Hallo, tja die böse Saphira hat sich vergessen abzumelden, obwohl sie die gesamte letzte Woche nicht da war... *schäm* bitte um Verzeihung...
Ich war nämlich im Praktikum und da das soweit weg ist, musste ich übernachten. Hab vergessen hier Bescheid zu sagen und wollte dann eigentlich im letzten Moment noch Lilly oder Lucy eine WhatsApp schicken, aber auch das hat nicht hingehauen weil ich mein verflixtes Handy irgendwo hingelegt habe, wo ich es nicht finde...
Na ja, wollte das nur aufklären, bin ab heute... oder doch besser morgen, bin grad voll fertig... D;, wieder hier unterwegs :)
Ja, der erste ist endlich fertig, hab gestern Nacht ewig dran rumgeschrieben xD Hier kommt er:
„Lasst mich doch los, was soll das denn ihr bescheuerten Schleimscheißer?!“, genau das hätte ich diesen kleinen Arschlöchern, die mich auf dem Pausen Hof mit einem Schal versuchten zu erwürgen gerne gesagt. Aber ich brachte kein Wort heraus. Nicht, weil ich keine Luft bekam. Nein, weil ich mich nicht traute. Ich hasste das, was sie immer mit mir anstellten. Allein in der letzten Woche hatten sie mich schon einmal auf dem eisglatten Schulhof ausrutschen lassen, mich an einen Laternenpfahl gefesselt, mich mit dem Kopf in Mülltonne und Klo gesteckt und mich im Klassenzimmer eingesperrt. Sie machten das nicht, weil ich ihnen je etwas getan hatte, sondern weil ich mich nie wehrte oder um Hilfe rief. Ich war ihnen das liebste Opfer. Es drohte mir die Luft abzuschnüren, ich begann zu röcheln. Jetzt wäre der richtige Moment mich umzudrehen und ihnen eine runterzuhauen. Aber ich traute mich nicht. Gott sei Dank kam im gleichen Moment Herr Müller, der Mathelehrer aus dem Schulhaus und brüllte: „Na na, was soll das denn werden?“ erschrocken ließen die drei einen Moment locker. Diesen nutzte ich um aus dem Schal herauszuschlüpfen und davon zu laufen. Ich sah im Augenwinkel nur noch, wie Herr Müller ihnen eine Strafpredigt hielt. Ich sah sie alle drei. Gabi, Isa und… und… Feli… Feli… ich konnte es nach ganzen drei Jahren immer noch nicht fassen, was sie mir angetan hatte. Ich rannte schneller und schneller. Meine Tränen wurden vom Eiskalten Wind weggeblasen. Das war gut so. Denn es war Mittagszeit und viele Leute auf die Straße. Und wenn es etwas gab, was ich hasste, dann war es, wenn jemand sah, dass ich weinte. Ich rannte und rannte. Bis nach Hause. Meine Eltern waren noch nicht da. Aber Bello begrüßte mich mit lautem Bellen.. „Hallo Bello, Süßer, Hübscher, heute dürfen wir nicht zum Training, es ist zu rutschig. Wir machen stattdessen einen schönen Schneespaziergang.“
„Saphiraaaaaaa! Wir gehen zum Abschied essen! Kommst du bitte?“ Ich schreckte hoch. Bis eben hatte ich mit meinem Kopf auf der Tischplatte gelegen und in mein Buch gestarrt. Aber ohne zu lesen. Dafür war wieder das passiert. Was mir in letzter Zeit öfter passierte. Natürlich war ich keine Zehn Jahre mehr alt. Und es war auch kein tiefer Winter. Ich war neunzehn Jahre alt und es war ein schöner, sonniger Herbstabend. Ich wünschte, die Erinnerung wäre genauso falsch wie die Jahreszeit in der Erinnerung. Aber leider, war genau das die Wahrheit. Und die Wahrheit war außerdem, dass ich immer noch genauso war wie damals. Schüchtern, verschlossen und leicht zu erpressen. Deshalb wurde ich so oft geärgert und ausgenutzt. Deshalb hatte ich keine Freunde. Deshalb, deshalb, deshalb. Und seit Neuestem passierte mir ständig, egal in welcher Lebenslage so was wie vorhin. Eine Erinnerung, egal ob vor Jahren oder vor zwei Tagen, immer zog ein Ereignis meiner Vergangenheit in Farbe und viel zu realistisch an meinen Augen vorbei. Ich hasste diese Erinnerungen. Denn so gut wie immer waren es negative. „Saphira?“, riss mich Mama zum zweiten Mal aus meinen Gedanken. „Ja, ich komm ja schon!“, brüllte ich genervt und sprang auf. Treppe runter, in die Schuhe und zur Tür. Meine Eltern standen bereits am Auto. Papa schloss auf und wir stiegen ein. Ich lehnte mich hinten an die Sitzlehne und starrte nach draußen, während Papa den Motor startete. „Wann fährt morgen noch mal dein Zug?“, fragte Mama mich. „Um 10:34“, antwortete ich. „Aha, wir bringen dich dann zum Bahnhof, das wird sicher schön in… Apfelberg oder?“ Ich nickte. „Ja, vielleicht.“ Ich hasste es mit meiner Mutter zu sprechen, sie gab sich zwar Mühe, aber die richtige Liebe dabei fehlte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, sie würde sich freuen, mich loszuwerden. All die Jahre hatte ich zwar alles bekommen, was ich wollte, aber die Zuneigung hatte mir gefehlt. Ich hatte nie mit meinen Eltern kuscheln können, ich war einfach nur beschenkt worden. Mit Spielzeug ruhig gestellt. Auch jetzt, obwohl ich sie ab morgen wahrscheinlich sehr lange nicht sehen würde, schienen sie das mit dem Essen gehen nur aus Pflichtgefühl zu machen. Wir waren an der Pizzeria angekommen. Ich stieg aus, lief nach drinnen und setzte mich an meinen Stammtisch. Der Tisch fast direkt an der Theke. Hier saß ich immer, wenn ich hierher kam. Meine Eltern setzten sich dazu und protestierten nicht, obwohl sie es deutlich bevorzugten am Fenster zu sitzen. Aber heute, am letzten Abend, bevor ich hier fortzog, nach Apfelberg, um als Sattler zu arbeiten, durfte ich bestimmen. Das ich morgen umziehen würde, kam mir noch viel zu unwirklich vor um mich zu freuen oder Angst zu haben. Es schien in weiter Ferne zu liegen. Zu weit weg, zu unmöglich und morgen…
Als der Kellner kam, bestellte ich mir eine Pizza Funghi und eine Zitronenlimonade. Meine Eltern unterhielten sich über Rechnungen und ihre Jobs. Es war kaum etwas davon zu merken, dass ich morgen abreisen würde. Es schien, als interessiere es sie nicht im Geringsten. Aber, das war ich ja schon gewohnt. Nach dem Essen fuhren wir nach Hause. Da ich auch nicht mehr wusste, was groß zu tun wäre, der Koffer war bereits gepackt und im Auto, ließ ich mich einfach ins Bett sinken und schlief dort ein.
„Und ihr seit zu eurer ersten Reitstunde hier?“, die junge Frau lächelte. Ich und drei andere Mädchen, deren Namen ich nicht kannte, nickten mit dem Kopf. Mit dem Unterschied, dass ich zu Boden sah und rot wurde und die drei anderen breit grinsten. Ich hasste meine Schüchternheit. Zu gerne hätte ich sie überwunden, aber was nicht klappte, klappte nicht. „Na dann sagt mir mal schnell eure Namen“, sagte die junge Frau, die sich selbst als Sabine vorstellte. „Saskia“, meinte die größte und offensichtlich selbstbewussteste der drei anderen. „Zoé“, meinte die nächste, etwas kleinere, aber ziemlich pummelige. „Lillian“, meinte eine zierliche Blonde. Dann war ich dran. Kaum einer kann sich vorstellen, wie schwierig es sein konnte, einfach seinen Namen zu sagen. Aber ich fand es eine riesige Hürde. Doch hier jetzt die ganze Zeit stumm rumzustehen, wenn Sabine meinen Namen wissen wollte, kam mir auch bescheuert vor. Also flüsterte ich leise und ohne aufzusehen: „Saphira, aber die meisten nennen mich Sarah.“ Die größte der drei, Saskia, wenn ich das richtig im Hinterkopf behalten hatte kicherte. „Saphira, was ist das denn für ein Name“, zischte sie Zoé zu. Sabine tat so, als hätte sie das überhört. „In Ordnung, heute in der ersten Stunde werdet ihr nur geführt. Ich sage euch gleich eure Pferde.“ Sie kramte einen Zettel heraus. „Also, die Saskia auf den Sepp, die Zoé auf das Pummelchen, die Lillian nimmt die Flower Queen und für die Saphira, oder auch Sarah, setzen wir auf die Ronja…
In dem Moment schoss ich aus meinem Traum hoch. Es war kein großer Verlust, denn da ich es wirklich erlebt hatte, wusste ich ja, wie es weiterging. Ronja, Ronja, Ronja. Ich musste sie unbedingt noch mal besuchen. Denn wer wusste, wie viel Zeit verstreichen würde, bis ich sie wieder sah. Ich blickte auf den Wecker. Viertel nach fünf. Wenn ich schnell machte war ich um halb sechs im Stall. Ab da begann auch die allgemeine Arbeit. Also flott. Ich sprang aus dem Bett, riss meine Reithosen und Stall T-Shirt und Bluse aus dem Schrank, zog mich in Windeseile um, packte im Treppe runter laufen die Haarbürste und kämmte mich während ich in meine Stiefel sprang, aus der Tür lief und mich aufs Fahrrad schwang. All das dauerte gerade mal fünf Minuten und ich fuhr los. Den Weg, den ich Jahre lang, fast jeden Tag gefahren war. Über die Straße, auf den holprigen, steil bergauf führenden Feldweg, drei Minuten über die Landstraße, links abbiegen und da war ich. Ich stellte mein Fahrrad am Ständer ab. Normalerweise standen hier haufenweise Räder, aber so früh morgens war nur das Stallpersonal da. Ich trabte durchs Tor und direkt in die Stallgasse. Dort stieß ich beinahe mit Kevin, dem Pferdepfleger zusammen. „Hi Sarah, so früh schon unterwegs?“, er lachte. Ich nickte und murmelte ein Hallo. Selbst bei Leuten, die ich schon Jahre kannte, war ich unsicher mit ihnen zu reden. Ich hätte alles gegeben, um nur ein bisschen etwas von Kevins fröhlichem Humor zu haben… Aber Humor war, genauso wie Geld, unter den Menschen ungerecht verteilt. Sehr ungerecht. Ich trabte durch die Stallgasse. Kleine, Große, Breite, zierliche Pferdeköpfe in allen Farben streckten ihre Nasen nach draußen. Aber mich zog es zu einem ganz besonderen Pferdekopf in der hintersten Box… Ein brauner Pferdekopf mit schmaler Blesse und großen, schwarzen Augen. Mit Nüstern, die sich blähten, als er mich kommen sah. Mit einem Maul, das laut und fröhlich wieherte, als es mich kommen sah. All das zusammen war… Ronja! „Hallo süßeste, hübscheste, liebste und beste!“, rief ich, öffnete die Tür und schob mich zu ihr in die Box. Dann fiel ich ihr um den Hals. In diesem Moment wurde mir klar, was ich hergeben musste, wenn ich heute wegzog. Vorher war es mir nicht so fürchterlich dramatisch vorgekommen, aber jetzt, wo ich meinem Liebling um den Hals lag, wurde es mir klar. Es waren nicht meine Eltern, die ich vermissen würde. Nicht mein Zimmer. Nicht unser Haus. Das, was ich fürchterlich vermissen würde, war mein Herz, meine zweite Hälfte, mein Liebling, meine Ronja. Ich schluchzte los. Ohne Ronja ging es nicht, ohne Ronja konnte ich nicht.
„Du bist aber nicht gut drauf“, hörte ich Ronjas Stimme in meinem Kopf sagen. Für mich war es schon normal, dass ich sie verstand. Ich spürte bei vielen Pferden, was sie mir sagen wollten, aber Ronja war die Einzige, mit der ich mich wirklich unterhalten konnte… „Ach Ronja…“, ich schluchzte nur noch lauter. „Was ist denn los? Mir kannst du es ja zumindest sagen. Ich tratsch es nicht weiter. Nicht mal, wenn Penny von nebenan hechelnd an den Gittern hängt und mir ihre ganzen Möhren vom nächsten Monat anbietet, damit ich es ihr sage. Ich musste trotz allem Grinsen. Ronja brachte mich immer wieder zum Lachen. Vor allem, wenn sie sich über ihre Nachbarin, die Schimmelponystute Penny ausließ. „Ronja, ich muss… Ich muss weg gehen...“, flüsterte ich. „Was?“, ich spürte, wie Ronja sich anspannte. „Ohne, ohne mich?“ „Ja Ronja, ohne dich. Wenn du nur mir gehören würdest… aber Sabine gibt dich ja nicht her.“ „Nein… sie können uns doch nicht auseinander reißen…“, flüsterte Ronja geschockt. „Doch Ronja, können sie. Aber ich werde dich nie vergessen… und sobald ich kann, komm ich dich besuchen.“ Ich würgte vor Tränen. „Wir können wohl nichts machen. Ich kann dir nur Glück wünschen. Und das du ein Pferd findest, mit dem du genauso viel Spaß hast, wie mit mir. Und wenn du mich besuchen kommst, reiten wir meine Lieblingsausreitstrecke, ja?“, Ronja stupste mich vorsichtig an. „Ronja… ja klar… aber ich werde nie ein so tolles Pferd finden, wie dich, glaub mir.“, inzwischen versuchte ich mir gar nicht mehr, meine Tränen zu verkneifen. „Und ich nie einen so guten Reiter wie dich. Saphira, ich liebe dich“, sagte sie. „Ich dich auch.“, flüsterte ich.
Und im nächsten Moment, war die Leitung zwischen uns wieder tot. Das tat noch viel mehr weh als sonst, denn sonst hatte ich ja gewusst, ich konnte mich bald wieder mit ihr unterhalten. Aber so, es konnte das letzte Mal für lange Zeit sein. Das letzte Mal für immer. Ich wusste es ja nicht… Ronja knuddelte ihre Nase an mich und ich versteckte mein Gesicht unter ihrer schwarzen, weichen, langen Mähne. So langsam musste ich auch wieder nach Hause. Ich ließ Ronjas Hals los und ging langsam zur Boxentür. Da sah ich Sabine und Kevin stehen. Verwirrt und ein wenig erschrocken sah ich sie an. „Habt ihr uns belauscht?“, flüsterte ich entgeistert. Sonst hätte ich mich nie getraut, so etwas zu sagen, aber jetzt war ich wirklich wütend. Ich dachte, ich wäre mit Ronja alleine gewesen. Jetzt hatten die beiden uns gehört. Wahrscheinlich würden sie jetzt heimlich über mich lachen. „Belauscht? Wieso belauscht?“, Kevin zog die Stirn in Falten. „Wir haben nur zugesehen, wie du Ronja ,stumm` umarmt hast“, sagte Sabine. Hä? Ich hatte doch mit Ronja gesprochen. Aber vielleicht… vielleicht sprach ich nicht wirklich, sondern nur in Gedanken. Wahrscheinlich hatten sie mich deshalb nicht gehört. „Ach so, ja…“, murmelte ich. „Ich wünsche dir ganz viel Glück in Apfelberg. Wie du weißt, habe ich damals selbst auf Nightwing reiten gelernt. Es ist ein wunderschöner, sehr anständiger Hof und Apfelberg ist ein niedliches, wunderbares Dörflein“, meinte Sabine. Kevin nickte dazu. „Dankeschön“, meinte ich. „Ich muss aber gleich los, wir müssen noch zum Zug.“ „Okay, ciao, vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder“, meinte Kevin. „Auf Wiedersehen“, verabschiedete sich Sabine. „Ciao!“
Zuhause angekommen, saßen meine Eltern bereits wartend in der Küche. „Wo immer du warst, jetzt mach schnell, oder möchtest du den Zug verpassen?“, meinte Papa und Mama sah mich stumm an. Würde zumindest sie mich vermissen? Bei Papa war ja schon klar, dass er mir keine Träne nachweinen würde. Aber bei Mama hatte ich in all den Jahren schon ab und an ein wenig Zuneigung gespürt… „Ja klar, ich muss nur noch kurz was gucken“, sagte ich eilig. „Na dann aber schnell“, rief Papa mir hinterher, da ich schon auf dem Weg in den Garten war. „Wir warten im Auto“, brüllte Mama, da ich bereits im Garten war. Dort trabte ich in die hinterste Ecke, wo ein Grabstein stand. Bellos Grab. Der Stein war dunkelgrau mit bronzener Messingschrift: „Ruhe in Frieden, mein kleiner Held.“ All das hatte ich nach Bellos Tod so hergerichtet. Ich hatte ihn für immer in meiner Nähe haben wollen. Vorsichtig kniete ich mich auf die Erde vor dem Stein und fuhr jeden Messingbuchstaben mit den Fingern nach. „Na mein kleiner Spinner…“, flüsterte ich. Ich wusste, es war albern, Bello konnte mich nicht hören. Ich wusste auch, dass er nicht irgendwo da oben auf mich aufpasste. Ich war niemand Gläubiges. Ich war mir sicher, dass es Himmel und Hölle nicht gab. Bello war weg. Tot. Und ich musste es akzeptieren. Trotzdem sprach ich gern für kurze Zeit mit ihm. Es gab mir das Gefühl, selbst am Grab nicht alleine zu sein. „Ich gehe jetzt zu meinem neuen Zuhause. Wünsch mir Glück.“ Dann stand ich auf, strich sanft über den Stein und trabte zum Auto.
Wir wohnten leider ziemlich in der Pampa und sehr weit vom Bahnhof entfernt. Ich starrte aus dem Fenster und sah das Dorf vorbeifliegen, in dem ich meine Kindheit verbracht hatte. Der Agilityplatz, die Pferdekoppeln, der Supermarkt, der Spielplatz, der Bäcker, die Pizzeria… alles, was mit meinen Freuden und Schmerzen zusammen hing. Die Schule. Die hatte eher was mit Schmerz zu tun. Nicht nur wegen dem Unterricht sondern einfach, überhaupt. Wir verließen das Dorf und jetzt flogen nur noch Felder vorbei.
„Feli? Feli?“, ich tippte meine frühere Freundin an. Sie drehte sich um, zog die Stirn in Falten und fauchte: „Was denn Saphira?“, das Wort Saphira betonte sie wie „Kackhaufen“. „Wollen… wollen wir nicht wieder befreundet sein?“, ich sah sie hoffnungsvoll an. Trotz allem, was sie mir angetan hatte. Ich hatte sie immer noch gern. „Vergiss es! Du warst es doch, die es so wollte“, zischte sie. „Ich?!“, ich kiekste. „Ich hatte dich immer gern. Du warst es doch, die plötzlich so gemein zu mir war!“ „Ja, träum weiter du Lehrerliebling!“, Feli drehte sich weg und ratschte weiter mit ihren „neuen“ Freundinnen. Es war kaum zu glauben, wie gemein achtjährige bereits miteinander umgehen konnten.
Ich schreckte hoch. Wieder so eine Erinnerung. Wie ich es doch hasste. Bescheuert, schrecklich und dumm waren sie. Dinge, die längst verjährt waren! Ich schob es aus meinem Kopf. Heute bekam ich einen neuen Job. Ich sollte mich freuen. Ich durfte neue Pferde kennen lernen. Da war keine Zeit für depressive Gedanken. Wir waren angekommen. Papa fuhr in den Parkplatz und ich löste den Gurt. Dann sprang ich aus dem Auto und ließ mir den Koffer geben. Meine Fahrkarte hatte ich in der Handtasche, genauso wie das Portemonnaie. Wir waren schon ziemlich spät, also musste ich laufen. Meine Eltern gingen langsam hinterher. Mein Herz wurde schwerer und all die Freude auf mein neues Leben war verloren. Andere, richtige Eltern, die ihre Tochter liebten, wären mit gerannt, hätten sie in den Arm genommen und ihnen versprochen, immer Briefe zu schreiben und täglich zu telefonieren. Meine hingegen riefen jetzt gerade laut: „Tut uns Leid Saphira, Mama hat gerade einen wichtigen Anruf bekommen, wir müssen weg. Viel Spaß!“ Nicht mal umarmt hatten wir uns… ich konnte auch nicht sagen, dass sie mich misshandelten, denn ich hatte einfach immer alles bekommen, was ich wollte und aus Pflichtgefühl hatten sie auch ab und an etwas mit mir unternommen. Aber das war doch keine Familie. Eine Familie hatte sich lieb. Stand sich bei. Stritt sich mal, aber vertrug sich dann wieder. Eine richtige Familie hätte alles anders gemacht. Richtige Eltern hätten mir geholfen… Aber so war es eben, jeder bekam das was er verdiente…
Im letzten Moment sprang ich in den Zug, während direkt hinter mir die Tür zuging. Stolpernd stürzte ich in zu meinem Platz. Natürlich hatten meine Eltern erste Klasse gebucht. Langsam ließ ich mich auf den Ledersessel fallen. Und im gleichen Moment spürte ich es schon wieder. „Nein, nicht jetzt. Nicht im Zug“, versuchte ich, mich selbst zu beschwören. Das Gefühl war nur schwach. Wahrscheinlich hatte ich noch bis heute Abend oder Morgen Zeit. Aber wenn es doch im Zug passierte, dann war ich geliefert. Ich lehnte mich zurück und versuchte mich zu entspannen. Oft half das, um es noch ein bisschen herauszuzögern. Langsam beruhigte ich mich. Der Zug fuhr im gleichen Moment an. Der Bahnsteig flog vorbei.
Ich stand in meinem Zimmer und versuchte mich zu beruhigen. Ausgerechnet an meinem Geburtstag. Wieso kam es immer dann, wenn ich es überhaupt nicht gebrauchen konnte? Mehr konnte ich nicht denken. Ich stürzte zu Boden und merkte, wie ich die Kontrolle über meinen Körper verlor. Dann war ein Blackout. Als ich aufwachte, wusste ich zuerst nicht, was passiert war. Warum ich am Boden lag. Aber kurz darauf fiel es mir wieder ein…
Schon wieder so eine… wie konnte man es nennen? Vision. Ich entschied mich, diese Erinnerungen ab jetzt als Visionen zu bezeichnen. Auch wenn ich nicht mal so genau wusste, was eine Vision war… Als ich wieder in die Realität zurückkam, lehnte ich am Zugfenster und starrte nach draußen. Inzwischen hatte es begonnen zu regnen. Tropfen liefen an der Fensterscheibe herunter und die Landschaft hatte sich in ein einziges, graues Loch verwandelt. Zumindest war das Gefühl jetzt weg. Vielleicht nur Fehlalarm. Vielleicht kam es auch erst heute Abend oder Morgen. So genau konnte nicht mal ich es wissen. Ich merkte, dass ich aufs Klo musste. Oh nein. Wenn es eine schlimmere Möglichkeit zu pieseln gab als Zugklos, hatte ich diese noch nicht kennen gelernt. Ich versuchte, durchzuhalten, aber ich wusste, dass ich es diese Stunde bis zum Aussteigen nicht aushalten würde. Also stand ich auf.
Wer schon mal auf einem Zugklo war, der weiß was an denen so schrecklich ist. Ein kleiner, enger Raum unter dem der Boden wackelte wie noch was und auf dem man dann auch noch sein Geschäft verrichten sollte. Meine Knie schlugen aneinander, da wir gerade über eine besonders holprige Stelle fuhren. Ich schaffte es kaum, mich auf der Kloschüssel niederzulassen ohne auf dem Boden daneben zu landen. Als ich fertig war, überlegte ich, ob ich es wirklich wagen sollte, die Klospülung zu drücken, es konnte immerhin genauso ein Zug-In-Die-Luft-Jag-Knopf sein… Okay, das war ziemlich unwahrscheinlich… Aber trotzdem verließ ich die Toilette nach dem Händewaschen vorsichtshalber ohne zu spülen. Auch wenn ich dabei ein ziemlich schlechtes Gewissen hatte.
„In fünf Minuten erreichen wir den Großbahnhof Leightning. Endstation. Ausstiegsseite Links“, ertönte die metallisch und unecht klingende Ansagestimme. Ich erhob mich und nahm meinen Koffer. Dann schob ich mich durch die Gänge zu Tür. Nach einiger Zeit hielt der Zug und die Tür öffnete sich mit einem Quietschen. Ich stieg raus auf den Bahnsteig und schnappte erstmal nach Luft. Ich wusste, jetzt musste ich mich noch mal beeilen. In einer Minute ging der Bus nach Apfelberg und wenn ich den verpasste, musste ich anderthalb Stunden auf den nächsten warten. Ich raste zur Haltestelle und schaffte es, zum zweiten Mal an diesem Tag, im allerletzten Moment. Der Bus fuhr los, als ich noch auf der Treppe stand. Aber Hauptsache, ich hatte es hinbekommen. Der Bus war nicht sonderlich voll, so dass ich ganz problemlos einen Platz fand. Es ging quer durch Leightning. Ich entdeckte viele vielversprechende Läden, schöne Plätze und nett aussehende Restaurants. Hier musste ich unbedingt auch mal zur Freizeit hin. Nach zehn Minuten ging es auf eine holprige Landstraße und jetzt entdeckte ich sogar zwei Reiterinnen auf einem der Feldwege. Eine junge Frau auf einer Bank in meiner Nähe winkte ihnen zu. Sie schien die beiden Reiter zu kennen, denn diese winkten zurück. Ob sie alle vom Gestüt Nightwing kamen? Oder gab es in der Nähe noch einen anderen Hof oder eine Haltergemeinschaft?
Es dauerte nicht lange, bis der Bus an der Haltestelle von Apfelberg hielt. Ich stieg langsam aus und sah mich um. Hier war lang nicht so viel los wie in der Stadt Leightning. Es war eher ein kleines, altmodisches Dörfchen. Aber es gefiel mir. Vor allem, als ich den kleinen Platz mit Delfinbrunnen entdeckte. Ich nahm die Wegbeschreibung, die mir meine beiden zukünftigen Mitbewohnerinnen, Flora und Laura geschickt hatten, aus der Tasche und faltete sie auf. Es war nicht weit und kurz darauf stand ich vor einem gemütlich aussehenden Haus. Mein Haus. Mein zukünftiges. Mit zwei Mitbewohnerinnen. Das war einer der Gründe wegen denen ich unsicher war. Andere Menschen und ich… das passte einfach nicht. Wer wusste, wie die beiden waren? Das Einzige was ich von ihnen geschickt bekommen hatte, waren ihre Namen und die Wegbeschreibung. Vorsichtig legte ich meinen Finger auf den Klingelknopf. Ich hörte eilige Schritte auf einer Treppe und dann ging die Tür auf. Da standen zwei Mädchen mit blitzenden Augen. Im Gegensatz zu mir schienen sie ziemlich selbstbewusst zu sein. „Hallo, bist du Saphira?“, die eine lächelte mich freundlich an. Im Gleichen Moment überkam es mich wieder… diese unheimliche Schüchternheit… die Angst, sich zu blamieren… Aber nichts zu sagen kam mir noch seltsamer vor. Also nickte ich. Die beiden sahen mich etwas irritiert an, sagten aber nichts weiter dazu. Die, die mich gleich begrüßt hatte, war Flora und die danebenstehende musste dann wohl Laura sein. Sie baten mich herein und ich zog Jacke und Schuhe aus. Beides hängte, beziehungsweise stellte ich an die Garderobe. Flora und Laura schienen gemerkt zu haben, dass ich nicht so gerne reden wollte und so erklärte Laura nur: „Du schläfst im blauen Zimmer. Einfach Treppe hoch und erste Tür links. Dann kannst du dich erstmal einleben und auspacken.“ Flora nickte und ich bedankte mich, wobei ich leuchtend rot wurde. Danach ging ich die Treppe hoch. Flora rief mir noch hinterher: „Das Bad ist direkt daneben!“
Ich öffnete die Tür und betrat das Zimmer. Und gleich war ich wieder völlig glücklich. Alles hatte meine Lieblingsfarbe. Blau. Die Wände, sowie die Vorhänge waren hellblau, auf dem Bett war ein mittelblauer Bezug und auch Schreibtisch und Stuhl waren dunkelblau. Ansonsten gab es hier noch ein weißes Regal und einen ebenfalls weißen Kleiderschrank. Ich warf direkt einen Blick aus dem Fenster. Von dort konnte ich weit über das Dorf gucken. Ganz hinten entdeckte ich die Berge. Ich vergaß meine Nervosität und war nur noch glücklich. Hier würde es wunderbar sein. Ich begann langsam mit dem Auspacken. Zuerst die Klamotten in den Schrank. Ich war sehr ordnungsliebend. Wenn ich etwas nicht direkt fand, konnte ich wirklich fuchsteufelswild werden. Deshalb räumte ich auch sehr gründlich ein. Viele Klamotten hatte ich nicht mitgebracht. Im Koffer war nicht genug Platz gewesen. Das Meiste würde ich hier wahrscheinlich nachkaufen müssen. Auf den Schreibtisch legte ich das Fotobuch von mir und Ronja, sowie den Laptop und meine Stifte. Das Regal hatte ich gleich von dem Moment in dem ich das Zimmer betreten hatte, für meine Modellpferde vorgesehen. Diese würde ich jedoch erst heute Abend oder morgen auspacken, denn jedes von ihnen war in Klopapier und Plastiktüte gepackt, so dass sie auch ja keine Kratzer bekamen. Ansonsten hatte ich nur noch mein Waschzeug. Damit wollte ich ins Bad gehen. Vorher fischte ich allerdings noch meine Tabletten aus der Tasche und legte sie auf den Schreibtisch. Die hatte ich immer gerne bei mir. Für den Fall der Fälle.
Nachdem ich meine restlichen Sachen im Bad untergebracht hatte, sah ich auf die Uhr. Es war zwanzig vor zwei. Um zwei war ich mit Lilly und Lucy Castle, den Gestütsbesitzern, verabredet. Höchste Zeit loszugehen. Ich schlüpfte in meine Schuhe und verließ das Haus. Laura und Flora schienen bereits weg zu sein. Sicher wollten sie auch noch in den Stall. Ich ging über den Gehweg, der voller bunter Blätter lag. Es war jetzt eben Herbst. Wie ganz früher immer, begann ich durch die Laubhaufen zu springen. Als jedoch ein Auto vorbeifuhr, lief ich wieder normal und mit gesenktem Kopf. Nach einiger Zeit kam ich an ein Schild. „Gestüt Nightwing, links abbiegen“, ich bog ab und kam ans Hoftor. Der vertraute Geruch nach Pferd schlug mir entgegen und ich fühlte mich gleich wie Zuhause. Der Weg hatte kürzer gedauert, als ich gedacht hätte. Es war erst zehn vor zwei. Unsicher blieb ich stehen. Sollte ich schon reingehen oder lieber noch kurz warten? Ich entschied mich fürs Warten, da es mir etwas peinlich war, zu früh anzukommen. Auf einem Grasstreifen in meiner Nähe graste eine Frau mit einem kleinen, kräftigen Braunschecken. Er gefiel mir auf den ersten Blick. Meiner Rassekenntnisse nach musste es ein Isländer sein. Ich hatte schon viel von der Pferden mit den fünf Gängen gehört, jedoch noch nie einen geritten oder in echt gesehen. „Soso, komm! Lilly braucht deine Hilfe!“, rief eine Stimme und die Frau mit dem Schecken warf ihm kurz entschlossen den Strick über den Hals und rannte ihn Richtung Stall. Im gleichen Moment fuhr ein laut ratternder Traktor vorbei. Das Pferd zuckte nicht einmal mit den Ohren. Damit hatte es endgültig mein Herz gewonnen. So ein braves Pferd traf man nicht oft. Normale Pferde wären jetzt losgesaust und wären wohlmöglich über den Strick gestürzt und hätten sich verletzt. Aber der Schecke interessierte sich nicht im Geringsten dafür, dass er alleine gelassen worden war oder, dass der laute Traktor vorbeikam. Langsam ging ich auf ihn zu und streckte die Hand aus. Neugierig spitzte er die Ohren und spielte dann mit seiner überaus beweglichen Nase an meinen Fingern herum. Vorsichtig strich ich ihm über den Hals und er senkte entspannt den Kopf. Meine Finger bewegten sich hinter die Ohren und ich begann mit einem leichten T-Touch. Den Wolkenleoparden. Der Schecke schloss die Augen und es schien ihm zu gefallen. Dann kam jedoch die Frau, die ihn vorher gehalten hatte zurück und ich ging ein paar Schritte weg. Wer wusste, vielleicht war es ihr Pferd und sie mochte es nicht, wenn man ihn streichelte. Sie blickte mich jedoch nur freundlich an und ging dann mit dem Pferd in Richtung Stall. Jetzt war es zwei Minuten vor zwei und auch ich betrat den Hof.
Das Büro zu finden war keine schwere Aufgabe. Mehrere Schilder wiesen darauf hin. Auf dem Hof war ziemlich viel los und ich sah viele Menschen und Pferde, was mich ein wenig einschüchterte. Aber heute musste ich ja noch nicht alle kennen lernen. Zum Glück… Das Büro war neben einem Putzplatz, an dem ich auch Flora und Laura entdeckte. Laura putzte eine hübsche Braunschimmelstute und Flora einen größeren Dunkelfuchs. Sie nickten mir zu und ich grüßte kaum hörbar zurück. Dann klopfte ich an die Tür, an der in Großbuchstaben „BÜRO“ stand. Jetzt begann mein Herz vor lauter Nervosität wie wild zu klopfen und ich spürte wie mein Gesicht sich weiß färbte… Aber jetzt gab es kein zurück mehr. Eine braunhaarige Frau öffnete mir die Tür. „Hallo, bist du Saphira?“, fragte sich mich freundlich. Nicht schon wieder. Mein Gesicht färbte sich von weiß zu leuchtend rot. Wie peinlich… „Ja… ich habe hier einen Job als Sattlerin angenommen, und sollte wegen dem Vertrag und so heute vorbei kommen“, erklärte ich. „Na dann komm mal rein. Ich bin übrigens Lucy. Lilly ist schon im Büro.“ Ich ging hinter Lucy her in einen kleinen Raum mit Pferdepostern und Turnierschleifen an der Wand. Dort stand außerdem ein Schreibtisch und auf ihm ein Computer. Hinter dem Computer saß auf einem Drehstuhl eine junge Frau, die mich gleich freundlich anlächelte. Das musste Lilly Castle sein. „Du bist Saphira, unsere zukünftige Sattlerin oder?“ Ich nickte. „Ihr könnt mich aber auch Sarah nennen“, flüsterte ich so leise wie möglich. „Mir ist das egal.“ Lilly meinte: „Ne, ich bleib bei Saphira. Mir gefällt der Name total gut.“ „Also ich werde dich Sarah nennen. Der Name ist so schön“, meinte Lucy. Ich nickte. „Ok, eigentlich haben wir ja schon alles per Telefon und E-Mail besprochen, aber es gibt jetzt noch so einen Arbeitervertrag, den wir ausfüllen müssten. Da sind echt bescheuerte Fragen dabei“, erklärte Lilly mir, während sie ein paar Papiere unter dem Schreibtisch herauskramte. „Bringen wir es hinter uns“, entschied Lucy kurz entschlossen und Lilly begann mit den Fragen. Es waren echt bescheuerte dabei und ich kam mir auch ziemlich bescheuert vor, als ich sie beantwortete. Und dann kam die Frage: „Hat der/die Arbeiterin irgendwelche Krankheiten? Wenn ja, welche?“ Diese Frage machte es mir sehr schwer. Ich wollte lügen. Ein Nein lag mir schon auf der Zunge. Aber… ich konnte nicht gemein zu Lilly und Lucy sein. Ich wollte ehrlich sein und lügen gleichzeitig. Ich war mir nicht mal sicher, ob es als Krankheit galt, was ich hatte… aber schließlich sagte ich: „Ja, Epilepsie.“ Lilly nickte Gott sei Dank nur und notierte es. „Kannst du dann überhaupt reiten?“, erkundigte sich Lucy. „Ja“, antwortete ich. „Mit der Zeit habe ich gelernt, meine Anfälle frühzeitig zu erkennen und mich dann in Sicherheit zu bringen. Und auf dem Pferd, hat der Arzt gesagt, kann mir eh ziemlich sicher nichts passieren… er weiß nicht wieso, aber bei mir persönlich ist es so gut wie unmöglich, dass ich beim Reiten einen Anfall habe.“
Zehn Minuten später verließ ich das Büro. Leise verabschiedete ich mich und vor der Tür fingen dann die Gedanken an. Hatte ich alles richtig beantwortet? Was dachten die beiden jetzt von mir? Hatte ich mich blamiert? Mit diesen Gedanken verließ ich den Hof. Die beiden hatten mir angeboten, morgen einfach so vorbeizukommen, um mal ein bisschen zu reiten. Sie hatten sowieso zu wenig Zeit um alle Pferde zu bewegen, da freuten sie sich immer über Helfer. Während ich über den Hof lief, hielt ich Ausschau nach dem Kleinen Schecken, entdeckte ihn jedoch nicht. Vielleicht würde ich ihn ja morgen wieder sehen… hoffentlich…
Es war auch zurück kein weiter Weg nach Hause und ich kam schnell dort an. Laura und Flora waren bereits wieder zurück, was sehr gut war, da ich noch keinen Schlüssel hatte und sonst vor der Tür hätte warten müssen. Flora meinte, dass sie heute kochen und Tisch decken würde und dass wir so um sechs zum Essen runterkommen sollten. Das passte mir gut, da ich ja noch meine Modellpferde einziehen lassen musste. Also ging ich die Treppe nach oben in mein Zimmer. In einer Tüte lagen die ganzen Klopapierpferdchen. Meine zehn Breyer und die siebzig Schleichpferde. Ich fing mit den Schleichern an, was so einige Zeit dauerte, da es ja immerhin siebzig waren… Dann ging es weiter mit den Breyern. Meine Favoriten bekamen natürlich die besten Plätze, so dass Padré, Zenyatta und Flexible kurz darauf vorne standen. In der Reihe dahinter hatte ich Big Chex to Cash, sowie Totilas untergebracht. Meine Bouncer-Mold Konga, bestehend aus Bouncer, Brookside Pink Magnum, Icicle, Sand Dollar und Apple Jack, bekam ein eigenes Regalfach. Als ich mit allem fertig war, war es eh schon fünf vor sechs und ich machte mich auf den Weg nach unten in die Küche.
Der Tisch war bereits schön mit Kerzen gedeckt und es roch lecker nach Pfannkuchen, als ich mich auf einen der Stühle setzte. Laura kam auch kurz darauf runter und dann begannen wir zu Essen. Flora und Laura begannen zu erzählen, was sie heute im Stall erlebt hatten. Ich hätte auch etwas beisteuern können. Ich hätte von dem Kleinen Schecken erzählen können. Ich hätte von dem Vertrag mit den bescheuerte Fragen erzählen können. Aber ich traute mich nicht, ich war zu schüchtern… So hörte ich den beiden einfach nur zu, wobei ich erfuhr, dass Lauras Pferd Rapunzel hieß und Floras den Namen Brown Sugar trug. Und das die beiden offensichtlich wunderbare Pferde waren. Plötzlich begann ich wie wild zu zittern. Oh nein, nicht jetzt. Nicht, wo es gerade so schön war… Immer im falschen Moment. Ich sprang auf, murmelte ein „tschuldigung“ und stürmte die Treppe hoch in mein Zimmer. Gott sei Dank lag nichts Gefährliches herum. Ich zitterte inzwischen am ganzen Körper und dann kippte ich um. Und verlor die Kontrolle. Ich schwitzte. Alles woran ich gedacht hatte war plötzlich weg… Dann war es vorbei. Erst wusste ich wie immer nicht, was passiert war, aber dann kam es mir wieder in den Kopf. Diese verfluchte, gemeine Epilepsie. Immer musste sie mich in den unpassendsten Momenten treffen… vorsichtig stand ich auf und zog mir eilig etwas anderes an. In dem voll geschwitzten Zeug konnte ich ja kaum wieder runtergehen. Ich wusch mir die verlaufene Schminke ab. Oh wie ich es hasste. Dann ging ich wieder in die Küche. Dort saßen Laura und Flora und sahen mir besorgt entgegen. „Alles ok?“, fragte Laura besorgt. „Ja, alles wieder gut…“, flüsterte ich.
So super ist er nicht geworden, aber ich persönlich bin ganz zufrieden :)
Hey Leuteeee, ich bins, Julia und ich bin zurück, zwar unter neuem Namen und kompletter Neuanfang, auch mit Level von vorne, weil es so wie es vorher war für mich keinen Sinn hatte. Zu meinem GB bekomme ich dann auch endlich nen neuen Lepi, da der alte nicht mehr zu reparieren ist, da kann ich dann auch wieder schreiben ;)
Real kennt ihr mich ja schon so halbwegs, ich bin zwölf Jahre alt, werde am 16.10. 13, habe einen Hund, eine Katze, eine Schildkröte und eine RB. Ihr könnt mich auch gerne privat anschreiben oder hier Fragen stellen, ich beiße im Normalfall nicht. (Es sei denn, ihr seht aus wie Kekse xD). In meiner Freizeit reite ich am liebsten, direkt danach kommt schreiben und Videos drehen. Außerdem bin ich MP-Sammlerin (Modellpferde) ich sammle vorzüglich Schleich, ab und an darf aber auch mal ein Breyer einziehen ;)
Und jetzt kommen wir mal zu „Saphira“
„Die ist schüchtern, sprich sie nicht an, dass hat keinen Sinn“, so wurde in der Schule über Saphira gesprochen. Dabei konnte man mit ihr wirklich reden, wenn sie nur erstmal auftaute und Vertrauen fasste. Wenn sie jemandem vertraute, was ziemlich lange brauchte, konnte sie sogar sehr lustig sein und gute Scherze machen. Vorher jedoch war Saphira still und sehr schüchtern. Sie sprach so gut wie nie jemanden von selber an und wenn wer auf sie zukam, wurde sie rot und sprach nur sehr leise. Eine Freundin hatte sie aus diesen Gründen nicht. Aber nicht immer war Saphira so gewesen. Bis sie sieben Jahre alt war, war sie aufgeschlossen, offen und freundlich gewesen. Bis jemand bei ihr einen schlimmen Vertrauensbruch beging. Jemand, den sie gern gehabt hatte. Sehr gern. Seitdem war Saphira schüchtern und wollte nicht trauen. Ihr Motto war: „Man kann niemandem vertrauen. Er kann dich doch betrügen.“ Bei Tieren hingegen war das etwas anderes. Ihrem Hund Bello konnte sie alles erzählen. Mit ihm hatte sie Spaß und wenn die beiden ihren Lieblingssport Agility betrieben, konnte kein Zuschauer denken, wie Saphira wirklich war. Agility und Bello waren ihr Leben. Aber Hunde leben eben nicht ewig. Als Saphira dreizehn war, wurde Bello überfahren. Von einem dummen LKW Fahrer. Das war der erste und einzige Tag an dem sie wirklich ausflippte. Sie brüllte den Mann an und spuckte ihm sogar ins Gesicht vor Wut. Da vergaß sie ihre Schüchternheit. Aber das war das letzte Mal. Saphira weinte nicht um Bello, aber sie dachte ständig an ihn. Sie war zu traurig um zu weinen. Von dem Tag an war Saphira noch verschlossener. Noch schüchterner. Noch unnahbarer. Ihre Eltern brachten sie zur Ablenkung an einem Pferdehof für Reitstunden. Hier bemerkte Saphira zum ersten Mal ihre Liebe zu Pferden, die sie vorher eigentlich ignoriert hatte. Sie lernte das Reiten wie jeder andere Anfänger. Langsam, schwer und zäh. Aber etwas war anders. Ganz anders. Saphira hatte eine unheimlich enge Bindung zu Pferden, das merkte man. Sie schien zu wissen, was das Tier brauchte. Ob das an ihrer Zeit mit Bello lag? Außerdem konnte Saphira etwas, was nicht mal berühmte Pferdeflüsterer konnten. Sie sah in den Augen des Pferdes, was es dachte und was es ihr sagen wollte. In der Nähe von Pferden fühlte sie sich wohl. Mit sechzehn, als sie drei Jahre ritt und bereits relativ gut war, besuchte sie einen Kurs zum Thema T-Touch und T-Team. Diese Methode gefiel ihr sehr gut und da sie unter den Schulpferden einen Liebling hatte, mit dem sie auch ab und an arbeiten durfte, begann sie damit. Ronja, wie die Stute hieß, gefiel das alles sehr gut. Zwischen den beiden bildete sich ein Verhältnis. Vom einmal-die-Woche-Reitstundenpferd entwickelte sich Ronja für Saphira zu einem fast-jeden-Tag-Pflegepferd. Obwohl Saphira sich geschworen hatte, nie wieder ein Tier in ihr Herz zu schließen, passierte es trotzdem. Mit 19 wurde es dann auch für Saphira Zeit sich einen Job zu suchen. Klar war, dass es etwas mit Pferden sein musste und so kam sie auf die Anzeige zur Sattlerin in Apfelberg auf dem Gestüt Nightwing.