Amerika, dezember 2012: rettung der wildpferde

ok hat etwas seeeeeeeeeeeeeeeeeehr lange gedauert, aber jetzt ist er endlich d :D :

Amerika, Dezember 2012: Rettung der Wildpferde

Montag.

Um die Lage zu beschreiben: Lysander war vor Aufregung fast am hyperventilieren; Lucy kaute nervös an ihren Fingernägeln und ich regte mich über meine bereits abgekauten Fingernägel auf. Wir waren jetzt endlich auf dem Weg ins Reich der Wildpferde, Nordamerika. Wir hofften, dort ein paar Wildpferden helfen zu können.
Endlich waren wir am Flughafen. Wir stiegen aus dem Auto aus und machten uns auf den Weg zum Check-in Schalter…

Eine knappe Stunde später gingen wir durch den Flugzeugtunnel, um ins Flugzeug zu gelangen, wobei wir von ein paar Leuten spöttisch oder vergnügt gemustert wurden, weil wir, ich gebe es zu, nicht so aussahen wie Leute, die erste Klasse flogen. Ich trug, da meine Lieblingsfarbe momentan grün war, mein Blümchentop mit grünen Blumen dazu meine grüne Blümchenstrickjacke und Pumps in derselben Farbe. Das einzige was nicht grün war, waren meine hellblauen Hotpants. Ich glaube, es wäre besser gewesen, wenn ich mir normale Jeans angezogen hätte, mir war durch meine kurze Hose ziemlich kalt. Ziemlich bald waren wir an unseren Plätzen angelangt und setzten uns, kurze Zeit später hob das Flugzeug ab. Zuerst langweilte ich mich nur, aber dann fiel mir ein, dass ich noch ein Buch in meiner Tasche hatte. Zuerst las ich ein bisschen, dann schlief ich ein bisschen und als ich aufwachte, unterhielten sich Lysander und Lucy Ich brachte mich ein bisschen in das Gepräch mit ein und den Rest des Fluges beschäftigten wir uns mit verschiedenen Sachen, wie zum Beispiel dem „Filmspiel“ von Lysander.

Irgendwann Vormittags landete unser Flugzeug und Lilly zählte alle nötigen Infos für die „Mustangrettung“ auf: Wir bekamen einen Teampartner, mein Teampartner hieß Felix und kam ursprünglich aus Deutschland sein Pferd war ein Apaloosa, mit Namen Ginger. Mein Pferd war ein zuverlässiger, gescheckter Quarter Horse Wallach, der Fireheart hieß. Unser Zeitplan war folgender:

Montag: Ankommen, Ausruhen, Infos erhalten
Dienstag und Mittwoch: In die Wildnis und nach Pferden suchen, anrufen, wenn man was findet und anschließend um diese kümmern
Donnerstag: Freier Tag und am Nachmittag um 15:00Uhr geht’s nach Hause

Und das erste, was ich dann im Hotel tat, war ausruhen. Bis zum Abend. Und bis zum nächsten Morgen.

Dienstag.

Lucy, Lysander und ich waren schon früh am nächsten Morgen mit unserer geliehenen Rangerausrüstung zur Farm aufgebrochen. Dort angekommen wurden wir unseren Teamkameraden vorgestellt. Felix war ziemlich nett, aber sein Englisch war nicht ganz fehlerfrei, was unsere Gespräche ziemlich einschränkte, außerdem hatte ich keine Lust Deutsch zu sprechen, weil mir das auch nicht ganz leicht fiel und ich die letzten Monate, fand ich, genug Deutsch gesprochen hatte, außer mit Tom und Hanni.
(Ich schreib die englischen Gespräche auch einfach mal auf Deutsch) „Am besten reiten wir in das Wildpferdegebiet ein Stück südlich von hier, da gibt es viele Brände, übrigens wollten Ray und Lysander morgen auch dahin fahren.“, unterbrach Felix meine Gedanken. „okay“, antwortete ich. Also ritten wir los. Fireheart hatte weiche Gänge, die sich lange bequem sitzen ließen. Und so kamen wir in das Gebiet, wo wir hofften unser erstes Wildpferd einfangen zu können. Aber auch als wir geschlagene zwei Stunden die gesamte Umgebung abgesucht hatten, waren wir noch nicht fündig geworden, also beschlossen wir, eine Pause zu machen. Wir setzten uns dazu unter einen halb verkohlten Baum, der bei der brüllenden Hitze wenigstens ein bisschen Schatten spendete. Und so saßen wir da, schweigend. Glücklicherweise hatten wir ein paar Brote und massenweise Wasser mitgenommen, sonst wäre ich schon längst verdurstet, aber grade, als ich gemütlich an den Baum gelehnt meine Augen schließen wollte, um ein wenig vor mich hin zu dösen, wurde ich von einem lauten Wiehern hochgeschreckt und bekam auch gleich den Verursacher dieses Geräusches zu sehen. Es war ein geradezu winziges Pony, er hatte schwarzes Fell, das mit weißen Flecken versehen war. Der kleine Hengst rannte gehetzt auf uns zu, etwa fünf Meter, vor unserem Baum machte er einen Olympiareifen Full-stop und drehte in die andere Richtung, aus der er gekommen war, doch im nächsten Moment schien er denselben Gedanken wie ich zu haben und brach zur Seite aus. Felix und ich waren so überrascht gewesen, dass wir unfähig waren etwas zu tun, und erst jetzt fiel mir auf, dass die Wasserflasche, die offen neben mir gestanden hatte bei meinem plötzlichen hochschrecken umgefallen war und das Wasser über meine Hose in den trockenen Wüstensand lief. Ich vergaß sofort den Pony Hengst und stand fluchend auf. Felix drehte sich einen Moment später zu mir um und bekam einen heftigen Lachanfall, den Ich versuchte mit einem bösen Blick hinzunehmen, doch es gelang mir nicht und ich lachte mit. Doch schlagartig wurde Felix wieder ernst, er sah mich an und meinte: „Das Pony vorhin ist wahrscheinlich vor irgendwem oder irgendwas geflohen, vielleicht vor illegalen Tierfängern oder so, auf jeden Fall sollten wir hinterher, und es retten. Ohne seine Herde kann der kleine Hengst nicht lange in der Wildnis überleben, wir müssen ihm unbedingt helfen!“ „hm“, machte ich „Ja, du hast recht. In welche Richtung ist er noch mal gelaufen?“ „Etwa in nordöstliche Richtung.“ Ich musste mir ein Augenverdrehen verkneifen und antwortete leicht genervt: „Und wo bitteschön ist Nordosten? Immer diese Himmelsrichtungen! Ich war noch nie gut in Erdkunde gewesen.“ Felix grinste und zeigte in irgendeine Richtung „Da ist Nordosten.“. Na toll! Und was ist wenn wir uns in dieser Einöde verirren? Aber ich behielt meine Gedanken für mich, nickte stumm und stieg schweigend auf. Wir ritten fast eine ganze Stunde wortlos nebeneinander her, bis wir den kleinen Hengst wieder sahen. Er stand an einem kleinen Bach und trank Wasser daraus, erst jetzt fiel mir auf, dass der kleine Hengst verwundet war. Er blutete aus einer Wunde an der Flanke, nicht sehr stark, es könnte ein Streifschuss oder ähnliches sein. Ich machte Felix darauf aufmerksam und er meinte, dass Ich Recht haben könnte, mit meiner Vermutung. Aber hier draußen würde sich die Wunde zu schnell entzünden und wir müssten dem armen, kleinen Kerl unbedingt helfen. Also startete unsere „Operation: Pony retten“, indem Ich mich im Gebüsch um den Bach versteckte, und ein etwas altmodisch wirkendes Lasso in der Hand hielt „Das ist, falls der Kleine Angst kriegt und weglaufen will, nur sicherheitshalber.“, hatte Felix mir erklärt. Tja, jetzt stand ich hier mit einem Lasso in der Hand, obwohl ich noch nie vorher so ein Ding geworfen hatte, ich musste einfach hoffen, dass das Pferd keine Angst vor Felix kriegen würde.
Felix ging langsam, mit gesenktem Kopf auf das Tier zu und flüsterte immerzu: „Ich tu dir nichts. Bleib ganz ruhig, ich will dir nur helfen“. Zuerst wollte der Kleine abhauen, aber dann wurde er neugierig, er schien seine Verletzung fast gar nicht zu spüren, Er kam Langsam auf Felix zu. Doch Felix` ausgestreckte Hand zuckte leicht, der Hengst erschrak, sah mich im Gebüsch und dachte, er hätte keinen Ausweg mehr, also legte er die Ohren an und biss Felix ganz plötzlich in die Schulter, und zwar mit einer solchen Kraft, die man dem kleinen Pferd gar nicht zutraute, dann drehte der Hengst sich um, um auch mich zu attackieren. Währenddessen sank Felix, vor Schmerz leise stöhnend, auf den Boden. Ich glaubte, es sei die Zeit für mein Lasso gekommen und ich schwang es in Richtung Pony, aber ich verfehlte es um einen knappen Meter und der Hengst galoppierte davon, er hinterließ nur eine braungraue Staubwolke. Ich schaute zu Felix, er nahm gerade einen Verband aus unserem Verbandskasten, um sich diesen um den Arm zu wickeln. Als er dies nicht schaffte, ging ich zu ihm und wickelte ihm den Verband um den Arm. Dabei stellte ich fest, dass Felix` Verletzung zwar Wehtat aber nicht weiter gefährlich war. „Sollen wir die Leute auf der Farm anrufen, wegen dem Pony. Wie wäre es, wenn wir ihn Le petit Monsieur nennen? Ähh auf jeden fall können die ihn dann einfangen. Meinst du das geht?“, fragte ich ihn. Er musste kurz überlegen, bevor er antwortete: „Wir sollten unbedingt anrufen und fragen, ob sie unseren petit Monsieur einfangen können. Den Namen finde Ich übrigens sehr passend.“ Er holte sein Funkgerät aus der Satteltasche und versuchte die Leute auf der Farm zu erreichen. Doch keins seiner Funksignale kam durch und er lehnte sich, entnervt stöhnend gegen Ginger. Schließlich platzte ich heraus: „Na toll! Heißt das, dass wir den kleinen alleine einfangen müssen?!“ Felix nickte einfach nur.
Etwa zwei Minuten später entschlossen wir uns, endlich mal los zu reiten. Und nach weiteren zehn Minuten reiten sahen wir den Hengst wieder, er war wahrscheinlich gestolpert, und lag jetzt auf dem Boden seine Verletzung sah jetzt extrem heftig aus und Felix und ich konnten ihn einfach nur entsetzt anstarren. Felix fand seine Worte schneller wieder als ich und reagierte: „Los Cloe kümmer du dich um den kleinen, der Verbandskasten ist noch in einer meiner Satteltaschen. Ich versuche die Leute auf der Farm zu erreichen!“ ich wollte noch erwiedern, dass ich nicht wusste, wie man sich um solche schweren Verletzungen kümmert, aber Felix sah nicht so aus, als ob er jetzt wiederspruch dulden konnte. Also rannte ich zu Ginger, holte den Verbandskasten und lief dann zu dem kleinen Monsieur. Der lag mit seltsam verdrehten Augen da, seine Verletzung blutete sehr stark, sofort stach mir der ekelhafte Blutgeruch in die Nase und mir wurde schlecht. Ich wollte die Verletzung nicht mal genauer ansehen, so schlimm hatte sie schon von weitem ausgesehen. Aber ich hatte mich schnell wieder im Griff und schaute zur Flanke des Monsieur, das, dass ich da sah ließ mich, würgend vor Übelkeit zurück auf den Boden fallen und dann wieder dieser Blutgeruch, es wurde schwarz, ganz kurz, dann schlug ich die Augen wieder auf, ich durfte jetzt nicht ohnmächtig werden, vielleicht könnte es dem kleinen Monsieur das Leben kosten, oder das Bein. Also rappelte ich mich wieder auf, aber nur ein Blick auf die Verletzung, und ich konnte nichts mehr gegen die Schwärze um mich tun. Bis auf Felix Namen rufen, er könnte dem Hengst bestimmt Helfen.

Als ich aufwachte, musste es nachts sein, denn der Himmel war schwarz…Wo waren die Sterne?! Jetzt erkannte ich, dass ich nicht unter freiem Himmel, sondern in einem Haus geschlafen hatte. Ich setzte mich auf, mein Kopf tat noch ein bisschen weh, und als ich mich im Raum umsah, merkte ich, dass niemand hier war, also rief ich laut: „Hallo? Ist jemand hier?“ und sofort antwortete eine Stimme in perfektem Englisch: „Ja, ich bin hier“ Irrte ich mich, oder war es tatsächlich Toms Stimme? Ich rief auch direkt zurück: „Tom?“ Und die Antwort kam auch sofort: „genau der!“ Tom trat grinsend ins Zimmer „Hey Süße, wie geht’s?“ Ich antwortete nicht. Tom grinste mich einfach nur an. Woraufhin ich sagte: „Normal.“. Ich schwieg, bis mir schließlich wieder einfiel, warum ich überhaupt hier war. Ich sah Tom leicht erschrocken an und fragte mit verzweifelter Stimme: „Was ist überhaupt mit dem kleinen Monsieur? Ist er tot?“ „Jetzt wird nicht gleich hysterisch Cloe, das Pferd, das ihr fangen wolltet hatte nur einen kleinen Kratzer, mehr nicht.“ Ich sah Tom empört an „Ja klar! Nur ein kleiner Kratzer! Deshalb falle ich ja auch gleich in Ohnmacht!“ Tom grinste mal wieder, konnte er nichts anderes tun, als mich anzugrinsen? Das machte mich irgendwie aggressiv, deshalb stolzierte ich aus dem Zimmer, Ich konnte geradezu spüren, wie er mir hinterhergrinste.
Jetzt wollte ich erst einmal zu dem kleinen Monsieur und gucken, ob es ihm gut ging. Es dauerte (nur!) fünf Minuten, bis ich die Box fand, in dem der kleine Monsieur stand, es hing ein Zettel davor mit seinen Daten, daran erkannte ich die Box überhaupt. Ich musste sofort über die Boxentür gucken und da sah ich den Kleinen: es schien ihm gut zu gehen, er hatte einen Verband um seine Verletzung, es sah etwas seltsam aus, aber er schien keine Schmerzen zu haben, das einzige, was mich jetzt interessierte war, was er überhaupt für eine Verletzung hatte. Mit Sicherheit war es kein kleiner Kratzer, dafür brauchte man keinen Verband, sondern ein Pflaster. Für einen Streifschuss war die Verletzung zu groß, für einen richtigen Schuss, zu klein. Ich beschloss Felix zu fragen, der hatte schließlich alles mitbekommen, was ich verpennt hatte. Aber er war nirgendwo zusehen, also beschloss ich, ihn morgen zu fragen.
Kurze Zeit später hatte ich mich vom kleinen Monsieur verabschiedet und war auf dem Weg zu meinem Schlafraum, als ich Felix begegnete bevor ich irgendetwas sagen konnte sagte er schon: „Hey Cloe, Ich soll dir von diesem Tom, der gerade hier war noch was ausrichten, er meint, du sollst ihn übermorgen im Café „Big Eagle“ um 11.00 Uhr treffen.“ Ich sah Felix empört an, als er meinen Blick bemerkte meinte er: „Ist was?“ Worauf ich ihn einfach nur weiter empört ansah. Er meinte, er könnte jetzt gehen, aber ich hielt ihn zurück: „Hat er gesagt, er würde sich gerne mit mir treffen, oder ich soll ihn treffen?“ Jetzt schien Felix zu begreifen, warum ich so empört geguckt hatte „Er sagte ganz eindeutig: Du sollst dich mit ihm treffen.“ Ich schnaubte wütend durch die Nase, bedankte mich aber trotzdem bei Felix und ging in mein Zimmer. Das war doch unglaublich! Jetzt meinte Tom auch noch, er könnte mir durch andere Leute Befehle erteilen! Wenn er sich mit mir treffen will, dann soll er mir das gefälligst selber sagen! Mit diesem Gedanken schlief ich ein, weil ich trotz meines einstündigen Burn-out sehr müde war.

Mittwoch.

Wieder in der Wildnis. Wo man hinguckt, nur leere Landschaft. „Und hier sollen wir Wildpferde finden?“, fragte ich skeptisch. Felix antwortete nicht. Vielleicht war er genauso skeptisch, wie ich. Auf jeden Fall mussten wir hier ein paar Wildpferde finden. Felix schien dasselbe zu denken und ritt mit Ginger voran. Ich beschloss mit Fireheart hinterher zu reiten. Jetzt dauerte es länger, bis wir das erste Wildpferd sahen, aber es war nicht nur ein einziges, es waren mindestens 200 wilde Pferde, Ich schaute die gigantische Herde fasziniert an. Bis ich bemerkte, dass ein Pferd auf die Herde zulief. Bei genauerem hinsehen konnte ich aber erkennen, dass das Pferd nicht auf die Herde zulief, sondern sich von der Herde entfernte. Und zwar humpelnd. Ich machte Felix darauf aufmerksam, Er holte ein Fernglas aus einer Satteltasche und setzte es an die Augen. Kurz darauf meinte er: „Wieder ein Hengst. Er scheint ausgestoßen worden zu sein. Siehst du? Der Leithengst verscheucht ihn gerade.“ Er reichte mir das Fernglas und ich sah das Pferd, das sich von der Herde entfernte, ein anderes Pferd jagte ihm hinterher. „Aber warum?“, fragte ich. Felix antwortete nicht. Ich fragte mich insgeheim, was er vorhatte. Er ritt wortlos los. Ich warf noch einen letzten Blick auf das Pferd, es hatte eine undefinierbare Farbe: es war ein mix aus rötlich, bräunlich und weiß mit dunklem Kopf, Mähne und Schweif. Anscheinend hielt Felix das Pferd für unwichtig, ich hingegen machte mir Sorgen um das Pferd, in meinem Kopf hatte ich ihm den Namen Evening Light gegeben, weil ich irgendwie fand, dass der Name passend war. Nach einer weiteren halben Stunde fanden wir ein einzelnes Pferd in einer eigentümlichen Falle: das Pferd hatte sich in einer Art grobem Draht-Netz verfangen und lag halb verhungert und verdurstet am Boden, wir hatten Glück, dass es noch nicht von einem wilden Tier gefressen worden war. Wir informierten die Leute von der Farm und die helle Stute mit Rotbraunem Kopf wurde abtransportiert. Für mich hatte sie den Namen Wild Love, Das passte irgendwie. Ich teilte den Farmleuten den Namen mit, sie schrieben sich Namen und Fundort auf und gingen. Felix wollte noch in der näheren Umgebung weitersuchen, also ritten wir weiter; und sahen einen alten bekannten: Evening Light. Er lief wild umher und schien total verrückt zu sein. Er hatte eine Bisswunde am Hinterbein, leicht unterhalb des Sprunggelenks. Anscheinend war er von einem dieser Riesenhaften Wildhunde angegriffen worden, denn für eine Raubkatze war der Biss nicht sauber genug. Aber gegen die Wildhund-Theorie sprach, dass es nur ein einziger Biss war, Wildhunde griffen immer in Rudeln an. Das war seltsam. Aber das Pferd war verletzt und hier draußen total verloren. Deshalb mussten wir ihn einfangen. Felix schien dasselbe zu denken, denn er sagte: „Wir müssen ihn wohl doch einfangen, ich hatte gehofft, er würde nicht angegriffen werden und sich eine neue Herde suchen.“ Ich nickte. Felix fuhr fort: „Er ist total verängstigt, wir können ihn nicht wie die anderen fangen, er würde zu weit weglaufen und dadurch hätte er Schmerzen in der Verletzung, die sich wahrscheinlich sowieso entzünden wird. Ich denke, er ist stark genug um eine Betäubung zu verkraften, hingegen zum kleinen Monsieur und der Stute vorhin.“ Ich nickte nur und Felix schnallte ein langes Betäubungsgewehr, das mir bisher noch nicht aufgefallen war, von Gingers Rücken und zielte sorgfältig. Jetzt ging alles sehr schnell: Ein leises Schussgeräusch, Evening Light fiel um und Felix fing an, laut zu fluchen: „Verdammter Bullshit! Die Dosis war zu stark! Scheiße! Scheiße! Scheiße!!“ Er sah mich an „Ruf die Leute von der Farm, Cloe. Mach aber schnell!“ Ich eilte sofort los, nahm das Funkgerät und gab den Leuten von der Farm Bescheid. Die kamen noch schneller als sonst, Das Pferd wurde sofort abtransportiert und behandelt. Eine Überdosis Betäubungsmittel kann bei einem Pferd so wirken, wie eine Überdosis Schlaftabletten bei einem Menschen, doch das schlimmste war, dass niemand die Folgen im Voraus einschätzen konnte, bei jedem Pferd unterschied sich die Stärke der Wirkung. Unser Pferde-Fang-Tag hatte zwar nicht besonders lange gedauert, aber dennoch waren wir todmüde und ritten ganz gemächlich zurück zur Farm.

Wieder angekommen an der Farm, statte ich erst dem kleinen Monsieur einen Besuch ab, danach war Wild Love dran und zum Schluss schaute ich noch bei Evening Light vorbei. Dann legte ich mich in meinem Zimmer auf das Bett und mir fielen sofort die Augen zu.

Donnerstag.

Ich wachte auf, als es bereits 10.00Uhr war. Wenn ich
pünktlich um 11.00Uhr beim „Big Eagle“ sein #
wollte, musste ich mich beeilen und meinen geplanten
Besuch bei den Pferden ausfallen lassen. Ich musste an
Cooper und meine Schwierigkeiten mit ihm denken, er
war Schreckhaft geworden, was mir aber erst in den
letzten Tagen vor der Abreise aufgefallen war. Jetzt
musste ich mit ihm noch mal von ganz vorne anfangen
und komplett neues Vertrauen zu ihm aufbauen. Ich
schob diese Gedanken zur Seite und dachte anstatt dessen
an mein bevorstehendes Treffen mit Tom.
Eigentlich freute ich mich nicht so darauf. Aber
das mit dem Befehl war wahrscheinlich nur etwas
unglücklich formuliert gewesen. Und das mit dem
dümmlichen gegrinse – ich grinste ja auch, wenn ich
glücklich war. Dieser Gedanke erheiterte mich auf
mysteriöse Art und Weise.

Ich stand pünktlich um 11.00Uhr vor dem Big Eagle. Es
war ein modernes, aber dennoch gemütliches Café. Ich
trat durch die Glastür und fand mich in einem hübschen
Raum mit schwarz-weißen Wänden und grünen Möbeln
wieder. Weil ich Tom nicht sah, setzte ich mich an einen
freien Tisch und sah mir die Getränkekarte an. Als die
Kellnerin um ca. 11.15Uhr kam, bestellte ich einen
Milchkaffe. Aber Tom kam immer noch nicht. Wenig
später kam mein Milchkaffe, aber Tom nicht. Ich
schaute auf mein Handy, aber auch keine
Nachricht oder einen entgangenen Anruf. Langsam
begann ich, mir Sorgen zu machen.
Vielleicht war ihm was passiert. Da klirrte die Eingangstür und jemand trat ein: Es war Tom. Erst stieg Erleichterung in mir auf, dann Wut. Warum hatte er mich so lange warten lassen? Ich stand nicht mal auf, um ihn zu begrüßen, als er an meinen Tisch kam. Er schien das auch gar nicht zu erwarten, sondern setzte sich einfach nur und bestellte sich einen Cappuchino. Erst dann sah er mich richtig an und platzte heraus: „Komm zurück nach Amerika.“ Mehr sagte er nicht, das brauchte er auch gar nicht, denn ich gab bissig zurück: „Wie wärs mit einem Hi Cloe, danke dass du solange gewartest hast? Ist dir das zu viel Sprecharbeit oder wie?“ Er sollte ruhig spüren, dass ich heute Morgen besseres zu tun gehabt hätte, als auf ihn zu warten und mir dann anhören zu müssen, ich solle zurückkommen. Meinetwegen könnte er mich ja bitten zurückzukommen, aber das ging auch netter. Ich persönlich wollte aber gar nicht mehr zurück, Deutschland war jetzt meine neue Heimat. Das wurde mir erst in diesem Moment richtig bewusst. Auf jeden Fall blieb Tom jetzt still. Das war auch gut so, denn langsam machte er mich richtig aggressiv. Ich legte ihm die Rechnung von meinem Milchkaffe neben seine eigene und ging.

Mittlerweile war es kurz vor zwölf und ich packte meinen Koffer. Ich war immer noch sauer auf Tom, er schien, mich die ganze Zeit nur rumkommandieren zu wollen. Ich schloss die Augen, zählte langsam bis zehn und öffnete sie dann wieder. Jetzt war ich wieder ruhig. Bald war ich wieder in Deutschland.

Irgendwie musste ich die drei Stunden bis zum Abflug totgeschlagen haben, aber auf jeden Fall saß ich jetzt im Flugzeug und wartete nur noch auf den Start, wohl eher auf die Landung. Und ich schlief ein und schlief auch den ganzen Flug lang. Bis zum Ende, bis ich Zuhause war, wirklich Zuhause.

zu meiner entschuldigung: ich hab mir den bericht NICHT vor dem abgeben durchgelesen (einfach kb)