#6. Ohne ein paar Pferdehaare ist man nicht richtig angezogen...

Aufgabe: Mit Kiss of Dragon Schritt und Trab ausritt - drin
Schicksäle: 1. Mein wundervolles Leben… - ansatzweise drin
2. Are we Friends? – fast zweimal drin


In meinem Leben läuft oft vieles schief. Doch auch wenn nicht alles nach meinem schlecht durchdachten Plan läuft, wird irgendwie alles immer gut. Seit ich auf den stattlichen Hengst Quick Decision gestoßen bin, läuft mein Leben wie am Schnürchen, könnte man sagen. Der große Braune ist wirklich ein Glücksgriff und ich weiß nicht was ich ohne ihn tun sollte. Doch auch wenn ich ihn über alles Liebe ist meine Familie noch nicht perfekt. Es fehlen noch welche. Zum Beispiel meinen Engel auf Erden, Sahne, die durch ihren verständnisvollen Blick eine beruhigende Wirkung hat. Den kleinen Zottel, ohne den ich nicht wüsste wie ich manchmal meine Tränen vergessen kann. Die zarte und zerbrechliche Capri, bei der man richtiges Einfühlungsvermögen haben muss, damit sie nicht gleich das Weite sucht. Der Magievolle Mister Magic, der mit viel Temperament manchmal schwer zu zügeln ist. Und die kleine Rosie, mein Baby, mit den langen Fohlenbeinen und dem neugierigen Blick im Gesicht. Sie alle gehören genauso zu meiner Familie wie Albert, mein Kater, und Idefix, das kleine Meerschweinchen, dass so gerne aus seinem Käfig ausbricht und einfach so in meinem Haus rumtapert. Und natürlich Patrick, den besten Freund den man sich wünschen kann. Ich könnte nie einen von ihnen entbehren. Und seit gestern gehört auch Marcel zu dieser Familie dazu. Es ist eine ziemlich lange Geschichte wie ich gestern nach Hause gekommen bin, und ehrlich gesagt kann ich mich auch nicht mehr groß dran erinnern. Stöhnend setzte ich mich auf und schaue mich in meinem Zimmer um. Das schöne blaue Ballkleid liegt achtlos auf einen Stuhl geschmissen, insgesamt sieht es sehr chaotisch aus. Ich reibe mir die Stirn und versuche aufzustehen. Langsam tapse ich ins Badezimmer und erschrecke mich sehr als ich die Fremde, total verstrubbelte, Frau im Spiegel entdecke. Schnell springe ich unter die Dusche und versuche mich an einige Dinge zu erinnern. Ach, ich weiß noch das ich mit Matthias Schweighöfer getanzt habe, ja, das war schön. Und als ich mit Marcel auf dem Balkon gestanden habe… Ich komme wieder aus der Dusche heraus und ziehe mir ein paar bequeme Sachen an. ,, Albert! Komm, es gibt Essen!“ Ich rutsche die Treppe runter und gehe in die Küche. Dort hole ich das Katzenfutter und eine Schale aus dem Schrank und stelle es für Albert auf den Boden. Ich höre das Tapsen der kleinen Pfoten und schon macht sich mein roter Kater über das Futter her. Ich nehme ein bisschen Salat und gehe damit zu Idefix´ Käfig um ihn zu füttern, doch schon wieder muss er ausgebüchst sein. Also lege ich das Salatblatt neben mir auf den Boden und hole für mich was zu essen raus. Schon kommt etwas Kleines unter dem Sofa hergeflitzt und macht sich über das Grünzeug her. Ich muss grinsen. Langsam gehe ich wieder zum Tisch und esse mein Brot mit Nutella. Nachdem ich fertig bin gehe ich wieder hoch in mein Zimmer und suche mir eine Reithose und ein T-Shirt raus. Wieder unten winke ich meinen Tieren zu und schließe dann mein Fahrrad auf. In Windeseile fahre ich die Straße hinunter, das kleine Stück durch den Wald und dann in die Hofeinfahrt. Mein Fahrrad kommt auf den Fahrradständer und ich laufe rüber ins Reiterstübchen. ,, Hey, Jacky!“ ,, Ach, Hey Katha!“ ,, Hast du vielleicht Lust noch mal mit mir auszureiten? Mona wollte auch mitkommen.“ ,, Klar, ich muss nur schnell überlegen welches Pferd ich nehmen kann.“ Eigentlich habe ich nur die Wahl zwischen Magic und Quicky, denn die anderen Pferde sind noch gar nicht eingeritten. Ich entscheide mich für Magic, denn mit Quicky wollte ich heute Springtraining machen. ,, Wann wollen wir denn los?“ ,, Also, wir haben jetzt so halb 10, wie wärs mit 1 Uhr, dann könntest du vorher noch mal Pferde fertig machen, und ich muss eh noch mal nach Hause.“ ,, Gut, dann bis später.“

Gut gelaunt gehe ich zum Stutenstall und durch die ganze Stallgasse zur hintersten Box. Gradina wiehert mir schon entgegen und ein kleines Nässchen versucht über die Tür zu gucken. Langsam öffne ich diese und streichel Gradina. ,, Hey, Rosie.“ Das kleine braune Fohlen knabbert fröhlich an meiner Hose und schaut mich unternehmungslustig an. Nachdem ich ein wenig mit ihr und ihrer Mutter geschmust habe verabschiede ich mich von der Kleinen und gehe zu Sahne. Da die hübsche Palominostute noch nicht eingeritten ist und sehr jung, sage ich ihr kurz Hallo und lege das Halfter an. Zusammen geht es zu den Weiden wo ich sie in die Stutenherde entlasse. Eine Weile schaue ich ihr zu, dann gehe ich zu den Wildpferdeweiden.

Die weiße Stute schaut mich nervös an, als ich mich ihr langsam nähere. Doch die anderen Trainer hatten sie schon soweit dass sie sich aufhalftern lässt, wenn auch nicht ganz freiwillig. Sie geht angespannt neben mir her zum Round-Pen, wo ich mir bereits eine Longe hingelegt habe. Ich schließe das Tor und mache Capri vom Strick los, die sich sofort herum wirft und anfängt um den Zirkel zu galoppieren. Ich scheuche sie immer weiter, Runde um Runde, ohne dass sie Anzeichen von Ermüdung trägt. Nach fast einer Stunde senkt sie den Kopf und wird langsamer. Ich drehe mich weg und hocke mich auf den Sand, immer den dumpfen Schlag der Hufe im Rücken. Ich erschrecke auch nicht als mich Capri in den Nacken pustet und stehe langsam auf. Ich streichel ihr kurz über die weichen Nüstern und gehe dann ein paar Runden im Zirkel herum. Capri folgt mir brav und ich kann gar nicht beschreiben wie glücklich ich gerade bin, dass ich das Vertrauen des Wildpferdes hergestellt habe. Nach einigen weiteren Runden mache ich den Strick wieder feste und gehe aus dem Round-pen. Sofort ist die weiße Stute wieder hoch angespannt und tänzelt wie eine Verrückte. Es ist schon komisch wie verändert das Pferd im und außerhalb des Round-Pen ist. Ich tätschel ihr den Hals und entlasse sie dann wieder in ihre Weidegruppe.

Mittlerweile wird es Zeit dass ich Magic aus seiner Box hole. Er wartet schon und wiehert mir entgegen. ,, Na, großer? Gut geschlafen? Jetzt geht’s ab ins Gelände.“ Mit ihm im Schlepptau geht’s zum Putzplatz und schnell ist sein Fell wieder Schneeweiß. Ich hole den Springsattel aus seinem Schrank, da der bequemer als der Dressursattel ist. Als ich endlich fertig bin gehe ich zum Hoftor und warte auf Katha und Mona. Ich reite schon ein wenig im Kreis rum, gurte nach bis endlich die beiden mit den Stuten um die Ecke kommen. Mona sitzt auf der Palominostute Shakira und Katha auf ihrer Oldenburgerstute Queeny. ,, Na dann wird das wohl ein Frauenritt.“ ,, Aber Magic ist doch dabei!“, lacht Mona. ,, Aber der geht als Barbiepferd durch.“ Wir reiten den Weg zum Wald entlang. ,, Lust auf Traben?“, frage ich als wir zu dem leicht gewundenen Waldweg kommen. ,, Klar! Los!“ ruft Katha. Wir traben eine Zeit lang hinter einander her, alle auf sein eigenes Pferd konzentriert. Nach ein paar Minuten kommen wir auf eine Kreuzung und reiten dort weiter bis wir zu dem kleinen Bach kommen. Magic spritzt begeistert mit dem Wasser um sich und nachher bin auch ich selbst ziemlich nass geworden. Der Herbsttag heute ist noch sehr schön und warm, doch seelisch stelle ich mich schon auf Regentage ein. Wir reiten weiter und reden über dies und dass. Ich habe immer noch ein paar Probleme mich den Schritten des Riesen anzupassen und holper etwas unbeholfen auf ihm rum. Als wir zu einer langen und breiten Galoppstrecke kommen, stellen wir uns in einer Linie auf und starten ein Wettrennen. Fast 3 Minuten ist die Strecke lang, selbst im Galopp. Auf Katha´s Kommando sprengen die Pferde los und sausen dicht über den Boden hinweg. Ich gehe in den leichten Sitz und breite jauchzend meine Arme aus. Magic wird schneller und schneller und schließlich setzte ich mich wieder ordentlich hin. Für meine Verhältnisse ist die Strecke viel zu schnell zu ende und Mona gewinnt das Wettrennen knapp, dicht gefolgt von Katha und mir. Leider müssen wir auch wieder zurück und traurig aber doch lachend beenden wir den Ausritt. ,, Das müssen wir öfters machen.“, seufze ich. ,, Ja, da hast du recht.“ , meint Katha. Wir versorgen unsere Pferde und gehen dann noch eine Cola trinken.
;, Hey, Leute!“, Lilly kommt polternd herein und nimmt sich auch eine Cola.
,, Hat einer von euch vielleicht Lust mit Dragon ein bisschen auszureiten? Nur im Schritt und Trab, er muss sich ein wenig schonen.“ ,, Ich hab Zeit, meinetwegen nehme ich ihn mit. Kann ich ein Handpferd mitnehmen?“, antworte ich. Sie erklärt sich einverstanden und zeigt mir, wo ich Dragon finden kann. ,, Okay, ich mach es wenn ich mit Quicky fertig bin.“ , verspreche ich noch, dann gehe ich zum Hengststall.

„Schnuckipuh! Kuschelbärchen! Teddy!“ Ich überhäufe Quicky mit Spitznamen und knuddel ihn ganz feste, das Gesicht an seinem Hals vergraben.
„Komm, wir wollen Springen!“ Überschwänglich nehme ich ihn am Halfter und führe ihn zum Anbinder. Dort hole ich den Putzkasten und schrubbe sein Fell.
„Ach, Quicky. Mein hübscher, deine kleine Rosie macht sich echt gut! Sie ist schon ganz groß und ziemlich frech. Bestimmt wird sie mal genau so ein gutes Springpferd wie du! Sie hat so lange Beine!“, schwärme ich ihm vor, während ich mit kräftigen Strichen sein Fell säuber.
Dann kratze ich noch seine Hufe aus und kämme seinen Schweif und die Mähne. Kurz darauf verschwinde ich in der Sattelkammer und hole den Springsattel und die Mexikanische Trense. Allein für Quicky´s Ausrüstung brauche ich einen Sattelschrank. Ganz zu schweigen von den anderen drei Schränken. Aber so viel Platz brauche ich eben bei so vielen Pferden.
Ächzend hebe ich den Sattel mit der dunkelblauen Satteldecke auf den Rücken des großen Pferdes. Anschließend schiebe ich ihm das Gebiss in den Mund und schließe alle Schnallen ordentlich.
„Na komm, Dickerchen.“ Mit ihm im Schlepptau gehe ich zur Reithalle und schaue ob sie frei ist. Zum Glück ja. Ich lasse Quicky gehen und nehme mir ein paar Stangen und Halter von der Wand. Dann baue ich einige kleine Sprünge auf und fange mein Pferd wieder ein.
Zuerst lasse ich ihn zehn Minuten um die Hindernisse herum trotten, dann nehme ich die Zügel auf und fange an mit einfachen Schritt-Trab-Wechseln. Ich steuer ein kleines Kreuz an und Quicky nimmt es mit Leichtigkeit. Wir galoppieren, nehmen ein paar Sprünge. Ich bin so konzentriert dass ich nicht mitkriege wie jemand die Tribüne betritt.
„Super Sprung!“
„Dankeschön? Aber wer sind sie?“ Auf der Tribüne steht ein großer Mann, mit schwarzen Haaren, blauen Augen, schlank und mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
„Ich bin Luciano, du kannst mich aber Luc nennen.“, er kommt die Treppen runter zur Reithalle. „Warum springst du nicht höher mit diesem Naturtalent? Und wie heißt du?“
„Ich bin Jacky, und das „Naturtalent“ ist Quicky. Wir sind noch am aufwärmen und, ehrlich gesagt sind wir noch nicht so richtig hoch gesprungen, ich habe ihn noch nicht so lange.“
Er klopft meinem Braunen lachend den Hals. „Soll ich dir mal einen Pacours aufbauen? Mein Vater bespricht irgendwas mit Lilly und Lucy wegen einer Zuchtstute, das dauert bestimmt noch. Ich könnte dir Reitunterricht geben, nicht dass du so was nötig hättest.“
„Gerne! Und danke.“, sage ich leicht errötet. So viele Komplimente bin ich nicht gewöhnt.
Ich lasse Quicky ein wenig Schritt gehen und schaue zu, wie er die Hindernisse höher baut. Ob er auch Reiter ist? „Sag mal, reitest du auch?“ „Ja, hauptsächlich Springen in M und S Klassen. Meinem Vater gehört ein Stall, eine halbe Stunde von hier entfernt.“, sagt er.
„Reite mal durch den Pacours wie du meinst, aber kein Hindernis doppelt nehmen.“ Ich schaue mir die Sprünge an und überlege mir eine passende Reihenfolge. Sie sind jetzt ungefähr auf L Niveau. Das ist für mich schon ziemlich hoch. Trotzdem nehme ich die Zügel neu auf und galoppiere an. Zuerst den Steilsprung an der kurzen Seite. Es ist, als würden wir fliegen. Es fühlt sich bei jedem Sprung so an, als könnten wir einfach davon fliegen und alles hinter uns lassen.
Wir schweben durch den Pacours und nehmen ein Hindernis nach dem anderen.
Schließlich pariere ich ihn durch, nachdem wir alle Hindernisse gesprungen sind. Ich hole tief Luft, denn mir ist gar nicht aufgefallen das ich die Luft angehalten habe.
„Super! Das war toll!“
Ich erröte. „Danke.“, und klopfe Quicky am Hals.
„Das habe ich nur ihm zu verdanken.“
„Du bist aber auch toll geritten!“
Er fängt an und baut die Hindernisse noch mal um. Das hat sich zu einer richtigen Springstunde entwickelt. Die Hindernisse sind jetzt ungefähr auf L**.
Okay, denke ich mir, dass ist schon hoch, aber Quicky und ich schaffen dass.
Wir nehmen die gleiche Reihenfolge wie vorher und springen hochkonzentriert.
„Perfekt!“, ruft Luc aus und klatscht in die Hände.
„Ja, aber jetzt ist genug für heute. Ich reite ihn noch trocken.“, sage ich und lasse Quicky die Zügel aus der Hand kauen.
„Gut, ich muss auch mal schauen wie weit mein Vater ist.“ Er fängt an die Hindernisse wieder ab zu bauen.
Kurz bevor wir beide die Halle verlassen reicht er mir einen Zettel.
„Vielleicht brauchst du ja irgendwann mal wieder einen Helfer.“, grinst er.
Ich blicke auf das Stück Papier und entdecke eine Telefonnummer, dann lächel ich zurück. „Vielleicht.“
Ich stecke die Nummer in meine Hosentasche und reite dann zum Putzplatz, um Quicky fertig zu machen.

„So, du bist der Dragon, oder?“, der Braune Hengst ist ja wirklich gewaltig. Er tänzelt aufgeregt in seiner Box und lässt sich kaum beruhigen. „Na dass mit dem Handpferd vergessen wir mal lieber.“, seufze ich und führe ihn aus seiner Box.
Da er eh nicht dreckig ist, putze ich nur kurz einmal drüber, kratze seine Hufe aus und verlese Schweif und Mähne. Dann hole ich einen Schulpferdesattel und eine Trense aus der Sattelkammer. Lilly hat gemeint, dass er noch keine eigenen Reitsachen hat und dass ich die von Kalinka nehmen soll. Ich sattel ihn schnell und nehme noch schnell meinen Helm und Reithandschuhe. Aus dem Gertenständer ziehe ich noch eine kurze Gerte, damit ich ihn zur Not besser ausweichen lassen kann. Ausgerüstet und kampfbereit brauche ich dann erstmal eine Viertelstunde bis ich überhaupt im Sattel sitze. Der Drache wirft sich herum, tänzelt von mir weg und lässt mich einfach nicht aufsteigen. Schließlich frage ich seufzend Sophie, eine Tunierreiterin und Bereiterin, die mir bisher oft im Job geholfen hat, ob sie ihn nicht für mich festhalten kann. Sie hat lächelnd genickt und mir versichert, dass sie selber die gleichen Probleme mit ihm hat. Er ist eben ein bisschen schwierig.
Nachdem ich endlich oben sitze, bedanke ich mich bei Sophie, die nur abwinkt und sich wieder daran macht, ein weißes großes Pferd zu striegeln.
Ich lenke den Hengst aus der Hofeinfahrt und reite ein Stück zu Dorf, um dann in einen breiten Feldweg einzubiegen. Ich setze mich entspannt aufrecht hin, strecke meine Beine und gebe ihm Zügel, damit er sich entspannt. Immer noch aufregend schnaubend geht er eiligen Schrittes vorwärts, doch er stürmt nicht.
Nach zehn Minuten im Wald lasse ich ihn auf einer kurzen, geraden Strecke antraben und sich strecken. Tolle Gänge hat er, dass muss man ihm lassen, und beim reiten merkt man, dass er eine gute Ausbildung genießt die seine weichen Gänge fördert. Außerdem erkennt man sofort das Dressurpferd. Wir dümpeln ein wenig zwischen den Bäumen umher und lassen uns einfach treiben. Er erinnert mich in seinen großen Schritten sehr an Magic.
Kurze Zeit später reiten wir zurück zum Hof. Er hat sich endlich entspannt, giftet nicht mehr rum und lässt mich brav absteigen. Da er nicht sonderlich schwitzt, lege ich ihm nachher nur eine leichte Abschwitzdecke um und bringe ihn letztlich zurück in seine Box. Von ihm aus gehe ich dann zu meinem kleinen Kugelblitz.

Die schelmischen braunen Kugelaugen blicken mir fröhlich entgegen und er grummelt leise, als ich ihn unter dem Kinn kraule. Seine Augen zucken und fallen leicht zu, wohlig lehnt er einen Hinterhuf auf und genießt die Streicheleinheit.
„Na, du Knuddelbär? Gut geschlafen?“, ich ziehe ihm das kleine Halfter über die süßen Ohren und er ist sichtlich empört, dass ich aufgehört habe ihn zu schmusen.
„Wir wollen doch noch ein bisschen was machen, also komm!“, er folgt mir mit kleinen Trippelschrittchen auf die Stallgasse, sein Bauch fliegt dabei immer hoch und runter. Ich lache ein wenig und mache ihn schließlich am Anbinder fest. Er zieht seine Oberlippe hoch und flennt, dann macht er sich daran am Strick rumzuknabbern um ihn zu öffnen. „Nein, mein lieber, ich habe extra den Sicherheitsknoten rein gemacht! Den kriegst du nicht so schnell wieder raus!“, rufe ich ihm zu und schaue über die Schulter. Er schaut mich irgendwie schockiert an und beißt noch fester in den Knoten. Da sagt man, dass Pferde keine Menschensprache verstehen! Ich hole den Putzkasten für meinen kleinen und mache mich daran ihn ordentlich sauber zu machen. Er ist und bleibt eben immer mein kleiner Dreckspatz. Nachdem ich den gröbsten Dreck weggemacht habe, entwirre ich seine Mähne, den Pony und den Schweif, befreie sein Gesicht von der dicken Schicht getrockneten Schlamms und kratze die kleinen Hüfchen aus. Danach fette ich sie noch ein und fertig ist der kleine Mann. Die feine Blesse ist unter dem langen Schopf fast nicht zu erkennen, doch mittlerweile, nach fast einer dreiviertel Stunde, ist sie blitzblank und weiß.
Zufrieden trete ich einen Schritt zurück und betrachte mein Werk.
Dass wäre geschafft!
Ich gebe dem kleinen Wallach einen klaps auf sein dickes Hinterteil und er bewegt sich gemütlich in Richtung Wiese.

„Hey Schatzi!“, ich drehe mich bei dem Klang, der mir bekannt Stimme um und werde in eine große Umarmung gezogen.
„Hey Dickerchen! Wie geht es dir?“, der Rothaarige Junge winkt ab. „Ach, ganz gut. Ich hatte heute eine Reitstunde bei Lucy und ich glaube, dass ich mich sogar ein bisschen verbessert habe.“, bei den Worten schwillt seine Brust unmerklich an.
„Na super! Ich wollte jetzt nach Hause, soll ich dich mitnehmen?“, ich deute auf den Gepäckträger.
„Nein, ich habe noch ein bisschen Arbeit, ich wollte dir nur Hallo sagen. Bis Morgen!“
„Tschüssi!“, ich schwinge mich auf mein Rad und radel den kurzen Weg zu mir nach Hause.
Dort angekommen staune ich nicht schlecht, den jede Menge Umzugskartons stehen vor meiner Tür, die speerangelweit offen steht.
„Hallo?“, frage ich vorsichtig und schiebe das Fahrrad den Rest des Weges neben mir her.
„Wer ist denn da?“, kommt eine weibliche Stimme aus dem Wohnzimmer.
„Ich bin Jacky, ich wohne hier!“
„Oh! Du musst meine Mitbewohnerin sein! Hat dir denn niemand bescheid gesagt? Na Egal, ich bin Freya!“ Eine etwas kleinere Schwarzhaarige kommt aus der Tür auf mich zu.
„Ich wusste gar nicht, dass ich eine neue Mitbewohnerin kriege! Schön dich kennen zu lernen, jetzt bin ich wenigstens nicht alleine.“, zusammen gehen wir zurück ins Haus und ich helfe ihr noch die restlichen Kisten rein zu holen.
Schließlich setzen wir uns aufs Sofa, ich habe uns zwei Flaschen Cola aus dem Kühlschrank geholt.
„Gehst du auch zum Reiterhof?“, frage ich sie.
„Nein, vielleicht irgendwann mal, aber vorerst nicht. Ich habe übrigens einen Hund, einen Chiuaua um genau zu sein. Sie müsste sich hier irgendwo rum treiben.“, Freya pfeift durch zwei Finger und kurze Zeit später höre ich kleine Trippelschrittchen die sie schließlich auf Freyas Schoß niederlassen.
„Das ist Drama Queen. Ich hoffe du hast nichts gegen einen Hund?“
„Nein.“, ich streichel der Hundedame über ihr kleines Köpfchen. „Aber ich habe einen Kater, Albert, und ein Meerschweinchen, Idefix. Wir müssen gucken ob sich Albert und Drama Queen verstehen…“
Eigentlich habe ich wenig bedenken bei Albert. Er ist von Natur aus ruhig und dürfte eigentlich kein Problem mit Drama Queen haben, er kuschelt ja sogar mit meinem kleinen Meerschweinchen.
„Wir müssen gucken, wo ist er denn?“, fragt Freya.
„Ach, der ist Ausgänger, manchmal sieht man ihn den ganzen Tag nicht.“, nein, um Albert braucht man sich keine Sorgen zu machen, der kommt ganz gut alleine klar. Wahrscheinlich döst er just in diesem Augenblick friedlich im kleinen Garten.
Wir reden noch eine Weile, dabei erfahre ich, dass sie Hotelangestellte ist und aus einer Adelsfamilie stammt. Ich bin beeindruckt!
Ich erzähle ihr ein wenig von meinen sechs Pferden, Freunden und den ganzen netten Leuten aus dem Dorf.
Irgendwann, es muss so um sieben Uhr gewesen sein, haben wir Hunger gekriegt und uns eine große Pizza bestellt.
Wir haben noch den ganzen Abend gequatscht und schließlich habe ich noch kurz mit Marcel telefoniert. Er hatte wohl einen ziemlich anstrengenden Tag in der Klinik und wollte auch nur noch schlafen.
Müde von dem ganzen Tag am Stall falle ich endlich in mein warmes Bett und bin sofort eingeschlafen.

Ich kann warten :)

Danke :D Ich weiß, bei diesem war ich irgendwie nicht mit Herz dabei...

Du aber auch *-* *Schleimspur hinterherzieh*