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#1 | 5# Ein voller Tag datum

08.03.2014 16:44

Also, hier kommt mein Bericht für März. Er ist ein bisschen länger geworden, nur so siebzehn Wordseiten... seid mir nicht böse, dass ich ihn nicht getrennt habe, aber ich saß gerade sechs Stunden im Auto und muss jetzt mal ausspannen. :D
Wenn Crazy Beautiful einen anderen Charakter hat, sorry, sorry, sorry aber ich hatte kein I-Net und konnte deshalb nicht nach dem Chara schauen... :)
Schicksäle:
Last, first Kiss -drin-
Send me an Angel -drin-

Aufgabe
Mit Crazy Beautiful einen Ausritt machen

Zur Länge: Siehe oben

Kaum bringt man Träume einer Schneekönigin hinter sich, kommen auch schon die nächsten seltsamen� denke ich. Irgendwie weiß ich, dass ich träume aber auch wieder nicht� Ich bin nicht unsicher, aber ich weiß es einfach nicht� Auf einem etwas entfernten Hügel sehe ich ein Pony stehen. Die Mähne fliegt und das Morgenrot malt schöne Sonnenflecken auf den Rücken. Aber auch normale Flecken hat es. Es ist meine Rubin. Sie sieht mich aus glänzenden Augen an, aber ich kann nicht näher kommen. So in ihren Bann geschlagen bin ich� ich will eine engere Bindung zu ihr aufbauen als wir bis jetzt haben� ich will, ich will� das wir uns endlich mal anfangen zu vertrauen. Zwar sind wir Freunde geworden, aber als ich jetzt sehe, wie sie steigt um in den Himmel davon zu galoppieren, spüre ich das Freundschaft zwar gut ist, aber nicht immer reicht. Manchmal braucht man mehr� manchmal braucht man Vertrauen�

Erst langsam gewöhnte ich mich an das Sonnenlicht, das durchs Fenster herein schien. Mein Traum eben war so einer gewesen, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Er war so real gewesen, als wäre es jetzt wirklich nötig Vertrauen zu Rubin aufzubauen. Wir mussten es schaffen, aus unserer engen Freundschaft eine noch engere Bindung werden zu lassen� aber einfach war das leider nicht� den obwohl Rubin mir langsam anfing zu vertrauen, war sie doch noch ein sehr schüchternes Pony, das Zeit und Zuwendung brauchte. Ich konnte noch nicht mal mit meiner kleinen Stute ins Gelände. Trotzdem liebten wir uns gegenseitig und wenn wir aus dieser Liebe Vertrauen machen könnten, war es bestimmt bald soweit, dass wir unseren ersten Ausritt machen konnten. Die Arbeit war schon recht weit fortgeschritten. Sie scheute nicht mehr vor allem, sondern blieb ruhiger und machte höchstens ein paar Seitensprünge. Und seit neuestem komplettierte ein neues Pony meine Familie. Zottel. Er war einfach nur ein Traum. Ein braunes Shetlandpony mit lieben Augen und einer unheimlichen Wuschelmähne. Er gehörte mir nun seit zwei Wochen und war einfach zum lieb haben. Und nicht zu vergessen besaß ich jetzt zwei ganz besondere Tiere� seit gestern lebte Stripes bei mir. Ein Zebra wie der Name schon erklärte. Er war momentan noch recht schüchtern und hielt sich eher zurück, aber wir würden sicher noch Freunde werden. Und Zweiteres war meine Ringelnatter Balisto. Nach langem Überlegen hatte ich mich entschieden ihn zu übernehmen. Und er war echt süß! Das fand Laura nicht so� als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, wäre sie beinahe ihn Ohnmacht gefallen. Seitdem musste er in meinem Zimmer bleiben. Und direkt neben meinem Bett schlief der wohl gutmütigste Hund der Welt. Sweet Honey, eine Golden Retrieverhündin, die nun schon neun Jahre auf dem Buckel hatte. Bevor sie in mein Leben getreten war, hatte ich wirklich Angst vor Hunden gehabt. Jeder hatte mir Angst gemacht. Aber mit Honey war das anders. Sie blieb in jeder Lebenslage ruhig und brav. Aus dem Grund hatte ich vor ihr keine Angst und vor anderen Hunden auch weniger.

Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass genau acht Uhr war. In dem Moment als ich mein kleines Mobiltelefon weglegen wollte, begann es mit der üblichen Talk Dirty Melodie zu klingeln. Nanu, wer rief mich denn da an? Es war eine unterdrückte Rufnummer, weswegen ich mir unsicher war. Sollte ich rangehen? Wer konnte schon wissen, wer das war? Schließlich drückte ich doch den Knopf mit dem grünen Telefonhörer.
�Hallo, Julia Maier am Apparat�, meldete ich mich.
�Guten Tag! Hier ist Nicolas Kaiser.� Vor Schreck wäre ich beinahe aus dem Bett gefallen. Wieso rief der mich an? Unsere Begegnung war doch schon ein paar Wochen her. Der junge Mann mit seinem freundlichen Charakter hatte es mir schon angetan� aber� das konnte man noch nicht als verliebt bezeichnen. Und wieso um Gotteswillen rief er an?
�Jaa��, erwiderte ich unsicher und lang gezogen.
�Also��, es schien ihm auch ein bisschen peinlich zu sein. �Bei unserer letzten Begegnung, hatten Sie doch versprochen uns mal zu besuchen� na ja, und ich meine, momentan��
Ich wurde leuchtend rot. Das stimmte, ich hatte dieses Welshponygestüt unbedingt besuchen wollen. Diese Rasse gefiel mir nämlich von jeher an schon sehr gut. Aber, sollte ich wirklich?
�Meine Güte Nicolas!�, hörte ich Lottes Stimme im Hintergrund. �Lass mich das mal machen!�
�Hallo erstmal�, begrüßte sie mich. Ich wusste nicht wieso, aber vor Lotte hatte ich keine solche Scheu. Dabei kannte ich sie genauso wenig wie Nicolas.
�Hey��, flüsterte ich.
�Entschuldige bitte, aber mein Bruder ist immer etwas voreilig bei solchen Sachen. Er wollte denke ich nur fragen, ob du uns mal besuchen kommen möchtest� wir haben nämlich momentan ein paar tolle Ponys und du hattest doch erwähnt, dass du dich für Welshies interessierst�� Ich musste hart schlucken. Eigentlich hatte ich heute ja genug Zeit� und im Normalfall hätte ich mich auch gefreut so eine Einladung zu bekommen. Ich wusste gar nicht wieso ich gerade jetzt so schüchtern war� schließlich gab ich mir einen Ruck. Ich war doch nur an den Pferden interessiert�. Sagte ich mir zumindest.
�Ja, ich würde euch gerne mal besuchen, hättet ihr denn heute Zeit?�, erkundigte ich mich unsicher.
�Natürlich!�, aus Lottes Stimme hörte ich, dass sie es nicht erwartet hatte. �Wie wäre es heute so um vier? Oder bist du da selber noch bei den Pferden?�
�Halb fünf wäre besser�, erwiderte ich.
�Alles klar. Da können wir dir dann ja den Hof zeigen und so. Wir freuen uns immer, wenn sich Leute für Welsh Ponies interessieren. Also heute um halb fünf? Die Adresse findest du im Internet.� Lotte schien ein bisschen im Stress zu sein, weswegen ich sie nicht weiter aufhalten wollte.
�Alles klar. Bis dann!�, verabschiedete ich mich.
�Ciao�, und dann legte Lotte auf.

Worauf hatte ich mich gerade eigentlich eingelassen? Schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Ich kannte die Leute doch noch kaum richtig. Auch wenn sie mir recht gastfreundlich erschienen waren, wurde ich unsicher. Aber schließlich redete ich mir ein, dass ich doch sowieso nur wegen den Pferden dahin wollte� wahrscheinlich hofften sie einfach nur, mir ein Pony verkaufen zu können. Oder so was� ich wurde von einem leichten Wuffen aus meinen Gedanken gerissen. Offensichtlich war Honey aufgewacht. Und verlangte jetzt ihr Futter. Ich hatte richtig geraten. Als ich aus dem Bett stieg sah ich sie schon vorne herumhüpfen. Sonst war sie eigentlich kein sonderlich temperamentvoller Hund. Aber wenn es um ihr Futter ging, konnte sie durchaus ein bisschen wilder werden.
�Dir auch einen guten Morgen�, sagte ich zu ihr. Balisto kroch auch schon fit durch sein Terrarium.
�Guten Morgen Süßer�, begrüßte ich ihn und hängte meine Hand ins Terrarium. Er kroch wie immer gleich darauf zu und umwickelte meinen Arm. Ich hob ihn heraus, schließlich brauchte er auch Bewegung. Dann setzte ich ihn auf meinen Tisch. Sofort begann er eifrig darauf herumzukriechen. Er war so süß� Nach zehn Minuten herumkriechen, setzte ich ihn wieder in mein Terrarium. Seit ich ihn hatte, hatten wir schon viel Spaß zusammen gehabt. Manchmal schlief der Kleine sogar in meinem Bett. Es mochte ja komisch klingen, aber er war das verschmusteste Haustier, das ich besaß. Und jetzt musste ich mal Honey füttern. Erstmal entschied ich mich zu gucken, ob das Wetter wirklich so gut war, wie es die Märzsonne von vorhin versprochen hatte. Also riss ich die Vorhänge auf und sah raus. Es war noch besser, als ich vermutet hatte. Um genau zu sein, sah es draußen aus, als wäre Mai. Ich setzte mich ans Fenster und dachte noch einmal über das Telefongespräch von vorhin nach. So etwas kam wirklich selten vor. Ich bekam das, was ich mir schon immer von einem Gestüt gewünscht hatte. Alle Pferde zu sehen und den Hof gezeigt. Aber plötzlich traute ich mich nicht. Dabei war mir Nicolas recht freundlich vorgekommen. Wenn auch etwas voreilig� und Lotte war sowieso in Ordnung. Plötzlich fiel mir etwas ein. Woher hatten die beiden meine Handynummer? Hä? Also Festnetz hätte ich ja noch halbwegs verstanden. Aber Handy?

Ich brütete noch über der Frage, als ich zehn Minuten später am Küchentisch saß und in meinem Kakao rührte. Laura schien meine Schweigsamkeit aufzufallen aber sie sagte nichts. Flora war bereits vor ein paar Minuten zu ihrem heimlichen Schwarm aufgebrochen� auch wenn sie es nicht zugab, war eindeutig, dass sie in den jungen Turnierreiter Heino verliebt war. Immer wenn wir ihn auf dem Hof trafen, wurde sie ganz verträumt und sagte kein Wort.
�Sag mal Julia, du bist den ganzen Morgen schon so still. Ist alles okay?�, erkundigte sich Laura schließlich doch.
�Ja� ich bin nur müde�, behauptete ich. Sie musste ja nicht wissen, dass ich heute Nachmittag mit jemandem verabredet war, der meine Handynummer hatte, ohne dass ich sie ihm gegeben hatte.
�Ach so��, Gott sei Dank gab Laura sich mit meiner Antwort zufrieden.
Honey und Flipper fraßen dicht nebeneinander aus ihren Futternäpfen. Wir konnten froh sein, dass sie trotz ihres unterschiedlichen Charakters so gut miteinander auskamen.
�Gehen wir zusammen Gassi?�, fragte ich Laura.
�Klaro! So schönes Wetter lasse ich mir nicht entgehen!�, antwortete sie.
�Super! Am liebsten würde ich ja ausreiten� aber Rubin geht nicht. Zottel kann ich nicht reiten und Stripes kenne ich noch nicht genug��
�Stimmt� aber du musst unbedingt mal meine und Floras Lieblingsstrecke kennen lernen. Und das Wetter spielt auch gut mit� vielleicht leiht dir Lilly eines von den Pferden aus dem Pferdemarkt�� Laura schaute hoffnungsvoll. Nachdenklich sah ich sie an. Eigentlich durfte ich immer die Pferde vom Pferdemarkt bewegen. �Fragen wir mal�, schlug ich vor und Laura nickte begeistert.
�Okay. Aber erstmal müssen wir Gassi gehen. Bist du fertig mit essen?�, wollte sie wissen.
Ich sah auf meinen Teller. Tatsächlich, das Marmeladenbrot von vorhin war weg. Aber ich hatte doch gar nichts gegessen beim reden� nur den Kakao getrunken.
�Tweety!�, fuhr Laura im nächsten Moment ihren Wellensittich an. Verwundert sah ich zur Tür, wo Tweety auf der Klinke saß. Und gerade an einem Marmeladenbrot herumhackte. Ich prustete wie auf Befehl los. Es sah einfach zu komisch aus, wie der Vogel mein Frühstück aufaß. Es war nur fraglich, wie er es so unauffällig geschafft hatte. Wahrscheinlich gerade in dem Moment, in dem ich mich unter den Tisch gebeugt und meinen Löffel aufgehoben hatte. Und Laura war in genau dem gleichen Moment in die Küche gegangen um etwas zu holen.
�Tschuldigung��. Laura wurde leuchtend rot. �Soll ich dir ein neues machen?�
�Ne, passt schon. Aber nächstes Mal bleibt er beim Frühstück draußen�, meinte ich, als ich meinen Lachanfall hinter mir hatte.

Wenige Minuten später, standen Laura und ich angezogen im Hausflur und nahmen unsere Hunde an die Leine. Das Wetter war weiterhin schön und ich freute mich rausgehen zu können. Auch Laura war fröhlich und Flipper hüpfte aufgeregt um sie herum. Honey dagegen war wie immer völlig entspannt, aber als wir die Tür öffneten, wedelte auch sie mit dem Schwanz. Wir gingen heraus und die Wärme brachte mich dazu, sofort meine Jacke auszuziehen. Diese band ich mir dann um den Oberkörper und erstmal gingen wir die Teerstraße entlang. Während Flipper angespannt nach vorne zog, ging Honey brav neben mir. Sie war einfach der tollste Hund, den man sich wünschen konnte. Weil sie immer verlässlich und ruhig blieb und Leute wie ich, die Angst vor Hunden hatten, wurden bei ihr ruhig. Denn niemals wurde sie ungestüm oder temperamentvoll, außer beim Futter. Stumm streichelte ich sie über den Kopf. Ich war einfach froh, sie zu haben und ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen, ohne einen Hund in meinem Zimmer zu leben. Ohne das Schnarchen in der Nacht und das frühe Herumwuseln, wenn sie Hunger hatte� Nach einiger Zeit waren wir an einem Waldweg angekommen. Schnell löste ich die Leine vom Halsband. Laura traute sich das noch nicht, denn Flipper war schon ein wenig Jagdhundmäßig.
�Du musst unbedingt mal mit ihm auf den Hundeplatz. Da wird er seine überschüssige Energie los.� Ich dachte an den großen Grasplatz mit den Hindernissen wie Slalom und kleine Sprünge. Am liebsten würde ich dort auch mal mit Honey in einen Kurs gehen. Aber dann dachte ich daran, dass meine Hündin immerhin schon neun Jahre alt war und es einfach nur unfair gewesen wäre, sie in dem Alter noch über Sprünge zu jagen.
�Eigentlich hast du recht��, nachdenklich sah Laura mich an. �Flipper würde so was sicher Spaß machen. Er springt auch gerne über Baumstämme oder so.�
�Du könntest dich mal zu einem Kurs anmelden. Da ist sicher bald wieder einer.� Schlug ich vor.
Laura nickte. �Ich werde mich morgen mal erkundigen. Wann fängst du jetzt eigentlich damit an, Rubin soweit geländesicher zu machen, dass du mal mit uns ausreiten kannst?�
Jetzt stockte ich ein bisschen. Ja, das stimmte. Eigentlich sollte ich damit mal anfangen. Aber zurzeit vertrauten mein Pony und ich uns einfach noch nicht genug für den ersten Spaziergang. Und die Angst, irgendwas von unserer Zuneigung kaputtzumachen, war größer, als die Lust auf einen Ausritt mit meinem Pony�
�Ich weiß nicht��, antwortete ich lang gezogen. �Vielleicht nächste Woche oder so...�
Laura sah mich nun durchdringend an. Diesen Blick kannte ich. Sie misstraute dem, was ich sagte. Und das Schlimmste war, dass sie es mit Recht tat�

Nach einem, eine halbe Stunde langen Spaziergang, nach einiger Zeit waren wir zu anderen Gesprächsthemen gekommen, kamen wir nun wieder nach Hause. Und ich dachte an das Gespräch vorher� natürlich sollte ich langsam mal mit den ersten Spaziergängen anfangen� aber immer wenn ich daran dachte, tauchte irgendetwas in meinem Kopf auf� eine Angst, eine Angst alles kaputtzumachen. So lange hatten Rubin und ich miteinander gearbeitet, bis wir soweit gewesen waren, dass sie mich zum ersten Mal mit einem Wiehern begrüßte� So viele Enttäuschungen hatten wir dabei einstecken müssen. Vor allem der eine Tag, an dem sie mich abgeworfen hatte� und wenn wir das durch zu schnelles Vorgehen kaputtmachen würden� würde ich mir das nie, nie verzeihen� aber irgendwann musste ich anfangen. Vielleicht nächste Woche, oder übernächste� ich schob die Gedanken kurz entschlossen aus meinem Kopf und entschied mich, mich erst einmal auf das heutige Reiten zu freuen. Gedanken an später, konnte man auch später denken�

Ich machte mich auf den Weg zum Stall. Laura war schon vor einigen Minuten dorthin gegangen.
�Honey!�, rief ich. Denn mein Hund sollte natürlich mit in den Stall.
Aus meinem Schlafzimmer reckte sich ein niedlicher Hundekopf. Dann schob sich Honey mit ihrem ganzen Körper durch die Tür. Brav kam sie zu mir und ich konnte sie anleinen. Wir verließen gemeinsam das Haus und gingen den üblichen Weg an den Koppeln vorbei. Das Wetter war noch genauso schön, wie beim vorherigen Spaziergang. Nach kürzester Zeit waren wir schon an der Ponykoppel. Die Sonne durchflutete das Gras und warf einen schönen Schimmer auf die Pferde. Die Ponykoppel war der Platz wo ich mich am schönsten und sichersten fühlte� ich konnte nicht sagen wieso, aber wenn ich am Zaun stand und auf die Wiese sah, wo die Ponys miteinander herumtobten, überkam mich einfach Sicherheit und Glück. Paradise und Zwiebel standen vor den Büschen und kraulten sich gegenseitig das Fell. A Princess und Lucy de Caramel sausten nebeneinander über die Koppeln. Beides waren zwar Ponys mit einem, für mich nicht passenden Charakter, aber irgendwie mochte ich sie trotzdem� Ja und mein Zottelchen, das stand am anderen Ende des Koppelzaunes, wo es gerade Gras futterte. Beim fressen interessierte sich das untreue Tier nicht mal für seine Besitzerin� aber so war er halt� Magic Thunder wuselte mal wieder, wie immer, irgendwie durch die Gegend. Das Pony war einfach süß. Ich konnte Flora gut verstehen, dass sie sich in den Rappen verliebt hatte. Auch wenn mein Herz eher an der Scheckstute hing, die gerade vom anderen Ende der Koppel auf mich zugetrabt kam. Schon von weitem hörte ich das fröhliche Schnauben. Ihre Mähne hüpfte über ihren Rücken und ich wusste, dass wir einfach füreinander bestimmt waren� schon am ersten Tag hatte ich es gespürt. Als ich zum ersten Mal an die Ponykoppel gekommen war� damals hatte ich noch nicht gewusst wie all die Ponies hießen. Aber eine kleine Scheckstute mit großen Augen und langen Wimpern war aufgetaucht. Anfangs schüchtern und ängstlich. Ich war so stolz gewesen, als sie mich zum ersten Mal begrüßt hatte�
�Na mein Mäuschen�, sagte ich und fuhr sanft die Flecken am Kopf nach. Sie brummelte und untersuchte meine Taschen nach Leckerlis.
�Ja, ja ich weiß was du möchtest�, ich musste lachen, während ich eine Möhre aus der Tasche zog.
Möhren waren einfach ihre Leibspeise. Das zeigte sie auch, als sie das Gemüse blitzschnell aus meiner Hand nahm und auffraß.
�Langsam, langsam keiner nimmt dir was weg�, beruhigte ich sie und musste lachen.
�Aber arbeiten müssen wir heute auch noch. Ich hole nur schnell das Halfter.�
Rubin ließ den Kopf hängen. Als hätte sie mich verstanden. Natürlich, eigentlich war das Wetter zu schön um irgendwo auf dem Platz Dressurarbeit zu machen. Auch mir wäre ein Ausritt lieber gewesen. Aber es ging eben einfach noch nicht... ich dachte an Rubins traurige Augen. Und im nächsten Moment hatte ich mich entschieden. Nächste Woche würde es losgehen mit dem Training fürs Gelände.

Lilly putzte bereits ihren Putti am Putzplatz als ich den Hof betrat.
�Guten Morgen!�, rief ich ihr zu.
Lilly sah auf. �Hey! Super Wetter heute was?�
�Ja�, ich nickte. �Am liebsten würde ich ja ausreiten, aber mit meinem Pony...�
�Ach ja, du kannst ja heute gar nicht ausreiten�, meinte Lilly. �Kannst du eigentlich Westernreiten?�
Hä? Diese Frage passte so gar nicht in unser momentanes Gesprächsthema.
�Ja, so ähm� halbwegs�, antwortete ich. Ich war mit Saskia mal zwei Wochen auf einer Westernranch im Urlaub gewesen. Mir hatte diese Reitweise persönlich sehr gut gefallen, Saskia war nicht so begeistert gewesen. Aber gut.
�Ich wollte dich nur fragen, ob du vielleicht mit Crazy Beautiful von den Westernpferden einen Ausritt machen möchtest. Die müsste mal wieder ein bisschen bewegt werden.� Schlug Lilly vor.
Natürlich wollte ich! Obgleich ich nun schon seit November hier lebte, hatte ich die Ausreitstrecken noch nie so richtig mitbekommen. Das würde ich mir nicht entgehen lassen.
�Au ja! Aber ich bewege erst mal meine Kleinen�, gab ich zur Antwort.
�Alles klar�, Lilly lächelte. �Beauty ist die Dunkelfuchsstute. Sie steht bei den anderen Westernpferden mit auf der Koppel.�
�Danke�, freute ich mich und ging zur Stallgasse. Zum Glück stand gleich am Anfang des Stutenstalls mein Spind. Gestern hatte ich hier außerdem aufgeräumt, weshalb alles sehr viel übersichtlicher war. Das dunkelrote Halfter hing an der rechten Wand, direkt neben dem Dunkelgrünen. Ich nahm es runter und machte mich wieder auf den Weg zu den Koppeln. Rubin stand noch am Zaun und Zottel hatte sich zu ihr gesellt. Ich konnte es nicht lassen den beiden einen Kuss auf die Nase zu geben. Rubin beschnupperte mich dabei freundlich. Zottel dagegen� stupste mich so fest an, dass ich nach hinten in den Matsch flog.
�Du kleiner Frechdachs! Das war der erste und letzte Kuss den ich dir gegeben habe!�, schimpfte ich scherzhaft. Dann ging ich durchs Tor auf die Koppel. Rubylein kam gleich auf mich zu und ließ sich brav aufhalftern.
�Du bist einfach die Beste��, flüsterte ich ihr leise zu, als wir nebeneinander zum Hof gingen.

Am Putzplatz hatten Flora und Laura bereits Dance of Magic und Wyomi angebunden.
�Hey!�, rief ich den beiden zu.
�Hi!�, antwortete Laura.
�Geht ihr nachher mit mir ausreiten? Ich darf noch Crazy Beautiful bewegen�, fragte ich.
�Au ja! Kaboom und Nugat werden sich sicher freuen�, meinte Flora, während sie Magics Schweif verlas. Auch Laura stimmte zu.
�Dein Hund streunert übrigens irgendwo herum�, machte mich Laura darauf aufmerksam.
�Weiß schon. Das macht sie doch immer�, ich war es inzwischen gewohnt, dass Honey während ich ritt auf dem Hof herumlief. Sie würde sowieso nie darauf kommen wegzulaufen. Ich band Rubin neben Wyomi an, da sie mit Magic nicht so gut auskam. Dann holte ich schnell mein Putzzeug. Gründlich begann ich mit dem Putzen. Laura und Flora begannen schon mit dem Satteln.
�Heute arbeiten wir mal ein bisschen ernsthaft an der Dressur�, flüsterte ich Ruby zu.
Denn mein Pony sollte zumindest halbwegs ordentlich gehen. Irgendwann wollte ich auch mit der Ausbildung für die A-Dressur anfangen. Aber das hatte ja alles noch Zeit. Nach einiger Zeit konnte ich mit dem Satteln und Trensen beginnen. Ich holte noch meinen Helm und meine Gerte, dann gingen wir zum Dressurplatz. Dort ritt auch Lucy auf Complicadet.
�Hi!�, begrüßten wir uns gleichzeitig.
�Kann ich hier auch noch reiten oder bin ich dir dann im Weg?�, erkundigte ich mich.
�Nee, kein Problem.� Antwortete Lucy und ließ ihre Schimmelstute antraben.
Complicadet war wirklich ein wunderschönes Pferd, aber mir persönlich war sie ein bisschen zu groß. Aber, es hatte ja jeder seine eigenen Interessen. Geschickt gurtete ich nach und ließ mir die Bügel herunter. Dann saß ich auf. Am langen Zügel ritt ich erst einmal zehn Minuten Schritt. Rubin streckte sich gemütlich. Nach einiger Zeit nahm ich die Zügel leicht auf und begann damit meine Ponystute an den Zügel zu reiten. Tatsächlich, nach kaum einer halben Runde nahm sie den Kopf herunter und begann sehr schön zu gehen. Ich klopfte ihr lobend den Hals und ritt einen Zirkel. Hier musste ich energisch mit dem Außenzügel arbeiten, damit sie mir nicht über die Schulter davon lief. Nach ein paar Zirkeln, die immer besser geklappt hatten, wendete ich auf eine Volte ab. Es war einfach traumhaft auf dem Rücken meiner Rubin zu sitzen. Vor allem als ich jetzt antrabte. Denn Trab war eindeutig ihre beste Gangart. Lucy war schon beim abreiten. Im flotten Trab ritt ich Zirkel und andere Bahnfiguren auf beiden Händen. Ruby wurde immer konzentrierter und trat sehr schön unter.
�Super�, flüsterte ich ihr zu.
Nach dem ich noch ein wenig Dressurarbeit im Schritt gemacht hatte, trabte ich erneut an und saß in der Ecke bei C aus. Ich legte mein äußeres Bein leicht zurück und trieb mit dem Inneren. Im nächsten Moment war meine Kleine im Galopp. Es war wunderbar, zu spüren wie sie den Schub aus der Hinterhand mitnahm und man konnte sich auf ihr einfach nur wohl fühlen. Ich spürte den Wind im Gesicht und trieb noch ein bisschen mehr. Rubins Beine arbeiteten wie ein Kolben. Galopp, Galopp, Galopp.
�Du bist einfach die Beste��, flüsterte ich, als ich sie nach ein paar Runden und Bahnfiguren abbremste. Lobend klopfte ich ihr den Hals und begann mit dem Abreiten. Sie war so ein tolles Pony� bestimmt das Tollste das man sich wünschen konnte�

Nach dem Abreiten ritt ich auf die Mittellinie und saß dort ab. Ich schob die Bügel hoch und zog Rubin hinter mir her zurück zum Putzplatz. Nach dem ich sie abgesattelt hatte, entschied ich mich, sie noch ein bisschen zu verwöhnen. Während ich ihr übers Fell bürstete, dachte ich wieder an den bevorstehenden Besuch auf dem Welshponygestüt Kaiser. Meine Knie zitterten ordentlich wenn ich daran dachte. Woher hatten die beiden bloß meine Handynummer gehabt? Das war wohl die Frage, die mich momentan am meisten beschäftigte. Woher bloß? Nach ungefähr zehn Minuten Verwöhnen; tat ich die Bürste zurück in den Putzkasten und band Rubin ab. Wir machten uns auf den Weg zum Stutenstall. Dort stellte ich Rubin ihn ihre Box.
�Tschüss Süße�, verabschiedete ich mich und strich ihr über die Nase. Wieder spürte ich wie sehr ich sie liebte. Sie war einfach das Tollste, was mir je passiert war.

Und jetzt war das Zottelchen an der Reihe. Mein langmähniges Pony stand bereits am Zaun des Offenstalls als ich mit dem dunkelgrünen Halfter zu ihm kam.
�Na du?�, fragte ich freundlich, und streichelte ihm die Nase. Er war einfach so süß mit seiner ewig langen Mähne. Diese machte seinem Namen allerdings alle Ehre. Sie hing in Zotteln und verklebt den Hals herunter. Damit würde ich sicher Arbeit haben� Trotzdem zog ich ein Leckerli aus der Tasche und hielt es ihm vor die Nase. Er nahm es mit seinen weichen Lippen vorsichtig aus meiner Hand.
�Heute wirst du mal longiert�, meinte ich.
Ich zog ihm das Halfter über die Nase und wir machten uns auf den Weg zum Putzplatz. Momentan stand dort niemand, weswegen ich überall Platz hatte. Ich machte vorsichtshalber mal eine Sicherung in den Knoten, da Zottel sich gerne selber losband� nachdem ich das alles erledigt hatte, begann ich mit dem Putzen. Das versprach ziemlich Arbeit zu werden. Überall war das Fell verklebt und eklig.
�Du Ferkel��, bemerkte ich liebevoll, während ich mich durch das Fell arbeitete.
Als ich endlich alles sauber hatte, musste ich mich an die Mähne machen. In einer Hand hatte ich den Kamm und begann mit der ersten Strähne. Es klebte verzottelt und ich fluchte vor mich hin. Nach fünf Minuten war ich gerade mal mit der Strähne fertig. Als ich die Mähne durchhatte, fühlte es sich an, als würden meine Arme abfallen. Sie waren so richtig taub. Ich holte den Kappzaum und die Longe. Mal gucken ob er sich an der Longe genauso gut benahm, wie bei der Bodenarbeit. Ich führte ihn neben mir her zum Roundpen. Dort öffnete ich das Tor und wir gingen rein. Das Zottelchen ging brav außen rum. Erstmal musste er sich sowieso warmlaufen. Wieder mal fing mein Handy an zu klingeln. War heute Handy-Klingeltag? �Saskia ruft an�, verkündete das Display. Aufgeregt ging ich ran.
�Hey Sassi!�, rief ich.
�Hi Julchen�, gab meine große Schwester zur Antwort.
�Und? Ist es weiter schön in Island?�, erkundigte ich mich.
�Jaa� klar��, Sassi klang nicht so glücklich.
�Was ist denn?�, fragte ich besorgt.
�Julchen� du wirst Tante�, sagte sie ruhig. Erst verstand ich ihre Worte nicht. Ich? Tante? War Sassi etwa�
�Bist du schwanger?�, platzte ich heraus.
�Ja.� Kam es zurück. Ich schluckte. Sassi? Ausgerechnet Sassi war schwanger? Das musste ich erstmal verstehen� aber eigentlich war es ja schön�
�Hast du es Mama und Papa schon gesagt?�, wollte ich wissen. Denn mir war klar, obwohl meine Eltern wirklich liebe Menschen waren, würde das für sie ein harter Brocken werden.
�Nein� ich traue ich mich nicht��, ich hörte an ihrer Stimme, dass Sassi beinahe heulte.
�Oh��, antwortete ich. Was sollte man zu so etwas sonst sagen?
�Ich glaube, ich warte noch ein bisschen��
�Von wem denn überhaupt?�, erkundigte ich mich.
�Den kennst du nicht� von Tobias��, flüsterte Sassi.
�Und freust du dich überhaupt nicht?�, wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, hätte ich mich sicher gefreut. Aber auch nervös gewesen wäre ich�
�Doch, schon. Tobi freut sich auch, aber wir müssen doch in ein paar Monaten wieder nach Deutschland zurück� und dann muss ich nach� nach Hause��
�Wieso wir?�, fragte ich. Das �WIR� klang ziemlich vertraut�
�Er ist zum einen auch aus Deutschland, zum anderen wird er mich nicht allein lassen.� Sassis Stimme klang fest.
�Hier in der Nähe von uns� in Leightning gibt es ein tolles Hotel�, schlug ich vor, da mir klar war, dass meine Schwester das Ganze nicht so schnell unseren Eltern erzählen wollte. �Und du behauptest einfach du gehst mich für einige Zeit besuchen. Im wievielten Monat bist du überhaupt? Und seit wann weißt du es?� Das waren die Fragen die mich am meisten interessierten.
�Ich weiß es erst seit ein paar Stunden. Und ich bin im sechsten Monat.�
�So weit schon?�, ich verschluckte mich beinahe an meiner Spucke.
�Ja��, antwortete sie.
�Weißt du schon was es wird?�, das war die nächste Frage.
�Ja. Drei Mädchen.�
Ich sah Sterne. �Drei? DREI?� Gut, dass war zu viel.
�Jupp, drei.�
�Oh�, keine Ahnung wie oft ich das in diesem Gespräch schon gesagt hatte.
�Du Süße, ich muss jetzt noch ein bisschen hier in der Küche helfen, wir sprechen uns mal wieder ja?�, ich spürte das Sassi mich nur nicht merken lassen wollte, dass etwas nicht stimmte.
�Okay. Tschüss�, verabschiedete ich mich.
�Bis bald.�

So, dass musste ich jetzt erstmal schlucken. Nicht nur, dass meine Schwester schwanger war. Auch, dass sie drei Kinder bekommen würde. Drei. Kamen Drillinge nicht eher selten vor? Wurde es vielleicht je mehr Kinder umso gefährlicher? Viele solcher Fragen schossen mir durch den Kopf. Aber eigentlich war es doch voll schön oder? Ich wurde immerhin tatsächlich Tante. Tante von drei Mädchen� erst jetzt fiel mir wieder auf, dass ich ja eine Longe in der Hand hielt.
�Sorry Zottelchen� ich hab dich ja ganz vergessen�, flüsterte ich beschämt.
Zum Glück war mein Shettylein so brav geblieben. Zum Lohn für ihn entschied ich mich, mich jetzt nur noch auf ihn zu konzentrieren. Ich schnalzte mit der Zunge und trieb ein wenig mit der Peitsche. Gehorsam trabte er an. Er war das longieren also gewöhnt. Seine Mähne wippte leicht auf und ab. Nach ein paar Runden ließ ich ihn angaloppieren. Er warf kurz mit dem Kopf und setzte sich dann in einen ruhigen Galopp. Ich spürte einen Anfall von Zärtlichkeit. Wie er da so niedlich hüpfte und sich alle Mühe gab es mir recht zu machen wie ich es wollte. Er war einfach der tollste Ponywallach, den man sich wünschen konnte. Nach ein paar Runden im Trab und Galopp ließ ich ihn zu mir in die Mitte kommen um die Hand zu wechseln. Auch auf der anderen ging er schön. Aber irgendwie merkte ich ihm an, dass er lieber etwas anderes gemacht hatte. Da kam mir eine Idee. Da ich sehr klein war (nur 1,57 Meter) und recht leicht, passte ich ja eigentlich noch recht gut auf Shetlandponies, na ja zumindest halbwegs. Natürlich nicht zum ernsthaften Reiten, nur zum Spaß rumjuckeln. Und meinen Helm trug ich ja auch noch� Ich baute aus einem Führstrick ein paar Zügel und ließ in dann ruhig stehen bleiben.
�Das war mal wieder eine typische Julia-Idee�, dachte ich noch, als ich auf mein Shetty zu rannte. Aber Zottel schien es zu interessieren. Freundlich blickte er mich an, als ich in die Mähne griff und meine Beine in die Luft warf. Nun, ich hatte den Schwung für ein Connemara-Pony gehabt. Sehr elegant purzelte ich auf der anderen Seite wieder in den Sand.
�Verdammt�, fluchte ich. Das war vielleicht peinlich. Unsicher sah ich mich um. Hatte mich jemand gesehen. Nein zum Glück nicht. Diesmal blieb ich neben Zottel stehen und schwang mich hoch. Das klappte zumindest. Mit beiden Beinen drückte ich energisch. Brav trat er an. Aber irgendwie kam ich mir ein wenig zu groß vor. Jedenfalls baumelten meine Füße bis kurz unter den Sprunggelenken. Trotzdem fühlte es sich toll an. Schließlich saß ich zum ersten Mal auf meinem Pony. Außerdem war es doch auch ein bisschen lustig. Mit einem leichten Schnalzen brachte ich ihn zum antraben. Dabei musste ich mich schon ziemlich an der Mähne festklammern. Denn kleine Ponies sind leider beim Trab immer etwas hoppelig. Ich spürte die Körperwärme, die sich von ihm auf meinen Körper übertrug. Es fühlte sich einfach toll an, bis auf das Gehoppel. Vielleicht ging Galopp ja besser. Ich gab die Galopphilfen. Er schnaubte kurz und war gleich im Galopp. Es war einfach toll. Mit weiten Sprüngen jagte er unter mir dahin. Trotzdem war er leicht zu halten und gehorsam. Nach einiger Zeit parierte ich durch. Gerade kam Lucy zum Roundpen.
�Was machst du denn da?�, erkundigte sie sich grinsend.
�Reiten, sieht man doch�, antwortete ich trocken¬.
�Auf Zottel?�
�Jup�, gab ich lachend zurück.
�Warte kurz, ich komme gleich�, Lucy machte sich joggend auf den Weg zum Stutenstall. Was wollte sie denn jetzt machen? Verwundert sah ich ihr hinterher. Keine fünf Minuten später hatte ich die Antwort darauf. Lucy kam mit A Princess am Halfter zum Roundpen zurück. Den Führstrick hatte sie zu Zügeln gebunden.
�Das Prinzesschen braucht mal wieder Bewegung�, bemerkte sie, während sie von einem der größeren Steine die hier herumstanden auf den Rücken der Scheckstute stieg. �Und da dachte ich, leiste ich dir mal ein bisschen Gesellschaft.�
�Super�, ich lachte und wir ritten ein bisschen nebeneinander herum. Nach einiger Zeit schien Lucy das allerdings zu langweilen.
�Wollen wir nicht ein bisschen auf die Rennbahn? Oder fliegst du beim Galoppieren?�, erkundigte sie sich.
�Ne, fliegen natürlich nicht� aber Rennbahn� ich meine ich reite zum ersten Mal ohne Sattel auf Zottel��, versuchte ich Lucys Idee zu stoppen.
�Ich reite auch zum ersten Mal auf Princess. Und außerdem bleibt Zottel sowieso ruhig.� Versuchte sie mich zu überzeugen.
�Meinetwegen��, antwortete ich.

Du lässt dir zu viel gefallen Julia! Schimpfte ich mit mir selber, als ich neben Lucy in Richtung der großen Ovalbahn ritt. Nervös umklammerte ich Zottels Mähne. Aber als Feigling wollte ich nun auch wieder nicht da stehen. Außerdem war mein Pony ja sowieso brav.
�Du musst nicht�, sagte Lucy dann plötzlich, als sie mein ängstliches Gesicht sah.
�Ich will aber�, antwortete ich mit einem kurzen Entschluss. Das Schlimmste was passieren konnte war, dass ich runterflog und das war mir ja schon öfter passiert.
�Umso besser�, Lucy und ich lachten. Dann ritten wir auf die Ovalbahn. Zottel blieb völlig entspannt. Eigentlich machte schneller Galopp ja Spaß. Lucy ließ Princess antraben. Ich war froh, dass wir kein Rennen reiten würden. Denn dann wäre ich echt geliefert. Sanft trabte ich Zottel jetzt auch an. Es hoppelte wie vorhin schon ziemlich... Wir ritten eine Runde im Trab, dann sah ich wie Lucy ihr Bein nach hinten legte. Verkrampft klammerte ich mich fest. Wieso hatte ich eigentlich solche Angst? Fragte ich mich plötzlich. Wenn auch Lucy das konnte, konnte es doch nicht so schwer sein. Leicht ließ ich wieder locker und gab Zottel ebenfalls die Galopphilfen. Lucy war schon recht weit vorne. Zottel blieb ruhig und langsam beruhigte ich mich. Er sprang gehorsam an und eigentlich war es genauso wie im Roundpen. Lucy gab zwar ein bisschen mehr Gas, aber mein Zottelchen blieb ruhig. Schließlich gab ich ihm doch mehr Zügel. Er beschleunigte blitzschnell. Ich fühlte mich wie eine Amazone. Es war wunderbar sich so hoch oben vorzukommen. Zottels Rücken war wie ein Thron, von dem ich auf die Welt herunterschauen konnte. Dabei war mein Pony doch gar nicht so groß� aber das war mir in dem Moment egal. Ich verließ mich ganz auf die flotten Galoppsprünge. Auch Lucy schien vorne einfach nur glücklich zu sein. Nach einiger Zeit ließ ich mein Pony durchparieren. Lucy kam von hinten und bremste auch ab.
�Und? War es so schlimm?�, erkundigte sie sich fröhlich.
�Nein�, meinte ich einfach nur glücklich.
Wir ließen die Zügel lang und ritten im ruhigen Schritt nebeneinander her. Schließlich mussten sich die Ponies doch vom Atem her ein bisschen beruhigen. Ich flog Zottel um den Hals. Er war einfach ein Superpony. Genauso wie Rubin� Nach zwei Runden über die große Ovalbahn schwangen wir uns aus dem Sattel. Lucy ging mit Princess zu den Stutenställen und ich führte Zottel zum Putzplatz.
�Du bist super mein Zottelchen�, sagte ich lächelnd und lösten den Führstrick und den Kappzaum von seinem Kopf. Den Führstrick brachte ich wieder dorthin, wo ich ihn hergeholt hatte und den Kappzaum hängte ich zurück in meinem Spind. Als ich mit Zottel vorm Offenstall stand, musste ich den Kleinen einfach noch mal umarmen.
�Du warst super heute�, flüsterte ich. Dann löste ich das Halfter um mich auf den Weg zu Stripes machen zu können.

Mit dem Nylonhalfter in der Hand, machte ich mich auf den Weg zum Hengststall. Dort, in der ersten Box stand mein Zebra. Es streckte neugierig den Kopf heraus, als ich kam und ich musste lachen. Er war so süß�
�Guten Tag Pyjama-Pony�, begrüßte ich mein Zebra. Stripes sah mich fragend an. Na ja, kein Wunder woher sollte er auch wissen, dass er mit Pyjama-Pony gemeint war. Brav wie schon gestern ließ er sich aufhalftern und auf die Stallgasse führen. Ich band ihn beidseitig an und begann mit der Putzerei. Er war wirklich nicht schmutzig, aber ich liebte es einfach, die schwarzen Streifen entlang zu putzen. Während ich mit der Wurzelbürste seine lustige Mähne bearbeitete, dachte ich wieder an Sassi. Drei Kinder sollte sie bekommen� von einem Mann, den nur sie kannte und der Rest der Familie nicht. Wann würde sie es unseren Eltern erzählen? Erst wenn sie die Kinder hatte, oder schon früher? Wo würde sie zuerst unterkommen wollen? So viele Fragen wirbelten mir durch den Kopf, so dass ich vollkommen durcheinander kam� Kurz darauf war ich fertig mit dem Putzen. Was sollte ich heute mit Stripes machen? Schließlich entschied ich mich für ein wenig Bodenarbeit. Bodenarbeit konnte nie schaden. Und die Halle war ja gerade frei. Also, wieso nicht? Ich führte Stripes neben mir her in die Reithalle. Ein wenig komisch kam ich mir schon vor, wie ich da mit meinem gestreiften Zebra, was ich auch liebevoll Pyjama-Pony nannte, über den Hof ging. Aber es war doch schön, mal was ganz Außergewöhnliches zu haben. Außerdem konnte man Stripes sogar reiten. Das hatte mir die Tierheimbesitzerin erzählt, als ich ihn abgeholt hatte. Ein Zebra reiten. Wenn ich nur daran dachte, hatte ich schon Lust mich auf Stripes Rücken zu schwingen. Es würde sicher super werden, mal auf ihm zu reiten� Ausritte mit einem Zebra� Ich war ja so froh, dass ich mich, als ich vorgestern das Tierheim betreten hatte nicht für den Hahn, der mir auch aufgefallen war entschieden hatte. Stripes war einfach so niedlich und süß�

In der Halle angekommen baute ich erstmal ein paar einfache Übungen auf. Ein Labyrinth, einen Stern und einige Trabstangen. Stripes schien davor keine Scheu zu haben. Trotzdem führte ich ihn erstmal vom Hindernis zu Hindernis, damit er sich alles gut anschauen konnte. Dann fingen wir mit dem Labyrinth an. Ich nahm die Gerte in die eine Hand, mit der anderen hielt ich den Führstrick fest.
Langsam führte ich mein Zebra hinein. Bald kam schon die erste Kurve. Mit Gerte und Hand versuchte ich ihn dort durchzuführen. Gehorsam trat er neben mir her und wir hatten die erste Kurve überwunden. Lobend klopfte ich dem Kleinen den Hals. Dann ging es weiter mit dem Stern. Dieser war nun schon keine so einfache Übung mehr. Trotzdem führte ich Stripes ruhig neben mir her direkt darauf zu. Brav ging er hindurch. Ein paar Mal stieß er zwar an, aber ansonsten klappte alles wunderbar. Als wir es zum dritten Mal absolvierten, schaffte er es auch schon fehlerlos durchzukommen. Dann ließ ich ihn neben mir antraben. Energisch zupfte ich am Halfter und wir trabten nebeneinander erst einmal nur eine Runde. Dann führte ich ihn auf die Trabstangen zu. Brav schnaubte er kurz vorher, dann schafften wir es fehlerlos rüber zu kommen. Nachdem wir alles noch ein paar Mal wiederholt hatten, räumte ich schnell die Stangen weg und führte Stripes dann wieder in Richtung Stall. An der Box angekommen, ließ ich ihn herein laufen. Was mochte er wohl lieber? Karotten oder Leckerlis? Nachdenklich zog ich eines der Leckerlis aus der Tasche. Stripes schnappte es mir sofort weg. Mit der Karotte ließ er sich mehr Zeit. Damit war wohl klar, was er lieber mochte�

Laura und Flora kamen mir bereits entgegen, als ich den Stall verließ.
�Sorry, dass ihr so ewig warten musstet� es hat doch ein wenig gedauert��, entschuldigte ich mich zerknirscht.
Flora musste lachen. �Kein Problem. Diesmal reißen wir dir noch nicht den Kopf ab.�
�Nur diesmal?�, antwortete ich gespielt zweifelnd.
�Ja, nur diesmal�, drohend wedelte Laura mit dem Zeigefinger. Wir lachten uns alle halb tot.
�Gut, wie wäre es, wenn wir jetzt alle unsere Pferde holen würden und uns dann am Putzplatz treffen�, schlug ich vor.
�Prima!�, antwortete Flora und machte sich schon auf den Weg zum Stutenstall. Auch Laura ging zu ihrem Kaboom. Ich holte aus der Sattelkammer ein passendes Halfter für Crazy Beautiful. Die Westernpferde standen noch auf der Koppel, weswegen ich ein bisschen weiter gehen musste als die anderen. An der Koppel der Westernpferde angekommen, sah ich mich erstmal um. Sofort fiel mir die Dunkelfuchsstute auf. Sie war der einzige Fuchs von allen, und ein sehr hübsches Pferd. Aber noch ein anderes Pferd fiel mir auf. Besser gesagt ein Pony. Und ich hatte das Gefühl ein Pfeil durchstoße mein Herz.
�African��, flüsterte ich. Das Pony sah genauso aus wie meine alte Reitbeteiligung. Weiß mit braunen Punkten, vielleicht 1,35 Meter groß und eine Wuschelmähne. Große, schwarze Augen. Aber beim genaueren Hinsehen, fiel mir zudem auf, dass das Pony eine Stute sein musste. Trotzdem� der Pfeil in meinem Herzen gab nicht nach. Es schnürte mir die Kehle zu. So etwas hatte ich das letzte Mal gespürt, als ich Rubin gesehen hatte� hatte ich mich etwa schon wieder in ein Pony verliebt� so viele Tiere konnte ich doch gar nicht bewegen� leise hockte ich mich halb an den Boden und streckte die Hand vor. Die anderen Pferde waren nicht interessiert an mir. Aber das Pony kam auf mich zu geschlichen. Neugierig streckte es den Kopf vor und stellte die Ohren nach vorne. Sanft fuhr ich über das samtweiche Maul. Da war es um uns beide geschehen. Aber, ein drittes Pferd?
�Na, wie heißt du denn?�, erkundigte ich mich freundlich. Natürlich war mir klar, dass es nicht antworten würde� aber� ich konnte ja nachher fragen. Sanft legte ich meine Hand auf die Stirn meines Ponys. Moment! Wieso sagte ich meines Ponys? Das Pony gehörte mir doch überhaupt nicht. Von einer plötzlichen Heftigkeit überrascht wirbelte ich herum und machte mich, ohne mich umzudrehen auf den Weg zu Crazy Beautiful. In meinem Rücken spürte ich die traurigen Blicke. Am liebsten hätte ich mich umgedreht und sie weitergekrault. Aber ich spürte, dass ich das einfach nicht konnte. Denn das Pony würde mir nie gehören, und ich hatte ein seltsames Gefühl. Ich konnte nicht umdrehen. Stumm zog ich Crazy das Halfter über und ging mit ihr zum Tor. Wieder ohne mich umzusehen. Ich ging in Richtung Hof. Ohne mich umzusehen. Erst als ich mein Pferd neben Kaboom und Nugat anband, spürte ich wie furchtbar falsch ich gehandelt hatte. Ich hätte mich umdrehen müssen. Wieso war ich überhaupt so heftig geworden? Vorher war ich doch so gut mit der Kleinen ausgekommen�

Während wir putzten, stand Crazy Beautiful brav still. Sie schien ein gehorsames Pferd zu sein.
�Wollen wir am Strand entlang reiten?�, fragte Flora nebenbei in die Runde.
�Au ja!�, ich brannte darauf mal einen Galopp am Strand zu erleben.
�Super�, stimmte auch Laura zu.
Wir bürsteten gründlich weiter. Crazy sah mich neugierig an. Auch wenn sie ein nettes Pferd war, war sie nicht so sehr mein Fall. Auch aufgrund ihrer Größe� das Pony von vorhin passte viel besser zu mir� aber okay� mit dem hatte ich es mir ziemlich verdorben. Außerdem hatte ich genug Pferde. Aber dieses Pony� entschlossen schob ich die Gedanken aus meinem Kopf. Ich hatte zwei Ponies und ein Zebra, die jeden Tag bewegt werden wollten. Das reichte. Nach zehn Minuten war ich fertig mit dem Striegeln. Laura hatte meinen Sattel und die Trense schon gebracht. Mit Schwung wollte ich den Westernsattel auf Crazys Rücken platzieren. Aber daraus wurde nichts. Schon als ich ihn nur anheben wollte, brach ich fast zusammen. Der war ja eklig schwer! Vorsichtig schob ich ihn nun auf den Rücken. Das Auftrensen ging leichter. Sie nahm den Kopf brav herunter und ich konnte die Westerntrense locker überstreifen. Dann war ich endlich fertig. Laura und Flora standen schon abwartend da.
�Jetzt können wir los�, meldete ich.
Wir gurteten nach und ich setzte einen Fuß in den Steigbügel. Es fühlte sich ein wenig ungewohnt an, in dem Sattel mit der breiten Auflagefläche. Aber irgendwie auch angenehm. Ich wusste, dass ich die Zügel lang lassen musste und wir verließen im ruhigen Schritt den Hof.

Erstmal ging es ein kleines Stück durch Apfelberg. Crazy war wirklich ein einfaches Pferd, das sich leicht zügeln ließ. Ganz vorne ritt Laura auf Kaboom, Flora folgte mit Nugat und ich kam als letzte.
Während ich am langen Zügel entspannt im Sattel saß, dachte ich noch mal über meine Verabredung heute um halb fünf nach� da war als erstes Mal die Kleiderfrage. Was sollte ich anziehen? Wenn es ein Reitstall war, musste ich auf jeden Fall Reitstiefel anziehen. Wieso dachte ich eigentlich über so etwas nach? Im Stall trug man Stallklamotten und die hatte ich schon an. Seit wann interessierte ich mich was ich anziehen wollte? Eigentlich war das doch egal. Aber wenn ein überaus gut aussehender, junger Mann namens Nicolas dabei war. Damit war es klar. Ich war voll verknallt� aber wieso? Ich hatte Nicolas doch gerade mal zwei Mal getroffen�

�Wieso? Wieso? Wieso?�, war alles was in diesem Moment in meinem Kopf herumging. Wieso hatte ausgerechnet ich mich verknallt? Ich, die noch nie an Jungs interessiert gewesen war� Wieso ich? Woran spürte man überhaupt, wenn man sich verknallt hatte? Vielleicht täuschte ich mich auch. Vielleicht war ich gar nicht verknallt. Zehn Minuten später kamen wir an den Strand. Zum allerersten Mal sah ich den Strand von Leightning und Apfelberg. Ich hatte es so vermisst� früher waren ich und meine Familie jede Ferien an die Ostsee gefahren. Aus dem Grund war ich furchtbar glücklich, endlich wieder das Meer zu sehen. Schaumkronen überschlugen sich und machten schön und gurgelnde Geräusche. Der Sand war weich und unberührt. Von oben sah alles so ruhig und sicher aus. Auch Flora und Laura, die vorhin ohne Pause geplappert hatten, waren nun still. Verzaubert von der Schönheit. Verzaubert. Sonst konnte man nichts sagen. Kein anderes Wort passte. Außer �Verzaubert.� Langsam ritten wir die Dünen herunter. Eine leichte Brise wehte und ließ unsere Haare nach hinten wehen. Crazy Beautiful war entspannt und im Westernsattel saß ich sowieso sicher und bequem. Als wir alle unten waren, trabte Laura vorne an. Crazy hatte wohl den weichsten Trab der Welt. Aber das kam bei Westernpferden ja oft vor. Als der Sand ein wenig härter wurde, gab Laura die Galopphilfen. Und Kaboom machte seinem Namen alle Ehre. Er explodierte buchstäblich. Laura ging mutig in den leichten Sitz und ihr schien es Spaß zu machen. Aber Nugat wollte sich nicht abhängen lassen. Auch sie sauste mit Flora los. Und da wollte Crazy natürlich nicht hinten bleiben. Im Westernsattel konnte ich zwar nicht in den leichten Sitz, aber das schien ihr völlig egal zu sein. Jeder Reiter, der schon mal am Strand entlang gefetzt war, kannte dieses Gefühl. Ich hörte nur die donnernden Hufe unter mir, sah den Strand an mir vorbeifliegen und alle Gedanken an Nicolas, das Pony und Sassi wurden aus meinem Kopf geblasen. Ich fühlte nur Galopp, Galopp, Galopp. Das Einzige was mir den Spaß ein bisschen verdarb, war, dass Nugat mir leider lauter Sand ins Gesicht schleuderte. Ich wünschte mir nichts anderes, als das der Strand niemals endete�

Aber jedes Glück hat ein Ende. Auch das Reiterglück. Am Ende vom Strand parierte Laura vorne durch. Dann Flora und dahinter Crazy und ich. Laura wendete Kaboom und grinste uns an.
�Na? Wie hat es euch gefallen?�
�Superduperobertoll!�, meinte ich. Flora nickte nur zustimmend.
Und um mein Herz wurde es plötzlich leichter. Alles, was mich schon den ganzen Tag bedrückt hatte, war wie weggeblasen. Was Galopp doch nutzen konnte� langsam ritten wir die Dünen hoch. Der leichte Wind der aufgekommen war, ließ die Mähne wehen. Aber mit dem gemütlichen Schritt kamen auch die Gedanken an das Pony zurück. Es sah African so ähnlich� das gab es nicht noch mal� waren die beiden vielleicht irgendwie miteinander verwandt? Über diesen Gedanken brütend ritt ich hinter den anderen in Richtung Hof.
�Julia, jetzt sag uns doch was los ist. Du bist die ganze Zeit still, dass ist nicht mehr normal�, platzte Flora plötzlich heraus.
�Ich denke nur über so viel nach�, antwortete ich vage.
�Und über was?�, auch Laura mischte sich jetzt ein.
�Darüber, was alles in nächster Zeit passieren wird�, gab ich genervt zurück. Was ging die beiden meine Privatsphäre an?
�Schon gut! Wir wollten ja nur helfen!�, gab Laura wütend zurück.
Endlich schienen Flora und Laura es kapiert zu haben und gingen wieder zu ihren Gesprächsthemen über. Waren sie jetzt sauer auf mich? Sie hatten doch angefangen. Zum Glück erreichten wir bald den Hof. Mit Schwung saß ich ab und führte Crazy direkt zum Putzplatz.
�Du bist toll�, lobte ich sie und streichelte ihr über die Stirn.
Dann trenste ich erstmal ab. Die anderen sprachen nicht mit mir. Man, jetzt hatte ich es mir gleich mit dreien verdorben. Eigentlich tat mir die wütende Abweisung von vorhin schon Leid� aber mich jetzt entschuldigen� ich wusste gar nicht wieso, aber ich bekam kein entschuldigendes Wort über die Lippen. Außerdem wusste ich doch gar nicht, ob sie wirklich sauer waren�

Wenig später führte ich Crazy neben mir zurück zur Koppel. Laura und Flora hatten immer noch nicht mit mir gesprochen. Beleidigte Leberwürste. An der Koppel angekommen, öffnete ich das Tor und drehte Crazy um. Dann löste ich das Halfter und wollte wieder zurückgehen. Ich spürte einen sanften Stups von hinten. Wie automatisch drehte ich mich um. Vor mir stand das Pony. Vorsichtig hockte ich mich hin und strich über die Nase.
�Tut mir Leid�, flüsterte ich. �Das ich eben so heftig geworden bin��
Aber die Kleine schien mir schon verziehen zu haben. Jedenfalls wollte sie nur noch mehr gekrault werden. Wenn es doch mit Menschen auch so einfach wäre. Es tat mir inzwischen schon Leid, dass ich so empfindlich reagiert hatte. Aber irgendwie, ich war nervös wegen Nicolas, aufgeregt wegen Sassi und traurig wegen dem Pony gewesen. Zumindest Letzteres hatte ich ja jetzt besiegt� und heute Abend, ja heute Abend würde ich mich auch bei Laura und Flora entschuldigen. Und wegen Nicolas� ein Schauer lief mir über den Rücken. Woher hatten die beiden meine Handynummer gehabt?
Um Gottes Willen! Es war ja schon Viertel vor Vier und um halb fünf war ich verabredet. Jetzt musste ich aber mal heim�
�Honey!�, rief ich laut über den Hof.
Nach einer halben Minute kam auch schon meine Golden Retrieverhündin zu mir und wir machten uns auf den Weg nach Hause.

�Welshponygestüt Kaiser � hier tanzen Hufe Ballett�
Versprach der Header der Website. Auf der Startseite sah man sofort Nicolas und Lotte. Die beiden saßen auf hübschen Ponies und lächelten in die Kamera. Wieder machte mein Herz einen Sprung, als ich Nicolas sah. Wieso passierte das eigentlich? Nun gut, er war wirklich hübsch mit seinen freundlichen Augen� aber� langsam scrollte ich herunter. Ganz unten, unter einem Trennstrich stand die Adresse:
Wolkenstraße 15 in Leightning.
Okay, soweit ich wusste gab es direkt in der Wolkenstraße eine Bushaltestelle. Also, kein Problem. Meine Reitsachen hatte ich noch an und Honey lag sowieso schon die ganze Zeit neben mir. Ohne die würde ich da nämlich sicher nicht hingehen. Dann musste ich mich jetzt aber mal auf den Weg machen. Ich stand auf und nahm Honey an die Leine. Dann hüpfte ich in meine Reitstiefel. Meine Jacke warf ich mir nur halb über.

An der Bushaltestelle war ich die einzige die wartete. Also hatte ich den ganzen Platz in dem Bushaltestellenhäuschen. Und begrüßt wurde ich gleich von dem üblichen Bushaltestellengeruch. Ich glaube jeder kennt den Geruch. Es stank nach einer Mischung aus Dauerwurst, Käsefüßen und ausgespucktem Pfefferminzkaugummi. Eklig! Honey rollte sich vor meinen Füßen zusammen, während ich auf der Bank saß. Der nächste Bus der nach Leightning fuhr, sollte in zwei Minuten kommen. Das hieß, ich hatte zumindest keine so ewige Wartezeit. Genau pünktlich, was bei Bussen seltener vorkommt, hielt der Bus hart bremsend mit einem Puffen vor der Bushaltestelle. Ich stand auf und lief über die hohen Stufen, die Busse bekanntlich ja immer hatten, hinein. Honey folgte mir gehorsam und ich ließ mich auf einen der vordersten Plätze fallen. Kurz darauf fuhr der Bus an. Nervös umklammerten meine Hände den Sitz. Das lag nicht nur an meiner Panik vorm Bus fahren, sondern auch an der Nervosität wegen meinem folgenden Besuch. Ich versuchte nicht über die Sache mit der Handynummer nachzudenken, aber es gelang mir nicht. Immer wieder schlich sich die Frage in meinen Kopf�

Trotzdem war ich erleichtert, als der Bus an der Haltestelle �Wolkenstraße� hielt. Denn wer nicht gerne Bus fährt, ist immer glücklich wieder lebendig heraus zu kommen. Ich sah mich um. Es war eher eine Nebenstraße und hier reihten sich Häuser eng aneinander. Als wollten sie miteinander kuscheln. Ganz hinten an der anderen Seite der Straße sah ich mehrere Stallungen. Ich nahm Honeys Leine kürzer und ging mit langsamen, kurzen Schritten auf den Hof zu� Honey war völlig entspannt, aber zum ersten Mal übertrug sich das nicht auf mich� dann stand ich vor dem weißen Tor. Meine Hand zitterte und am liebsten wäre ich umgekehrt. Aber, ich war ja kein Feigling. Energisch drückte ich die Klinke herunter und trat ein. Es konnte ja nichts passieren. Woher kam überhaupt diese Scheu? Ich schob alle ängstlichen Gedanken aus meinem Kopf. Dann ging ich auf das Hofhaus zu. Vorne links sah ich erstmal einen Dressurplatz. Daneben war ein Grasstreifen wo man die Pferde wohl grasen lassen konnte. Direkt an den Platz angereiht war eine Halle. Sie war nicht furchtbar groß, aber dafür war der Platz doppelt so groß. Gegenüber der Halle war der Putzplatz. Dort war ein wunderhübscher Schimmelhengst angebunden. Langsam ging ich auf ihn zu. Es war ein wunderschönes Tier. Weiß wie Schnee, aber mit schwarzer Wuschelmähne. Die Augen waren pechschwarz und leuchteten. Nur ein wenig verschwitzt war es. Eine junge Frau kam mit einer roten Decke zu uns.
�Hallo!�; begrüßte sie mich freundlich. �Du bist Julia oder?�
�Ja, und du Lotte?�, alle meine vorherige Scheu war verschwunden.
�Jup, Nicolas ist gerade noch Futter kaufen. Er wird aber sicher so in zehn Minuten kommen.�
�Okay, und wer ist das?�, ich deutete auf den Schimmel.
�Liebesprinz. Prinz genannt, er ist unser bester Zuchthengst�, antwortete Lotte.
�Cool!�, freute ich mich.
�Wir zeigen dir heute nur die Zuchthengste und Stuten okay?�
�Klar.� Jetzt musste ich mal langsam meine Frage stellen. �Woher hattet ihr eigentlich meine Handynummer?�
Lotte wurde leuchtend rot. �Ich wusste, dass wir dich erschrecken. Aber Nicolas hat darauf bestanden. Wir haben wegen Zucht und Pferdeverkauf, Kontakt zu Nightwing, zu Lucy um genau zu sein. Die hat doch alle Handynummern. Nach langem Betteln und Flehen, hat sie sie Nicolas gegeben.� Erklärte sie und setzte noch ein �tut mir wirklich Leid� dazu.
Ich aber atmete auf. So einfach war das also. Im gleichen Moment bog ein großes, blauer Van um die Ecke. Der junge Mann mit den braunen Augen saß darin. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Er war so süß�

�Hallo Julia�, begrüßte Nicolas mich gleich.
�Hey��, flüsterte ich leise. War ich irgendwie heiser? Bei Lotte hatte ich doch auch lauter sprechen können�
�Ich würde sagen, wir fangen gleich mit dem Pferde zeigen an oder?�
�Au ja!�, ich brannte darauf endlich die Ponies zu sehen.
�Dann fangen wir mal mit den Hengsten an. Prinz kennst du ja schon�, bemerkte er. Lotte band den Schimmel ab und ging vor. Der Hengststall lag hinter der Reithalle und war wirklich pferdelieb gestaltet. Es waren riesige Boxen und drangehängt waren Paddocks. Lotte führte Prinz gleich in die erste Box. An der Box war ein schwarzes Schild an dem man die Abstammungen, Rassen, Besitzer und Tierärzte ablesen konnte. Wir gingen zur nächsten Box. Darin stand ein wirklich wunderschöner Rappe mit Blesse. Er schien noch recht jung und frech. Jedenfalls lag das Heunetz am Boden.
�Kasper du Mistvieh!�, rief Lotte. �Schon wieder das Heunetz runter geschmissen!�
Während sie rein ging, erklärte Nicolas mir etwas über das Pony.
�Das ist Kaspar. Er ist gerade sieben geworden und ein richtiger Flegel��
Mir gefiel der Hengst gut. Er hatte so seinen eigenen Charakter. Lotte kam wieder heraus, das Netz in der Hand.
�Der bekommt jetzt nur noch bei der normalen Fütterung�, schimpfte sie. �Schon das fünfte kaputte Netz diesen Monat��
Wir gingen weiter zur nächsten Box. Es war das letzte Pferd in dieser Stallgasse. Ein Fuchs. Ohne Abzeichen und mit niedlichen braunen Augen. An der Box hing ein Schild mit dem Namen: Forever.
Ein, ein bisschen komischer Name wie ich fand, aber ein niedliches Pferd.
�Das ist Forever, der einzige Hengst der mir gehört�, erklärte Lotte.
Das erkannte man, denn als sie kam stieß er ein lautes glückliches Wiehern aus und raste fast gegen die Boxenwand.
�Ja Süßer��, flüsterte Lotte und gab dem Fuchs einen Kuss auf die Nase.
Da wurde ich eifersüchtig. Mich hatte mein Pony umgeschmissen, Lotte wurde dafür mit der Nase freundschaftlich durch die Haare gewuselt. Pah!
�Dann gehen wir jetzt zu den Stuten oder?�, erkundigte sich Nicolas. Ich nickte und wir verließen den Hengststall. Die Zuchtstuten standen sogar in einem Offenstall. Er war sauber und hatte einen gemütlichen Unterstand. Ich bekam immer mehr Respekt vor der freundlichen Pferdehaltung und den hübschen Ponies. Sechs Stuten standen hier.
�Wenn die Fohlen kommen, stehen sie erstmal hier im Stall und im Sommer auf der Koppel. Wenn die Fohlen ein Jahr alt sind, kommen sie zum ersten Mal über den Sommer auf die Jungpferdekoppel, mit vier fangen wir dann mit dem Zureiten an�, erklärte Nicolas.

Das erste Pferd was zum Zaun kam war eine hübsche Apfelschimmelstute.
�Das ist Summertime, ein Traumpony. Die Mutter von Kaspar�, erzählte Lotte während sie mit der linken Hand durch die Mähne der Stute wuselte. Mir gefielen die Pferde hier einfach super. Nicolas lockte eine Rappstute mit ein paar grauen Haaren zum Zaun.
�Pretty Girl, sie ist unser ältestes Pony hier. Schon dreißig Jahre alt. Mit ihr züchten wir nicht mehr�, erklärte Nicolas.
Ich fuhr sanft mit der Hand über die samtweiche Nase.
�Süß�, meinte ich.
Eine Falbstute war Pretty Girl nachgelaufen, traute sich aber nicht zu uns.
�Das ist Waldfee. Sie kommt aus schlechter Haltung und ist sehr schüchtern�, erklärte Nicolas.
Waldfee gefiel mir von den Stuten eigentlich am besten. Sie erinnerte mich an Rubin�
Von hinten kam nun auch eine schicke Fuchsstute.
�Und das ist unsere absolut beste Stute. Summer of Love. Die Mutter von Summertime�, erzählte nun Lotte. Ich sah nach unten. Vor mir saß Honey, ich hatte sie vorsichtshalber an der Leine behalten, denn wer wusste ob der Dobermann hier so gut gesinnt war� Summer of Love war wirklich wunderschön. Zwei Stuten kamen nun auch noch dazu. Die eine war ein Schimmel, die andere eine schöne Braune.
�Und das sind Bella und Luna. Unzertrennlich. Bella ist die Braune und Luna die Weiße, man muss aufpassen, dass wenn man eine von beiden reitet, nicht die andere mit raus rennt�, meinte Lotte.
Ich wurde von Bella und Luna erstmal gründlich untersucht. Die beiden waren toll.

�Ihr habt echt super Ponies�, lobte ich die beid