Aufgabe: - - -
Schicksal: - - -
Am frühen morgen machte ich mich mit meinen Eltern auf den Weg. Das ich ein „neues Leben“ beginnen wollte, sagte meinen Eltern nicht so ganz zu. Obwohl es viel Stress gab, tat es ihnen weh, mich ziehen zu lassen. Aber aus gutem Grund wollte ich diesen Schritt unbedingt wagen. Flüchtig las ich mir selbst teile des Briefes von der Tierklinik in Apfelberg in meinem Kopf vor...
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Aus den unzähligen Bewerbungen um einen Arbeitsplatz, als Tiermedizinische Fachangestellte, haben wir uns für Sie entschieden.
Wir möchten Ihnen dazu herzlich gratulieren!
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Ab dem 01.05.2015 möchten wir sie in der Tierklinik
als Tiermedizinische Fachangestellte in Apfelberg begrüßen.
Alles weitere würden wir gerne persönlich vor Ort in der Tierklinik mit Ihnen besprechen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Trappers u. Dr. Rissenberg
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Nach einigen Stunden fahrt erreichten wir Apfelberg und ich konnte das Haus, in welchem ich nun Leben würde, endlich sehen. „Hier beginnt mein neues Leben!“ - murmelte ich vor mir her mit einem grinsen auf meinen Lippen. „Felsstraße 10?“, fragte mein Vater genervt. „Ja genau!“, sagte ich. Meine Mutter war schon die ganze Fahrt sehr verstummt. Sie war ziemlich angefressen und hatte sich überhaupt nicht auf diesen Tag gefreut. „Ich glaube wir sind da Marielle.“, sagte mein Vater. Neugierig betrachtete ich das Haus, dieses große Haus. Mit richtig tollem Ausblick. Sehr modern gebaut, luxuriös. „Oh Wahnsinn. Wie groß das Haus ist. Das sieht wirklich sehr schön aus!“, sagte meine Mutter mit einem lächeln.
Am Haus angekommen, stiegen wir erst mal aus dem Auto. Von der langen fahrt waren mir meine Beine etwas eingeschlafen und laufen war im ersten Moment auch sehr ungewohnt. Ich war völlig vom Anblick des Hauses überwältigt. So schön hatte ich es mir nicht vorgestellt. Die Sonne scheint, keine einzige Wolke am Himmel. „Bestes Wetter zum Ausreiten..“, sagte ich. Mein Vater hörte dies am offenen Fenster und meinte nur: „Ja ja, du und deine Pferde.. hast auch nichts anderes im Kopf!“. Er blieb im Auto sitzen und war genervt. Ich raubte ihm vermutlich mal wieder „seine Zeit“. „Nu hört doch auf!“, sagte meine Mutter. „Ist doch schon schlimm genug George, dass du unsere Marielle aus dem Haus vertrieben hast!“. Von meinem Vater kam darauf nur ein „Pff“ zurück und verdrehte die Augen. „Marielle, ich hoffe du findest hier viele Freunde und machst was aus dir... Du weißt ja, ich hatte mir das alles etwas anders gewünscht, aber du bist alt genug, um allein zu entscheiden, was für dich richtig ist!“, sagte mir meine Mutter mit zittriger Stimme, gab mir ein Küsschen auf die Wange und nahm mich in den Arm. „Komm Nora, wir müssen los. Wir haben nachher noch nen Termin und den will ich wegen dem ganzen Spektakel hier nicht verpassen!“, rief mein Vater. Er stieg nicht mal aus dem Auto aus und nahm mich nicht in den Arm, um mich zu verabschieden. Er war nie eine Person, die groß auf Gefühle setzte oder der gleichen. Meine Mutter tat mir schon etwas leid, aber ICH konnte das Verhalten nicht mehr aushalten. Ich musste raus Zuhause, sonst würde ich noch durchdrehen.
Da stand ich nun. Vor diesem großen Haus, ganz allein. Ich kannte niemanden.. Mit meinem Koffer schlenderte ich in Richtung Haustür. Eigentlich hatte ich nur das nötigste eingepackt, aber mein Koffer kam mir in diesem Moment zu unendlich schwer vor. Als ich vor der großen Haustür stand überlegte ich, ob ich einfach klingeln sollte oder einfach warte, bis mir jemand über den Weg läuft? Ach, was soll's. Ich klingelte und wartete, ob mir jemand die Tür öffnen würde. Von der Gestütsleitung hatte ich im Vorfeld erfahren, das in diesem Haus ein Mädchen wohnen sollte. War es Sabrina? Sarah? Sabine? …jedenfalls irgendwas mit „S“. Nach einigen Minuten öffnete sich die Eingangstür. „Heey! Du musst Marielle sein, stimmt's?“ „Jaa genau.. und du bist.. ehm.. ?“ Mit einem hemmischen grinsen hatte ich bestimmt verraten, dass ich ihren Namen vergessen hab. „Sarah!“ .. sie reichte mir ihre Hand. „Marielle“ sagte ich, während wir unsere Hände schüttelten. „Gut.. komm erstmal rein. Ich zeig dir das Haus und dein Zimmer. Ich wohne hier zwar auch noch nicht so lange, aber das sollte ich hinbekommen. Das Gestüt kann ich dir nachher auch zeigen, wenn du möchtest. Natürlich kannst du dich auch erst etwas ausruhen? Hattest du eine lange Anreise?“ .. „Eh, ja. Ein paar Stunden.“ Überwältigt vom Haus, brachte ich kaum ein Wort heraus. Sarah zeigte mit das Haus. Unten Wohnzimmer, Küche, großes Bad und einen Abstellraum. Oben vier gleichgroße Zimmer. Als wir auf der obereren Etage waren zeigte sie mir mein Zimmer. „Hier wohnst du. Das ist dein Zimmer. Wahnsinns Ausblick oder?“ .. Begeistert schaute ich aus dem Fenster. Nur ein leises „Oh jaa..“ kam über meine Lippen. Wahnsinn. „Ich lass Dich dann erstmal allein.“ Mit einem lächeln schloss Sarah die Zimmertür. „Ok, Danke Sarah“ rief ich noch hinterher. Ich war ziemlich erschöpft, aber zu neugierig und aufgeregt, um mich schlafen zu legen. Also beschloss ich meine Klamotten auszupacken und mich etwas einzurichten und danach zum Gestüt zu gehen. Schließlich wollte ich Snowball und das Gestüt endlich kennenlernen. Snowball … Schneeball … irgendwie ja schon witzig ein Pferd so zu nennen. In Gedanken verloren, vergaß ich die Zeit. Es war schon am Nachmittag und es gab ja noch so viel zu sehen. Schnell schlüpfte ich in meine Reithose und in meine Stiefel. Auf dem Weg nach unten fiel mir ein, dass ich mein Handy auf dem Bett vergessen hatte. Als ich jenes geholt hatte, stiefelte ich wieder nach unten. Sarah konnte ich nicht finden. Sicherlich war sie schon zum Gestüt gelaufen.... und das wollte ich jetzt auch tun.
Bloß in welche Richtung? Ich entschied mich links herunter zu gehen, da ich dort in der ferne Wald sehen konnte. Rechts herunter war das Dorf zu sehen. Nach, mehr oder weniger, kurzem Fußmarsch stand ich vor einem großen Torbogen. „Nightwing“. Ich war richtig. Voller Freude betrete ich den Hof und schaue mich um. Einige Pferde schauten aus ihren Box, andere wurden auf den Reitplätzen beschäftigt. Der Hof glänzte im Schein der Sonne, man hätte meinen können, man kann dort vom Fußboden essen. Plötzlich sagte eine Stimme: „Gefällt es dir hier?“ .. ich drehte mich um. Zwei gleich aussehende Mädchen standen vor mir. Das mussten Lucy und Lilly sein. „Ja, es ist wirklich sehr schön hier.“ antwortete ich grinsend. „Willkommen auf dem Gestüt Nightwing. Du musst Marielle sein und wirst in der Tierklinik als TFA arbeiten..?“, fragte Lilly. „Jap! Hier stehe ich.“ „Sehr schön. Komm, wir zeigen dir erstmal den Hof.“, sagte Lucy lächelnd. Sie zeigten mir erst einmal das Gestüt. Vorbei an den Ställen, kamen wir am Putzplatz und der Sattelkammer vorbei. Von einem „Wassergymnastikbecken“ hatte ich noch nie etwas gehört. Genauso wenig von einem Pferdeschwimmbad und einem Solarium für Pferde. Nunja, man lernt nie aus. Innerlich musste ich grinsen. Dann kamen wir noch am Spring- und Dressurplatz vorbei, die vor einer Großen Reithalle platziert waren. Die kleine Reitstube an der Reithalle sah auf den ersten Blick verdammt gemütlich aus.
Im Büro angekommen, kümmerten wir uns erstmal um den Papierkram. Wenn ich auf dem Gestüt Nightwing offiziell arbeiten möchte, muss das nun mal erledigt werden. Ich sollte in der nahe liegenden Tierklinik, die zum Gestüt gehört, als TFA arbeiten. Ich konnte es kaum abwarten, denn ich liebe meinen Job. Zwar hab ich in einer reinen Kleintierpraxis gelernt, aber das werde ich schon hinbekommen. „Gut. Du musst in den nächsten Tagen noch zur Klinik und dort mit Herr Dr. Trappers oder mit Fr. Dr. Rissenberg sprechen. Ich denke sie werden mit dir nochmal einen extra Vertrag schließen wollen.“ „In Ordnung. Ich freue mich schon darauf und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit!“ Meine Gedanken waren grade mit Snowball beschäftigt – mal wieder. Unbedingt wollte ich ihn sehen und kennenlernen. Meine Neugier auf den bildhübschen Wallach war sehr groß. Schon seitdem ich ihn auf Fotos im Internet gesehen hatte.
Mittlerweile war es früher Abend. Zum reiten würde ich heute wohl nicht mehr kommen. Aber wenigstens putzen wollte ich meinen neuen Liebling. Lucy verabschiedete sich, sie musste noch andere Sachen im Büro erledigen. Lilly hingegen wollte mich zu Snowball bringen. Auf dem Weg in den Wallachstall schaute ich mich noch ein wenig um. Wir waren angekommen. Da ist er. In seiner vollen Größe, noch viel schöner als auf sämtlichen Fotos die ich gesehen hatte.Ein Traumhaftes Pferd. Er sollte jetzt wirklich mir gehören in 2 Wochen? Kaum vorstellbar. Obwohl ich ihn nun endlich vor mir stehen hatte, fühlte es sich immer noch so unreal an. Wie in einem Traum. - Aufwachen Marielle. Wach auf.- ..ging mir immer wieder durch den Kopf. Aber ich war nicht am träumen. Das war in diesem Augenblick die absolute Realität. Puh – Glück gehabt. „Reiten werde ich heute wohl nicht mehr können. Es wird schon langsam dunkel und da ich Snowball grade nur einige Minuten kenne, würde ich ein erstes Reiten gern auf morgen oder übermorgen verschieben. Könnte ich ihn aber vielleicht putzen?“, fragte ich Lilly. „Natürlich. Das finde ich sogar eine super Idee. Dahinten im Schrank steht ein Putzkoffer. Er ist zwar alt und schon sehr gut abgegriffen, aber den kannst du gleich nutzen.“ .. Lilly verabschiedete sich erst einmal und verschwand auf dem Hof. Ich schlenderte zum Schrank und holte mir den Putzkoffer. An der Box von Snow hing ein Nylonhalfter und ein Strick. Ich öffnete seine Box und setze ihm das Halfter auf, führte ihn am Strick aus der Box und machte mich auf den Weg zum Putzplatz. Am Paddock vorbei, war ich schon etwas Stolz mit so einem hübschen Wallach über den Hof zu stolzieren. Durch das Putzen wollte ich die Beziehung zu Snow erstmal langsam aufbauen. Er sollte mich erstmal so kennenlernen.
Als ich am Putzplatz ankam, hatte ich ihn am Metallrohr festgebunden. Zuerst nahm ich mir einen Striegel. Dieser war aus Plastik und ich begann, sein Fell vom groben Schmutz zu befreien. Die kreisende Bewegung schienen ihm zu gefallen. Er sah so entspannt aus. Anschließend entfernte ich mit einer Bürste den gelösten Schmutz. Den Kopf machte ich auch mit der Bürste vorsichtig sauber. Auch einen Hufauskratzer hatte ich im Putzkoffer gefunden. Gut, seine Hufe waren jetzt nicht wirklich sehr verschmutzt. Seine Mähne und Schweif war nicht sonderlich dreckig oder verknotet. So bürstete ich sie nur flüchtig durch.
Als ich mit Snow fertig war, brachte ich ihn zurück in seine Box. Das war doch schon mal ein sehr schöner, erster Kontakt zu meinem Liebling. Der Tag ging zu ende... Ich verließ das Gestüt und kehrte zurück ins Haus. Zurück erschien mir der Fußmarsch länger, was vielleicht auch daran lag, dass ich so langsam doch etwas müde wurde. Am Haus angekommen, ging ich schnell duschen und schmiss mich Glücklich ins Bett. Ich hoffte schnell einzuschlafen, damit der morgige Tag schnell beginnen konnte. Ich wollte mit Snow ja schließlich ausreiten.