Inmitten von Schoko Augen und meiner betrunkenden Tante

Kaltes Wasser umstreifte meine Hände. Automatisch bekam ich Gänsehaut. Versunken guckte ich zu wie das Wasser aus dem Hahn plätscherte und im Abfluss verinnte. Nach ein paar Minuten hob ich meinen Kopf und erblickte im Spiegel ein verheultes und tomatenrotes Gesicht. Ich seufzte tief. War das alles richtig so? Zweifel stiegen in mir auf.Was ist wenn mich dort keiner mochte? Wenn ich mit meinem Pferd nicht klarkam? Wenn alles den Bach runterging? Nein!!! sagte ich mir entschlossen! Nein, es ist richtig! Ich atmetet einmal tief durch, wusch mir das Gesicht und ging zu meiner Familie.Heute war mein letzter Abend hier Zuhause. Morgen um diese Zeit werde ich in Apfelberg sein. Fort von meinen Eltern. Fort von meinen Freunden . Und das schlimmste war: ich wäre meilenweit entfernt von Lissi. Sie war mein alter Schäferhündinn. Ich kannte sie schon seit meiner Kindheit. Wie es wohl ohne sie wird? Versunken stieg ich die Treppen rauf zum Wohnzimmer. Meine Eltern hatten eine kleine Abschiedsfete für mich arrangiert. Heute Nachmittag war ich mit Julia Eisessen. Julia war meine Aller Beste Freundin. Ich werde sie so schrecklich vermissen. Nun war ich am Wohnzimmer angekommen .Hinter der Tür hörte ich gedämpfte Stimmen. Eigentlich mochte ich keine großen Menschenmaßen. Mir war es dann immer viel zu voll und zu laut. Meine Eltern wussten das allzu gut. Doch heute war es ihnen egal, denn heute sollte es mein letzter Tag im Elternhaus sein. Und das müsste gefeiert werden. Ich öffnete langsam die Tür. Gott sei dank bemerkte niemand dass ich mich für eine geschlagene halbe Stunde in meinem Bad eingesperrt hatte um den ganzen Kommentaren wie zum Beispiel: „Dass du jetzt ausziehst wir aber jetzt langsam mal Zeit.“ Oder: „ Mein Gott Kind was ist wenn jemand bei dir einbricht?“ Letzteres wäre typisch für meine Tante Gerda. Sie war eine alte Dame die ständig nur von ihrer viel zu dicken Katze oder von den „guten, alten Zeiten“ redete und mir jedes Mal zur Begrüßung feste in die Wangen kniff und sagte: „ Mädchen was bist du wieder groß geworden!“ Doch trotzdem hatte ich sie lieb. Ich konnte mit ihr wirklich über alles reden. Außerdem brachte sie mir immer Schokolade mit. Ich liebe Schokolade. Es hilft einfach gegen alles. Wenn ich Traurig bin, Als Zeitvertreib oder einfach nur so für zwischendurch.Zögerlich betrat ich den Raum. Und wie sollte es auch anders sein kam mir als ersten wankend meine Tante Gerda entgegen. „ Ja Mensch wo warscht du dänn?“
Blubberte meine Tante betrunken. „ Ich ähh. ich musste noch ähh… was erledigen.“ Murmelte ich und wollte mich verdrücken. Bevor ich mich umdrehen konnte hielt mich meine Tante fest. „ Wesste Marie“, sie hickste ein paar Mal. „ das waste da machst wird schon richtisch soin. Mach dir doch net imma so nen Kopf.Und jetzt gehste und amüsierste disch ein bisschen.“ Sie nickte aufmunternd.Ich stimmte ihr zu und versuchte das Beste aus dem Abend zu machen. Morgens wachte ich mit schweren Kopfschmerzen auf. Eigentlich hatte ich vor in meinem warmen Bett zu bleiben, doch dann bemerkte ich mit Schrecken dass ich doch heute umziehe, Es hörte sich so komisch an. Hastig zog ich mich an. Da ich so nervös war zog ich mir zweimal das T-Shirt falsch herum an und im Bad sah ich dann als ich zum wiederholten Mal die Zahnbürste fallen ließ dass ich auch zwei verschiedene Socken anhatte, einen sogar mit Loch. Ich sah auf die Uhr. Halb Neun. Verdammt! Hektisch rannte ich in Richtung Küche. Dabei flog ich über meine Koffer, kugelte die Treppe runter und landete mit einem Krachen vor den Füßen meiner erstaunten Mutter. „ Sag mal Schatz, kannst du mir verraten was du da tust? Wir haben doch erst halb Acht. Du weckst doch alle auf! „ Aber Aber…“ stöhnend rappelte ich mich auf. „ Mein Wecker zeigte mir an, dass es schon halb Neun wäre.“ Meinte ich sichtlich verwirrt. Meine Mutter lachte laut los. „ Mensch bist du doof. Heute wurden doch die Uhren umgestellt. eine stunde zurück.Du hast noch zeit mein Liebling.“ Grinsend schob sie mich in die Küche.Wir beide frühstückten ordentlich lange bevor ich meine letzten Sachen einpackte und mich nach einer langen und leider auch sehr traurigen Verabschiedung von meinen Eltern. Danach beugte ich mich zu meiner hündinn hinunter. Ich fuhr ihr nachdenklich durch die haare. Sie grummelte leise. Die alte Schäferhündinn stupste mich mit der Nase an und schnüffelte in meiner Hosentasche. Ich lächelte und mir stiegen schlagartig Tränen in die augen. „ Am Wochenende komm ich wieder mein Liebling, Ich werde euch oft besuchen.“ Ich knuddelte sie noch einmal ordentlich. Mein Vater schniefte: „ Komm gut an Schatz und melde dich bitte wenn du ankommst.“ Ich wischte mir schnell die Tränen weg und nickte betrübt. Ich stieg langsam in mein Auto. Bis zu meiner neuen Wohnung waren es Vier stunden. Als ich so über die Dörfer fuhr sah ich viele Kinder. Mit Hunden. Sofort dachte ich wieder an Lissi. Da ich allein in meinem Auto war konnte ich ruhig laut anfangen zu heulen. Das tat ich auch. Nach ungefähr 2 Stunden fuhr ich auf einem Rastplatz. Ich ging in einen kleinen Kiosk und bestellte dort einen Kaffee. Als ich auf dem Rückweg war hörte ich eine Stimme. „ Hallo!!! Sie haben ihr Geld vergessen. Hallo !!!“ Verwirrt drehte ich mich um. Direkt vor mir stand ein Mann. Braune Augen, Braune Haare und ein Lächeln zum dahin schmelzen. „ Ich war nach ihnen dran.“ Sagte der Mann grinsend. „ Natürlich hätte ich das Geld behalten können aber so geizig bin ich nun auch wieder nicht.“ Ich blinzelte ihn verwirrt an. „ Äh.. Also ähm..“ Ich war sprachlos und gleichzeitig fasziniert von seinen schokobraunen Augen. Ich wechselte schlagartig die Farbe wie ein erschrockenes Chamäleon. Oder vergleichbar wie eine schüchterne Tomate. Es war mir so peinlich.Doch dann musste ich grinsen weil ich sah wie auch seine Wangen anfingen zu leuchten. Er streckte mir seine Hand entgegen. „ Luca. Luca Brückner.“ Der Typ war echt süß. Wir quatschten noch eine halbe Stunde. Nach einer Weile kam raus dass er in Apfelberg wohnte. Was für ein Zufall, denn genau dort zog ich jetzt hin. „ Ich muss jetzt leider los.“ Ich lächelte verlegen. Wir tauschten noch eben Handynummern aus und er versprach mir sich demnächst zu melden. Den Rest der Fahrt war ich super gelaunt und sang laut im Radio mit. „ Because I’m happy …“Als ich ankam war ich völlig fertig. Nicht nur wegen meiner schiefen Singeinlage. Es war heute soviel passiert. Am liebsten ware ich sofort ins Bett gegangen, doch erst musste ich meine neuen Mitbewohner kennen lernen. Ich war recht aufgeregt als ich vor dem Haus ankam. Meine großen Möbel kamen ein paar Tage vorher an. Am Vortag rief Emilie an. Sie ist eine meiner Mitbewohnerinnen. Sie war sehr nett. Nervös ging ich zur Haustür. Innerlich zählte ich bis Zehn und klingelte kurz.Ein Mädchen mit schwarzen Haaren öffnete mir die Tür und begrüßte mich. „ Toll dass du da bist. Ich bin übrigens Freya. Komm mit ich stell dir Emilie vor. Sie kennst du ja eigentlich schon von eurem Telefonat.“ Freya nahm mich mit in die Küche. Dort wurde ich mit Emilie bekannt gemacht. Sie war sehr schüchtern aber dennoch sehr sympathisch.Die beiden zeigten mir das Haus und erklärten mir alles. Es war noch schöner als ich es mir vorstellte. Helle freundliche Zimmer . Danach setzten wir uns ins Wohnzimmer und quatschten bis in die Nacht. Kurz bevor ich endgültig eingeschlafen wäre sagte ich den beiden dass ich müde wäre und eigentlich noch bei meinen Eltern anrufen müsse. „ Das ist kein Problem. Gute Nacht und bis Morgen.“ Lächelte Emilie.Ich nickte müde und tapste in mein Zimmer. Ich hatte überhaupt kein Lust mit meinen Eltern zu telefonieren doch ich hatte es ihnen versprochen. Und so musste ich mir noch eine halbe stunde das Gerede von Meiner Mutter anhören. Ich glaube wenn ich meiner Mutter nicht gesagt hätte dass ich gerne schlafen möchte hätte sie mir bis zum nächsten Morgen vorgetragen wie traurig sie doch ist. Als ich völlig übermüdigt ins Bett fiel dachte ich an den nächsten Tag. Ich sollte Morgen mein Probepferd Quick Decision kennenlernen.Außerdem hatte ich mir vorgenommen mein Zimmer richtig einzurichten. Es würde ein aufregender Tag werden. Und dann war ich auch schon eingeschlafen.

ok Danke! :)