon auf mich. „Hey Nora! Na bist du bereit?“ „Ja klar, mir brennt es schon unter den Nägeln. Was gibt’s zu tun?“ „Na dann komm mal mit. Ich möchte, dass du Capricornia’s Little Darling, kurz: Darling, ans Halfter und Führen gewöhnst. Sie hat im Moment ein gebrochenes Bein, also reicht es schon, wenn du sie ein paar Schritte in der Stallgasse auf und abführen kannst. Aber freu dich nicht zu früh, sie ist sehr scheu und kennt kaum Menschen! Du musst also sehr vorsichtig mit ihr sein. Wir haben sie immerhin schon mal für dich in einen Paddock gebracht, da hast du bessere Chancen, an sie ran zu kommen.“, erklärte mir Lilly meinen Job und führte mich zu der jungen Stute. „Also, du weißt Bescheid?“ „Auf jeden Fall“, sagte ich und nickte Lilly zu, während ich bereits das Fohlen musterte. Darling stand gemütlich in einer Ecke und graste. Als sie Lilly und mich kommen hörte hob sie sofort den Kopf und beäugte uns skeptisch. Lilly verschwand gleich wieder, als ich mir das Halfter über die Schulter striff und vorsichtig unter dem Zaun durchkroch. Ich bewaffnete mich mit einer Hand voll Heu und ging langsam, mit gesenktem Blick auf Darling zu. Ich wollte zunächst ihr Vertrauen gewinnen, bevor ich damit anfangen wollte, sie daran zu gewöhnen, dass ihr etwas über den Kopf und v.a. die empfindlichen Ohren gezogen wird. Als ich in Darlings Nähe kam machte diese einen Schritt zurück und legte die Ohren etwas an. Ich blieb stehen und streckte nur meine Hand mit dem Heu in ihre Richtung. Zaghaft begann sie den Kopf auszustrecken und davon zu fressen. Dann spitzte sie auch schon die Ohren und forderte mehr. „Na, das mit der Scheue bekommen wir wohl hin“, flüsterte ich grinsend und gab der Stute noch ein Leckerlie. Dann ging ich noch einen letzten Schritt auf sie zu und streichelte sie vorsichtig am Hals. Ich blieb eine Weile bei Darling stehen, bis diese sich völlig an meine Anwesenheit gewöhnt hatte. Dann zeigte ich ihr das Halfter und ließ sie es beschnuppern. Um auf Nummer sicher zu gehen, wollte ich sie jedoch nicht gleich mit dem Überziehen des Halfters erschrecken. Ich wollte lieber mit dem Führstrick üben, da ich diesen schnell wieder lösen kann als das Halfter, das ich wohl nicht mehr herunterbekomme, wenn sie tatsächlich einen Satz zur Seite macht. Und wer weiß was alles passieren könnte, wenn die kleine Stute in Panik gerät, da sie das fremde Ding nicht mehr weg bekommt. Darüber wollte ich gar nicht nachdenken... Ich nahm also den Führstrick vom Halter ab und legte ihr diesen vorsichtig um den Hals. Daraufhin prustete sie laut und riss erschrocken den Kopf hoch. Da sie jedoch nicht vor mir zurückwich ließ ich ihr den Strick noch um den Hals und gab ihr sofort ein Leckerlie. Nach ein paar Sekunden entspannte sie sich wieder. Ich nahm den Strick ab und versuchte nun ihn nicht mehr von der Seite über den Hals zu legen, sondern ich formte einen Kreis, den ich ihr über den Kopf ziehen wollte. Als sie sah, wie ich vor ihr meine Arme hob machte sie einen Satz zur Seite. Mist, dachte ich, jetzt war ich gerade schon so weit. Ich wollte jedoch, das mir wenigstens das heute noch gelingen sollte.Trotzdem machte ich eine kurze Pause in der ich sie nur streichelte und Strick nochmal von der Seite über den Hals legte. Sie duldete es genervt und nahm dann wieder freudig das Leckerlie entgegen. Nochmal eine kurze Pause und dann wollte ich die schwierigere Übung nochmal versuchen. Also lockte ich sie nach ein paar Minuten wieder vorsichtig mit einem Leckerlie. Als sie zu mir kam bekam sie die Belohnung jedoch nicht sofort. Ich hielt es ihr vor die Nase während ich mit der anderen Hand noch einmal den Strick über ihren Kopf zog. Diesmal funktionierte es und sie bekam sofort die Belohnung. Ich lobte sie ausgiebig und verabschiedete mich dann von ihr. Das sollte fürs erste genügen! Immer mit einem positiven Erlebnis aufhören ist schließlich die oberste Regel im Umgang mit Pferden! Die nächsten Tage, kam ich jeden Tag 1-2mal zu Darling in den Paddock und übte das Überstreifen des Stricks.
„Huhuuuu! Nora! Da bist du ja endlich!“, waren die Worte mit denen mich meine Freundin Lisa begrüßte, als ich aus dem Zug ausstieg. „Hi Lisa! Na wie geht’s dir denn so?“ „Mir geht’s prima, ich freue mich, dass du nun endlich da bist! Hat ja ganz schön lange gedauert, bis du dich endlich dazu entschieden hast nach Apfelberg zu ziehen – auch wenns nur wegen dem Job ist.“, antwortete meine Freundin in leicht vorwurfsvollem Ton. Aber sie hatte ja auch recht. Hätte ich nicht den Job als Bereiterin auf Nightwing bekommen, so wäre ich wohl niemals hergekommen. Doch hatte ich schon viel von dem guten Ruf des Stalles gehört und mich rießig gefreut, als ich das Jobangebot in der Zeitung gelesen hatte. Zudem gab es nichts mehr, was mich in meiner alten Heimat hielt, nachdem meine alte Stute Loriee mit stolzen 34 Jahren verstorben war. Nun war es also soweit und ein neuer Lebensabschnitt sollte beginnen. Lisa hatte sich freundlicherweiße bereit erklärt mich heute zu meiner neuen Wohnung zu fahren. Ich gab ihr meine neue Adresse und schon gings los.
Also wir im Vivolweg 45 ankamen begrüßten mich dort sofort meine neuen Mitbewohnerinnen, Freya, Emilie und Marie mit einem lieben „Herzlich Willkommen“ und mit ihnen Freya’s Hündchen Queeny. Lisa half mir noch eben meine Sachen ins Haus zu bringen und verabschiedete sich dann. Emilie und Marie verabschiedeten sich auch recht zügig, da sie noch zu tun hatten. Also blieben Freya und ich übrig und wir setzten uns in die Küche um uns ein bisschen zu unterhalten. Freya erzählte mir, dass sie mit Pferden bisher nicht wirklich was am Hut hatte, aber dass sie auch schon vom Gestüt Nightwing gehört hatte und dort ein paar Leute kennt. Das freute mich und ich wurde immer aufgeregter auf meinen Termin am Nachmittag zum Probereiten. Freya und ich saßen noch eine Weile zusammen und unterhielten uns über dies und das. Meine neue Mitbewohnerin war mir auch gleich sympathisch. Schließlich musste sie jedoch los und ich ging nach oben in mein Zimmer. Dort legte ich erstmal etwas Musik auf und begann dann mit dem Einrichten. Das fiel jedoch eher etwas chaotisch aus – es rächte sich, dass ich beim Packen der Umzugskartons einfach alles kunterbunt zusammengewürfelt hatte. Als ich ein Foto von meiner geliebten Loriee in die Finger bekam setzte ich mich aufs Bett und schwelgte in Erinnerungen. Wir hatten so viel miteinander durchgemacht – von meinem ersten Turnier über die Ausbildung zur Bereiterin und die ersten Distanzritte. Ich träumte so vor mich hin, als ich plötzlich auf die Uhr sah. 14.45 Uhr. Oh nein! Um 15.00 Uhr hatte ich einen Termin mit Lilly und Lucy, meinen zukünftigen Chefinnen ausgemacht, da ich mir zunächst ihre Verkaufspferde anschauen wollte um ein passendes für mich zu finden, bevor ich am Montag mit der Arbeit beginnen sollte. Ich sprang schnell in meine Reitklamotten und schnappte mir unten ein Fahrrad. Ob ich mich damit wohl bei meinen neuen Mitbewohnerinnen beliebt machen würde? Kurzentschlossen sprintete ich noch mal rein, um wenigstens eine kurze Nachricht zu hinterlassen: „Fahrrad geliehen, spät dran. SORRY! Nora“ Jetzt musste ich aber los...
Als ich total abgehetzt auf dem Gestüt ankam sah es hier etwas einsam aus. Ich schaute mich kurz um, als ich ein Mädchen mit einem richtig schicken Pferd über den Hof gehen sah. „Hey, ich bin Nora!“, stellte ich mich vor und streckte ihr die Hand entgegen. „Hi! Und ich heiße Cloe, ich bin hier eine der Turnierreiterinen. Und der junge Herr den du so begeistert anstrahlst ist Fox. Wir kommen gerade vom Training.“ „Wow! Echt ein edles Tier!“, staunte ich „kannst du mir sagen, wo ich Lucy und Lilly finde? Ich bin ab Montag hier die neue Bereiterin und habe einen Termin mit den beiden, weil ich mir auch ein Pferd kaufen möchte.“ Cloe erklärte mir kurz, wo ich hinmusste und wünschte mir viel Glück. Dann stand ich also vor der Bürotür. Herzklopfen machte sich breit. Wobei sich das wohl eher auf das 1. Treffen mit den neuen Chefinen bezog, als auf die Pferdesuche. Die hatte ich nach mittlerweile knapp 20 probierten Pferden schon mehr oder weniger aufgegeben. Ich rechnete nicht mehr damit, noch das passende zu finden. Gerade als ich meine Hand hob um an der Tür zu klopfen, öffnete sich diese. „Oh hi, du musst Nora sein? Ich bin Lilly! Alles klar?“, begrüßte mich die dunkelhaarige junge Frau, die etwa in meinem Alter sein musste. „Hallo, ja ich bin Nora! Tut mir leid, dass ich etwas zu spät bin, aber ich bin heute erst in Apfelberg angekommen und hab beim Zimmereinrichten total die Zeit vergessen.“ „Kein Problem, wir sind hier auch meistens recht im Stress. Da übersieht man die Zeit schomal“, vergab mir Lilly „das ist übrigens Lucy, die Mitbesitzerin. Ich muss auch leider schon wieder los, aber Lucy wird mit dir die Pferde anschauen. Wir sehn uns dann!“ Und zack, schon war sie verschwunden. Auch Lucy begrüßte mich freundlich und ging dann mit mir nach draußen auf den Hof. „Du suchst also eher ein Dressurpferd, richtig? Hast du auch Wünsche bzgl. des Geschlechts oder der Rasse?“, frage sie. „Also am liebsten hätte ich eine Stute, da ich evtl. später auch mal züchten möchte. Aber wenn es nun mal ein Wallach oder Hengst wird, dann wird es eben der. Ich suche jetzt schon sehr lange nach einem Ersatz für meine Vollblutaraber Stute Loriee. Und es ist nicht einfach ein neues Traumpferd zu finden.“ Erklärte ich ihr. „Dann komm doch einfach mal mit und ich zeig dir ein paar. Das da vorne z.B. ist Choco, eine 6jährige Westfalenstute. Sie ist in der Dressur ein wahres Ass, aber ihren Artgenossen gegenüber eher nicht so lieb. Dann haben wir da Lolita, eine kleine Zicke, aber eigentlich ganz gut zu händeln. Da drüben ist die schüchterne Holli und das da vorne ist unser Rohdiamant, Sahne. Sie ist ein kleiner Schelm, aber erst 1 Jahr, also noch roh. Hast du schon jemanden im Visier, den du gerne mal ausprobieren willst, oder sollen wir erst noch die anderen Pferde ansehen?“ Da klingelte Lucys Handy und sie entschudigte sich einen Moment. Währenddessen schaute ich mir die gerade vorgestellten Stuten an. Holli wirkte sehr freundlich, doch ein schüchternes Pferd war eher nichts für mich. Auch die anderen beiden sahen ganz nett aus, aber es fehlte eben das gewisse etwas. Ich blieb vor Sahnes Box stehen und schaute in ihre neugierigen Augen. Als die Maus näher kam gab ich ihr ein Leckerlie, das sie freudig verschlang. Irgendetwas fesselte mich an ihr, doch ich konnte nicht sagen was. Ihre großen Kulleraugen erinnerten mich ein bisschen an meine alte Loriee. Das war unglaublich, so etwas war mir bisher bei all den gesehenen Pferden noch nicht passiert. In dem Moment wusste ich es, ich hatte mein neues Pferd gefunden. Hinzu kommt, dass sie besonders für die Zucht interessant werden würde, denn eine Hannoveraner Stute in einer so außergewöhnlichen Farbe fand man nicht oft, doch das war nebensächlich. Ihre Ausstrahlung war einfach atemberaubend. „Na, die Kleine gefällt dir wohl? Lilly ist auch ganz vernarrt in sie.“, lächelte mich Lucy an. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie wiedergekommen war. „Kann ich sie mal laufen sehen?“ „Na klar. Willst du gleich?“, fragte Lucy und streckte mir ein Halfter entgegen. Ich nickte und legte es der Maus an. Sahne ließ das ganz brav geschehen und folgte mir aus der Box. Wir marschierten über den Hof ins Roundpen. „Mach du einfach, ich muss noch mal kurz ins Büro, bin aber gleich wieder da.“, rief mir Lucy nach. Ich hakte den Führstrick aus und schickte Sahne erstmal weg von mir. Die Stute streckte sofort ihren Hals nach unten und spazierte etwas auf und ab. Dabei konnte ich erkennen, dass sie bereits im Schritt schön untertrat und einen guten Rücken hatte. Als ich mit der Zunge schnalzte war sie sofort aufmerksam und trabte an. Wunderschöne, schwungvolle Bewegungen. Wirklich ein atemberaubender Anblick war das. Ich wunderte mich, dass so ein Pferd noch keinen Besitzer gefunden hatte. Und dann passierte etwas, was mich total überraschte. Reflexartig, wie ich es von meiner Loriee gewohnt war, gab ich mit dem Mund ein Küsschengeräusch, um die Stute anzugaloppieren. Und tatsächlich. Es klappte sofort. Als hätte sie noch nie ein anderes Kommando fürs Angaloppieren bekommen, wechselte Sahne das Tempo. Wir übten noch ein paar Übergänge, die auch super funktionierten, bis Lucy wiederkam und wissen wollte, was ich von dem Pferd hielt. Ich war ganz Feuer und Flamme und sagte ihr, dass ich mich schon entschieden hatte. Daraufhin brachten wir sie wieder zurück in ihren Stall und belohnten sie mit ein paar Karotten. Wir gingen ins Büro, wo mir Lucy noch die Papiere, sowie ein Gesundheitszertifikat vorlegte. Dann machten wir den Vertrag noch fix. Und schon konnte ich mich die Besitzerin einer wundervollen Stute nennen. Als wir uns gerade verabschieden wollten fiel Lucy etwas ein „Oh nein! Ich wollte dir ja eigentlich noch Flower zeigen, nachdem du erwähnt hast, dass du so gerne Araber magst. Sie ist eine wunderschöne Araberstute und in der Dressur auch einigermaßen begabt. Darf ich sie dir noch kurz zeigen?“ Ich überlegte kurz, nickte dann jedoch, schließlich war ich mir bei Sahne zu 100% sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Doch als wir bei der 2. Stute ankamen, war ich erneut wie vom Blitz getroffen. Ein wirklich wunderschönes Tier. „Das einzige Manko ist leider, dass sie eine totale Diva ist. Sie läuft zwar locker eine L Dressur, aber sobald sie das Gefühl bekommt, zu etwas gezwungen zu werden, dann dreht sie total durch!“, erklärte Lucy, „aber wenn du willst, kannst du sie noch ausprobieren?“ Ich zögerte kurz, noch ein Pferd testen? „Naja, also ... wenn ich sie nur mal ausprobiere, dann dürfte das ja kein Problem sein.“, willigte ich schließlich ein. Wir machten sie schnell gemeinsam fertig, wobei ich schon merkte, was Lucy gemeint hatte. Den Fuß etwas zu energisch zum Auskratzen gehoben und schon wurde die Madame zickig. Ich ließ sie mir zunächst von Lucy vorreiten und sah schon, dass sie hier und da ein paar Probleme miteinander hatten. Dann war ich an der Reihe. Ich strich ihr sanft über die Nüstern, zog den Gurt noch mal nach und schwang mich dann in den Sattel. Erst ließ ich Flower ein paar Runden am langen Zügel drehen. Dann begann ich sie vorsichtig aufzunehmen. Upps, das war wohl etwas zu viel, denn den Flower legte ärgerlich die Ohren an und stampfte mit dem Hinterbein. Ich trieb sie vermehrt nach und trabte dann an. Die Stute reagierte auf die feinsten Hilfen, doch als ich sie über die Diagonale schickte und den Trab etwas verstärken wollte, sah sie das wohl als Zwang an. Sie legte einen übergangslosen Stop hin und marschierte entschlossen rückwärts. Sofort versuchte ich sie wieder nach vorne zu treiben, doch keine Chance. Erst als ich deutlich die Zügel nachgab und mich passiv verhielt wurde sie wieder ruhiger und ging nach vorne. So testete ich noch ein bisschen wie weit ich gehen konnte und hörte dann auch schon wieder auf. „Na wie gefällt sie dir?“, begrüßte mich Lucy, als ich den Reitplatz verließ. „Sie ist wirklich ein Traumpferd, aber mit der Diva hast du nicht untertrieben!“ „Ja ich weiß. Es ist zu schade, dass sie hier als Verkaufspferd vergammelt, aber wir wollen sie natürlich auch in gute Hände abgeben und nicht an jemanden, der ihr nicht gewachsen ist. Aber bei dir sah das eigentlich schon ganz gut aus! Ich glaube, da wäre definitv noch mehr drin, so schnell wie du dich immer auf ihre Zickereien einstellen konntest.“, lobte mich meine neue Chefin. „Ja, ich denke auch, das man aus ihr noch einiges rausholen könnte. Aber ich muss trotzdem sagen, dass Sahne wirklich ein tolles Pferd ist. Ich bereue es nicht sie gekauft zu haben.“ „Und wie wäre es mit 2 Pferden?“, grinste Lucy. Ich überlegte ein bisschen und schüttelte dann den Kopf, „2 Pferde sind für den Anfang zu viel. Ich bin ja komplett neu hier, habe die neue Arbeit und weiß ja noch nicht wie hart ihr mich da dran nehmt“, zwinkerte ich lächelnd. Auch Lucy lachte, doch dann schaute sie mich wieder ernst an „es ist wirklich nicht leicht jemanden für Flower zu finden.“ „Ja, da hast du recht. Gib mir doch ein paar Wochen. Ich möchte mich jetzt erstmal auf Sahne und den neuen Job konzentrieren, aber wer weiß was in ein paar Wochen ist.“ „Das hört sich doch gut an. Ich werd dir die Hübsche auf jeden Fall mal reservieren. Das mit euch beiden hat mir echt gut gefallen.“ Wir verabschiedeten uns noch kurz und ich schaute noch mal nach den beiden Stuten. Sie hatten es mir wirklich beide angetan, vor allem Sahne. Besonders, da ich gerade dabei war den Glauben daran zu verlieren, dass ich jemals einen Ersatz für meine Loriee finden würde, doch bei der Palominostute habe ich da nun ein wirklich gutes Gefühl.
Ganz vorsichtig bog ich mit dem „geliehenen“ Fahrrad ums Eck zu unserem Haus. Von außen sah ich zumindest nicht, ob jemand nach Hause gekommen war. Ich stellte das Rad wieder ab und schloß die Haustür auf. „Hallo? Jemand zuhause?“, rief ich vorsichtig durch den Flur, als ich es aus der Küche auch schon scheppern hörte. „Hey Nora! Wir kochen gerade. Hast du auch hunger?“, antwortete eine Stimme, die ich noch nicht zuordnen konnte. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und beeilte mich in die Küche zu kommen. Dort standen gerade Marie und Emilie und deckten den Tisch. Auf dem Herd kochte Nudelwasser und daneben stand eine sehr lecker aussehende Soße. Marie schaute mich fragend an. „Ähm, ja ich hab einen Rießenhunger. Wär super, wenn ihr eine Portion für mich habt!“, antwortete ich vorsichtig und fügte dann hinzu: „Ihr habt meinen Zettel gesehen?“ „Ja klar, wir haben genug“, antwortete Marie „und den Zettel haben wir auch gelesen; und sofort weggeworfen. Du hast Glück, dass Freya nicht mitbekommen hat, dass du ihr Fahrrad genommen hast, ohne zu fragen! Sie kann manchmal ein bisschen aggressiv und aufbrausend sein. Aber psst, ich glaub ich hab sie gerade kommen gehört.“ Marie und Emilie zwinkerten mir zu, als auch schon ein lautes „Hey Mädels! Ich bin am verhungern!“, durch das Haus hallte. Ich atmete erleichtert auf und nahm mir ganz fest vor in Zukunft besser auf die Zeit zu achten. Den restlichen Abend plauderten wir noch und ich ließ mir vorsorglich auch gleich mal von allen die Handynummern geben. Man weiß ja nie, ob man nicht doch mal wieder etwas in Zeitdruck gerät... ;-)
Also im realen Leben gibt's nicht so viel zu erzählen. ich hab schon einiges an Erfahrungen mit vrhs gesammelt, allerdings ist das schon ein paar Jahre her. Damals hat sich dann der Hof auf dem ich lange und sehr aktiv war aufgelöst und ich hatte keine Lust von vorne anzufangen. Naja, und jetzt bin ich eben hier gelandet :-)
Über Nora: Nora ist ein sehr lebensfroher und offener Mensch. Sie lebt für Pferde und hat mit dem Beruf Bereiter ihren absoluten Traumjob gefunden. Aus diesem Grund ist sie auch auf diesem Hof gelandet, da er für gute Nachkommen und eine faire Aufzucht bekannt ist. Das ist ihr nämlich besonders wichtig: eine artgerechte Haltung und pferdefreundliche Ausbildung. Ich hoffe, Nora kann sich schnell einleben und Freunde für gemeinsame Ausritte und anderes finden. Über die Auswahl ihres eigenen Lieblings und weiteres könnt ihr dann in meinem 1. Bericht weiterlesen :)